Wie wird christlicher Glaube gelebt?
Geduldiges Ausharren im Glauben (5,7-12)
Verse 7-8: Wartet geduldig auf die Wiederkunft.
Nachdem Jakobus die reichen Egoisten streng ermahnte, wendet er sich nun allen zu, die Ungerechtigkeiten (κακοπάθεια= ungerechtes Leiden, V. 13) zu erdulden haben.
Jakobus lenkt die Blicke aller Gläubigen auf das grosse Endziel ihrer Werke, indem er sagt:
„Schaut auf die Wiederkunft des Herrn Jesus, damit ihr im Glauben siegen werdet!“
„Schaut einmal auf und betrachtet nicht nur die Stelle, wo ihr euch befindet und gerade arbeitet, sondern schaut auch auf das Ziel!“
Wie z. B. ein Arbeiter auf dem Feld, der in regelmässigen Abständen aufschaut, um zu sehen wie weit es noch geht, bis er mit dem Feld fertig ist. Nachdem das Feld Meter für Meter zubereitet wurde, ist Warten angesagt. Auch der Bauer muss auf seine Ernte warten, bis der Herbst- und Frühjahrsregen eingetroffen ist: Galater 5,9-10. Wie der Bauer, so werden alle Gläubigen einmal geistig ernten, indem sie im Glauben siegen und die Krone des Lebens empfangen, weil sie den Versuchungen standgehalten haben (Jak 1,12).
Darum sagt Jakobus mit andern Worten: „Lasst euch nicht entmutigen, denn alles was ihr jetzt durchmacht, hat einmal ein siegreiches Ende!“
Deshalb ruft auch der Schreiber des Hebräerbriefes alle auf, jede hemmende Last und die [uns so] leicht umringende Sünde abzulegen und mit Ausdauer zu laufen in dem vor uns liegenden Wettkampf, indem wir hinblicken auf den siegreichen Anfänger und Vollender unseres Glaubens: Jesus Christus (Hebr 12,1-2).
Wir Gläubigen warten also auf die selige Hoffnung und auf die Erscheinung der Herrlichkeit unseres grossen Gottes und Heilandes: Jesus Christus (Tit 2,13). Das ist unser Glaubensziel! Von dieser wunderbaren Verheissung lebt unser Glaube an Jesus! Die Wiederkunft Christi steht uns näher als jeder Generation vor uns!
Obschon niemand die genaue Stunde weiss, so können wir aus der Schrift doch einiges erfahren in Bezug auf die Wiederkunft Christi:
Erstens, seine Erscheinung wird spektakulär sein! Selbst die beste Filmanimation reicht dafür nicht aus. Denn der Herr wird unter dem Befehlsruf eines Erzengels und unter starkem Posaunenschall am Himmel erscheinen (1Thess 4,16). Jedes Auge wird ihn sehen und niemand wird sich seinem Angesicht entziehen können (Offb 1,7; 6,16).
Zweitens, die Toten werden auferstehen: Johannes 5,28-29.
Drittens, die welche noch auf dieser Erde leben, werden verwandelt: 1. Korinther 15,50-53. Diese drei Ereignisse geschehen alle in ein und demselben Augenblick. Die Posaune Gottes wird erschallen und Jesus wird am Himmel erscheinen. Die Toten werden auferstehen und die Übrigen, die noch auf der Erde leben, werden verwandelt „im Nu, in einem Augenblick“.
Viertens, das grosse Gericht Gottes beginnt: Matthäus 25,31-34. Die ganze Menschheit, die je auf diesem Erdball gelebt hat, wird sich vor dem Thron versammeln. Was für ein Riesenspektakel! Jeder wird auf Grund seiner eigenen Werke gerichtet werden: Offb 20,11-12. Gott kennt unsere Herzen ganz genau, deshalb wird sein Gericht gerecht sein. Jesus selbst wird der grosse Richter sein, weil IHM das Endgericht über die Völker übergeben worden ist vom himmlischen Vater (Apg 17,31; Joh 5,27). Wer aber im Buch des Lebens aufgezeichnet ist, wird Gnade finden vor dem Herrn (das sind alle treuen Gläubigen).
Fünftens, die Gerechten werden von den Ungerechten für immer getrennt. Jesus wird dann zu allen Treuen sprechen (Mt 25,34): „Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch vor Grundlegung der Welt an bereitet ist!“ Zu allen Untreuen und Ungerechten wird der König sagen (Mt 25,41): „Geht hinweg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das mein Vater dem Teufel und seinen Engeln bereitet hat!“
Sechstens, das Reich wird dem Vater übergeben werden (1Kor 15,24). Jesus sitzt schon jetzt auf dem Thron und herrscht als ewiger König über sein Reich und seine Gemeinde (Apg 2,34-36). Alle Feinde Jesu samt dem Teufel werden zunichte gemacht und vor seine Füsse geworfen werden (Apg 2,35; 1Kor 15,25). Der letzte Feind, der besiegt werden wird, ist der Tod (1Kor 15,26-27). Dann wird das Reich mit den Gerechten dem Vater übergeben werden.
