Offenbarung-21: Das neue Jerusalem (Teil 1)

Der Sieg Christi

Teil 1

 I.   Einleitung

In der Offenbarung 4 haben wir vom Himmel und vom Thron Gottes gelesen. Dabei haben wir festgestellt, dass dieses Bild vom Thron noch nicht die endgültige Vollendung bedeuten kann (Offb 4). Es ist z. B. von einem gläsernen Meer die Rede, das später bei der Vollendung verschwunden sein wird (Offb 21,1). Diese Perspektive vom Thron und seiner Umgebung ist eine Möglichkeit, den Himmel zu beschreiben. Das Ziel in Kapitel 4 ist: den Gläubigen die Herrschaft Gottes kundzutun, den Gläubigen Mut zu machen und eine Perspektive der Hoffnung zu geben.

Jesus bezeugt und verspricht: „Gott ist immer noch Gott und sitzt nach wie vor mit seinem Sohn auf dem höchsten Thron. Habt keine Angst vor denen, die den Leib töten können, der Seele aber nichts anhaben können, denn ich habe die Welt besiegt (Mt 10,28; Joh 16,33)! Wenn ihr im Glauben an mich festhaltet, dann werdet ihr mit mir zu den Siegern zählen.“

Der allmächtige Gott steht über jeder Macht und Hoheit. Er kontrolliert alles was auf Erden geschieht, nicht etwa der römische Kaiser. Das ist die Botschaft, die aus dem Kapitel 4 der Offenbarung hervorgeht.

In Kapitel 21 hingegen wird nun endlich die himmlische Vollendung der Gläubigen und der Gemeinde bildlich dargestellt. Diese Darstellungen sollen uns einen kleinen Vorgeschmack auf die vollkommene Gemeinschaft mit Gott vermitteln. In der himmlischen Stadt ist Sicherheit, Schutz und Geborgenheit zu finden und eine unübertreffliche Herrlichkeit und Glückseligkeit. Während in den übrigen Büchern des Neuen Testaments die Wahrheit Gottes durch den Verstand erklärt wird, wird sie in der Offenbarung durch die Augen kommuniziert.

 

 II.   Die neue Schöpfung (V. 1-7)

Vers 1: Der neue Himmel und die neue Erde.
Aus diesem Vers geht deutlich hervor, dass die materielle Erde der Vergangenheit angehören wird und zwar im Sinne von nicht mehr existent sein (neu = καινός). Auch der Apostel Petrus bezeugt dies (2Petr 3,9-13):

„Der Herr zögert nicht, die Verheissung zu erfüllen, wie einige meinen, sondern ist geduldig mit euch; er will nicht, dass einige zugrunde gehen, sondern vielmehr, dass alle den Weg der Umkehr einschlagen. Der Tag des Herrn aber wird kommen wie ein Dieb; dann wird der Himmel verschwinden mit grossem Getöse, die Elemente des Alls werden sich in der Hitze auflösen, und die Erde, die Werke, die auf ihr vollbracht wurden, werden zutage kommen. Wenn sich nun dies alles derart auflöst, wie entschlossen müsst ihr dann euer Leben führen, heilig und fromm! Wartet auf den Tag Gottes und beschleunigt seine Ankunft – seinetwegen wird der Himmel sich auflösen im Feuer, und die Elemente des Alls schmelzen in der Hitze. Wir warten aber aufgrund seiner Verheissung auf einen neuen Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt.”

Der grosse Gerichtstag Gottes wird überraschend über die Welt kommen, wie eine Tsunamiwelle, ein Erdbeben, ein Vulkanausbruch usw. (Mt 24,37-44). Doch nicht der Gerichtstag ist das Endziel Gottes, sondern Gottes Verheissungen sprechen von einer neuen Schöpfung. Zuerst aber wird die alte Schöpfung durch die feurige Gluthitze zerschmelzen, sich auflösen und nicht mehr zu finden sein.

Viele Irrlehren sprechen von einer wiederhergestellten Erde mit Materie und menschlichem Leben, doch davon kann nicht die Rede sein. Der Traum einer neuen Erde war tief im jüdischen Denken verankert. Schon Jesaja verkündigte Gottes Vision 750 v. Chr. (Jes 65,17): „Denn siehe, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde ...“ Er sprach von einer Neuschöpfung (nicht aus Materie), die ewiglich bestehen bleibt (Jes 66,22). Die Juden verstanden Gottes Pläne von Anfang an materiell und nicht geistig. Deshalb hatten sie mit dem Sohn Gottes Mühe und konnten ihn nicht annehmen, weil er nicht ihren irdischen Erwartungen entsprach. Das Meer symbolisiert die rebellischen Nationen oder Völker, die wie das tosende Meer sind (siehe Kapitel 13,1).

