Wie wird christlicher Glaube gelebt?
Glaube verleumdet und richtet nicht (4,11-12)
Verse 11-12: Verleumdet und richtet nicht!
Was bedeutet Verunglimpfung? Verunglimpfung (καταλαλέω, katalaleō) bedeutet: Beleidigung, Ehrkränkung, Erniedrigung, Herabsetzung (Spr 10,18): „Gerechte Lippen begraben den Hass; wer Verleumdung aussprengt ist ein Tor.“ Es bedeutet, schlecht von jemanden in seiner Abwesenheit sprechen, dabei wird oft gelogen und übertrieben, dabei wird auch oft gelästert.
Psalm 101,5: „Wer seinen Nächsten heimlich verleumdet, den bringe ich zum Schweigen; wer hochmütige Augen hat und ein anmassendes Herz, den kann ich nicht ertragen.“ Das lässt Gott seinem Volk verkünden.
Wer ist unser Nächster?
Unsere Glaubensgeschwister! Verleumdung, Böses voneinander reden, üble Nachrede: Österreichisch „Tratschen“. Schweizerisch „Fertigmache“. In der gottlosen Welt ist es Gang und Gebe, dass Menschen durch die Medien oder auf andere Art fertig gemacht werden (Röm 1,30). Doch in der Gemeinde des Herrn soll das nicht so sein! Schon Mose hat Geboten (Lev 19,16): „Du sollst nicht als Verleumder unter deinen Volksgenossen umhergehen und sollst nicht wider das Leben deines Nächsten auftreten; ich bin der Herr.“ Verleumdung ist Sünde und wird vom Heiligen Geist schonungslos verurteilt! Psalm 140,12: „Der Verleumder wird nicht bestehen im Land, den Gewalttätigen wird Unglück jagen, Schlag auf Schlag.“
Die Meisten sind sich gar nicht bewusst, wie oft sie sich dieser Sünde schon schuldig gemacht haben und wie schnell sie sich von ihr einnehmen liessen. Deshalb befassen wir uns heute näher damit. Der Geist Gottes lehrt uns selbst gegenüber dem verkehrten Geschlecht ein gutes Gewissen zu haben in allem was wir tun und reden: 1. Petrus 3,16.
Wir wollen uns noch dem zweiten Begriff zuwenden; dem Richten (κρίνω, krinō).
Wann richten wir?
Wir richten, wenn wir uns selbst zum Massstab aller Dinge machen. Wir betrachten etwas oder jemanden, ohne genau abzuklären und uns die nötigen Beweismittel zu beschaffen (wie die Juden, die versuchten falsches Zeugnis wider Jesus anzuführen, um ihn zum Tod zu verurteilen: Mt 26,59-61). Wir pflegen ein Vorurteil, weil wir selbst zu schnell ein Schlussurteil gefällt haben, (z. B. Eli, der annahm, Hanna sei betrunken als sie voll Sorgen im Tempel innig betete: 1Sam 1,14-17), oder weil wir uns von Drittpersonen und ihren Aussagen beeinflussen lassen.
Wer andere richtet, der fühlt sich selbst im Recht, der ist von seinem Standpunkt so sehr überzeugt, dass er nicht davon abweicht, weil ja die anderen falsch liegen müssen. Gerade in religiösen Kreisen ist das Richten eine trügerische Falle. Die göttliche Wahrheit wird leider oft falsch interpretiert und die ernsthaften Gläubigen werden auf eine ausschliessliche Überzeugung trainiert. Die Folge ist, dass alle andern verurteilt werden, ja sogar in den eigenen Reihen niemand mehr diesem falschen Wahrheitsstandard genügt. Wie z. B. die Pharisäer, die die Jünger Jesu anklagten, weil sie am Sabbat Ähren abrissen und assen, dabei war es im Gesetz Mose gar nicht verboten, sondern nur in ihren menschlichen Überlieferungen (Mt 12,1). Die muslemischen Fundamentalisten z. B. sind mit diesem Richtdenken so weit, dass sie den irrigen Glauben vertreten, nur sie stünden mit Gott im rechten Verhältnis und müssten deshalb die gottlose Welt mit dem Schwert richten, um so sich das himmlische Paradies zu verdienen.
