1. Petrus-2g: Folgt den Spuren Christi!

Leiden, die sich lohnen

Kapitel 2 (Teil 2): Seid gehorsam um des Herrn willen

 

 

 Verse 21-25: Folgt den Spuren Christi!

Wozu sind wir berufen worden?
Es gilt die Anfangsworte in Vers 21 zu beachten: „Denn dazu …” Die Anfangsworte (in V. 21) beziehen sich auf die guten Taten von Vers 20. Wir sind berufen (καλέω) Gutes zu tun, selbst wenn wir um unseres Glaubens willen leiden müssen (3,16)!

Christus Jesus hat durch seinen Tod am Kreuz feste und sichtbare Spuren hinterlassen (V. 21b). Hüpogrammos (ὑπογραμμός) 1x: Vorbild, Beispiel, Vermächtnis, Schriftvorlage. Dieses Wort nimmt Bezug auf eine symbolische Originalvorlage zum Nachschreiben (Apg 7,44; Hebr 8,5). Jesus hat uns durch sein Leben und Vorbild das Abbild vom Wahren Gott gezeigt (Joh 1,17-18), nach dem wir streben, nachfolgen oder den wir imitieren (μιμητής) sollen (Eph 5,1; 1Kor 4,16).

Seine Fussspuren sind Spuren des Leidens. In diese Spurenabdrücke der Leiden gilt es hineinzutreten (wie Spuren im Sand oder Schnee), ohne abzuweichen. Ichnos (ἴχνος): Spur, Fussabdruck (Röm 4,12; 2Kor 12,18; Ps 89,52b).

Aber nicht nur durch seinen Tod, sondern durch sein ganzes irdisches Leben, hat Jesus sichtbare Fussspuren hinterlassen. Petrus zitiert hier aus Jesaja 53 und übernimmt den Gedanken, dass Jesus ohne Sünde war (2Kor 5,21; Hebr 4,15; 7,26; 1Petr 3,18; Jak 5,6).

1Petr 2,22a: „Er tat nichts, was Sünde wäre …” Jesus hat sich für uns zur Sünde gemacht (2Kor 5,21). Jesus wurde auf gleiche Weise versucht wie wir, doch er blieb ohne Sünde (Hebr 4,15; 7,26; 1Petr 3,18; Jak 5,6).

Jesajas prophezeiende Worte (über 700 v. Chr.) werden ein bisschen anders formuliert, aber der Sinn bleibt derselbe.

Jesaja 53,7b: „seinen Mund hat er nicht aufgetan …” Jesus schmähte seine Gegner nicht, noch drohte er ihnen (2,23). Als er von den Hohen Priestern und Schriftgelehrten zu Unrecht beschuldigt wurde, antwortete er nichts (Mt 27,12-14; Lk 23,9).

Jesaja 53,9: „obwohl er keine Gewalttat verübt hatte und kein Trug in seinem Mund war.”

Weiter heisst es (in V. 24), dass Jesus unsere Sünden getragen hat und für uns gelitten hat, was Jesaja mehrmals voraussagte (Jes 53).

Jesaja 53,5: „Durchbohrt wurde er unseres Vergehens wegen, unserer Verschuldungen wegen wurde er zerschlagen, auf ihm lag die Strafe, die unserem Frieden diente, und durch seine Wunden haben wir Heilung erfahren.”

Jesaja 53,6: „Der Herr liess ihn unser aller Schuld treffen.”

Jesaja 53,8: „Der Schuld meines Volkes wegen hat es ihn getroffen.”

Jesaja 53,11: „Ihre Verschuldungen, er wird sie auf sich nehmen.”

Jesaja 53,12c: „Er hat die Sünde vieler getragen, und für die Übeltäter trat er ein.”

Das Lebensziel Jesu war es, uns Sündern die Sünde abzunehmen (1Joh 3,5).

Jesus hat uns durch sein Opfer am Kreuz ein für allemal geheiligt (Hebr 10,10). Da wir vom Wort „Kreuz” (σταυρός) zu sehr geprägt sind, wirkt der Begriff „Holz” (ξύλον) in Vers 24, etwas befremdend. Die biblische Sprache fixiert sich nicht auf Etikettenbegriffe, wie wir sie in der heutigen Zeit kennen. Es gibt weitere Stellen, die von einem Holz statt von einem Kreuz sprechen (Apg 5,30; 10,39; 13,29). In Galater 3,13 finden wir denselben Gedanken, wo Paulus Dtn 21,23 zitiert: „Verflucht ist jeder, der am Holz hängt.” Damit war ursprünglich ein aufrechtstehender Pfahl gemeint. Zur Zeit Jesu wurde jedoch für die Todesstrafe ein Holzkreuz verwendet.