Vers 2: Die heilige Stadt ist wie eine Braut.
Es wird keine materielle Stadt vom Himmel herabkommen, wie einige behaupten. Die Bibel lehrt auch an andern Stellen, dass es bei der Wiederkunft um die völlige Beseitigung der Materie geht: Hebräer 12,26b-29. Es geht hier nicht bloss um eine Verwandlung, wie es in einigen Übersetzungen heisst, sondern um die Beseitigung aller Materie. Die Elemente werden gänzlich verbrannt werden (1 Petr 3), denn „Gott ist ein verzehrendes Feuer“ (Hebr 12,29). „Die Welt vergeht und ihre Lust ...“ erklärt der Apostel Johannes (1Joh 2,17). Und Jesus versichert (Mt 24,35): „Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen!“ Wir werden ein unerschütterliches Reich im Himmel empfangen, jenes Reich, in dem der ewige Gott bereits lebt.

Damit diese himmlische Vision von Menschen ein bisschen verstanden werden kann, muss Johannes zu irdischen Bildern greifen. Darum erklärt er, dass die heilige Stadt Jerusalem vom Himmel zu den Menschen herabkommt. Das ist nicht wörtlich zu verstehen! (Es kommt keine Stadt aus dem Himmel auf die Erde!) Dieses „herabkommen“ ist symbolisch und deutet auf den göttlichen Ursprung der Stadt (siehe Offb 10,1; 16,21; 18,1; 20,1.9). Die damals von allen Menschen bekannteste Stadt, die durch den heiligen Tempel mit dem lebendigen Gott in Verbindung stand, war Jerusalem. In Jerusalem war Gottes Gegenwart und Herrschaft. In Jerusalem, wie der Name schon sagt, war die Gründung des Friedens.

In Hebräer 12 wird das Gegenteil gesagt: Hebräer 12,22-23a. Ihr seid gekommen zum Berg Zion und zum himmlischen Jerusalem ... Auch das ist eine symbolische Beschreibung des Himmels! Es geht also nicht um ein buchstäbliches Hingehen oder Herabkommen, sondern allein um den göttlichen Ursprung der Stadt darzustellen! Die himmlische Stadt Jerusalem besteht nicht aus Mörtel und Stein, da sie nicht von Menschenhand erbaut wurde, sondern ihr Architekt und Baumeister ist Gott der Herr (Hebr 11,10).

Die geschmückte Braut (νύμφη) ist ein weiteres symbolisches Bild, das hier für die Erklärung des Himmels verwendet wird (wie eine Braut). Die Braut steht als Gegenbild zur Hure Babylon (Offb 17). Sie ist das Symbol für Reinheit, Treue und wahre Gemeinschaft (Offb 19,8). Eine Braut, die weder Flecken noch Runzeln hat (Eph 5,25-27). Im Epheserbrief wird die Braut symbolisch für die Gemeinde verwendet. In der Offenbarung 21 wird die Braut symbolisch für den Himmel und seine Bewohner gebraucht (V. 9-10).

Vers 3: Die laute Stimme vom Thron Gottes.
Die laute Stimme, die vom Thron ausgeht, könnte von einem der vier Wesen mit den sechs Flügeln und voller Augen sein (Offb 4,8). Viel wichtiger als das Wesen selbst, ist der Inhalt einer wunderbaren Feststellung, die mit den Worten beginnt: „Siehe da ....“ Nun ist alles, was die Menschheit von Gott getrennt hat, weggetan. Die Hütte (σκηνή = Heiligtum, Tabernakel, nicht etwa eine Alphütte) ist die Stiftshütte, das heilige Zelt und bedeutet die Gegenwart Gottes bei den Menschen. Gott wird nicht auf Erden wohnen, sondern im Himmel, zusammen mit dem Sohn, mit allen Engeln und den geretteten Seelen. Der Herr ist zu gross, als dass er einen Platz auf der kleinen Erdkugel fände, mitten im riesigen Universum: 1. Könige 8,27.