Der Heilige Geist Gottes warnt uns vor den reissenden Wölfen, die in die Gemeinde kommen und die Herde nicht schonen werden (Apg 20,29-30). Selbst aus der eigenen Mitte werden Menschen auftreten, die verkehrte Dinge reden und falsche Lehren vortragen. Wer sich nicht an diese angeblich von Gott stammenden Lehren hält, wird von diesen gefährlichen Menschen schonungslos kritisiert und verdammt. Weil wir leicht dem Irrtum verfallen können, sollen wir viel vorsichtiger sein mit dem Richten anderer. Deshalb sollen wir uns besonders hüten vor dem Richten unserer Glaubensgeschwister!
Was sind die Wurzeln des Richtens?
Z. B. Unzufriedenheit, die jemand vertuschen will, indem bei andern das Haar in der Suppe gesucht wird. Z. B. Schwächen, von denen jemand ablenken will und dabei versucht, auf Kosten anderer, sich selbst besser darzustellen. Gesetzlichkeit, falsche Frömmigkeit, die andern eine Bürde auferlegen will, die man selbst nicht tragen kann (z. B. die Schriftgelehrten und Pharisäer, die Jesus anklagt in Mt 23,4). Z. B. Überheblichkeit, indem man sich in der Position eines Richters über andere erhebt.
Warum sollen wir Christen nicht verleumden und richten?
Weil wir mit dem Mass, mit dem wir richten, selbst gerichtet werden: Mt 7,1-5 (12,33-37). Der Mensch hat die Neigung, immer die Fehler bei den andern zuerst zu erkennen. Jesus erklärt, dass wir alle an unseren eigenen Fehlern und nicht an den Fehlern der andern arbeiten sollen!
Weil wir uns damit zu Gott machen. Nur Gott allein ist der gerechte Richter und hat das Recht zu richten! Wer den Nächsten verleumdet oder richtet, der richtet das Gesetz Christi, denn das Gesetz Christi lehrt (Mt 22,39): „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Wer also gegen dieses Gebot bewusst verstösst und dabei noch behauptet er sei im Recht, der richtet das Gesetz Christi, indem er mit andern Worten sagt, dass dieses Gesetz nicht wichtig sei für ihn (Jak 4,11-12).
Weil Gottes Gericht erbarmungslos sein wird gegen alle Unbarmherzigen: Jakobus 2,13. Das Gleichnis im Matthäus 18 vom unbarmherzigen Knecht zeigt wie wir Handeln sollen. Unsere Aufgabe als Gläubige hier auf Erden ist es nicht, andere zu richten, zu verleumden und zu verfolgen (Apg 9,4-5), sondern selbst nach bestem Wissen und Gewissen vor Gott rein zu wandeln.
Weil wir als neugeborene Kinder Gottes jede Bosheit ablegen wollen: 1Petr 2,1-2. Verleumdung wird zusammen mit Neid, Trug und Heuchelei aufgelistet. Wenn wir mit unserer Zunge vorsichtiger sind was wir reden, dann fallen wir nicht so leicht in die Sündenfalle der Bosheit, der Verleumdung und des Richtens (3,9-11).
Weil es Streitigkeiten und Parteiungen erzeugt: Sprüche 16,28 (2Tim 2,24).
Weil so unser ganzer Gottesdienst nichtig ist: Jakobus 1,26.
Weil wir uns versündigen und uns so Gott nicht nähern können: Psalm 15,1-3.
Muss denn jegliches Richten verurteilt werden?
Nein! Denn Gott selbst wird als gerechter Richter uns alle einst richten durch seinen Sohn, den er dafür eingesetzt hat: Apg 17,30 (Joh 5,22; Mt 19,28). Menschen klagen uns gerne an, wenn wir die Wahrheit Gottes reden. Wenn wir Gottes Worte reden und lehren, dann richten nicht wir, sondern die Worte Gottes richten die Menschen: Johannes 12,47-50. Wenn wir z. B. sagen, dass Homosexualität Sünde ist, dann reden wir die Wahrheit Gottes (Joh 8,43-47). Warum werden uns die Menschen trotzdem verurteilen, wenn wir die Wahrheit reden? = weil sie die Finsternis mehr lieben als das Licht!
Wenn wir einander ermahnen, gemäss dem Wort, dann tun wir unsere Pflicht in der Liebe zu wandeln vor dem Herrn: Matthäus 18,15-17. Wer Sünde in der Gemeinde, um des Friedens willens toleriert, der macht sich vor Gott strafbar (Lev 19,16-17). Es ist wichtig, dass wir gut unterscheiden lernen, was Gut und was Böse ist, wie wir jemanden ermahnen und wie wir jemanden richten.
