Offenbarung-09: Der Beginn des Unheils

Der Sieg Christi

 

 

 I.   Die fünfte Posaune – erstes Unheil (V. 1-12)

Vers 1: Der fünfte Engel bläst die Posaune.
Damit beginnt das erste Unheil, das über die gottlosen Menschen hereinbricht. Die folgenden drei betreffen nur die, welche Satan folgen. Wer sich zu Christus bekehrt, kann sich den folgenden Wehen entziehen.

Johannes sieht einen bereits gefallenen Stern. In Kapitel 8,10 sah er einen grossen Stern aus Materie fallen. Doch hier sieht Johannes einen personifizierten Stern, der „gefallen war.“ Das Böse fällt, während das Gute herabsteigt.

Dieser Stern symbolisiert nicht eine menschliche Person, sondern eine dämonische, z. B. ein Engel Satans oder Satan selbst (siehe Vers 11). Jesus sagte zu seinen Jüngern (Lk 10,18): „Ich sah den Satan wie ein Blitz vom Himmel fallen.“ Und in Joh 12,31: „Jetzt ergeht das Gericht über diese Welt, jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden.“ Satan ist teilweise gefallen, aber der endgültige Todesstoss erfolgt später. Mit dem Tod Jesu am Kreuz, wurde Satan besiegt (12,9-10; Kol 1,15). Der endgültige Todesstoss erfolgt bei der Wiederkunft Christi (20,10).

Dem Stern, d. h. dem Dämon wurde der Schlüssel zum Abgrund (ἄβυσσος) gegeben. Das ist ein bodenloser Schacht, oder finstere Höhlen im Untergrund (2Petr 2,4), wo die Geister des Bösen auf ihr Gericht warten. Es ist hier nicht der Feuer- oder Schwefelsee gemeint, der für den Teufel und seine Engel bestimmt ist (20,10; Mt 25,41). Der allmächtige Gott hat die Kontrolle, wem was gegeben oder entzogen wird. Gehen wir davon aus, dass der Stern Satan ist, dann besitzt er noch einen Schlüssel, der seine Macht symbolisiert.

Vers 2: Der Stern öffnet die Pforte des Abgrunds.
Schmutzig dunkler Rauch steigt aus dem Schacht, wie aus einem Ofen. Bei diesem Ofen handelt es sich nicht um die Hölle (= Gehenna), oder den Feuersee! Es ist ein finsterer Schacht, der von Sünde schmutzig ist, wie dunkler Rauch. Der Rauch symbolisiert die Auffassungen und den Einfluss des Teufels. Ein Ort der dämonischen Geister, d. h. allem was böse ist.

Vers 3: Heuschrecken kommen mit grosser Macht auf die Erde.
Heuschrecken stehen in der Bibel als Symbol für Verwüstung und Zerstörung (Ex 10; Joel 1-2). Der Prophet Joel spricht vom grossen Gerichtstag Gottes, der durch eine Heuschreckenplage alles vernichten wird. Heuschreckenschwärme sind eine passende Darstellung für zerstörerische Wirkung. Diese Heuschrecken besitzen Stacheln wie Skorpione. Mit ihrem Stachel fügen sie den Gottlosen grosse Schmerzen zu. Das meinte auch Rehabeam, als er das Volk warnte (1Kön 12,11). Sie fressen also nicht, sondern sie stechen!

Vers 4: Alle Gottlosen werden bestraft.
Die Versiegelten bleiben von der Plage verschont. Erinnern wir uns noch an die abschliessende Frage (6,17): „Wer kann da bestehen?“, wenn all diese schrecklichen Ereignisse stattfinden? Hier wird die Antwort praktisch, so dass die Gläubigen sich keine Sorgen zu machen brauchen. Die Heuschrecken sollen nur die gottlosen Menschen quälen.

Vers 5: Fünf Monate lang werden Gottlose gepeinigt.
Die Plage ist auf fünf Monate begrenzt und bedeutet noch nicht das Ende. Würde sie länger andauern, dann würden alle an der Plage sterben. Doch es geht nicht um Tötung, sondern um Peinigung.

Vers 6: Die Menschen sehnen sich zu sterben.
Der Gottlose findet keinen Frieden für seine Seele, solange er sich im unversöhnten Zustand mit dem Schöpfer befindet. Der physische Tod bringt keine Erleichterung für die gepeinigte Seele (Lk 16,23).

Verse 7-10: Die heuschreckenartigen Wesen.
Von der Funktion weg, beginnt hier die Beschreibung der bedrohlichen Wesen. Sie sind bereit zum Krieg. Diese Beschreibung erinnert stark an die Vision Joels (Joel 2,4). Dabei muss das Wörtchen „wie“ (7x) oder „gleich“ (1x) beachtet werden! Johannes versucht durch die symbolische Sprache sich verständlich zu machen. Ihre angebliche Siegesmacht ist nicht für immer, sondern wurde stark beschränkt.

Vers 11: Der König des Abgrunds.
„Die Heuschrecken haben keinen König ...“ (Spr 30,27), doch unsere Heuschrecken in Kapitel 9 schon. Ihr König ist der „Engel des Abgrunds“. Das ist der gefallene Stern vom Himmel (V. 1). Der Name dieses Königs ist das Wesentliche: Hebräisch Abaddon = Verwüstung, Vernichtung. Im AT kommt dieser Begriff sechs Mal vor. Der Begriff steht für Scheol oder im NT für Hades. Der Begriff bedeutet Land der Toten, Finsternis, Ort der Vergessenheit. Griechisch Apollyon = Zerstörer. Damit wird gesagt, dass diese Begriffe in allen Sprachen dasselbe bedeuten.