Der zitierte Gedanke vom „unter den Menschen wohnen“ ist nicht neu, sondern alttestamentlich. Es war von Anfang an Gottes Absicht und Streben, mit seinen Geschöpfen eine enge und erfüllende Gemeinschaft zu finden.

2Kor 6,16b: „Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.“

Durch die Sünde hat der Mensch leider diese enge Beziehung mit Gott immer wieder verunmöglicht. Doch nun soll es endlich zur krönenden Vollendung im Himmel kommen. In Hebr 11,16 heisst es: „Daher schämt sich Gott ihrer nicht, ihr Gott genannt zu werden; denn er hat ihnen eine Stadt bereitet.“ Im Alten Bund war nur der Name Gottes bekannt, d. h. wenn es um Gott ging, handelte es sich immer um das Wort, niemals um das Sehen oder um eine Begegnung. Im Neuen Bund kommt es zu einer gewaltigen Steigerung: Jesus Christus als „das Wort Gottes“ ist „Fleisch“ (Mensch) geworden und „wohnte unter uns“ (Joh 1,14). Wer IHN sah, der hat den Vater gesehen (Joh 14,9), d. h. der hat im geistlichen Sinn gesehen, wie das Wesen des Vaters ist. Der Heilige Geist aber zieht das erste Mal in die Herzen seiner Jünger ein (Joh 14,23; 1Kor 3,16). In der neuen Schöpfung wird schliesslich Gott selbst für immer bei den Menschen wohnen!

Vers 4: Alles Leid und alle Schmerzen vergehen.
Diese vollkommene Gemeinschaft mit Gott hat folgende Auswirkungen:

Keine Tränen (δάκρυ, δάκρυον):
Gott wird uns nicht nur die Tränen von den Augen wegwischen, sondern er wird alles wegnehmen, was Tränen verursacht!

Kein Tod (θάνατος):
Eine Hauptquelle der Tränen und des Leids ist der Tod (Hebr 2,15). Könnt Ihr Euch vorstellen, dass im Himmel niemand mehr sterben wird?
Der Fluch Adams im Paradies wird abgetan sein für immer und ewig!

Kein Leid (πένθος):
Es gibt auch keine Trauer mehr über unsere Sünde, weil es im Himmel keine Sünde und keine Verführung mehr geben wird (Mt 5,4)!

Kein Geschrei (κραυγή):
Beim Geschrei denke ich an das Bild einer Mutter,
die zusehen muss, wie ihr Kind in einer Naturkatastrophe ums Leben kommt, oder die in der schrecklichen Zeit des grausamen Kindermordes in Bethlehem gelebt hat (Mt 2,18).

Kein Schmerz (πόνος):
In der Hölle wird Heulen und Zähneknirschen sein (Mt 8,12). Die Qual wird so gross sein, wie wenn man sich auf die Zunge beisst (Offb 16,10). Doch im Himmel wird es nichts Negatives mehr geben!

Das Erste ist vergangen: Was ist das Erste?
Es ist die erste Schöpfung mit dem ersten Adam und der Sünde, die dieses Leid und diesen unsagbaren Schmerz gebracht hat: 1Kor 15,45-53. Die zweite Schöpfung ist unvergänglich und der zweite Adam wird nicht mehr sündigen. Jeder, der in diese zweite Schöpfung hinein wiedergeboren ist, wird diese negativen Konsequenzen nicht mehr zu spüren bekommen, die auf dem irdischen Adam und seinen Nachkommen lasten (2Kor 5,17). Denn der zweite Adam ist vom Himmel her und alle, die von ihm abstammen, sind himmlisch beschaffen. Wenn Fleisch und Blut auf Erden ihr Ende nehmen, werden alle Wiedergeborenen der neuen Schöpfung verwandelt werden „im Nu“, d. h. blitzartig, in einem Augenblick. Wir werden einen unsterblichen Leib erhalten und auf ewig glücklich bei dem Herrn sein und mit IHM leben.

Vers 5: Gott macht alles neu.
Hier sieht es aus, als ob Gott selbst vom Thron ausspricht und bezeugt: „Ich mache alles neu!“ Das griechische Wort neu (καινός) bedeutet etwas noch nie Dagewesenes. Das heisst, es kann sich nicht um diese Erde handeln, die bloss erneuert wird. Durch Christus hat Gott angefangen alles neu zu machen, indem er beim einzelnen Menschen beginnt und mit der neuen Schöpfung im Himmel endet.

