Offenbarung-13: Die beiden wilden Biester

Die Offenbarung

 

 

 I.   Einleitung

Das Kapitel 13 bildet den Kern der Offenbarung. Vier Angriffsversuche misslangen dem Drachen bereits. Nun versucht er zwei Streitkräfte zu mobilisieren, die ihm helfen sollen, Gottes Heilsplan und Gottes Gemeinde zu zerstören.

Der Drache, das Meeresungeheuer und das Landbiest, bilden die boshafte Trinität oder die unheilige Allianz.

- Der Drache = der Teufel, der alle Menschen verführt (12,9).

- Das Meeresungeheuer = die politische Macht, Regierungen (13,2).

- Das Landbiest = der falsche Prophet, Religionen (13,12; 19,20).

Dabei geht es um eine schwere Christenverfolgung, die Christen entweder dazu zwingt, ihren Glauben an Jesus zu verleugnen oder zu sterben. Satan hält ständig Ausschau nach weiteren Werkzeugen, durch die er seine zerstörerische Macht auf Erden ausüben kann. Auch Gott sucht Helfer, die ihr Leben dem Guten weihen. So entscheidet schliesslich jeder Mensch selbst, ob er ein Werkzeug Satans oder ein Werkzeug Gottes sein will (Röm 6,13).

 

II.   Das Meeresungeheuer (V. 1-10)

Vers 1: Das Tier aus dem Meer.
Das Meer war für die Menschen damals besonders unberechenbar und gefährlich. Jesaja vergleicht den Aufruhr der Völker mit dem tosenden Meer (Jes 17,12). Jesaja vergleicht die Gottlosen mit dem aufgewühlten Meer (Jes 57,20). Jeremia beschreibt den Untergang Babels, das von tosenden Meereswellen überschwemmt wird (Jer 51,42.55). Hesekiel spricht von den Nationen, die Tyrus bedrohen werden, wie das ansteigende Meer (Ez 26,3). Daniel sieht in seiner Vision „vier grosse Tiere“ aus dem Meer heraussteigen (Dan 7,2). In diesen Stellen symbolisiert das Meer die Nationen, die Menschheit.

Doch in unserem Text symbolisiert das Meer den Abgrund (11,7; 17,8). Das Tier steigt von unten herauf, d. h. vom Abgrund (11,7). Das deutet auf seinen teuflischen Ursprung hin. Alles, was von unten kommt, ist vom Teufel. Im Gegensatz dazu heisst es: „Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben, vom Vater der Himmelslichter ...“ (Jak 1,12).

Das Meeresungeheuer ahmt das Lamm nach (wie das Landbiest in Vers 11): Es hat Hörner, wie das Lamm (Offb 5,6). Es hat Diademe, wie das Lamm (Offb 19,12). Es besitzt Namen, wie das Lamm (Offb 19,12). Es empfängt Vollmacht (ἐξουσία) und Macht oder Gewalt (δύναμις), wie das Lamm (Offb 5,9.12). Es weist eine geheilte Todeswunde auf, wie das Lamm (Offb 5,6). Es wird verehrt, wie das Lamm (Offb 5,13).

Ein wichtiger Wesenszug Satans ist seine Nachahmungskunst. Er äfft Gott und das Lamm nach (2 Kor 11,13-14). Er hat seinen eigenen Thron und seine eigenen Anbeter (Offb 13,2.4). Er gibt vor, zur Wahrheit zu stehen und vermischt Wahrheit mit Lüge, denn er ist der Vater der Lüge (Joh 8,44; 14,17; Gen 3,4-5).

Die zehn Hörner weisen auf seine grosse Macht und Stärke hin.

Die sieben Köpfe symbolisieren seine Schlauheit und Durchtriebenheit.

Die zehn Diademe deuten auf seine Herrschaft.

Die Lästernamen stehen für die respektlose Haltung gegenüber dem allmächtigen Gott und allem was heilig ist.

In Kapitel 17 erhalten wir zusätzliche Informationen.

Das Meeresungeheuer ist eine politische Weltmacht, die über viele Nationen herrscht. Es besteht keinen Zweifel, dass die römischen Kaiser diese Macht besassen. Domitian war einer dieser Kaiser, der in der Zeit herrschte, als Johannes die Offenbarung schrieb. Die römischen Kaiser wurden von der Bevölkerung angebetet und zunehmend als Gottheit verehrt. Die römische Weltmacht bescherte den Christen, in den ersten drei Jahrhunderten, ein Leben in Angst und Verfolgung.

