Offenbarung-17: Die Hure Babylon

Die Offenbarung

 

 

 I. Einleitung

Der Apostel Johannes schildert in seiner Offenbarung zwei Frauen und zwei Städte, die im krassen Gegensatz zu einander stehen. Er sieht eine Frau in Kapitel 12, die mit der Sonne bekleidet ist und eine Krone mit zwölf Sternen trägt. Sie hat den Mond unter ihren Füssen, ist hoch schwanger und steht kurz vor ihrer Geburt. Sie bringt einen Sohn zur Welt, Jesus Christus, der ihr kurz nach der Geburt entzogen wird und in den Himmel entrückt wird. Die Frau aber flüchtet in die Wüste, weil sie vom Drachen bedroht und verfolgt wird.

In Kapitel 17 ist von einer anderen Frau die Rede: von der Hure Babylon. Eine scheussliche Kreatur, die auf einem Tier mit sieben Köpfen und zehn Hörnern, an vielen Flussmündungen, sitzt. Sie trägt ein scharlachrotes Gewand und sitzt auf einem scharlachroten Tier. Sie und das Tier tragen gotteslästerliche Namen.

Beide Frauen werden als Städte identifiziert: Die eine ist das damalige grosse Babylon (Kap. 17). Die andere ist das neue Jerusalem (Kap. 21).

Was hat diese Offenbarung des Johannes zu bedeuten? Eine Ansicht vertritt die Meinung, dass es sich bei der Hure Babylon um die Stadt Jerusalems handle, das Zentrum der feindlichen Juden. Eine andere Ansicht vertritt die Meinung, dass das Bild von der Hure Babylon, die Entwicklung der katholischen Kirche, mit Sitz in Rom, repräsentiere. Andere dehnen diese Ansicht auf alle religiösen Gruppen aus, die von der Wahrheit des Evangeliums Christi abgewichen seien.

Die überzeugendste Ansicht vertritt die Meinung, dass die Hure Babylon das gottlose Rom symbolisiert, welches wiederum für die Lust dieser Welt und die Lust des Fleisches steht (1Joh 2,15).

Der Teufel hat drei Mittel, mit welchen er die Menschheit verführt und in den Abgrund reissen will: Das Meeresungeheuer (Kap. 13), mit dem Politik und Regierungen gemeint sind. Das Landbiest (Kap. 13) oder der falsche Prophet, mit dem die falschen Religionen gemeint sind. Die Hure Babylon (Kap. 17), mit der alle weltlichen Lüste verbunden sind.

Gelingt es dem Teufel nicht, unseren Verstand einzunehmen, dann versucht er es eben auf der Gefühlsebene, misslingt ihm dieser Angriff, dann versucht er auf andere Art, unseren Willen zu brechen. Dafür gibt es nur ein Gegenmittel: Liebe den Herrn! Lukas 10,27: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit all deiner Kraft und mit deinem ganzen Verstand, und deinen Nächsten wie dich selbst.”

 

 II.   Die Hure Babylon (V. 1-6)

Verse 1-2: Das bevorstehende Gericht Roms.
Einer der sieben Engel zeigt Johannes das Gericht, das Rom bevorsteht. Dabei wird ihm nicht die Weltstadt Rom gezeigt, sondern das alte Babylon. Babylon wird als Hure bezeichnet und mit dem Gericht verglichen, das über Rom kommen wird. Babylon lag „an vielen Wassern“ (= viele Völker, siehe Bedeutung in Vers 15) und der Euphrat floss mitten durch die Stadt. Wie Jeremia damals den Untergang Babels androhte, so steht es nun um Rom (siehe Jeremia 51,13).

Babylon war der Inbegriff von Weltlichkeit, Vergnügungssucht, Reichtum und Luxus. Deshalb wird nun die Stadt Rom mit Babylon verglichen, weil sie wie Babylon geworden ist. Die Könige der Welt und die Bewohner der Erde haben sich mit dieser Hure (Porne) eingelassen und sind vom Wein ihrer Unzucht (Porneia) berauscht. Der berauschende Wein hat alle Schichten der Bevölkerung erfasst, in dem Sinne, dass sie betrunken sind, in Bezug auf die Wahrheit und ihre Lust an der Unzucht und Unmoral haben (V. 2). Satan will nichts anderes als, dass wir das rechte Mass verlieren und auf irgendeinem Gebiet des Lebens übertreiben und umnebelt werden. Mit den Königen sind die Regierungen gemeint, die von den Steuern der Prostitution und den vielen Vergnügungsorten leben. Mit den Bewohnern der Erde werden alle Menschen bezeichnet, die vom Wein der Lust und Vergnügungssucht betrunken sind.