Siebtens, Himmel und Erde werden mit gewaltigem Krachen zerbersten. Die Elemente aber werden sich auflösen und im Feuer verglühen. Die Wiederkunft Christi ist beim himmlischen Vater eine fest beschlossene Sache. Nur wann dieser Tag sein wird, weiss keiner: 2. Petrus 3,8-15.
An dieser wunderbaren und lebendigen Hoffnung wollen wir festhalten! Um diese ewige Herrlichkeit zu erlangen, sind wir gerne bereit noch etwas zu warten und sogar Ungerechtigkeiten zu ertragen. Dieses himmlische Ziel ist alles wert und gibt unserem Leben einen klaren Sinn, indem wir geduldig auf die Wiederkunft des Herrn warten!
Vers 9: Seufzt nicht widereinander!
Wer im Glauben siegen will, muss nicht nur lernen geduldig zu warten, sondern auch liebreich umzugehen mit seinen Glaubensgeschwistern!
Wie können wir widereinander seufzen?
Indem wir übereinander murren und schlecht reden (Jak 3,5), oder gar einander verleumden (Jak 4,11-12). Indem wir eine schlechte Gesinnung gegeneinander haben, parteiisches Ansehen der Person machen (Jak 2,1), einander richten, einander nicht annehmen wie wir sind und für alles nachtragend sind.
Indem wir uns vielleicht sogar aneinander rächen.
Schon Mose lehrte das Volk Gottes unter dem Alten Bund: Leviticus 19,18.
Wenn wir widereinander seufzen, dann stehen wir in Gefahr vom Glauben an Gott und von der Gemeinde der Heiligen abzufallen. Wir sind dann in höchster Gefahr, Fehler zu machen und von Gott dafür gerichtet zu werden. Deshalb sagt Jakobus, dass der Richter bei allen die seufzen schon vor der Türe steht.
Gottes Geist ermahnt uns, einander zu lieben, ja noch mehr, füreinander unser Leben hinzugeben: 1. Johannes 4,11-12.16. Wir sind sogar verpflichtet für die Geschwister unser Leben hinzugeben! Das ist das Zeichen unserer Wiedergeburt, dass wir alles füreinander bereit sind zu tun (V. 14).
Auch der Apostel Petrus lehrt: 1. Petrus 4,8-10.
Paulus schreibt den Galatern: Galater 5,14-15.26.
Verse 10-11: Nehmt euch ein Beispiel an den Propheten!
Der Gedanke, dass andere dasselbe durchmachen müssen wie wir, um zur himmlischen Seligkeit zu gelangen, kann sehr trostreich sein. Denn wer an den Leiden Christi teilhat, der hat auch an seinem Sieg Anteil! Es ist falsch, wenn wir meinen, wir seien die Einzigen, die im Leben geprüft werden und hätten es deshalb schwerer als andere. Jeder Mann und jede Frau hat seine Bürde zu tragen. Das ganze Leben ist nichts anderes als eine einzige Prüfung, die wir nur im Glauben an Jesus Christus siegreich bestehen können! Während der Gottlose in den härteren Prüfungsstunden keinen Sinn sieht, erkennt der Gläubige Gottes Vorhersehung und vertraut Seinem Beistand.
Gott ist treu und wird niemand über sein Vermögen versuchen lassen (heisst es in 1Kor 10,13). Anfechtungen sind uns gegeben, damit unser Glaube erprobt werden kann und wir die Geduld erlernen (Jak 1,3). Statt zu murren, sollen wir uns vielmehr freuen, dass wir eine neue Gelegenheit bekommen, unseren Glauben und unser Vertrauen zum Herrn unter Beweis zu stellen (lehrt Jakobus in Kapitel 1, Vers 2): 1. Petrus 4,12-14.
Zum Vorbild im Leiden (κακοπάθεια) und in der Geduld (μακροθυμία) wird auf die Propheten verwiesen: Als konkretes Beispiel wird Hiob erwähnt, der inmitten schwerster Versuchung sprach: Hiob 1,21-22. Doch beim Lesen dieses gewaltigen Lebensdramas stellen wir fest, dass Hiob heftig übel nimmt, was über ihn kommt. Der Gedanke, Gott könne ihn vergessen und verlassen haben, quälte ihn entsetzlich. Doch trotz allem, was Hiob innerlich zu zerreissen drohte, bewahrte er seinen Glauben an Gott. Es gibt aber viele wirkliche Propheten, wie Hesekiel, Daniel, Jeremia, Jesaja, die ebenso ungerechtes in ihrem Leben erdulden mussten. Viele Glaubenshelden werden in Hebräer 11 aufgezählt, von denen wir jeden Tag ein Beispiel zu unserem Trost und unserer Ermutigung nehmen können: Hebräer 11,32-38.