Petrus nimmt das Bild der umherirrenden Schafe aus Jesajas Worten neu auf (V. 25).

Jesaja 53,6: „Wie Schafe irrten wir alle umher …” Das Bild von Jesus als dem guten Hirten, illustriert sehr deutlich, in welch inniger Beziehung wir Gläubigen (als Schafe) zu ihm stehen. Nur Schafe ohne Hirten irren umher, weil sie ihre eigenen Wege gehen und dabei auf Abwegen und in Todesgefahren geraten (Mk 6,34). Schafe mit einem Hirten dürfen sich geborgen und in Sicherheit fühlen.

Jesus ist der gute Hirte (ποιμήν, Joh 10,11).
Er führt seine Schafte auf grünes Weideland (Ps 23). Die Lämmer trägt er an seiner Brust und die Muttertiere leitet er (Jes 40,11). Tag und Nacht kümmert er sich fürsorglich und opferbereit um seine Schafe (Ps 100,3; Ez 34,23; 37,24). Wie ein guter Hirt setzt auch Jesus sein Leben ein für seine Schafe (Joh 10,17).

Jesus ist der Beschützer (ἐπίσκοπος) unserer Seelen (V. 25).
Die Lutherbibel übersetzt hier richtigerweise Bischof, was aber in der heutigen Zeit irreführend ist, da dieser Begriff entstellt und missbraucht wurde. Der griechische Begriff Episkopos bedeutet Bischof. Episkopos kommt von skopos, was Späher, Kundschafter, Wächter oder Ziel (Phil 3,14: ein Ziel setzen) bedeuten kann. Das Verb skopeo bedeutet zuschauen, beobachten, überwachen, ins Auge fassen, auf ein Ziel blicken (Lk 11,35; Röm 16,17; 2Kor 4,18; Gal 6,1; Phil 2,4; 3,17). Eine Skopie ist eine gründliche optische Untersuchung. Ein Epi-skopos ist ein Ausspäher im beschützenden Sinn, ein Beschützer, Aufseher, Hüter von Recht und Ordnung.

Jesus ist wie ein Hirte, der das Ziel für seine Schafe ausspäht, um sie auf saftiges Weideland zu führen. Gleichzeitig späht ein Hirte die Gegend nach Wölfen aus, um seine Schafe vor tödlichen Angreifern, aber auch anderen Gefahren zu bewahren. Petrus ruft alle Bischöfe (oder Ältesten, Apg 20,28 ) auf, „die Herde Gottes” wie Jesus zu führen (1Petr 5,2):

- selbstlos und opferbereit,

- vorausschauend und beschützend,

- damit alle den grossen Tag der Heimsuchung erreichen (V. 12).

Jesus ist der Hirt der Hirten.
Jesus wird Oberhirt oder der oberste Hirt aller Hirten bezeichnet (1Petr 5,4). Jesus wird auch der grosse Hirte der Schafe genannt (Hebr 13,20).

Jesus ist unser Fürsprecher beim Vater (1Joh 2,1).
Satan verklagt uns Tag und Nacht vor dem Thron Gottes (Offb 12,10). Jesus tritt für uns ein und rettet uns aus all unserer Schuld (Röm 8,33-34; Hebr 7,25).

Jesus ist der Mittler zwischen Gott und uns Menschen (1Tim 2,5).
Jesus ist Bürge (Garant) eines besseren Bundes (Hebr 7,22). Jesus ist das Sühnopfer für unsere Sünden (1Joh 2,2; Röm 3,25).

 

 Schlussfolgerungen

Jesus ist zwar Gott und Herrscher über Himmel und Erde (Mt 28,18; 1Kor 15,27), aber er herrscht keineswegs wie ein irdischer Herrscher. Die meisten Herren lassen ihre Knechte für sich leiden, doch der Herr Jesus litt für seine Knechte. Jesus ist als grösster Herrscher für die Sünden seiner Knechte am Kreuz gestorben.

Für uns Gläubigen gilt es, diese Gesinnung Christi nachzuahmen, indem wir uns erniedrigen lassen, um von Gott erhöht zu werden (Phil 2,5-11).

Deshalb ist Jesus Christus uns zum befreienden Vorbild geworden –

… damit wir seinen Fusstapfen freiwillig nachfolgen (V. 21).

… damit wir den Sünden absterben und der Gerechtigkeit leben (V. 24).

Das Leben ist ein einziger Glaubenstest, der etliches von uns abverlangt. Denn, wer den Regenbogen sehen will, der muss den Regen ertragen. Entgegen unserer fleischlichen Natur, folgen wir gehorsam wie Schafe unserem selbstlosen Hirten und Beschützer Jesus Christus. Darin liegt das Heil unserer Seelen.

 

Fortsetzung Kapitel 3 (Teil 1):  Der verborgene Mensch des Herzens