Vers 2: Die grosse Vollmacht des Tieres.
Die Beschreibung des Tieres erinnert uns an Daniels Visionen, Kapitel 2 und 7. In Kapitel 2 werden vier Königreiche vorgestellt, die kommen: Das babylonische Reich (606-538 v. Chr.): Daniel 2,37-38. Jerusalem wurde zerstört. Die Juden wurden ins Exil geführt. Das medo-persische Reich (538-330 v. Chr.): Daniel 8,20. Die Juden durften zurück in ihr Land. Sie blieben aber diesem Reich unterworfen. Das griechische Reich (330-63 v. Chr.): Daniel 8,21. Die Unterdrückung der Juden erreichte ihren Höhepunkt. Nach kurzer Ruhepause, in der Makkabäerzeit, fielen die Juden erneut in eine Unterdrückung durch die Römer. Das römische Reich (63 v. Chr. - 476 n. Chr.): Daniel 8,23-25. Die stärkste und grösste politische Weltmacht aller Zeiten. Diese Weltmacht herrschte über Nationen und Sprachen. In Kapitel 7 steigen vier grosse Tiere aus dem Meer, die diese vier Reiche darstellen:

- Ein Löwe mit Adlers Flügel (Dan 7,4).

- Ein Bär mit drei Rippen zwischen den Zähnen (Dan 7,5).

- Ein Panther mit vier Vogelflügeln und vier Köpfen (Dan 7,6).

- Ein schreckliches Tier mit Zähnen aus Eisen und zehn Hörner (Dan 7,7).

Diese Tiere (in Daniel 7), weisen Parallelen auf zum Tier (in der Offb 13), sind aber keinesfalls identisch:

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Das vierte Tier Daniels, ist zur Zeit des Johannes (d. h. im ersten Jahrhundert) an der Macht und vereinigt die Stärken, welche die Weltreiche in der Vergangenheit überlegen machten. Kommentatoren sprechen von sieben römischen Kaisern (= sieben Köpfe), die im ersten Jahrhundert herrschten und erklären die zehn Hörner damit, dass es drei Herrscher gab, die jeweils nur ein paar Monate an der Macht waren. Andere erklären die zehn Hörner mit den zehn Parther Königen, die für die römische Macht eine grosse Bedrohung darstellten. Es handelt sich jedoch um symbolische Zahlen: Sieben Köpfe bedeuten grosse Schlauheit und Durchtriebenheit. Zehn Hörner bedeuten grosse Macht und Stärke. Zehn Diademe bedeuten grosse Vollmacht (Autorität).

Alle Weltreiche hatten eins gemeinsam: Sie unterdrückten das Volk Gottes. Im AT waren es die Israeliten, die wie Sklaven behandelt wurden. Im NT waren es Juden und Christen, die unter der Herrschaft der römischen Kaiser litten.

Es muss betont werden, dass der Drache unfähig gewesen wäre, diesem Meeresungeheuer seine Gewalt, seinen Thron und grosse Vollmacht zu geben, wenn Gott der Herr, dies nicht zugelassen hätte. Alle Regierungen werden von Gott eingesetzt (Röm 13,1). Christen haben sich den bestehenden Regierungen unterzuordnen (1 Petr 2,13ff). In der Offenbarung wird den Heiligen geraten, selbst in widrigsten Umständen, im Glauben standhaft zu bleiben (Offb 13,10). Der Teufel versuchte den Sohn Gottes und versprach ihm seine Macht, wenn er ihn anbete (Mt 4,8-9). Da Jesus sich mit Satan nicht einliess, schuf der Widersacher das Meeresungeheuer, das ihm ähnlich sah (12,3) und dem er alle Macht übertrug. Das Meeresungeheuer vereinigte – die Sprungbereitschaft und Schnelligkeit eines Panthers, die Kraft und Stärke eines Bären, das erschreckende Brüllen eines Löwen, der hinterlistige Angriff irgendeines Urwaldtieres.