Johannes war von der Vision so überwältigt, dass er aufgefordert werden musste weiter zu schreiben. Denn diese Worte sind (Offb 19,11): zuverlässig, gewiss, glaubwürdig (πιστός), wahr oder wahrhaftig (ἀληθινός). Wer einige Verheissungen Gottes mit ihren Erfüllungen im AT kennt, der weiss, dass es nur eine Sache der Zeit ist, bis diese wunderbaren Versprechungen von der neuen Schöpfung auch restlos eintreffen werden.

Vers 6: Es ist vollbracht.
Johannes sieht in seiner herrlichen Vision diese himmlischen Verheissungen als bereits erfüllt oder vollbracht! Auch die Stimme, die er hört bezeugt: „Es ist geschehen.“ Wie Jesus das Ende seines Werkes auf Erden am Kreuz kundtat, indem er sagte: „Es ist vollbracht!“ (Joh 19,30) so ist Gott nun zu seinem endgültigen Ziel gekommen. Im AT bezeugt Gott immer wieder, dass er der Anfang und das Ende - der Erste und der Letzte ist (Jes 41,4,; 43,10; 44,6; 48,12; Offb 22,13). Alpha und Omega sind der Anfang und das Ende des griech. Alphabets. Im Deutschen würden wir sagen: das A und das Z. Damit ist kein zeitlicher Beginn und kein zeitliches Ende gemeint. Alpha bedeutet der Ursprung, die Quelle! Omega bedeutet das sichere Ziel!

Wer nach diesen himmlischen Dingen Verlangen trägt, wie ein Dürstender, wird aus der Wasserquelle des Lebens umsonst trinken dürfen. Auch das ist wieder ein symbolisches Bild für die himmlische Vollendung, die endgültige Erfüllung! Dabei geht es um den Durst und um das leidenschaftliche Verlangen das Gott in jedem Menschen sehen will. Wasser ist, im irdischen Leben eines Menschen, der wichtigste Lebensspender. Der Mensch selbst besteht aus ca. 75% Wasser.

Haben wir dieses Verlangen nach Gott und seiner Herrlichkeit?
Wenn ja, was sind wir bereit, dafür in unserem Leben in Kauf zu nehmen? Wenn es hier auf Erden eine Insel gäbe, wo man nicht zu arbeiten bräuchte und wo alles so sein würde wie im Vers 4 beschrieben, dann wäre sie bestimmt schon entdeckt worden. Jeder, der davon erfahren hätte, würde alles verkaufen, um auf diese Insel zu reisen. Ist es nicht merkwürdig, dass diese Insel tatsächlich existiert, aber nicht auf Erden sondern im Himmel, und kaum jemand interessiert sich dafür?!

Vers 7: Der Sieg des himmlischen Erbes.
Wer diese unermesslichen Segnungen einmal erfahren will, der muss den vergänglichen Dingen dieser Welt absagen und ganz auf Gott vertrauen (Mt 10,37-38)! Der Himmel ist vorbereitet; bist Du vorbereitet für den Himmel? Im Himmel werden wir verstehen was es heisst, Kinder Gottes zu sein (1Joh 3,1), wenn seine Gegenwart und seine göttliche Liebe uns umgibt und völlig überwältigt.

 

 II.  Der zweite Tod (V. 8)

Der zweite Tod ist die ewige Verdammnis und Pein in der Hölle. Folglich ist der erste Tod das fleischliche Lebensende hier auf Erden. Im Gegensatz zum ersten Tod, dauert der zweite Tod unaufhörlich. (Siehe Kapitel 20!)

Die höllische Verdammnis steht in extrem starken Kontrast zur himmlischen Glückseligkeit.

Nicht dabei sein werden acht verschiedene Menschentypen, die alle bösen und ungläubigen Geschöpfe auf Erden symbolisieren, die auf irgendeine Weise Gott den Rücken zugekehrt haben:

1. Feiglinge (δειλός): die, welche aus Furcht vor dem Tod oder aus feiger Scham Christus verleugneten (2,10).

2. Ungläubige (ἄπιστος): die, welche nicht standhaft an den Geboten Gottes festhielten (14,12).

3. Befleckte (βδελύσσω): die, welche sich mit der Hure einliessen und unmoralische Gräueltaten ausübten (17,4).

4. Mörder (φονεύς): die, welche sich am Tod der Heiligen verschuldeten (16,6; 17,6; 18,24; 9,21).

5. Unzüchtige (πόρνος): die, Unzucht (Pornos) trieben (2,14.20-21; 14,8).

6. Zauberer (φαρμακεύς): die, welche (Pharmazie, nicht im wissenschaftlichen Sinn) trieben (9,21).

7. Götzendiener (εἰδωλολάτρης): die, welche Kaiser- und Götzenstatuen anbeteten (2,14.20; 9,20; 16,2).

8. Lügner (ψευδής): die, welche den Sohn Gottes leugneten (14,5).

Gott bewahre, dass keiner von uns je dorthin gelangt!

