Geistesfrucht-11: Demut

Frucht des Geistes

 

 Einleitung

Bin ich ein demütiger Christ? Wie verhält sich ein demütiger Mensch? Leider verwechselt die Welt Demut mit Kriecherei und Unterwürfigkeit gegenüber den Mitmenschen. Mit solch einem fügsamen Verhalten möchte natürlich niemand zu tun haben. Oder, man kennt die „Demütigung“ als Kränkung in der Gesellschaft.

Was aber bedeutet Demut bei Gott? Wenn es heisst in Kolosser 3,12: „So ziehet nun Demut, Sanftmut, Langmut an.“ Was ist mit dieser Aufforderung genau gemeint? Wie sieht der christliche Wandel in der Demut aus?

 

 I.   Demut bedeutet sich demütigen wie ein Kind

Jesus lehrt seine Jünger: Matthäus 18,1-5. Hier ruft Jesus seine Jünger zur Umkehr auf! Er sagt, wer nicht umkehrt und demütig ist wie ein Kind, wird das Reich Gottes nicht sehen! Wie ist denn ein Kind? Ein Kind ist formbar, belehrbar, erziehbar zum Guten. Ein Kind hat noch ein feines Gewissen (z. B. Angst vor einem Bären im Zeichentrickfilm, wie unsere Tochter damals). Ein Kind glaubt alles, was man ihm erzählt.

Will Jesus damit sagen, dass wir Gläubigen wieder unmündig werden sollen wie die Kinder? Nein, ganz bestimmt nicht: 1. Korinther 14,20. Es wäre unsinnig, wenn die Forderung Jesu lauten würde, wieder unmündig wie die Kinder zu werden und ins Elternhaus zurückzukehren. Wir wollen vielmehr in der Bosheit unmündig sein! Wir sind allezeit bereit zum Aufhorchen, um uns belehren zu lassen! Das Gegenteil von Demut ist Stolz. Ein stolzer Mensch lässt sich nichts sagen. Er weiss immer alles besser und rechtfertigt seine Handlungen.

Es gibt Menschen, mit denen man nie auf einen klaren Punkt kommt, der von Einsicht und Umkehr geprägt ist. Sie verstehen es geschickt alle Mittel einzusetzen, um ihr falsches oder gar böses Verhalten zu rechtfertigen. Das soll bei uns Christen nicht so sein! Unser Denken strebt nach Einsicht und Umkehr und nicht nach Halsstarrigkeit und Rechthaberei! Alles was falsch ist, geändert werden muss und unsere Beziehung zum Herrn hindert, das wollen wir heute noch über Bord werfen. Veränderung ist ein lebenslanger Lernprozess. Unser neues Leben in Christus besteht aus Demut und Mut: die demütige Einsicht und der Mut zur Veränderung!

Matthäus 23,11-12. In der Welt ist es gerade umgekehrt: der Mensch in der Welt sucht in allen Situationen seine Ehre, seine Überlegenheit und seine Rechtfertigung. Doch in Christus brauchen wir diese Selbstverteidigungsmechanismen nicht mehr. Denn Gott liebt uns und hat uns angenommen, so wie wir sind. Christus Jesus hat unsere grösste Gerichtsverhandlung bereits erfolgreich verteidigt und das Gerichtsurteil lautet: Nichtschuldig, weil wir freigesprochen worden sind von unseren Sünden! Wir brauchen uns nicht mehr selbst zu erhöhen und zu verteidigen mit klug ersonnen Reden. Im Gegenteil! Der höchste Gott verteidigt uns und spricht uns frei! Deshalb wollen wir uns nun vielmehr in der Demut und Einsicht üben, damit noch vieles in unserem Leben sich zum Guten verändern und entwickeln kann.

Sich demütigen heisst also, bereit sein zu lernen wie ein Kind und alles Böse abzulegen: Römer 12,16-17. Es gehört zur Hauptaufgabe eines Christen, mit den in der Welt „niedrigstehenden“ Gläubigen in Christus gleichgesinnt zu sein. Gemeinsam streben wir eine demütige Gesinnung an und halten uns nicht selbst für klug wie die Menschen in der Welt, die nach hohen Dingen streben. Wir wollen nicht ein jeder seinen eigenen Weg gehen. Christsein ist keine Privatsache, sondern der Weg der Gemeinschaft mit Gleichgesinnten. Da soll keiner den andern übervorteilen oder schädigen, sondern alle sollen auf das Gute bedacht sein, wie es Gott wohlgefällt!

 

 II.   Demut bedeutet sich unter die Führung Gottes stellen

Was macht der weltliche Mensch, wenn es in seinem Leben nicht so geht, wie er wünscht oder wie er es erwartet hat? Der eine lehnt sich mit allen Mitteln auf und versucht sein Geschick zu seinen Gunsten zu verändern (das ist der Kämpfer, der einen starken Eigenwillen besitzt). Der andere resigniert und fällt in Selbstmitleid und Trauer und nimmt das Problem als Anlass, wieder einmal richtig seinen fleischlichen Gewohnheiten nachzugehen (er kann dann anderen die Schuld geben für seinen Rückfall). Beide Verhaltensweisen sind typisch menschlich und fleischlich und haben nichts mit dem geistlichen Leben in Christus zu tun. Der geistliche Mensch, stellt sein Leben unter die Führung Gottes! Wie aber sieht das konkreter aus?