Vers 3: Die geheilte Todeswunde.
Einer seiner Köpfe hat eine Todeswunde und scheint unverletzbar zu sein. Seine Todeswunde wurde geheilt (V. 12). Später erfahren wir, dass es durch ein Schwert tödlich verletzt wurde (V. 14). Wichtig ist jedoch das Wörtchen „wie“, das bedeutet soviel wie „so scheint es“, ist aber in Wirklichkeit nicht so.

Es gibt Kommentatoren, die deuten die geheilte Todeswunde auf Nero, dem nachgesagt wurde, dass er auferstehen und an die Macht zurückkommen werde. Andere Kommentatoren sprechen von einer erneuten Verfolgungswelle, die nach dem Selbstmord Neros (68 n. Chr.) mit dem Kaiser Domitian anbrach. Ohne zu spekulieren, wird hier bloss das Bild eines machtvollen, fast unbezwingbaren Gegners betont, der die Menschen beeindrucken (θαυμάζω) soll.

Vers 4: Die Anbetung des Tieres.
Die Mehrheit beugt ihre Knie vor dem Drachen, indem sie sich dem Kaiserkult hingibt. Jesus lehrt (Mt 7,13b): „Denn weit ist das Tor und breit der Weg, der ins Verderben führt, und viele sind es, die da hineingehen.“ Gläubige werden aufgerufen, sich dem Staat erst dann zu widersetzen, wenn er etwas Gottloses fordert, wie z. B. jemand anders anzubeten und ihm zu opfern, jemand anders als Herr und Gott zu bezeichnen (Apg 4,12). Der alte Polykarb antwortete, als man ihn bat, den Kaiser als Gott zu ehren: „Wie kann ich den himmlischen König, der mich gerettet hat, verleugnen?“ Weil er sich widersetzte, wurde er auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Das können die schwerwiegenden Konsequenzen eines Gläubigen sein. Die Mehrheit befindet sich auf dem breiten Weg. Das Ziel des Teufels ist es, Menschen im Strom der Zeit mitschwimmen zu lassen Schon Mose ermahnte das Volk nicht mit der Mehrheit böses zu verüben (Ex 23,2a).

Im ersten Jahrhundert war niemand der korrupten Regierungsgewalt gewachsen. Deshalb auch die Frage: „Wer ist dem Tier gewachsen?“ – Niemand! Das Tier scheint unvergleichbar mächtig zu sein wie Gott (Ex 15,11; Ps 35,10; 89,7; 113,5; Jes 40,25; 44,7; 46,5; Mi 7,18; Offb 15,4).

Verse 5-7: Dem Tier wird eine beschränkte Zeit gegeben.
In Vers 1 wird gesagt, dass auf den sieben Köpfen des Tieres Lästernamen stehen. Es könnte sich hier um die Götternamen handeln, die sich die römischen Kaiser zulegten. Jeder Kaiser wurde „divus“ oder „sebastos“, d. h. göttlich genannt. Auf den Münzen bezeichnete sich Nero, die sein Bild trugen, als Heiland der Welt. Später liessen sich die Herrscher mit „dominus“ (griech. kürios), d. h. „Herr“ und „Gott“ ansprechen. Domitian forderte, dass man ihn mit „dominus et deus“, „Herr und Gott“ ansprach.

Auffallend ist die Ausdrucksform: „Und es wurde ihm ... gegeben“ (3x). Es mag sich befremdlich anhören, denn niemand besitzt Macht, ohne dass sie ihm von oben gegeben wird (Joh 19,11). Gibt Gott dem Tier tatsächlich diese Macht? – Ja, nicht etwa der Drache! Warum lässt Gott das Böse auch nur für eine beschränkte Zeit gewähren? Weil der Herr die Gläubigen durch das Feuer läutern lässt (1 Petr 1,6-7). Aus den Versen 5 und 7 entnehmen wir von insgesamt vier Dingen, die dem Meeresungeheuer gegeben wird: ein Maul, das grossmäulig reden kann, Macht, 42 Monate lang Gott zu lästern, Macht, gegen die Heiligen Krieg zu führen und sie zu besiegen, Macht, über jeden Stamm und jedes Volk, über jede Sprache und jede Nation. Unglaublich, aber wahr, dass Gott diesem Ungeheuer das alles gewährt!