Verse 3-6: Johannes wird vom Geist in die Wüste geführt.
Dort sieht er die Hure auf einem scharlachroten Tier sitzen. Das Tier ist nichts anderes als das Meeresungeheuer (von dem schon in Kapitel 13 die Rede war) und das ist Rom. Scharlachrot = üppige Sündhaftigkeit, aber auch mörderische Absichten. Das Sitzen auf dem Tier bedeutet, dass die Hure die Macht über das Tier hat.

Die Hure trägt Purpur, Scharlach, Gold, Edelsteine und Perlen, was den Reichtum und Luxus beschreiben und sie (d. h. die Unzucht) verführerisch erscheinen lässt. Mit diesem Prunk verdeckt sie ihren wahren Charakter und ihr inneres Elend. Wie eine Königin hält sie einen goldenen Becher in der Hand, aus dem man einen genussvollen Drink erwarten würde. Doch das Gegenteil ist der Fall! Der Becher ist gefüllt mit ihren Gräuel-taten und dem Schmutz ihrer Unzucht, der sie zerstören wird (V. 4). Der Inhalt des Bechers symbolisiert den Götzendienst, die Verführung und die Lust der Welt, samt ihrer Korruption und Ausbeutung. Auch wenn sie sich verführerisch und reich darbietet, so kann sie nicht verbergen, was auf ihrer Stirn geschrieben steht: „Das grosse Babylon, die Mutter aller Hurerei und allen Götzendienstes auf Erden“ (V. 5, GN).

Die Hure ist betrunken vom Märtyrerblut der Heiligen, die für Christus ihr Leben gelassen haben z. B. unter Nero bis Domitian (V. 6). Johannes ist starr vor Entsetzen bei diesem Anblick!

 

 III. Das Geheimnis der Hure und des Tieres (V. 7-14)

Vers 7: Der Engel klärt Johannes auf.
Offensichtlich sieht der Engel dem Johannes an, wie verwundert er ist und deshalb fragt er: „Warum verwunderst du dich?“ Dieses Kapitel ist sehr aussergewöhnlich. In keinem anderen Kapitel in der Bibel, wird die glamouröse Welt und ihre Sünde so abstossend und entsetzlich dargestellt.

Vers 8: Das Tier aus der Unterwelt.
Der Engel erklärt weiter, dass das Tier aus der Unterwelt heraufkommen und wieder verschwinden wird und, dass die Ungläubigen sich darüber verwundern werden. Was immer das heissen mag, es kann auf die Macht Satans bezogen werden. Er wird sich in der Weltgeschichte stark präsentieren durch Kriege, Verfolgungen usw. Dann wird er aber auch wieder verschwinden.

Bis zur heutigen Zeit gibt es nichts neues unter der Sonne (Koh 1,9), sondern die Weltgeschichte erlebt wellenartig immer wieder dieselben, ähnlichen Bedrohungen und denselben Druck, der durch Satan ausgeübt wird.

Die Ungläubigen mögen sich verwundern, wenn trotz ihrer Friedensverträge, immer wieder dieselben unnötigen, sinnlosen Kriege und Verfolgungen über die Menschheit hereinbrechen. Doch das ist nichts Aussergewöhnliches für uns Gläubigen, deren Namen im Buch des Lebens stehen. Wir erwarten nichts anderes, sondern wissen aus der Bibel, dass es so kommen muss, dass diese Welt gottlos bleibt und sich niemals gross verbessern wird. Eines steht fest, das Tier aus der Unterwelt ist dem Verderben geweiht; es ist nur eine Frage der Zeit, bis es in den Feuersee geworfen wird (19,20; 20,10).

Verse 9-13: Das Tier mit 7 Köpfen und 10 Hörnern.
Warum wird ein Tier mit 7 Köpfen und 10 Hörnern beschrieben? Die sieben Köpfe deuten auf die Stadt mit den sieben Hügeln (= Rom) und gleichzeitig auf sieben Kaiser, die sieben Reiche regieren. Die Zahl 7 steht für Vollkommenheit und deshalb sollten diese 7 Reiche besser nicht näher definiert werden (wie das etliche Kommentatoren versuchen). Denn alle Versuche, diese Reiche zu deuten, wirken künstlich und schaffen historische Widersprüche. Am ehesten sollten diese Kaiser vermutlich auf die damaligen römischen Kaiser bezogen werden. Die Frage ist nur, wer ist der erste und wer der fünfte gefallene Kaiser. Für uns in der heutigen Zeit hilft es am meisten, wenn wir die 7 Kaiser als Prinzip für die Gesamtheit aller gottlosen Regierungen auf Erden betrachten.

