Geistesfrucht-10: Erfüllt vom Geist Gottes

Frucht des Geistes

 

 Einleitung

Wir haben die Frucht des Geistes im Galater 5 behandelt: Diese Frucht beinhaltet 9 Eigenschaften. Das sind Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Güte, Rechtschaffenheit, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung.

Für den Apostel Paulus wird der Hauptanteil der Frucht des Geistes von der Liebe getragen. Im Galater wird die Liebe den Werken des Gesetzes gegenübergestellt. Trotz der Dominanz beinhaltet die Frucht des Geistes acht weitere Eigenschaften. Damit betont Paulus das Gesamtpacket dieser einen Geistesfrucht.

 Die Fragen, die wir uns zum Abschluss dieses Studiums über die Geistesfrucht stellen, sind: Wie sieht diese köstliche Geistesfrucht im Galater aus, von der Paulus spricht? Wie stehen die aufgezählten 9 Eigenschaften zu dieser einen Geistesfrucht?

 

 I.   Wie sieht diese köstliche Geistesfrucht aus?

Ein Zeichen dieser Frucht ist die Taufe (Apg 2,41; Joh 3,5)! „Ihr alle nämlich, die ihr auf Christus getauft wurdet, habt Christus angezogen“ (Gal 3,27). In der Taufe ziehen wir Christus an. Mit der Taufe bekennen wir vor Gott und den Menschen, dass wir Sünder sind und somit schuldig am Kreuzestod unseres Herrn Jesus Christus (Apg 2,36-38). Wir bekennen Jesus als unseren Erlöser (Mt 16,16; Röm 10,9). In der Taufe empfangen wir die Vergebung unserer Sünden (1Petr 3,21) und den Heiligen Geist als Siegel der Gotteskindschaft (Eph 1,13). Der Heilige Geist bringt schliesslich diese Geistesfrucht in uns hervor.

Ein weiteres Zeichen dieser Frucht ist der Glaube! Glauben heisst, von Gottes Existenz überzeugt sein, ohne ihn gesehen zu haben (Hebr 11,1-2), ohne immer alles erklären zu können (1Petr 1,8; 2Kor 5,7). Glauben heisst, Gott beim Wort nehmen (Mk 1,15; Röm 10,17). Glauben heisst, Gott gehorchen (Joh 3,36; Hebr 11,8; 1Petr 2,7-8). Glauben heisst, im Licht wandeln (1Joh 1,6-7; 2,9-10). Jesus war für den himmlischen Vater ein gehorsamer Sohn (Lk 22,42; Joh 4,34; 6,28; 8,29; Hebr 5,8-9; 10,7). Deshalb bezeugt Gott aus einer Wolke den Jüngern: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe. Auf ihn [allein] sollt ihr hören!“ (Mt 17,6). Wer an Christus glaubt und IHM nachfolgt, wird von der Frucht des Geistes geleitet und braucht somit keinen Zuchtmeister des Gesetzes mehr (Gal 3,24). Der Geist, der in uns wohnt sucht das, was in Gottes Augen wohlgefällig ist. Wir wollen Gottes Geist in uns auf keinen Fall betrüben (Eph 4,30-31).

Ein weiterer bedeutender Aspekt dieser Geistesfrucht ist die Liebe! Paulus sagt (Gal 5,13-14): „Dient einander durch die Liebe!“ Durch die Liebe erfüllen wir das Gesetz Gottes. „Denn wer den andern liebt, hat das Gesetz erfüllt“ (Römer 13,8). Deshalb lehrt Jesus (Joh 13,35): „Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: Wenn ihr bei euch der Liebe Raum gebt.“ Nach 1. Korinther 13 ist die Liebe alles entscheidend. Kein Opfer und keine Tat ist gross genug, um die Liebe zu übertreffen: Selbst, wenn wir das ganze Gesetz einhalten. Selbst, wenn wir all unseren Besitz verschenken. Selbst, wenn wir uns verbrennen lassen für andere. Wer liebt, ist aus Gott gezeugt (1Joh 4,7). Die Liebe ist das Kennzeichen des neuen Lebens in Christus. Die Liebe trägt den Hauptanteil der Geistesfrucht.

Jesus hilft seinen Jüngern das Gute vom Bösen zu unterscheiden, indem er sagt: „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“ (Mt 7,16.20). „Denn an der Frucht erkennt man den Baum“ (Mt 12,33).

