Offenbarung-21: Das neue Jerusalem (Teil 2)

Der Sieg Christi

 Teil 2

 

 I.   Einleitung

Wir fahren in der Offenbarung 21 fort, wo uns über das neue Jerusalem - den Himmel berichtet wird. Weil es Gottes Wille ist, dass wir uns mit dem Himmel näher beschäftigen, lässt er uns durch die Visionen des Apostels Johannes einen ziemlich detaillierten Einblick geben. Der Himmel ist das Ziel unseres Glaubenslebens und wenn wir Heimweh haben nach diesem ewigen Ziel, dann denken wir auch vermehrt darüber nach. Es ist falsch zu sagen: „Wir leben in der Gegenwart und was danach kommt, werden wir noch früh genug erfahren!“ Nein! Der Himmel ist unser Reiseziel und erfüllt unser ganzes Arbeiten und Denken als Gläubige. Wir bereiten uns jetzt schon auf das himmlische Leben vor. Alles Leiden usw. gilt diesem einen Ziel! Unser irdisches Leben ist ein Veredelungsprozess der Seelen. Erst wenn wir bereit sind für das kommende Leben, wird uns der Herr aus diesem zeitlichen Prozess befreien. Wir überlegen auch, auf welchem Weg wir am einfachsten dorthin gelangen.

Wer täglich 15 Minuten investiert, um über den Himmel nachzudenken, der wird weniger Zeit und Geld für die vergänglichen Dinge des Lebens vergeuden: Kolosser 3,1-2. Es ist mir unerklärlich, wie man gläubig sein kann, ohne sich Gedanken gemacht zu haben, wie es einmal sein wird im Himmel. Der Himmel ist doch unser Lebensziel und unsere ganze Hoffnung und Motivation an den Herrn zu glauben. Hast Du nicht oft Heimweh, weil du dich hier auf Erden nicht wirklich zu Hause fühlst? Bitte jammert und klagt nicht um mich, wenn ich einmal nicht mehr da sein werde, sondern seid eifersüchtig um mich, weil ich es geschafft habe und an meinem Lebensziel angekommen bin: 2. Korinther 4,16-18.

Es ist falsch zu sagen, dass es in Bezug auf den Himmel nur Spekulationen gibt, da wir doch die Offenbarung des Johannes alle in unserer Bibel haben, als Teil des überlieferten Wortes Gottes. Am Anfang des Buches schreibt er (Offb 1,3): „Selig der, welcher vorliest, und die, welche hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben steht; denn die Zeit ist nahe.“

Darum, lasst uns über das neue Jerusalem reden!
Mit dem neuen Jerusalem ist nichts anderes gemeint als der Ort, wo der ewige Gott bis heute gelebt hat, nämlich im himmlischen Reich Gottes, wo auch alle Gläubigen einst für ewig leben dürfen. Um dieses unsichtbare himmlische Reich uns Menschen einigermassen verständlich zu erklären, brauchte Johannes Bilder von Objekten, die unserem irdischen Denken bereits bekannt sind. Es ist ganz klar, dass all diese Bilder symbolischen Charakter haben und niemals wortwörtlich verstanden werden dürfen.

 

II.   Die himmlische Stadt Jerusalem (V. 9-27)

Verse 9-11: Wie der kostbarste Edelstein.
Es ist interessant, dass derselbe Engel, der die sieben Zornschalen hatte, die Botschaft vom Untergang und gleichzeitig die Botschaft von der Seligkeit überbringt. Die himmlische Stadt Jerusalem wird hier nicht mehr bloss als verlobte Braut dargestellt, sondern auch als Ehefrau. Sie ist die Ehefrau des Lammes (= Jesus, der sein Leben für sie gab, Eph 5,25). Es ist ein ungewöhnliches Bild, dass ein menschliches Wesen mit einem Tier vermählt ist, doch wer den symbolischen Charakter versteht, der hat damit auch keine Mühe.