In Daniel 7,8 wird gesagt, dass das vierte Tier „grossmäulig“ redete. Genauso beschreibt auch Johannes das Tier in Vers 5. Das Wörtchen „gross“ wurde besonders den Göttern zugerufen. In Jerusalem rief das aufgewühlte Volk (Apg 19,28): „Gross ist die Artemis (Göttin) der Epheser!“

Aus Vers 6 geht hervor, was das Tier lästerte: Gottes Namen (das erinnert an Goliat, wobei der gegen das Volk Gottes lästerte: 1 Sam 17,10.36-37.43-47), Gottes Wohnung (d. h. das Heiligtum samt den Gläubigen, 1 Kor 3,16), Gottes Himmelsbewohner (Gläubige, die bereits im Himmel sind, Phil 3,20).

Was bedeuten die 42 Monate? In der Einführung wurde erklärt, dass es sich um symbolische Zahlen handelt. 1 260 Tage, 42 Monate und 3 ½ Jahre betreffen dieselbe Zeitspanne, die von schweren Christenverfolgungen durch das römische Reich geprägt waren. Wir sprechen von einer Zeit von ungefähr 300 Jahren (ca. 90-310 n. Chr.). Diese geheime Zahl weist auf bevorstehende Prüfungen und Bedrängnisse.

Verse 8-10: Grosse Christenverfolgungen sind angesagt.
Die Mehrheit der Menschen unterwirft sich dem Kaiserkult und betet (προσκυνέω) irdische Herrscher, als Gottheiten, an (V. 8). Obschon alle römischen Herrscher seit Augustus vergöttert wurden, war Domitian der erste, der dieses Vorrecht vollumfänglich für sich beanspruchte. Er liess sich Statuen aufbauen und befahl, dass die Menschen ihn anbeteten und damit ihre Loyalität zu Rom ausdrückten. Der Kaiserkult Domitians und seinen Nachfolgern, hatte weltweite Auswirkungen auf alle umliegenden Völker, Nationen und Sprachen. Nur die Gottlosen, die nicht im Buch des Lebens eingetragen waren, beugten sich diesem Druck. Im Gegensatz zu ihnen gab es für Gläubige nur einen Gott (1 Kor 8,5-6). Das Buch des Lebens ist eine symbolische Liste aller Stadtbürger (= Gläubige) des himmlischen Jerusalems (Jes 4,3). Sie sind „seit Anbeginn der Welt“ im Buch des Lebens eingetragen und werden auch nicht ausgetilgt (Offb 3,5). Geht es hier um die Vorherbestimmung der Gläubigen? Gott hat uns in Christus erwählt, vor Grundlegung der Welt (Eph 1,4). Mit andern Worten; jeder, der an Christus glaubt, ist erwählt und wird gerettet werden. Weil Gott allwissend ist, plante er vor der Schöpfung, den Heilsplan in Jesus Christus, für alle Menschen. Die Vorherbestimmung liegt im Heilsplan und nicht in den Menschen. Somit ist Gottes erlösende Liebe älter als die Schöpfung (1 Petr 1,19-20). Genauso wie der allmächtige Gott den Sohn vor Grundlegung der Welt geliebt hat (Joh 17,24).

Johannes mahnt mit andern Worten (V. 9): „Horcht auf und hört gut zu!“ „Wer bereit ist zu hören, der gebe jetzt besonders Acht“ (NGÜ).

Die Gläubigen sollen standhaft und tapfer den von ihnen geforderten Weg gehen, sei es in die Gefangenschaft oder gar in den Tod (V. 10). Niemand schäme sich, wenn er als Christ leiden muss (1 Petr 4,12-16). Daraus ist ersichtlich, wie besonders schwierig es für Christen in den ersten drei Jahrhunderten gewesen sein muss, sich zu Christus zu bekennen und ihm zu dienen. Es ist versteht sich von selbst, dass Christen in der Bibel niemals zu einem bewaffneten Widerstand aufgerufen werden (Mt 26,52). Die Schlussfolgerung ist, dass die bösen Mächte niemals über treue und standhafte Gläubige siegen können.

Warum liess Gott diese besonders schweren Verfolgungswellen, in den ersten drei Jahrhunderten, zu? Weil das Blut der Märtyrer zum Samen für das Reich Gottes werden sollte. Wie viel sind wir heute noch bereit, für Christus und sein Reich zu leiden? (Lk 13,24). Tatsache ist doch, wer im Buch des Lebens steht, kann die schlimmsten Tage im irdischen Leben ertragen (1 Joh 5,4)!