Vers 12: Das Ende des ersten Unheils.
Das zweite Unheil endet in Kapitel 11,14. Das dritte Unheil beginnt in Kapitel 11,15 (bei der siebten Posaune).

 

II.   Die sechste Posaune – zweites Unheil (V. 13-21)

Vers 13: Der sechste Engel bläst die Posaune.
Damit beginnt das zweite Unheil, das über die Menschen hereinbricht. Eine Stimme geht von den vier Hörnern des Räucheraltars aus (Ex 37,25). Der Räucheraltar stand im AT meistens im Heiligtum. Es wird uns nicht gesagt, wessen Stimme es ist, die von den vier Ecken des Altars spricht (vergl. 16,7). Sicher ist, dass es sich um einen göttlichen Auftrag handelt. Gott reagiert nun auf die Gebete der Heiligen (8,3-5).

Vers 14: Der sechste Engel empfängt einen Auftrag.
Vier Engel sind gefesselt am Fluss Euphrat. Wir wissen nicht, ob es sich um gute oder böse Engel handelt, doch das ist nebensächlich. Nebensächlich ist auch, ob diese vier Engel dieselben sind, die an den vier Ecken der Erde standen (7,1). Viel wichtiger ist die Tatsache, dass diese vier Engel Gottes Terminkalender ausführen. Der Euphrat spielte in der Geschichte Israels schon früh eine bedeutende Rolle (Gen 15,18; Ex 23,31). Der Fluss stellte später die östliche Grenze des römischen Reiches dar.

Der sechste Engel soll die vier Engel losbinden. Die ersten vier Trompeten brachten im römischen Reich Naturkatastrophen. Die fünfte Trompete brachte durch die Heuschrecken grosse Plagen über die Gottlosen im römischen Reich. Die sechste Trompete bringt nun Feinde ins Land, die das römische Reich von Aussen angreifen.

Vers 15: Die vier Engel erhalten einen Auftrag.
Sie wurden auf diesen Tag gefesselt bereitgehalten. Die Tatsache, dass es vier Engel sind, hat damit zu tun, dass sie das Reich von allen Seiten angreifen. Ihr Auftrag lautet, einen Drittel der Menschen zu töten.

Vers 16: Die unzählbaren Reiterheere.
Die Reiter der Parther, die östlich des Euphrats lebten (und südlich des Kaspischen Meeres), waren sehr gefürchtet. Die Römer erlitten 53 v. Chr. eine grosse Niederlage durch die Parther. Die Parther waren jedoch nicht verantwortlich für den endgültigen Fall Roms, deshalb sollten sie auch nicht als buchstäbliche Bedrohung betrachtet werden. Diese Darstellung des Johannes erinnert vielmehr, auf symbolische Art, an die unzählbaren und starken Reiterheere der Parther.

Die Zahl von 200 Millionen weist auf die unüberblickbare Streitmacht hin, die sich wie eine Flut über das Land ergiesst. Sie darf niemals wörtlich genommen werden. In Vers 17 wird von einer „Erscheinung“ (ὅρασις = Vision) gesprochen.

Verse 17-19: Die mächtigen Pferde und ihre Reiter bringen ein Drittel der Menschen um.
Der göttliche Auftrag der vier Engel wird durch die mächtigen Pferde und ihre Reiter ausgeführt. Das heisst vermutlich, dass sich die Engel plötzlich in eine riesige Armee verwandeln (wie in modernen Since Fiction Filmen, in denen dies mit modernster Technik visuell dargestellt wird).

Vier Engel werden zu einer einzigen Armee im geistigen Sinn. Die Erscheinung der Reiter:

Ihre Panzer – feuerrot – wie Feuer, dunkelblau – wie Rauch, schwefelgelb – wie Schwefel.

Ihre Pferde – wie Löwenköpfe – ein Vorgeschmack auf die Hölle, aus ihren Mäulern kommt – Feuer, Rauch und Schwefel, Schwänze wie Schlangen mit Köpfen – giftiger Todesbiss.

Die drei Plagen sind Feuer, Rauch und Schwefel.

Verse 20-21: Der Rest der Gottlosen.
Sie sehen keinen Grund, ihr gottloses Leben zu ändern. Sie morden, zaubern, sind unzüchtig und stehlen immer weiter.

 

 III. Schlussfolgerung

Die drei Tragödien, Plagen (= Unheil): Peinigende Heuschrecken (9,1-12, fünfte Trompete). Tödliche Engelarmee (9,13-21, sechste Trompete). Zerstörende Wiederkunft Christi (11,15-19, siebte Trompete).

Die Sünden der Menschen bringen dieses Unheil selbst über sich, nicht etwa ein rachesüchtiger Gott! Paulus sagt (Röm 6,23a): „Der Sünde Sold (Lohn) ist Tod.“ In Kapitel 8 haben wir erfahren, welche tödlichen Auswirkungen die Sünde auf die gesamte Schöpfung hat. In Kapitel 9 lernen wir, dass die Sünde tiefgreifende Folgen nicht nur auf die Schöpfung, sondern auch auf die Menschen hat. Eine Welt ohne Gott ist dem Untergang geweiht. Darum kehre um, solange es noch „heute“ heisst (Hebr 3,15)!