Offenbarung-18: Der Untergang Babylons

Die Offenbarung

 

 

 I.  Einleitung

Offenbarung 18,1-24: Überblick.
Wir haben das letzte Mal erwähnt, dass der Teufel drei Mittel hat, mit welchen er die Menschheit verführen und mit in den Abgrund reissen will: Das Meeresungetüm (Kap. 13), das die Politik und die Regierungen symbolisiert. Das Landbiest (Kap. 13) oder der falsche Prophet, der die falschen Religionen darstellt. Die Hure Babylons (Kap. 17), die die weltlichen Lüste und die gänzliche Verdorbenheit der Menschen sowie jede Form des Götzendienstes ausdrückt. Das Meeresungetüm, das Landbiest und die Hure sind es, die im Auftrag des Teufels die Welt verführen und in den Untergang stürzen!

In Kapitel 18 wird nun vom Untergang Babylons berichtet. Babylon bedeutet die Stadt Rom. Die Offenbarung 18 enthält jedoch Prinzipien oder Lektionen, die für alle Städte der Welt und alle ihre Bewohner in der Zukunft angewandt werden können.

 

 II.  Das himmlische Strafurteil (V. 1-8)

Verse 1-3: Die Stimme eines mächtigen Engels aus dem Himmel ertönt.
Der erwähnte Engel ist offenbar nicht einer der Sieben. Er kommt direkt von Gottes Gegenwart. Sein starker Lichtglanz, der die Erde erleuchtet, beschreibt seine grosse Macht und Autorität. Der Engel ruft ein Ereignis aus, als ob es bereits geschehen sei. Das Ereignis des Untergangs der Stadt Babylon. Ja, noch mehr, er sieht bereits eine verlassene Stadt, die in Trümmern liegt und deren Schlupfwinkel ein Ort der Dämonen geworden sind.

Das Untergangsszenario der Stadt Babylon war dem Durchschnittsbürger jener Zeit bekannt. Damals prophezeite Jeremia den Untergang des antiken Babylons, als Rache Gottes, für alles was sie Israel angetan hatten (Jer 51). Der König von Babylon hiess Belschazzar (Dan 5). Während er mit seinen engsten Leuten ein riesen Gastmahl und Weingelage veranstaltete, erschien plötzlich eine Hand, die auf der weissen Wand hinschrieb: „Mene, Mene, Thekel, Uphrasin“ (Dan 5,25). Als der König den Propheten Daniel holen liess, verkündigte der ihm den Untergang Babylons und seines ganzen Reiches. In derselben Nacht noch wurde Belschazzar getötet und Babylon fiel den Medern zu (Dan 5,31). Aus der Geschichte wissen wir, dass Kyrus den Fluss umleiten liess, der mitten durch die Stadt floss, und so konnten seine Soldaten durch das ausgetrocknete Flussbett in die Stadt eindringen. Der Untergang des antiken Babylons (538 v. Chr.) war eines der grossen Katastrophen der damaligen Zeit (Jer 50,23). Niemand hätte das von dieser scheinbar unbesiegbaren Stadt gedacht. Jesaja prophezeite (750 v. Chr.): Jes 13,17-21. Jeremia schilderte, dass der Fluss austrocknen und die Städte zur Wüste werden wird (Jer 51,36).

Genauso soll es nun Rom ergehen, denn dieser Ausruf des Engels ist das „Mene Thekel“ für die Stadt Rom! Rom wird (in Vers 7) mit einer Königin verglichen, gekleidet mit Linnen, Purpur und Scharlachstoffen, überzogen mit Gold, Edelsteinen und Perlen (V. 16). Rom war das Zentrum der Kunst, zu der sich so mancher hingezogen fühlte. Da gab es auf jedem Gebiet bekannte Künstler. Es gab Künstler in der Literatur, der Artistik, der Musik oder des Handwerks, der Malerei ...  Rom war auch die Stadt der Unzucht, des Götzendienstes und der Sünde. Roms Untergang ist bei Gott beschlossene Sache, wie damals mit Babylon. Die Ur-Einwohner von Babel versuchten, mit Ziegelsteinen, einen Turm bis in den Himmel, zu bauen (Gen 11). In ähnlicher Weise häuften die Babylonier ihre Sünden so stark an, dass sie damit bis zum Himmel reichten (siehe V. 5; 2Chron 28,9; Esr 9,6). Rom war zu jener Zeit die Stadt, die die Nationen der Welt regierte. Sie diktierte allen Städten und Ländern, im ganzen römischen Reich, wer das Sagen hatte und wer nicht (Ps 137,8). Sie dominierte auch den Welthandel. Jedes Land und jede Stadt war wirtschaftlich mit Rom verknüpft. Darum sagt der Engel, dass alle Völker und Könige vom Zornwein ihrer Unzucht getrunken haben. Zudem verführte sie mit ihrer Unmoral und Zauberei alle Völker (V. 23). Paulus gibt uns im ersten Kapitel an die Römer (ca. 65 n.Chr.) einen kleinen Einblick auf das, was in Rom abging: Röm 1,22-25.29-32.