 

II.   Das Landbiest (V. 11-18)

Vers 11: „Und ich sah ...“ bedeutet, dass eine neue Szene beginnt.
Es handelt sich dabei um ein Biest (θηρίον), das vom Land aufsteigt. Man kann sagen; das eine Biest diente dem Drachen zur Rechten, das andere zur Linken. beide dienten unterschiedlichen Zwecken.

Das Landbiest ist nicht himmlischer Herkunft, sondern irdischer (Joh 3,31; Jak 3,15)! Es beansprucht aber himmlischer Herkunft zu sein! Durch die beiden Hörner gleicht es dem geschlachteten Lamm, aber es ist bloss eine Fälschung. Es sieht harmlos und unschuldig aus, doch es ist wie ein Wolf im Schafspelz. An seiner Stimme kann es erkannt werden, denn sie klingt wie die Stimme eines Drachens. Es ist von einer einschüchternden, vielleicht tiefen und brausenden Stimme die Rede, die zwar liebliche Aussagen macht. Es ist aber keine lieblich klingende Stimme.  Es steigt vom Land auf, d. h. vielleicht kommt es aus einer Höhle, oder aus den Rissen der Erde hervor.

Vers 12: Seine Hauptaufgabe besteht darin, Menschen zu überzeugen, das erste Tier (Meeresungeheuer) anzubeten.
Das erste Tier stellt die politische Macht dar. Das zweite Tier stellt die religiöse Macht dar. Es ist der falsche Prophet (16,13; 19,20; 20,10), der für die Gläubigen damals die Anbetung fremder Gottheiten (Ikonen) darstellte, insbesondere die Kaiseranbetung. Jesus warnte (Mt 7,15): „Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafspelzen zu euch kommen - darunter aber sind reissende Wölfe.“ Paulus warnte (2 Kor 11,15): „Es ist also nichts Besonderes, wenn auch seine Diener sich tarnen, als wären sie Diener der Gerechtigkeit; ihr Ende wird ihren Taten entsprechen.“ Johannes warnt hier vor einem Drachen im Lammeskostüm. Der falsche Prophet stellt heute alle falschen Religionen dar, die nicht von Gott stammen (1 Joh 4,1). Dazu zählen die grossen Weltreligionen (Christentum, Judentum, Islam, Buddhismus und Hinduismus). Dazu zählen auch verfälschte christliche Religionen, wie das Papsttum, der Protestantismus und die ganzen Pfingstbewegungen usw. Jesus tröstet (Lk 12,32): „Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es hat eurem Vater gefallen, euch das Reich zu geben.“

Der Geist des Landbiests lebt in allen falschen Bibellehrern weiter und führt Millionen von Menschen in die Irre (1 Joh 2,18.26). Irrlehrer sind nicht leicht zu erkennen, denn sie hinterlassen oft einen positiven und frommen Eindruck. Der einzige Schutz ist die Liebe zur Wahrheit Gottes (2 Thess 2,9-10). Das heisst, glauben ohne Spekulationen oder Menschenverehrung (Religionsführer)! Ein schlichter und genügsamer Glaube ist gefragt, der sich nicht von jedem Wind der Lehrmeinungen hin und her treiben lässt (Eph 4,14), der sich an der Gnade Gottes genügen lässt (2 Kor 12,9). Glauben bedeutet, Gott beim Wort nehmen, indem die praktischen Anweisungen der Bibel als gute Werke ins tägliche Leben umgesetzt werden, so dass das Licht Christi bei den Menschen leuchtet (Mt 5,16).

Vers 13: Das Landbiest vermag erstaunlich grosses zu bewirken.
Im AT lesen wir, dass der Herr als Gericht, Schwefel und Feuer auf Sodom und Gomorra regnen liess und so die gottlosen Städte zerstörte (Gen 19,24). Wir lesen auch von der siebten Plage, die Mose über Ägypten brachte, indem er Hagel und Feuer regnen liess und so alles, was auf dem Feld war, zerstörte (Ex 9,24). Auch der Prophet Elija liess zweimal „Feuer vom Himmel“ fallen und tötete damit fünfzig Soldaten, samt ihrem Anführer, die sich gegen ihn formierten (2 Kön 1,10-12).