 

Das neue Jerusalem (Teil 2)

 

 I.   Einleitung

Wir fahren in der Offenbarung 21 fort, wo uns über das neue Jerusalem - den Himmel berichtet wird. Weil es Gottes Wille ist, dass wir uns mit dem Himmel näher beschäftigen, lässt er uns durch die Visionen des Apostels Johannes einen ziemlich detaillierten Einblick geben. Der Himmel ist das Ziel unseres Glaubenslebens und wenn wir Heimweh haben nach diesem ewigen Ziel, dann denken wir auch vermehrt darüber nach. Es ist falsch zu sagen: „Wir leben in der Gegenwart und was danach kommt, werden wir noch früh genug erfahren!“ Nein! Der Himmel ist unser Reiseziel und erfüllt unser ganzes Arbeiten und Denken als Gläubige. Wir bereiten uns jetzt schon auf das himmlische Leben vor. Alles Leiden usw. gilt diesem einen Ziel! Unser irdisches Leben ist ein Veredelungsprozess der Seelen. Erst wenn wir bereit sind für das kommende Leben, wird uns der Herr aus diesem zeitlichen Prozess befreien. Wir überlegen auch, auf welchem Weg wir am einfachsten dorthin gelangen.

Wer täglich 15 Minuten investiert, um über den Himmel nachzudenken, der wird weniger Zeit und Geld in die vergänglichen Dinge des Lebens vergeuden: Kolosser 3,1-2. Es ist mir unerklärlich, wie man gläubig sein kann, ohne sich Gedanken gemacht zu haben, wie es einmal sein wird im Himmel. Der Himmel ist doch unser Lebensziel und unsere ganze Hoffnung und Motivation an den Herrn zu glauben. Hast Du nicht oft Heimweh, weil du dich hier auf Erden nicht wirklich zu Hause fühlst? Bitte jammert und klagt nicht um mich, wenn ich einmal nicht mehr da sein werde, sondern seid eifersüchtig um mich, weil ich es geschafft habe und an meinem Lebensziel angekommen bin: 2. Korinther 4,16-18.

Es ist falsch zu sagen, dass es in Bezug auf den Himmel nur Spekulationen gibt, da wir doch die Offenbarung des Johannes alle in unserer Bibel haben, als Teil des überlieferten Wortes Gottes. Am Anfang des Buches schreibt er (Offb 1,3): „Selig der, welcher vorliest, und die, welche hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben steht; denn die Zeit ist nahe.“

Darum, lasst uns über das neue Jerusalem reden!
Mit dem neuen Jerusalem ist nichts anderes gemeint als der Ort, wo der ewige Gott bis heute gelebt hat, nämlich im himmlischen Reich Gottes, wo auch alle Gläubigen einst für ewig leben dürfen. Um dieses unsichtbare himmlische Reich uns Menschen einigermassen verständlich zu erklären, brauchte Johannes Bilder von Objekten, die unserem irdischen Denken bereits bekannt sind. Es ist ganz klar, dass all diese Bilder symbolischen Charakter haben und niemals wortwörtlich verstanden werden dürfen.

 

II.   Die himmlische Stadt Jerusalem (V. 9-27)

Verse 9-11: Wie der kostbarste Edelstein.
Es ist interessant, dass derselbe Engel, der die sieben Zornschalen hatte, die Botschaft vom Untergang und gleichzeitig die Botschaft von der Seligkeit überbringt. Die himmlische Stadt Jerusalem wird hier nicht mehr bloss als verlobte Braut dargestellt, sondern auch als Ehefrau. Sie ist die Ehefrau des Lammes (= Jesus, der sein Leben für sie gab, Eph 5,25). Es ist ein ungewöhnliches Bild, dass ein menschliches Wesen mit einem Tier vermählt ist, doch wer den symbolischen Charakter versteht, der hat damit auch keine Mühe.

