Offenbarung-08: Das siebte Siegel und vier Posaunen

Der Sieg Christi

 

 

 I.   Einleitung

In diesem Kapitel wird der progressive Parallelismus deutlich sichtbar. Das Lamm öffnet das siebte Siegel und die sieben Posaunen werden wirksam. Das heisst; nach sechs Siegeln beginnen die Engel die sieben Posaunen zu blasen. In sechs Tagen hat Gott die Welt erschaffen und am siebten Tag ruhte er. Sieben bedeutet göttliche Vollkommenheit. Die Offenbarung handelt von insgesamt 21 Gerichten (d. h. 3 x 7). Den sieben Posaunen folgen die sieben Plagen (Zornschalen, ab Kap. 16).

Dabei handelt es sich nicht immer um dieselben Ereignisse, die in gesteigerter Intensität zum Ausdruck kommen.

 

 II.   Siebtes Siegel – Gebet und Antwort (V. 1-5)

Verse 1-2: Das siebte Siegel wird geöffnet.
Statt Donnerstimmen vor dem Thron, tritt im Himmel eine grosse Stille ein. Eine halbe Stunde lang dauert diese grosse Stille im Himmel. Mit Spannung warten alle auf das, was folgen wird. Es ist wie mitten im Auge eines Hurrikans.

Als Gottes Volk von den Babyloniern bedroht wurde und die Zerstörung Jerusalems kurz bevorstand, sagte der Prophet (Hab 2,20): „Der Herr ist im Tempel seiner Heiligkeit, Stille vor ihm, ganze Erde!“ Der Prophet sieht, dass der Herr bereit ist, seinem Volk mit grosser Macht zu Hilfe zu kommen, sein Volk zu retten und alle Feinde zu richten. Eine ähnliche Situation findet nun mit dem Römerreich statt, deshalb ist es so still im Himmel.

Verse 3-5: Mit dem goldenen Altar ist der Räucheralter im inneren des Tempels gemeint.
Er stand vor dem grossen Vorhang, der das Heiligtum vom Allerheiligsten trennte (Ex 30,6; Hebr 9,3-6). Einmal im Jahr (am Jom Kippur) wurde der Räucheraltar (oder mindestens das Räucherwerk) ins Allerheiligste gebracht, um dort vor der Bundeslade zu räuchern (Lev 10,1; 16,12). Der Engel stellt den Priester im AT dar, der Räucheropfer darbrachte. Auch in unserer Szene steht der ganze Räucheraltar vor dem himmlischen Thron. Von dort aus geht Gottes Macht und Herrschaft. Der Ausdruck „viel Räucherwerk“ beinhaltet nicht bloss die Gebete der Seelen unter dem Altar, sondern alle Gebete der Heiligen. Ein Engel tritt an den Altar und vermischt das Räucherwerk mit den Gebeten der Heiligen vor dem Herrn. Anschliessend füllt er die Räucherpfanne mit Feuer des Gerichts und wirft sie auf die Erde, so dass es blitzte und donnerte und die Erde erbebte. Erdbeben sind bekannte Bilder aus dem AT, die Gottes Gericht beschreiben gegen die heidnischen Nationen (Jes 29,6; Joel 4,16). Diese Reaktion des Himmels ist eine symbolische Antwort auf die Gebete der Heiligen (Lk 18,1-8).

 

 III. Die ersten vier Posaunen (V. 6-12)

Im AT gebot der Herr dem Mose zwei silberne Trompeten anzufertigen, die dem folgenden Zweck dienen sollten (Num 10,1-10): Die ganze Gemeinde zu versammeln. Die Volksgemeinde vom Lager aufbrechen zu lassen. Den Beginn eines Krieges zu signalisieren. An Festtage und Monatsanfänge zu erinnern.

Später wurden die Trompeten auch als Warnung vor herannahenden Gefahren geblasen (Am 3,6; Hos 5,8), vor drohendem Gericht (Joel 2,1), oder eine heilige Volksversammlung einzuberufen (Joel 2,15).

Vers 6: Die sieben Posaunen symbolisieren ein teilweises Gericht über Gottlose.
Sie dienen als Warnung eines grösseren Gerichtes das kommen wird. Ähnlich wie bei den ägyptischen Plagen, die sich steigerten bis zum Tod aller Erstgeburt. Auf der andern Seite rufen die vier Posaunen auch zur Umkehr auf, deshalb folgt auf ihre Ankündigung nur ein teilweises Gericht.

Vers 7: Der erste Engel bläst die Posaune – Die Erde ist betroffen.
Hagel und Feuer fallen auf die Erde. Der dritte Teil der Erde verbrennt.

Verse 8-9: Der zweite Engel bläst die Posaune – Das Meer ist betroffen.
Ein feuriger Berg stürzt ins Meer. Der dritte Teil des Meeres wird zu Blut.

Verse 10-11: Der dritte Engel bläst die Posaune – Die Flüsse sind betroffen.
Ein grosser Stern mit dem Namen „Wermut“ fällt vom Himmel. Der dritte Teil des Wassers wird bitter.

Vers 12: Der vierte Engel bläst die Posaune – Die Himmelskörper sind betroffen. Die Sonne, der Mond und die Sterne verlieren teilweise ihr Licht. Ein Drittel des Tages verliert sein Licht.

 

 IV. Der Adler, Verkündiger des Unheils (V. 13)

Wer sich von diesen vier Posaunen nicht warnen lässt, dem stehen drei fürchterliche Gerichte bevor.

Der fliegende Adler am Himmel kündigt die endgültige Zerstörung an. Er symbolisiert Schnelligkeit, mit der er sein Opfer überraschen kann. Seine scharfen Augen symbolisieren den Überblick über das was auf Erden geschieht. Seine Stimme ist von allen Menschen hörbar. Sie warnt mit drei Wehrufen auf das bevorstehende Unheil. Sie bedroht die Menschen in ihrer geistigen Existenz.

 

V.  Schlussfolgerung

Die Gläubigen rufen (6,10): „Wie lange noch, Herrscher, Heiliger und Wahrhaftiger, zögerst du, zu richten und unser Blut zu rächen an denen, die auf der Erde wohnen?“

Gott antwortet mit andern Worten: „Wartet, ich möchte die Ungläubigen zuerst warnen, bevor ich sie endgültig richte. Sie sollen die Gelegenheit zur Umkehr bekommen. Darum habt noch eine kurze Zeit Geduld!“

Gott lässt die Menschen durch Naturkatastrophen auf das Endgericht warnen, dem niemand zu entgehen vermag. Das Ziel seiner Warnung soll die Menschen zur Umkehr bewegen. Gott will nicht zerstören, sondern retten. Es gibt viel zu lernen vom Wetter!

Diese Katastrophen sollen auch uns aufwecken und daran erinnern, dass die Welt nicht unser endgültiges Zuhause ist. Wir lassen und besser warnen, so lange es noch Zeit ist und machen uns bereit, für den unvergänglichen und unzerstörbaren Himmel. Wenn die Probleme des Lebens uns auf die Knie zwingen, dann ist es Zeit zu rufen (Lk 18,13): „Gott, sei mir Sünder gnädig!“