Die 10 Hörner sind 10 Könige, die noch keine Königswürde empfangen haben. Auch hier ist die beste Auslegung, wenn wir die symbolische Sprache der Offenbarung weiter anwenden. Die Zahl 10 steht für Macht. Auch das Horn ist ein Symbol der Macht und Stärke. Es ist von 10 Königen die Rede, die noch kommen werden. Diese Könige könnten alle gottlosen Regierungen beinhalten, die in Zukunft noch kommen werden. In ihrem Streben nach Macht ordnen sie sich dem Tier (= der anti-christlichen Regierungen) unter und stellen ihm ihren Einfluss und Können zur Verfügung (V. 13). Doch dieser Einfluss und diese Macht dauert nur eine Stunde (vom Himmel aus betrachtet), eine kurze Zeit (V. 12).

Vers 14: Regierungen führen Krieg gegen das Lamm.
Diese Regierungen werden sich zusammentun mit dem Tier, um gegen das Lamm Krieg zu führen. Wenn die Könige auch untereinander Rivalen sind, in der Verfolgung Christi und seiner Gemeinde sind sie „einer Meinung“ oder „eines Sinnes“ (V. 13). Aber „das Lamm wird sie besiegen“, heisst es. Jesus Christus ist nicht nur das Opferlamm für unsere Sünden.

Jesus Christus ist das Siegeslamm, der Herr über alle Herrscher auf Erden! Ihm ist tatsächlich jede Macht und Gewalt gegeben, im Himmel und auf Erden (Mt 28,18). Diese Macht und Gewalt hat Gott damit demonstriert, dass er Jesus von den Toten auferstehen liess und damit der ganzen Welt zeigte, wer der wirkliche Herrscher auf Erden und im Himmel ist (Eph 1,20). Alles wurde seinen Füssen unterworfen, selbst die mächtigen Engel im Himmel (1Petr 3,22).

Auf Jesu Siegerseite stehen alle, die sich nicht eingelassen haben mit der Hure und die nicht betrunken sind, vom Trank ihrer Unzucht und Gottlosigkeit (Offb 14,4-5).

 

 IV. Das Tier vernichtet die Hure (V. 15-18)

Vers 15: Die Hure am Wasser.
Wie schon erwähnt, die Wasser sind Flussmündungen, an denen die Hure sitzt. Diese Wasser symbolisieren alle Völker und Nationen, die an einem Ort zusammenfliessen.

Vers 16: Die Hure in Todesgefahr.
Nun geschieht etwas Seltsames: Die Könige mit ihren Völkern und das Tier wenden sich gegen die Hure, um sie zu töten und aufzufressen usw. Das Böse kann fast alles, aber eines kann es nicht: lieben. Es besitzt stattdessen eine zerstörerische Kraft, die in Selbstvernichtung endet. Bsp. Wie Bankräuber, die am Ende sich um ihre Beute streiten und so ihren Raubzug auffliegen lassen.

Vers 17: Die Erfüllung der Worte Gottes.
Es war von Anfang an Gottes Plan und Absicht, auf diese Weise das Böse und Gottlose auf dieser Welt zu zerstören. Darin wird Gottes Macht und Herrschaft erneut sichtbar. Das Böse kann und wird niemals siegen, sondern es ist dem Untergang geweiht! Niemand kann den Verlauf der Menschheitsgeschichte aufhalten, noch ändern.

Alles, was wir Gläubigen tun können, ist möglichst schnell zu begreifen, welch grausamer geistiger Kampf heute noch stattfindet (Eph 65,12). Es gilt, wachsam zu sein und sich von jeder Form des Bösen fernzuhalten (1Thess 5,22).

Vers 18: Die noch regierende Frau.
Noch ist es so, dass die Hure ihre Herrschaft über die Regierungen der Welt ausübt. Doch ihr Ende ist vorprogrammiert.

 

 V.  Schlussfolgerungen

Das zerstörende Bild der Hure Babylon beschränkt sich nicht bloss auf die Stadt Rom, sondern, es bezieht sich auf die ganze Welt, als eine einzige Stadt, die bald zerstört wird. Die Welt und ihre Lust wird vergehen, aber der Wille Gottes bleibt in Ewigkeit (1Joh 2,15ff.). Darum, lasst uns gewarnt sein, von der selbstzerstörerischen Sünde!

Wir wollen nicht der Hure, ihrer Unzucht und Unmoral dienen, sondern unserem Sieger und Erlöser, Jesus Christus! Nur in IHM werden alle unsere Bedürfnisse wirklich einmal gestillt. Darum wacht, denn der Tag ist nahe!