1. Petrus-1c: Freude, trotz mancherlei Prüfungen

Leiden, die sich lohnen

Kapitel 1 (Teil 1): Dank für die lebendige Hoffnung

 

 

 Verse 6-9: Freude, trotz mancherlei Prüfungen.

Darum sagt Petrus, jubelt (ἀγαλλιάω) und springt vor Freude, auch wenn ihr hart geprüft oder verfolgt werdet und leiden müsst. Mit „Darum” oder ”Darüber” wird auf das Vorhergesagte Bezug genommen. Es geht um das einzigartige Erbe im Himmel, das bereitliegt für alle, die Glauben. Das göttliche Heil gibt Anlass zum Jubel und zur riesigen Freude. Es geht nicht bloss darum, zufrieden und glücklich zu sein im weltlichen Leben, sondern um die Freude oder Glückseligkeit am göttlichen Heil (Mt 5,12; „frohlocken”). Es bedeutet vor Freude in die Luft zu springen. Das erinnert uns an David, als er vor der Bundeslade tanzte vor Freude (2Sam 6,5.14). Wann sind wir das letzte Mal vor Freude in die Luft gesprungen, weil über unser Heil in Christus nachdachten?

Selbst, wenn es zum Schlimmsten kommt im Leben, dann wird das nur eine verschwindend kurze Zeit in Anspruch nehmen, verglichen zur Ewigkeit im Himmel (1Petr 5,10; Röm 8,18). Wer seine Augen himmelwärts gerichtet hat, der sieht alles von einer ganz anderen Perspektive. Denn alles Vergängliche verblasst, seien es Niederlagen oder Erfolge, im Gegensatz zur Ewigkeit (Jak 4,13-15).

Es gibt vier Stellen im Brief, die auf eine bevorstehende Verfolgungszeit hindeuten (1,6; 3,13-17; 4,12-19; 5,9). Es ist von einer bunten oder vielfarbigen (ποικίλοις) Prüfung die Rede (Jak 1,2), die so vielseitig wie die Gnade Gottes sein wird (1 Petr 4,10). In unserem Vers 6 kommt diese Prüfung oder Leiden (πειρασμός) aber nur vor, wenn es sein muss oder wenn es Gott so haben will, sozusagen ein Leidensdienst. Das heisst, dass es auch ein göttliches Mass an Leiden gibt, ein Leiden nach Gottes Plan, das nötig ist. Die Gründe dafür sind vielfältig und bunt, das heisst z. B., damit wir uns bewähren (δοκιμάζω, siehe V. 7). Leiden machen uns stark im Glauben und einfühlsamer für andere. Leiden lassen unsere Ohren aufhorchen, wenn wir mit dem Trost des Evangeliums beschenkt werden (2Kor 1,5). Christus hat durch Leiden den Gehorsam gelernt (Hebr 5,10). Bsp. Den Leiden davon zu rennen ist, wie wenn wir das Zimmer eines Spitals wechseln, oder vom einen zum anderen Spital umziehen. Wir nehmen unsere Leiden mit und müssen damit weiterleben. Es gibt kein Entkommen, wenn Gott für uns Leiden vorgesehen hat.

Wenn Leiden mit Feuer verglichen werden, dann nimmt das Bezug auf die Läuterung des Goldes, das mit diesem Prozess seine Reinheit erlangt. Gold wird im Feuer geschmolzen, so dass alles Unreine abgestossen wird. Genauso wird die Echtheit unseres Glaubens durch Leiden geläutert und gereinigt (Röm 8,17). Die Echtheit (δοκίμιον) unseres Glaubens bewirkt Ausdauer (Jak 1,3). Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen (Hebr 11,6). Deshalb mussten auch die Helden des Glaubens viel erdulden (Hebr 11), um vor Gott als bewährt erfunden oder entdeckt (εὑρίσκω) zu werden. Wichtig ist zu verstehen, dass diese Leidensprüfungen nicht vergebens sind, noch sind sie ungeplante Desaster, die uns zerstören, sondern im Gegenteil:

- Sie bringen uns Lob, Preis und Ehre ein vor Gott (Jak 1,12).

- Sie bringen uns Schätze im Himmel (Mt 6,19-21).

- Wenn Jesus Christus in seiner Herrlichkeit erscheint, dann wird auch unsere Ausdauer im Glauben offenbart werden (Kol 3,4).

In der Neuen Genfer Übersetzung wird der Vers 7 trefflich ausgedrückt: „Denn diese Prüfungen geben euch Gelegenheit, euch in eurem Glauben zu bewähren. Genauso, wie das vergängliche Gold im Feuer des Schmelzofens gereinigt wird, muss auch euer Glaube, der ja unvergleichlich viel wertvoller ist, auf seine Echtheit geprüft werden. Und wenn dann Jesus Christus in seiner Herrlichkeit erscheint, wird eure Standhaftigkeit euch Lob, Ruhm und Ehre einbringen.”

 

 Was ist das Ziel unseres Glaubens? – Das Heil oder die Rettung unserer Seele.

Telos (τέλος) bedeutet Vollendung, Ende, Ziel. Dieses Ziel erreichen wir nur, wenn wir Gott ehren und dienen, egal was auch geschieht. Wie schon gesagt (V. 1-2); die eigentliche Sinnerfüllung (die Vorhersehung) unseres Lebens ist, dass wir dem Ruhm seiner Macht und Herrlichkeit dienen (Eph 1,12). Dieses Ziel ist zugleich auch unser Sieg (1Kor 9,24-27). Dieses Ziel bedeutet das Ende. Dann wird unser Glaube sich in Sehen umwandeln (1Joh 3,2). Dann wird sich unsere Hoffnung endgültig erfüllen und sich als lebendige Hoffnung (V. 3) erweisen. Dann wird unsere blinde Liebe jubeln (d. h. springen) mit unaussprechlicher (ἀνεκλάλητος) Freude.

Petrus spricht bewusst von der kostbaren Seele des Menschen, die dieses Ziel des Heils erreicht (Mt 16,26; 10,28). Denn letztendlich geht es nicht um das irdische Leben zu erhalten (1Kor 15,50). Es gibt etwas, das uns niemand nehmen kann, egal, wie gross die irdischen Leiden (selbst der Märtyrertod) auch sein werden: die Seele (zu der auch der Geist gehört). Diese Seele gilt es reinigen zu lassen, durch das Heil in Jesus Christus und zu bewahren auf den Tag der Vollendung.

 

 Fortsetzung von Kapitel 1 (Teil 1):  Die Offenbarung des Heils