Wenn das gottlose Tier dasselbe Zeichen tut oder mindestens, es echt aussehen lassen kann (Pseudozeichen), dann muss es über sehr grosse Macht verfügen. Das ist wahrscheinlich auch der Punkt, um den es hier geht. Es geht vermutlich mehr um die Betonung einer sehr grossen Macht und nicht um tatsächliches Feuer, das vom Himmel fällt. Doch ganz auszuschliessen ist es nicht. Wie die Zauberer und Weisen Ägyptens zur Zeit Mose, vor dem Pharao grosse Zeichen taten, verfügte auch das römische Kaiserreich über Experten mit Zaubertricks (Ex 7,11; 2 Tim 3,8.13).

Wir lesen im NT vom Zauberer Simon, der grosse Zeichen vollbringen konnte und deshalb im Volk hoch angesehen war (Apg 8,9-10). Es ist auch heute noch vieles möglich, um Menschen in Staunen zu versetzen. Besonders im digitalen Zeitalter, können Menschen erfolgreich getäuscht werden. Wichtig ist jedoch die Feststellung, dass es einen deutlichen Unterschied gibt, zwischen den Pseudozeichen der Menschen und den wahren Zeichen Gottes.

Die Bibel sagt grosse Zeichen voraus, die kommen werden, um die Menschen irrezuführen (2 Thess 2,9-10). Spektakuläre Zeichen und Wunder sind jedoch kein zwingender Beweis für eine göttliche Gesandtschaft (Mt 7,21-23). Es ist nicht Gottes Plan, im 21. Jahrhundert Zeichen und Wunder zu bewirken, um das Volk zum Glauben zu bringen.  Denn „im Glauben gehen wir unseren Weg, nicht im Schauen“ (2 Kor 5,7). Schon im ersten Jahrhundert wurden Christen durch die Apostel aufgerufen, sich nicht durch trügerische Zeichen und Wunder täuschen zu lassen. Darum heisst es (Jak 1,16): „Lasst euch nicht täuschen, meine geliebten Brüder und Schwestern!“

Verse 14-15: Das Landbiest unterstützt mit allen Mitteln die Macht des Meeresungeheuers.
Das zweite Tier handelt im Auftrag des ersten (Meeresungeheuer). Zum dritten Mal wird das Tier mit der Todeswunde erwähnt, das wieder lebendig wurde (V. 3, 12, 14). Damit wird blasphemisch die überirdische Macht des Tieres betont, indem es mit der Auferstehung Christi gleichgesetzt wird. Es verführt die Menschen mit seinen mächtigen und doch unlauteren Zeichen. Die Welt hat sich schon immer gerne verführen lassen. Das Leben ist nichts anderes als eine grosse Täuschung, die früher oder später in der Enttäuschung endet.

Das Landbiest will, dass die Menschen für das erste Tier ein Götzenbild (εἰκών = eine Ikone) machen. Das ist ein schwerer Verstoss gegen das erste Gebot (Ex 20,3; Dtn 13,2-4). Doch damit nicht genug, es soll auch noch so scheinen, als ob das Bild lebt. Dem Bild soll Leben eingehaucht werden, wie der Schöpfer es mit dem Menschen tat, im Garten Eden (Gen 2,7). Damit macht sich das Tier zu Gott. Schliesslich droht es allen, die das Götzenbild nicht anbeten, mit dem Tod. Wenn Christen sich weigerten, das Bild des Kaisers anzubeten, konnten sie dafür getötet werden.

Verse 16-17: Ein sichtbares Zeichen für alle.
Auch hier handelt es sich wieder um eine typische „Nachäffung“. Wie die Gläubigen von Gott ein Siegel auf der Stirn erhalten (7,3; 9,4; 14,1), empfangen auch die Ungläubigen ihr Zeichen (χάραγμα), aber nicht von Gott. Das Zeichen ist vergleichbar mit einem symbolischen Tatoo. Jeder, der dem Kaiser jährlich das geforderte Opfer darbrachte, erhielt ein Bestätigungsdokument. Wer dieses Dokument nicht besass, hatte ein grosses Problem: Er konnte nichts mehr kaufen oder verkaufen. Er wurde boykottiert und wirtschaftlich ruiniert. Wer den Kaiserkult nicht mitmachte, verlor alles, was er hatte, selbst wenn er mit dem Leben davonkam. Das war ein ungeheurer Druck für alle Gläubigen, die nur Jesus anbeteten.