Ist diese köstliche Geistesfrucht an uns sichtbar, von der Paulus im Galater spricht? Haben wir Christus angezogen in der Taufe? Glauben wir an Christus und hören auf seine Anweisungen? Dienen wir einander durch die Liebe?

 

 II.  Wie stehen die neun Eigenschaften zu dieser einen Geistesfrucht?

Liebe
Die Agape-Liebe ist der Schlüssel zu allen unseren Beziehungen (Gott, Ehe, Familie, Gemeinde, zu uns selbst und allen Menschen). Deshalb trägt sie den Hauptanteil der Geistesfrucht. Sie geht so weit, dass sie sagt: „Auch wenn du mich hasst, liebe ich dich.“

Freude
Die Freude am Herrn ist unsere Stärke. Ohne die Freude am Herrn macht das christliche Leben keinen Sinn. Deshalb ist die Freude ein wichtiger Bestandteil der Geistesfrucht.

Frieden
Wer Friede mit Gott, mit sich selbst und mit andern gefunden hat, indem ist die Geistesfrucht zur Reife gekommen. Auch wenn wir nicht immer Frieden halten können mit allen um uns herum, so ist es doch unser festes Anliegen, diesen Frieden immer wieder herzustellen. Als Christen sind wir Friedensstifter, bereit uns verletzbar zu machen und uns hinzugeben, damit friedvolle Beziehungen hergestellt werden können. Deshalb zählt der Friede zur köstlichen Geistesfrucht, die in uns gedeiht.

Geduld
Auch die Geduld ist ein wichtiger Bestandteil der Geistesfrucht, die der Heilige Geist Gottes in uns hervorbringt, wenn wir es zulassen. Sie wächst in uns durch viel Schmerzen und Kämpfe gegen das falsche „Ich“.

Güte
Der allmächtige Gott will seine Güte durch uns Christen auf dieser Welt verbreiten. Deshalb lässt er in uns die Frucht des Geistes entstehen, die Gottes Güte enthält. Sei es, dass wir andere Menschen nicht Richten und Verurteilen, wie das die Welt tut. Sei es, dass wir gütig mit andern Menschen umgehen in Wort und Tat. Gott schenkt uns seine Güte im Überfluss, damit wir andern Menschen zum Segen werden können.

Rechtschaffenheit
Dieser Anteil der Geistesfrucht bewirkt, dass es einmal in unseren Chroniken des Lebens heisst: „Und er/sie ging ganz auf dem Weg Christi, seines/ihres Vorbilds und tat, was recht war in den Augen des Herrn“ (1 Kön 22,43). Rechtschaffenheit bedeutet aufrecht, geradlinig, gutgesinnt, ehrenhaft, ehrenvoll und ehrenwert zu sein. Dazu hat nur der Mensch einen Grund, der die Frucht des Geistes Gottes in seinem Herzen wachsen lässt.

Treue
Gott sucht treue und zuverlässige Menschen für sein Reich. Deshalb ist die Treue ein wichtiger Bestandteil der Geistesfrucht, die in uns heranwächst. Treue zum Wort Gottes. Treue zur Gemeinde. Treue zu Jesus, dem wahren Weinstock.

Sanftmut
Sanftmut ist keine Charaktereigenschaft, sondern eine Frucht des Geistes Gottes in uns. Wer den Geist Christi hat, der bemüht sich aufrichtig und unermüdlich sanftmütig zu sein, auch wenn ihm das nicht immer gelingt.

Selbstbeherrschung (Enthaltsamkeit)
Das ist keine mühsame Pflicht, sondern ein inniger Wunsch. Jeder, der Christi Geist hat, strebt freiwillig danach. Denn Selbstbeherrschung und Enthaltsamkeit machen uns glücklich und dankbar.

Alle diese Eigenschaften sind Bestandteile dieser einen Geistesfrucht. Sie sind kein Zwang und kein Gesetz, sondern eine innere Einstellung, die durch den Geist Christi getragen wird. Vom Geist erfüllte Menschen müssen nicht am Sonntag zur Versammlung kommen, sondern sie wollen, weil sie das Bedürfnis haben nach Liebe und nach der Anbetung Gottes. Sie sind treue Menschen, weil sie sich von Gottes Geist leiten lassen. Sie pflegen die Freude und die Dankbarkeit mehr als alles andere in ihrem Leben, weil Gottes Geist sie erfüllt. Vom Geist erfüllte Menschen suchen immer wieder den Frieden, weil sie nicht wie die Gottlosen in der Welt in Hass, Streit und Trennung leben können. Wenn Jesus sagt (Mt 5,48): „Ihr sollt also vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.“ Dann ist das kein Befehl zum Perfektionismus, sondern eine Hilfe, die geistliche Frucht, die in uns gedeiht, heranwachsen zu lassen. So sagt Jesus mit andern Worten: „Lasst euch vollkommen erfüllen vom Geist Gottes.“