Diese himmlische Stadt ist im Besitz der „Herrlichkeit Gottes“.
Im AT erschien die Gegenwart Gottes oft in Gestalt einer leuchtenden Wolke (Ex 40,35). In der Vollendung wird Gottes Gegenwart mit einem der kostbarsten Edelsteine - einem leuchtenden Jaspis verglichen. Von diesem Jaspis haben wir bereits in der Offb 4 gelesen, wo der Thron Gottes beschrieben wurde. Allerdings war da auch von einem Karneolstein (mit andern Worten, einem blutroten Sardion) die Rede, der die verschiedenen Gerichte Gottes darstellte, die zu diesem Zeitpunkt bereits eingetroffen waren. Dieser kristallhelle Jaspis ist der Lichtspender der Stadt, so dass sie, wie wir später noch lesen werden (V. 22), keine Sonne mehr braucht, weil dieses göttliche Licht überall ist (es gibt kein Schatten mehr ...).

Verse 12-14: Die von Engeln bewachte Stadt.
Mit der grossen und hohen Mauer wird die Geborgenheit, aber auch die Trennung ausgedrückt (Esra 9,9; Ps 122,7; Jes 26,1). (Von vorne gesehen mag die Mauer hoch sein, aber nicht im Vergleich zur gesamten Stadt.) Das heisst, Gott schützt die Bewohner der Stadt (= Geretteten). Niemand und nichts kann in die Stadt eindringen, ohne dass Gott es zulässt. Da alle Feinde Gottes zu diesem Zeitpunkt ja eh vernichtet wurden, gibt es in keiner Weise irgendwelche Gefahren für die Bewohner der Stadt.

Es gibt zwölf Tore, drei in jeder Himmelsrichtung (3x4 = 12).
D. h., dass von allen Himmelsrichtungen der Zugang zur Stadt ermöglicht wird (N/S und W/O: Mt 28,19; Jes 2,2). Aus allen Völkern und Nationen werden die Erben der Stadt hineinströmen.

Auf jedem Tor befindet sich ein Engel, der als Wachposten eingesetzt ist und nur diejenigen hineinlässt, deren Namen im Buch des Lebens geschrieben steht. Gleichzeitig stehen auch die Namen der zwölf Stämme Israels an den Toren. Das heisst, es kann sich hier nicht bloss um die Gläubigen aus dem Alten Testament handeln, denn das wäre eine zu grosse Einschränkung (Offb 7). Denn die 12 Stämme Israels sind symbolisch zu verstehen und fassen alle Gläubigen aus dem alten - sowie aus dem neuen Testament zusammen. Im Himmel wird es kein fleischliches Judentum mehr geben, sondern nur das wahre Judentum, das sich am Herzen beschneiden liess (Röm 11,26).

Die Mauerabschnitte zwischen den Toren haben zwölf Grundsteine, die jeweils einen Namen eines Apostels tragen. Die Apostel gehören zum Fundament des himmlischen Gebäudes, da ihr Verkündigungsdienst einmalig und einzigartig ist in der Menschheitsgeschichte (Eph 2,19-22). Es gibt keine Nachfolger, weder auf dem Stuhl Petri, noch auf einem andern Stuhl eines Apostels durch den Päpste oder die neuapostolische Kirche hervorgehen sollten!

Verse 15-21: Die Masse der Stadt.
Johannes muss die Stadt mit einem goldenen Messstab vermessen. Die Stadt hat eine Würfelform, d. h. sie ist viereckig und an allen Seiten gleich lang, genau gleich wie das Allerheiligste der Stiftshütte (1Kön 6,20). Der „Kubus“ ist ein Symbol der Vollkommenheit. Die Masse der Stadt sind 12'000 Stadien auf jeder Seite, auch in der Höhe (ein Stadion = 192 m). Das entspricht einer Entfernung von London nach New York. Diese Ausmasse sind ein Ausdruck für die überragende Grösse der Stadt, die jedes menschliche Vorstellungsvermögen übersteigt (und die es auf dieser Welt nie geben wird). Es darf gesagt werden, dass für die Erbschaft der Gläubigen genügend Platz vorhanden sein wird. Jesus erklärt den Jüngern (Joh 14,2): „In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen, wo nicht, würde ich euch [dann] gesagt haben, dass ich hingehe, um euch eine Stätte zu bereiten?“

Interessanterweise verhält es sich mit der Mauer ganz anders, denn sie ist „nur“ 144 Ellen hoch (eine Elle = ½ Meter), ca. 72 Meter. Sie ist im Vergleich zur Grösse und Höhe der Stadt sehr niedrig. Die Mauern Babylons waren etwa 100 Meter hoch. Die Wände der Vorhalle des salomonischen Tempels waren etwa 60 Meter hoch. Doch die Mauer dient nicht zur Verteidigung, denn alle Feinde wurden in den Feuersee geworfen (Offb 20,14). Die Mauer stellt bloss eine Abgrenzung der Stadt dar und erfüllt somit ihre Aufgabe völlig.