Darum wollen auch wir nicht solche sein, die feig zurückweichen, um [so] zugrunde zu gehen, sondern solche, die glauben, um [so] das [ewige] Leben zu gewinnen (Hebr 10,39)! Jesus hat selbst zu seinen Aposteln gesagt: „ihr werdet um meines Namens willen von jedermann gehasst sein. Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden“ (Mt 10,22). Jesus lehrt in der Bergpredigt: Matthäus 5,10-12. „Selig ist der Mann [die Frau], der die Versuchung standhaft erträgt; denn nachdem er sich bewährt hat, wird er die Krone des Lebens empfangen, welche Gott denen verheissen hat, die ihn lieben“ (Jak 1,12).
Aus der Bibel erfahren wir, dass Gott vom Anfang bis zum Ende alle seine Verheissungen wahr gemacht hat. Kein einziges Versprechen blieb bis heute unerfüllt! Eine der wenigen Verheissungen, die heute noch auf ihre Erfüllung wartet ist die Wiederkunft Christi. Doch Jesus hat versprochen: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Über jenen Tag aber und jene Stunde weiss niemand etwas, auch nicht die Engel in den Himmeln, sondern allein der Vater“ (Mt 24,35-36). Darum, lasst uns dem Herrn vertrauen und unerschütterlich am Glauben festhalten!
Selbst Abraham bekam, nachdem er geduldig ausgeharrt hatte, endlich den verheissenen Sohn: Hebräer 6,11-15. Auch wir werden die ewige Verheissung ererben, wenn wir das Beispiel unserer gläubigen Vorfahren nachahmen. „Denn wir sind Christi Genossen geworden, wenn wir den Anfang der Zuversicht bis ans Ende festhalten“ (Hebr 3,14). Denn der Herr ist reich an innigem Erbarmen und voll Mitleid! „Seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht über die, welche ihn fürchten“ (Lk 1,50).
Vers 12: Lasst das Schwören!
In Vers 12 schliesst Jakobus ab mit dem Thema Geduld, indem er die Aussage macht: „Vor allen Dingen aber ...“ Mit andern Worten sagt er: „Zum Schluss möchte ich euch noch auf das Wichtigste aufmerksam machen.“ In der Hoffnung für alle Übersetzung lesen wir: „Um eines möchte ich euch vor allem noch bitten, meine Brüder ...“ Lasst das Schwören! Es geht nicht darum, dass wir nun vor einem weltlichen Schwurgericht nicht unter Eid aussagen dürften! Jesus selbst sagte vor dem Hohenpriester unter Eid aus (Mt 26,63-64).
Jakobus greift auf ein wichtiges Thema zurück: Der richtige Umgang mit der Zunge. Nicht nur Bibellehrer, sondern alle Gläubigen, sollen einen anderen Wortschatz an den Tag legen als es in der Welt üblich ist. Dies gilt nicht nur für das Schwören! Menschen in der Welt schwören, lästern, fluchen gedankenlos und pflegen eine vulgäre Umgangssprache. Christen sollen wissen, dass wer „meint, er diene Gott, während er seine Zunge nicht im Zaum hält, sondern sein Herz betrügt, dessen Gottesdienst ist nichtig“ (1,26). Aus demselben Mund soll nicht Preis und Fluch hervorgehen (3,10)! „Redet und handelt so wie Leute, die durch das Gesetz der Freiheit gerichtet werden!“ (2,12)
Das heisst mit andern Worten: Nicht nur das Schwören, sondern jede Lästerung und jeder Fluch ist fleischlich und zerstört unsere Gemeinschaft mit Gott und unseren Gottesdienst. Besonders schlimm ist jede Aussage, die mit Gottes Namen in Verbindung gebracht wird. Das dritte Gebot lautet (Ex 20,7): „Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.“ Um z. B. einen Schwur im Namen Gottes zu umgehen, schworen die Juden beim Himmel, bei Jerusalem oder bei ihrem Haupt. Jesus verurteilt eine solche Umgehung des Gesetzes: Mt 5,33-37 (siehe auch Mt 23,16-22).
Jesus verurteilt jede Lästerung und jegliches Fluchen! Die verfolgten Christen in der damaligen Welt hatten es besonders schwer. Sie wurden misshandelt und in jeder erdenklichen Weise ungerecht behandelt. Sie hätten allen Grund gehabt, jemandem zu fluchen oder jemand zu lästern. Sogar sie werden aufgerufen zur Besonnenheit. Sie sollen kein böses Wort über ihre Lippen bringen, damit sie nicht unter ein Gericht fallen. Wahrhafter Glaube betet bei jeder Gelegenheit (5,13-20).
Link zu Jakobus 5b: Sieg des Glaubens