Verse 4-8: Ein Aufruf aus dem Himmel an alle Gläubigen.
Der Herr rief im AT durch Jeremia sein Volk auf, mit den Worten: „Mein Volk, zieh aus Babel hinweg, ein jeder rette sein Leben vor dem glühenden Zorn des Herrn“ (Jer 51,45 und V. 6). Jeder Gläubige erkannte hinter diesem Aufruf eine weitere Dimension: Die Stimme ruft nicht zum buchstäblichen Verlassen der Stadt Roms auf! Es geht um den dringenden Aufruf (Eph 5,11), „beteiligt euch nicht an den unfruchtbaren Werken der Finsternis, sondern deckt sie vielmehr strafend auf!“ Es geht um das folgende Prinzip, für alle Gläubigen, in allen Generationen! So wie Abraham aufgerufen wurde, aus dem gottlosen Land seiner Väter auszuziehen (Gen 12,1), wie Lot aufgefordert wurde, aus den Städten Sodom und Gomorrha zu fliehen (Gen 19,12-14), so sollen alle Gläubigen innerlich ausziehen und sich absondern, von allem gottlosen Wandel ihrer Zeit: 2Kor 6,16 - 7,1; 1Petr 1,13-16.

Weil sich die Gottlosen, wie Rom in ihrem Hochmut, so sicher fühlen, werden über sie an einem einzigen Tag folgende Plagen kommen: Pest, Trauer und Hunger. Zudem soll die Stadt durch Feuer verbrannt und vernichtet werden.

Die Aufforderung zur Vergeltung geht nicht etwa an Gläubigen, noch an die Engel, sondern an die Verführten, denn alles Böse richtet sich selbst. Der Heilige Geist lehrt die Gläubigen (Röm 12,17.19): „Vergeltet niemandem Böses mit Bösem; seid auf das Gute bedacht vor allen Menschen!“ „Mir gehört die Rache, ich will vergelten,“ spricht der Herr. Viel wichtiger für die Gläubigen ist, dass sie den Aufruf ernst nehmen und ihn befolgen, indem sie sich absondern von allem Bösen in der Stadt!

 

 III. Trauer um die Bewohner Babylons (V. 9-19)

Die Weinenden können in drei Kategorien eingeteilt werden:

1.  Die Könige der Erde.

2.  Die Kaufleute der Erde.

3.  Die Steuerleute (= Kapitäne) und alle Reisenden, samt den Matrosen.

Sie alle müssen zusehen, wie die Hure Babylon vom Feuer zerrissen wird. Doch sie weinen und klagen nicht so sehr um die Stadt selbst, als vielmehr – um ihren eigenen Wohlstand und ihr Vergnügen, um ihre Macht und Einkünfte, die sie zu den reichsten Menschen der Welt machte.

Die Könige (=Regierenden) weinen um ihre verlorene Macht.

Die Kaufleute trauern um ihren verlorenen Gewinn, denn niemand mehr will und kann ihre Ware kaufen, die sie in grossen Vorratskammern gelagert haben. Die Art und Weise, wie die Kaufleute mit ihren Waren beschrieben werden, lehnt sich an ein bekanntes alttestamentliches Bild, nämlich; an die Prophezeiung Hesekiels über den Untergang der Stadt Tyrus (Ez 26,-28,19).

Die Seeleute klagen um ihre verlorene Arbeit und die Reisenden, um ihr Vergnügen, um das sie gebracht werden.

Sie alle trauern um diesen grossen Verlust, der durch den Untergang der Stadt ihrem üppigen und gottlosen Leben ein jähes Ende bereitet hat. Die Hure ist zum Symbol für die Gottlosigkeit und die Lust aller Art geworden. (Bezüglich der Üppigkeit Roms siehe Artikel „Die Gottlosigkeit Roms“.) Innerhalb einer einzigen Stunde (=eine ganz kurze Zeit wie z. B. ein Erdbeben, ein Tsunami usw.) wurde dies alles völlig zerstört: 1Thess 5,1-11.

 

 IV. Aufruf an alle Gläubigen zur Freude (V. 20-24)

Von all diesem Reichtum konnten die Gläubigen nicht profitieren. Im Gegenteil! Sie wurden verfolgt und man machte ihnen das Leben schwer, weil sie sich nicht an den unfruchtbaren Werken der Gottlosen beteiligten. Darum trauern sie nicht um den Untergang der mächtigen Stadt.

Die Heiligen freuen sich mit den Aposteln und Propheten, dass Gott ihnen endlich Gerechtigkeit geschaffen hat. Denn Gott hat damit die Welt verurteilt und gerächt für alles, was sie den Gläubigen angetan hat. Das ist nun die Antwort für alle Märtyrer, die mit lauter Stimme zum Herrn riefen (Offb 6,10): „Wie lange, heiliger und wahrhaftiger Herr, richtest du nicht und rächst unser Blut nicht an denen, die auf Erden wohnen!“ Damals bekamen sie zur Antwort: „Habt noch ein wenig Geduld, nur noch eine kurze Zeit!“ Endlich ist die Zeit der grossen Freude für alle Gläubigen angebrochen.

Mit einer sinnbildlichen Handlung kommt ein starker Engel ins Spiel. Er hebt einen schweren Mühlstein auf und wirft ihn ins Meer. Das bedeutet, dass Babylon endgültig zerstört und in die Hölle geworfen wird (Meer= Abyssus). Babylon steht hier auch für das Ende der Welt! Darum erhebt sich inmitten des Jammerns und Klagens Freude und Jubel unter dem Volk Gottes: Dtn 32,43; Jer 51,48.

Wenn Gott das Licht auslöscht, dann wird es nicht mehr scheinen (Licht = Evangelium). Wenn der Bräutigam kommt, dann nimmt er die Braut zu sich und das Freudenfest wird riesengross und einzigartig sein (Bräutigam = Jesus, Braut= Gemeinde).