Das Baumaterial der Stadt:
Die Mauer ist aus Jaspis, wie Gottes Licht (V. 11), was seine Gegenwart bedeutet. Die Stadt ist aus reinem Gold (χρυσίον) und wie reines Glas (ὕαλος), was ausdrückt, wertvoll oder kostbar wie Gold und rein wie der reinste Kristall.

Die zwölf Grundsteine (Stein= λίθος) sind Versuche, die unermessliche Herrlichkeit der Stadt zu beschreiben, wo nichts Unechtes oder Billiges zu finden ist. Die Edelsteine sollten nicht im Einzelnen gedeutet werden, da es sie heute zum Teil gar nicht mehr gibt. In der heutigen Zeit sind sie manchmal in ganz anderen Farben bekannt, als damals zur biblischen Zeit. Den meisten Edelsteinen werden heute heilende Wirkungen zugeschrieben. Die biblischen Edelsteine weisen auf die leuchtende und glänzende Schönheit der himmlischen Stadt hin, die von der Gegenwart Gottes erfüllt ist. Das Brustschild des Hohenpriester enthielt auch 12 Edelsteine, die die zwölf Stämme Israels repräsentierten (Ex 28,17-21), aber zum Teil andere Farben aufwiesen. Im Internet stossen wir auf interessante Hinweise, wie diese Diamanten ausgesehen haben könnten.

Der grüne Jaspis (ἴασπις) wird als besonders wertvoll betrachtet (21,11).
Gottes Angesicht war aus Jaspis und Karneol (4,3). Jaspis und Karneol (= Stein 6) stehen für Schönheit und Gericht.

Der blaue Saphir (σάπφειρος) kann in seiner Helligkeit variieren.
Der milchbraune Chalzedon (χαλκηδών) ist ein mit Kohlensäure versetztes Kupfer das auch blau oder grün aussehen kann und zählt zu den ersten Metallen, die die Menschheit entdeckt hat.

Der hell- bis dunkelgrüne Smaragd (σμάραγδος), auch Emerald genannt, ist heute immer noch sehr geschätzt und sehr wertvoll. Der Thron Gottes war so schön wie ein Smaragd (4,3). Die Schönheit des Fürsten von Tyros wird von Hesekiel mit vielen Edelsteinen beschrieben, unter anderen auch mit dem Smaragd (Ez 28,13).

Der weiss- rotbraune Sardonyx (σαρδόνυξ) war ein Stein mit vertieft oder erhaben geschnittenem Bild (= die Gemme).
Der rote Karneol oder Sardis (σάρδιος) ist der Edelstein des Gottesgerichts.

Der gelbgrüne Chrysolith (χρυσόλιθος) oder Peridot genannt, wird auch im AT erwähnt (Ex 28,20; Ez 1,16; 28,13) und diente im Mittelalter häufig als Kirchenschmuck und als Lampenlicht.

Der violette Beryll (βήρυλλος) bedeutet glänzen oder strahlen.

Der gelbe Topas (τοπάζιον), der heute häufig blau ist.

Der goldgrüne Chrysopras (χρυσόπρασος).
χρυσός (chrysos) = „Gold“.
πράσον (prason) = „Lauch“.

Der blaue Hyazinth (ὑάκινθος) ist intensiv in seiner Farbe, ein Aquamarin (blauer Beryill), Saphir oder Türkis.

Der violette Amethyst (ἀμέθυστος) ist als Schmuckstück sehr beliebt.

Die zwölf Tore (πυλών) bestehen jeweils aus einer einzigen gigantischen Perle. Wir wissen, dass Perlen ein Vermögen kosten und oft nicht grösser sind als eine Kirsche. Eine Perle so gross wie ein Tor hat noch kein Mensch auf dieser Erde je gesehen. Das gibt es auf Erden nicht! Wenn ein Taucher aber tatsächlich eine solch grosse Perle im Meeresgrund in einer Muschel finden könnte, dann wäre er für sein ganzes Leben finanziell saniert. Wenn es Mega-Perlen zu kaufen gäbe, dann hätten die Reichsten der Welt längst ihre Häuser damit geschmückt und nicht bloss mit Marmor. Jesus vergleicht das Himmelreich mit einem Händler, der schöne Perlen suchte und als er die kostbarste Perle gefunden hatte, verkaufte er alles was er hatte, um diese kostbare Perle zu erwerben (Mt 13,45-46).