Das beste Vorbild haben wir an Jesus Christus, der das Urbild aller christlichen Demut ist: Philipper 2,5-8. Jesus hat seine Stellung als Sohn Gottes nicht an sich gerissen, wie das z.B. ein amerikanischer Präsident vor den Wahlen versucht. Er kam nicht als Machthaber, mit Ross und Reiter zu uns Menschen auf die Erde. Schon der Prophet Sacharja kündigte das Kommen des Messias mit den Worten an: „Demütig ist er und reitet auf einem Esel“ (Sach 9,9). Dieses Schriftwort erfüllte sich, als Jesus in derselben Woche, in der er gekreuzigt wurde, mit seinen Jüngern nach Jerusalem kam (Mk 11,7). Jesus sagte es seinen Jüngern immer wieder voraus, dass die Stunde komme, in der er zum Tode verurteilt und überliefert werde, doch sie wollten es nicht glauben. Er wusste also, dass sein Lebensende der Tod am Kreuz war. Gott der Vater hatte das so bestimmt und Jesus nahm sein Lebensgeschick gehorsam an.

Der Prophet Jesaja sagte vorausschauend auf Jesus: Apg 8,32-33. In seiner Todesstunde betete er zum Vater: „Nicht wie ich will, sondern wie du willst“ (Mt 26,39). Das ist die göttliche Demut, die zur Erhöhung führt! Diese Lebenseinstellung wird bei Gott als demütig bezeichnet. Der demütige akzeptiert das Leben als Führung und Fügung Gottes. Als Christen wandeln wir in den Fussstapfen Jesu Christi und nicht auf dem roten Teppich!

Ein demütiger Mensch ist ein Gläubiger, der Gott vertraut und gehorcht, egal was auch passiert: Jakobus 4,6-10. Die Grundgesinnung eines geistlichen Menschen ist Demut und Einsicht. „Das Opfer, das Gott gefällt, ist ein zerbrochener Geist, ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz …“ (Ps 51,19). Wer, wie der Zöllner, sich auf die Brust schlägt und betet: „O Gott, sei mir Sünder gnädig!“ (Lk 18,13), der wird von Gott angenommen. Demütig und einsichtig kann nur der geistlich starke Mensch sein. Der Schwache hingegen fühlt sich schnell angeklagt, verhärtet sein Herz, und muss sich rechtfertigen. Gott aber macht uns durch seinen heiligen Geist stark! Er vergibt uns immer wieder und erhöht uns! Er tröstet uns und ermutigt uns weiter zu machen und es das nächste Mal besser zu machen. Wenn jeder von uns die nötige Demut an den Tag legt, dann haben wir einander nichts vorzuwerfen, sondern jeder verurteilt sich selbst, weil er sich selbst am besten kennt: 1. Petrus 5,5-6.

 

 III. Demut bedeutet Mut zum Dienen

Der griechische Begriff „Demut“ kann auch mit Mut zum Dienen übersetzt werden (2. Korinther 10,1; Apg 20,18-19).

Den Philippern lehrt Paulus folgendes: Philipper 2,1-4. Wir Christen sind aufgerufen: einander einen Zuspruch der Liebe zu geben, nicht ständig Anklagen, gleichgesinnt zu sein und im Besitz der gleichen Liebe auf Einigkeit ausgerichtet zu sein, nicht miteinander zu streiten, oder seine eigene Ehre zu suchen, sondern einander zu dienen, in dem jeder mit dem Blick auf den andern ausgerichtet ist, einander höher zu schätzen als sich selbst.

Hier ist demütiges Dienen nicht ein schweres Los, Unterwürfigkeit und sklavische Abhängigkeit, sondern es ist ein freudiges Recht, denn Demut ist Mut zum Dienen! Wer den Mut zum Dienen hat, wie Christus, der wird von Gott erhöht werden, wie Christus (Auferstehung). Denn Demut ist, sich in aller Schwachheit der Kraft Gottes anzuvertrauen! Gott vermag aus der grössten Niederlage einen Sieg zu machen!

Biblische Demut verspricht schliesslich einen grossen Lohn: Philipper 3,20-21. Der Geist Gottes verschweigt nicht, dass das christliche Leben auf Erden von Demut (Niedrigkeit) geprägt ist. Doch unser Leib der Niedrigkeit wird bald verwandelt und dem himmlischen Leib Christi gleichgestaltet werden, in vollkommener Herrlichkeit. Im Matthäus sagt Jesus in seiner Bergpredigt (Mt 5,3): „Glücklich sind die Demütigen (geistlich Armen), denn ihrer ist das Reich der Himmel.“

 

 Schlussfolgerungen

Sind wir demütige Christen? Ist unser christlicher Wandel von Demut geprägt? Demut bedeutet sich demütigen wie ein Kind. Demut bedeutet sich unter die Führung Gottes stellen. Demut bedeutet Mut zum Dienen.

Statt unsere Energie für Streitigkeiten zu verschleudern, setzen wir sie besser dazu ein, uns in der Demut gegeneinander zu üben, uns dem lebendigen Gott zu nahen, unsere Hände zu reinigen und unsere Herzen zu heiligen: 2. Korinther 7,1.