Diese himmlische Stadt ist im Besitz der „Herrlichkeit Gottes“.
Im AT erschien die Gegenwart Gottes oft in Gestalt einer leuchtenden Wolke (Ex 40,35). In der Vollendung wird Gottes Gegenwart mit einem der kostbarsten Edelsteine - einem leuchtenden Jaspis verglichen. Von diesem Jaspis haben wir bereits in der Offb 4 gelesen, wo der Thron Gottes beschrieben wurde. Allerdings war da auch von einem Karneolstein (mit andern Worten, einem blutroten Sardion) die Rede, der die verschiedenen Gerichte Gottes darstellte, die zu diesem Zeitpunkt bereits eingetroffen waren. Dieser kristallhelle Jaspis ist der Lichtspender der Stadt, so dass sie, wie wir später noch lesen werden (V. 22), keine Sonne mehr braucht, weil dieses göttliche Licht überall ist (es gibt kein Schatten mehr ...).

Verse 12-14: Die von Engeln bewachte Stadt.
Mit der grossen und hohen Mauer wird die Geborgenheit, aber auch die Trennung ausgedrückt (Esra 9,9; Ps 122,7; Jes 26,1). (Von vorne gesehen mag die Mauer hoch sein, aber nicht im Vergleich zur gesamten Stadt.) Das heisst, Gott schützt die Bewohner der Stadt (= Geretteten). Niemand und nichts kann in die Stadt eindringen, ohne dass Gott es zulässt. Da alle Feinde Gottes zu diesem Zeitpunkt ja eh vernichtet wurden, gibt es in keiner Weise irgendwelche Gefahren für die Bewohner der Stadt.

Es gibt zwölf Tore, drei in jeder Himmelsrichtung (3x4 = 12).
D. h., dass von allen Himmelsrichtungen der Zugang zur Stadt ermöglicht wird (N/S und W/O: Mt 28,19; Jes 2,2). Aus allen Völkern und Nationen werden die Erben der Stadt hineinströmen.

Auf jedem Tor befindet sich ein Engel, der als Wachposten eingesetzt ist und nur diejenigen hineinlässt, deren Namen im Buch des Lebens geschrieben steht. Gleichzeitig stehen auch die Namen der zwölf Stämme Israels an den Toren. Das heisst, es kann sich hier nicht bloss um die Gläubigen aus dem Alten Testament handeln, denn das wäre eine zu grosse Einschränkung (Offb 7). Denn die 12 Stämme Israels sind symbolisch zu verstehen und fassen alle Gläubigen aus dem alten - sowie aus dem neuen Testament zusammen. Im Himmel wird es kein fleischliches Judentum mehr geben, sondern nur das wahre Judentum, das sich am Herzen beschneiden liess (Röm 11,26).

Die Mauerabschnitte zwischen den Toren haben zwölf Grundsteine, die jeweils einen Namen eines Apostels tragen. Die Apostel gehören zum Fundament des himmlischen Gebäudes, da ihr Verkündigungsdienst einmalig und einzigartig ist in der Menschheitsgeschichte (Eph 2,19-22). Es gibt keine Nachfolger, weder auf dem Stuhl Petri, noch auf einem andern Stuhl eines Apostels durch den Päpste oder die neuapostolische Kirche hervorgehen sollten!

Verse 15-21: Die Masse der Stadt.
Johannes muss die Stadt mit einem goldenen Messstab vermessen. Die Stadt hat eine Würfelform, d. h. sie ist viereckig und an allen Seiten gleich lang, genau gleich wie das Allerheiligste der Stiftshütte (1Kön 6,20). Der „Kubus“ ist ein Symbol der Vollkommenheit. Die Masse der Stadt sind 12'000 Stadien auf jeder Seite, auch in der Höhe (ein Stadion = 192 m). Das entspricht einer Entfernung von London nach New York. Diese Ausmasse sind ein Ausdruck für die überragende Grösse der Stadt, die jedes menschliche Vorstellungsvermögen übersteigt (und die es auf dieser Welt nie geben wird). Es darf gesagt werden, dass für die Erbschaft der Gläubigen genügend Platz vorhanden sein wird. Jesus erklärt den Jüngern (Joh 14,2): „In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen, wo nicht, würde ich euch [dann] gesagt haben, dass ich hingehe, um euch eine Stätte zu bereiten?“

Interessanterweise verhält es sich mit der Mauer ganz anders, denn sie ist „nur“ 144 Ellen hoch (eine Elle = ½ Meter), ca. 72 Meter. Sie ist im Vergleich zur Grösse und Höhe der Stadt sehr niedrig. Die Mauern Babylons waren etwa 100 Meter hoch. Die Wände der Vorhalle des salomonischen Tempels waren etwa 60 Meter hoch. Doch die Mauer dient nicht zur Verteidigung, denn alle Feinde wurden in den Feuersee geworfen (Offb 20,14). Die Mauer stellt bloss eine Abgrenzung der Stadt dar und erfüllt somit ihre Aufgabe völlig.