 

 III. Die Zahl 666 (V. 18)

In Kapitel 13 sehen wir, wie der Teufel durch Menschen arbeitet. Im Garten Eden wurden die ersten Menschen durch die Schlange verführt (Gen 3). Zur Zeit des Johannes terrorisierte der Teufel die Gläubigen durch die Römer. In der heutigen Zeit geschehen seine Anschläge durch verschiedene Menschen. Als Jesus seine Jünger aussandte, sagte er ihnen, dass sie sich über dämonische Kräfte keine Sorgen zu machen brauchen, vielmehr sollten sie sich vor den Menschen in Acht nehmen (Mt 10,17).

Hier handelt es sich nicht um eine Zahl eines Tieres, Dämons oder Superhelden. Es handelt sich vielmehr um die Zahl eines Menschen. Im Griechischen gibt es keinen Artikel vor „Anthropos“, so dass übersetzt werden kann: „Es ist eine Menschenzahl.“

Die Zahl 6 ist, eins weniger als 7. Die Zahl 7 bedeutet Vollkommenheit. Die Zahl 6 bedeutet Unvollkommenheit oder Bosheit. Die Zahl 6 in der Dreiergruppe bedeutet nichts anderes, als die perfekte Unvollkommenheit oder Bosheit. Wir lesen von folgenden Dreiergruppen: „Heilig, heilig, heilig ...“ (Offb 4,8). „Wehe, wehe, wehe ...“ (Offb 8,13). „... sechs, sechs, sechs“ (sechshundertsechsundsechzig, Offb 13,18). Es handelt sich hier um die Betonung der symbolischen Zahl 6, die das boshafte und verführerische Wesen des Tieres bedeutet. Ja noch mehr; es bedeutet am Ende auch Misserfolg. Die Zahl 6, die drei Mal wiederholt wird, weist darauf hin, dass der Teufel alles, was er verspricht, niemals halten kann, weil sein Ende immer näher rückt und unaufhaltsam ist. Für Christen ist die Zahl 777 bedeutend in ihrem Leben.

 

IV. Schlussfolgerung

Der Teufel hat drei Waffen, mit denen er die Nachfolger Christi zu zerstören sucht:

Verse 5-7: Einschüchterung (Angst).

Vers 13: Irreführung (Täuschung, Betrug, Lüge).

Vers 14: Verführung (Lüste oder Begierden wecken).

Es ist bemerkenswert, dass Gott manchmal dem Bösen eine beschränkte Zeit gibt, seine Macht mit besonderem Druck auszuüben. Diese Erfahrung musste ich in meinem Glaubensleben immer wieder bitter erfahren. Ich konnte mich anstrengen wie ich wollte, es ging alles daneben und zwar vollkommen. Ich verstand die Welt nicht mehr, doch es blieb mir nichts anderes übrig, als mich vorerst einmal zu ergeben, loszulassen und abzuwarten. Es blieb nur die Hoffnung und Geduld, dass Gott später das Blatt wenden wird.

Wichtig ist nur, dass wir uns nicht vom geraden Weg verführen und abbringen lassen. Das heisst nicht, dass wir uns nicht selbst durch den Spiegel des Wortes Gottes prüfen sollen, um den falschen Weg, den wir eventuell gegangen sind, zu verlassen. Die Bibel ruft uns auf, die ganze Waffenrüstung Gottes anzuziehen, damit wir dem Teufel widerstehen können (Eph 6,11-13). Dabei geht es nicht um einen fleischlichen, sondern um einen geistigen Kampf. Alles beginnt in unserem Kopf, d. h., wenn der Geist Gottes unser Denken und Handeln bestimmt, dann tragen wir die schützende Waffenrüstung.

Niemand soll sich durch diesen schrecklichen Krieg einschüchtern lassen, denn wer im Buch des Lebens steht, braucht sich nicht zu sorgen, um sein Leben und seine Ziele, egal was auch immer passiert; das himmlische Erbe ist ihm sicher.