Ist es richtig, jede Kritik von uns zu weisen?
Nein! Denn wir sollen vielmehr lernen mit Kritik umzugehen wie Jesus. Sogar Jesus wurde oft von den Juden kritisiert (Lk 15,1-7). Wie viel mehr sollten wir dann jede Kritik gut prüfen ob sie von Gott stammt! Jesus kritisiert die Pharisäer ja auch, indem er vom Richten redet und ihnen sagt (Joh 7,24): „Richtet nicht nach dem Schein, sondern übt gerechtes Gericht!“
Kritik muss nicht immer nur negativ verstanden werden: Es ist wichtig, dass wir Dinge kritisch überprüfen, beurteilen und besprechen. Gesunde Kritik hat mit Abwägung, Beurteilung, und dem richtigen Unterscheidungsvermögen zu tun.
Auf der andern Seite sollen wir nicht alles und jeden kritisieren. Jesus ermahnt sogar, dass Gottes Weisheit den Menschen nicht aufgezwungen werden darf (Perle vor die Schweine werfen, Mt 7,6). Wie ein Schwein nicht weiss wie man mit Perlen umgeht, sondern sie zertretet, so kann auch der Unbelehrbare mit Gottes Wort nichts anfangen. Es nützt also nichts, wenn wir meinen, wir müssten alle um uns herum mit unserer ständigen Kritik beurteilen. Gottes Angebot ist heilig und gilt allen, die seine Gnade zu schätzen wissen und im Gehorsam darauf antworten!
Wie können wir dem Richtergeist vorbeugen?
- Indem wir dem Lob nachdenken: Philipper 4,8-9.
- Indem wir den Herrn um eine Wache für unsere Lippen bitten: Psalm 141,3.
- Indem wir dem Gericht Gottes nichts vorwegnehmen wollen: 1. Korinther 4,5.
- Indem wir alle Bösen Gedanken und Worte ablegen: 1. Petrus 2,1; Jakobus 1,21.
- Indem wir nicht nach äusseren Dingen urteilen: Jakobus 2,1-10.
- Indem wir uns nicht besser vorkommen als andere: 1. Korinther 10,12.
- Indem wir einen vorbildlichen Wandel unter den Heiden führen: 1. Petrus 2,11-12.
Der Brief des Jakobus, Kapitel 4 (Einheitsübersetzung)
Warnung vor Zwietracht und Weltsinn
1 Woher kommen die Kriege bei euch, woher die Streitigkeiten? Doch nur vom Kampf der Leidenschaften in eurem Innern.
2 Ihr begehrt und erhaltet doch nichts. Ihr mordet und seid eifersüchtig und könnt dennoch nichts erreichen. Ihr streitet und führt Krieg. Ihr erhaltet nichts, weil ihr nicht bittet.
3 Ihr bittet und empfangt doch nichts, weil ihr in böser Absicht bittet, um es in eurer Leidenschaft zu verschwenden.
4 Ihr Ehebrecher, wisst ihr nicht, dass Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist? Wer also ein Freund der Welt sein will, der wird zum Feind Gottes.
5 Oder meint ihr, die Schrift sage ohne Grund: Eifersüchtig sehnt er sich nach dem Geist, den er in uns wohnen ließ.
6 Doch er gibt noch größere Gnade; darum heißt es auch: Gott tritt den Stolzen entgegen, den Demütigen aber schenkt er seine Gnade.
7 Ordnet euch also Gott unter, leistet dem Teufel Widerstand; dann wird er vor euch fliehen.
8 Sucht die Nähe Gottes; dann wird er sich euch nähern. Reinigt die Hände, ihr Sünder, läutert euer Herz, ihr Menschen mit zwei Seelen!
9 Klagt und trauert und weint! Euer Lachen verwandle sich in Trauer, eure Freude in Betrübnis.
10 Demütigt euch vor dem Herrn; dann wird er euch erhöhen.
11 Verleumdet einander nicht, Brüder! Wer seinen Bruder verleumdet oder seinen Bruder verurteilt, verleumdet das Gesetz und verurteilt das Gesetz; wenn du aber das Gesetz verurteilst, handelst du nicht nach dem Gesetz, sondern bist sein Richter.
12 Nur einer ist der Gesetzgeber und Richter: er, der die Macht hat, zu retten und zu verderben. Wer aber bist du, dass du über deinen Nächsten richtest?
Link zu Jakobus 4c: Der Glaube erweist sich im Alltagsleben