Das Baumaterial der Stadt:
Die Mauer ist aus Jaspis, wie Gottes Licht (V. 11), was seine Gegenwart bedeutet. Die Stadt ist aus reinem Gold (χρυσίον) und wie reines Glas (ὕαλος), was ausdrückt, wertvoll oder kostbar wie Gold und rein wie der reinste Kristall.

Die zwölf Grundsteine (Stein= λίθος) sind Versuche, die unermessliche Herrlichkeit der Stadt zu beschreiben, wo nichts Unechtes oder Billiges zu finden ist. Die Edelsteine sollten nicht im Einzelnen gedeutet werden, da es sie heute zum Teil gar nicht mehr gibt. In der heutigen Zeit sind sie manchmal in ganz anderen Farben bekannt, als damals zur biblischen Zeit. Den meisten Edelsteinen werden heute heilende Wirkungen zugeschrieben. Die biblischen Edelsteine weisen auf die leuchtende und glänzende Schönheit der himmlischen Stadt hin, die von der Gegenwart Gottes erfüllt ist. Das Brustschild des Hohenpriester enthielt auch 12 Edelsteine, die die zwölf Stämme Israels repräsentierten (Ex 28,17-21), aber zum Teil andere Farben aufwiesen. Im Internet stossen wir auf interessante Hinweise, wie diese Diamanten ausgesehen haben könnten.

Der grüne Jaspis (ἴασπις) wird als besonders wertvoll betrachtet (21,11).
Gottes Angesicht war aus Jaspis und Karneol (4,3). Jaspis und Karneol (= Stein 6) stehen für Schönheit und Gericht.

Der blaue Saphir (σάπφειρος) kann in seiner Helligkeit variieren.
Der milchbraune Chalzedon (χαλκηδών) ist ein mit Kohlensäure versetztes Kupfer das auch blau oder grün aussehen kann und zählt zu den ersten Metallen, die die Menschheit entdeckt hat.

Der hell- bis dunkelgrüne Smaragd (σμάραγδος), auch Emerald genannt, ist heute immer noch sehr geschätzt und sehr wertvoll. Der Thron Gottes war so schön wie ein Smaragd (4,3). Die Schönheit des Fürsten von Tyros wird von Hesekiel mit vielen Edelsteinen beschrieben, unter anderen auch mit dem Smaragd (Ez 28,13).

Der weiss- rotbraune Sardonyx (σαρδόνυξ) war ein Stein mit vertieft oder erhaben geschnittenem Bild (= die Gemme).
Der rote Karneol oder Sardis (σάρδιος) ist der Edelstein des Gottesgerichts.

Der gelbgrüne Chrysolith (χρυσόλιθος) oder Peridot genannt, wird auch im AT erwähnt (Ex 28,20; Ez 1,16; 28,13) und diente im Mittelalter häufig als Kirchenschmuck und als Lampenlicht.

Der violette Beryll (βήρυλλος) bedeutet glänzen oder strahlen.

Der gelbe Topas (τοπάζιον), der heute häufig blau ist.

Der goldgrüne Chrysopras (χρυσόπρασος).
χρυσός (chrysos) = „Gold“.
πράσον (prason) = „Lauch“.

Der blaue Hyazinth (ὑάκινθος) ist intensiv in seiner Farbe, ein Aquamarin (blauer Beryill), Saphir oder Türkis.

Der violette Amethyst (ἀμέθυστος) ist als Schmuckstück sehr beliebt.