 

 III. Was versteht die Bibel unter Geistesfülle?

Paulus sagt den Gläubigen in Ephesus (Eph 5,18): „Lasst euch erfüllen vom Geist!“ Für viele pfingstlerische Gläubige bedeutet die Geistesfülle eine zweite Erfahrung. In dieser zweiten Erfahrung reden sie dann angeblich in Zungen, empfangen Offenbarungen, sehen Jesus, empfinden das Gefühl göttlicher Gegenwart ... Doch die Geistesfülle ist nicht an eine besondere Erfahrung gebunden! Diese Phänomene sind auf der ganzen Welt bekannt und finden auch in nichtchristlichen Religionen statt. Sie sind kein gültiges Kriterium für das Wirken des Geistes Gottes! Das Zungenreden wurde zum Beispiel auch in den Götzentempeln Delphis praktiziert.

Laut der Bibel ist die Geistesfülle keine Erfahrung die an übernatürliche Offenbarungen gebunden ist, die ein für allemal gemacht wird, die Gläubige in christliche Übermenschen verändert.

Die Geistesfülle wird vom unermüdlichen Wunsch getrieben, geistlich zu wachsen. Die Geistesfülle ist kein Endzustand, sondern ein konstanter Wachstumsprozess, die diese köstliche Frucht hervorbringt. Paulus sagt im Epheser 5,18 wörtlich: „Seid immer dabei, euch vom Heiligen Geist Gottes erfüllen zu lassen.“ Das bedeutet, dass es ohne den Heiligen Geist keine Geistesfülle gibt. Wenn der Heilige Geist uns erfüllt, dann entsteht diese köstliche Geistesfrucht mit den erwähnten Eigenschaften. Deshalb möchte der geistliche Mensch sich vom Geist Gottes jederzeit und freiwillig erfüllen lassen. Der Glaube an Christus besteht nicht in selbst auferlegten Zwängen, die uns quälen und uns noch unglücklicher machen als wir waren. Der Glaube an Christus ist die Befreiung von fehlerhaften Gedanken und Handlungen, die uns knechten, schädigen und denen wir uns schämen (Röm. 6,21).

Gottes Geist vermag uns nur dann zu verändern, wenn wir seine Gedanken, seine Wahrheit, seine Prinzipien als Heilung für unser oft verkehrtes Denken annehmen. Paulus bekennt nach seiner Bekehrung: „Was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden gehalten“ (Phil 3,7). Dieser Umdenkungsprozess bedeutet für den Heiligen Geist viel Arbeit an uns.

 

 Schlussfolgerungen

Wie wächst diese Geistesfrucht in uns? Tatsache ist, dass sie nur dann wachsen kann, wenn wir herausgefordert und geprüft werden! Das bedeutet, wenn uns Menschen statt mit Liebe, mit Hass begegnen. Das heisst, wenn unsere Freude durch Trübsal und unser Friede durch Unruhe gestört werden.

Erst dann, wenn wir herausgefordert werden im Leben, bekommt unser Geist die aussergewöhnliche Gelegenheit zu wachsen. Gesundes Wachstum im Geist geschieht nicht im künstlichen Gewächshaus! Dort wo der natürliche Wind bläst, wo der Regen fällt, die Sonne scheint und wo Insekten und Käfer uns befallen können, dort kann unsere Geistesfrucht wachsen, wenn wir es zulassen. Der Geist Gottes lehrt uns falsche Gedanken aufzudecken und unschädlich zu machen, um den neuen Menschen immer mehr anzuziehen, der nach Gottes Denkweise geschaffen ist. Bei seiner Steinigung rief Stephanus (Apg 7,60): „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!” Damit hat Stephanus sich befreit von Hass und Selbstmitleid. Er hat es zugelassen, dass der Geist in ihm eine Frucht hervorbrachte. In diesem Fall ist es die Frucht der Vergebung.

Wie werden wir erfüllt von der ganzen Fülle Gottes? Epheser 3,14-19.