Verse 22-27: Gott ist der Tempel.
In der himmlischen Stadt gibt es keinen Tempel, weder eine Sonne noch einen Mond. Warum nicht? Die Stadt selbst ist das Allerheiligste, wo sich Gottes Herrlichkeit und Gegenwart befindet und demzufolge braucht es keine Zusätze. Der Vater und der Sohn werden allgegenwärtig sein und alle unsere seelischen Bedürfnisse erfüllen. Gott ist Licht und in ihm ist keine Finsternis (1Joh 1,5). Johannes beschreibt auch den Sohn Gottes als das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet (Joh 1,9).

Was aber ist mit den Völkern gemeint, die im Licht der Stadt wandeln werden?
Die Verse 24-26 sind Zitate aus Jesaja 60: Jes 60,1-5.11. Jesaja spricht von der zukünftigen Herrlichkeit Gottes in Zion. Diese Herrlichkeit ist nicht auf die materielle Stadt bezogen, sondern auf die Himmlische! Das Zitat in der Offenbarung 21 ist ein Beweis dafür, dass alle alttestamentlichen Prophezeiungen auf Zion hin, mit der himmlischen Stadt Jerusalem, in Erfüllung gehen werden. Mit den Völkern, die nach dem himmlischen Zion pilgern, sind alle Gläubigen gemeint, die aus allen Nationen sich zu Christus bekehrt haben. Leider gibt es solche, die behaupten, mit den Völkern in Vers 24 sei einmal mehr der Beweis erbracht, dass alle Menschen bei Gott sein werden, ob sie nun geglaubt haben oder nicht (= Allversöhnungstheorie). Wenn das stimmen würde, dann müsste mir jemand Vers 8 und Vers 27 genauer erklären: Offb 21,8.27.

Inwiefern bringen die Könige der Welt ihre Herrlichkeit in die heilige Stadt?
Werden Prinz Charles oder Prinz Albert, wenn sie einmal Könige sein werden, etwa auch im Himmel sein? Auch hier geht es um eine symbolische Aussage, mit der erklärt wird, dass selbst die grössten Könige und die mächtigsten Herrscher einmal ihre Knie vor Jesus Christus beugen werden: Philipper 2,9-11. Wie es zu Salomos Regierungszeit war, so soll die Herrlichkeit im Himmel sein und allein Gott zukommen (Ps 72,1.9-11; 1Kön 10,14). Johannes sieht in seiner Offenbarung, dass jede weltliche Herrlichkeit nur ein Schatten von der himmlischen Herrlichkeit ist!

Weiter sieht Johannes die himmlischen Tore, die immer offenstehen für alle, die in die himmlische Stadt Jerusalem hineinkommen wollen. Zu diesem Zeitpunkt sind alle Feinde bereits in den Feuersee geworfen worden (Offb 20,14). Es gibt also keinen Grund, die Tore jemals zu schliessen. Die Bereitschaft alle einzulassen, die zur Stadt kommen, symbolisiert die Barmherzigkeit und Gnade Gottes, die allen Christen gilt. Aus allen Nationen werden sich Menschen zu Christus bekehren und zur himmlischen Stadt hinzuströmen. Dort wird es keine Nacht mehr geben und die Herrlichkeit der Gläubigen, aus allen Völkern, wird in die ewige Stadt hineingetragen.

Es wird keine Terroristen, Lügner oder Betrüger im Himmel geben, nichts Unreines und nichts Böses wird es dort mehr geben: Eph 5,5 (1Kor 6,9-11; Gal 5,19-21). Nur, wer im Buch des Lebens geschrieben steht wird in die heilige Stadt Jerusalem eingehen dürfen. Ist es nicht ein wunderbarer Trost, dass unsere Namen im Buch des Lebens geschrieben stehen: Offb 3,5 (Offb 20,12.15)?!