Die zwölf Tore (πυλών) bestehen jeweils aus einer einzigen gigantischen Perle. Wir wissen, dass Perlen ein Vermögen kosten und oft nicht grösser sind als eine Kirsche. Eine Perle so gross wie ein Tor hat noch kein Mensch auf dieser Erde je gesehen. Das gibt es auf Erden nicht! Wenn ein Taucher aber tatsächlich eine solch grosse Perle im Meeresgrund in einer Muschel finden könnte, dann wäre er für sein ganzes Leben finanziell saniert. Wenn es Mega-Perlen zu kaufen gäbe, dann hätten die Reichsten der Welt längst ihre Häuser damit geschmückt und nicht bloss mit Marmor. Jesus vergleicht das Himmelreich mit einem Händler, der schöne Perlen suchte und als er die kostbarste Perle gefunden hatte, verkaufte er alles was er hatte, um diese kostbare Perle zu erwerben (Mt 13,45-46).

Verse 22-27: Gott ist der Tempel.
In der himmlischen Stadt gibt es keinen Tempel, weder eine Sonne noch einen Mond. Warum nicht? Die Stadt selbst ist das Allerheiligste, wo sich Gottes Herrlichkeit und Gegenwart befindet und demzufolge braucht es keine Zusätze. Der Vater und der Sohn werden allgegenwärtig sein und alle unsere seelischen Bedürfnisse erfüllen. Gott ist Licht und in ihm ist keine Finsternis (1Joh 1,5). Johannes beschreibt auch den Sohn Gottes als das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet (Joh 1,9).

Was aber ist mit den Völkern gemeint, die im Licht der Stadt wandeln werden?
Die Verse 24-26 sind Zitate aus Jesaja 60: Jes 60,1-5.11. Jesaja spricht von der zukünftigen Herrlichkeit Gottes in Zion. Diese Herrlichkeit ist nicht auf die materielle Stadt bezogen, sondern auf die Himmlische! Das Zitat in der Offenbarung 21 ist ein Beweis dafür, dass alle alttestamentlichen Prophezeiungen auf Zion hin, mit der himmlischen Stadt Jerusalem, in Erfüllung gehen werden. Mit den Völkern, die nach dem himmlischen Zion pilgern, sind alle Gläubigen gemeint, die aus allen Nationen sich zu Christus bekehrt haben. Leider gibt es solche, die behaupten, mit den Völkern in Vers 24 sei einmal mehr der Beweis erbracht, dass alle Menschen bei Gott sein werden, ob sie nun geglaubt haben oder nicht (= Allversöhnungstheorie). Wenn das stimmen würde, dann müsste mir jemand Vers 8 und Vers 27 genauer erklären: Offb 21,8.27.

Inwiefern bringen die Könige der Welt ihre Herrlichkeit in die heilige Stadt?
Werden Prinz Charles oder Prinz Albert, wenn sie einmal Könige sein werden, etwa auch im Himmel sein? Auch hier geht es um eine symbolische Aussage, mit der erklärt wird, dass selbst die grössten Könige und die mächtigsten Herrscher einmal ihre Knie vor Jesus Christus beugen werden: Philipper 2,9-11. Wie es zu Salomos Regierungszeit war, so soll die Herrlichkeit im Himmel sein und allein Gott zukommen (Ps 72,1.9-11; 1Kön 10,14). Johannes sieht in seiner Offenbarung, dass jede weltliche Herrlichkeit nur ein Schatten von der himmlischen Herrlichkeit ist!

Weiter sieht Johannes die himmlischen Tore, die immer offenstehen für alle, die in die himmlische Stadt Jerusalem hineinkommen wollen. Zu diesem Zeitpunkt sind alle Feinde bereits in den Feuersee geworfen worden (Offb 20,14). Es gibt also keinen Grund, die Tore jemals zu schliessen. Die Bereitschaft alle einzulassen, die zur Stadt kommen, symbolisiert die Barmherzigkeit und Gnade Gottes, die allen Christen gilt. Aus allen Nationen werden sich Menschen zu Christus bekehren und zur himmlischen Stadt hinzuströmen. Dort wird es keine Nacht mehr geben und die Herrlichkeit der Gläubigen, aus allen Völkern, wird in die ewige Stadt hineingetragen.

Es wird keine Terroristen, Lügner oder Betrüger im Himmel geben, nichts Unreines und nichts Böses wird es dort mehr geben: Eph 5,5 (1 Kor 6,9-11; Gal 5,19-21). Nur, wer im Buch des Lebens geschrieben steht wird in die heilige Stadt Jerusalem eingehen dürfen. Ist es nicht ein wunderbarer Trost, dass unsere Namen im Buch des Lebens geschrieben stehen: Offb 3,5 (Offb 20,12.15)?!