1. Petrus-1a: Grüsse

Leiden, die sich lohnen

Kapitel 1 (Teil 1): Dank für die lebendige Hoffnung

 

 

 Verse 1-2: Grüsse.

Über den Apostel Petrus wurde in der Einleitung einiges gesagt. Da ein Brief damals in der Form einer Briefrolle geschrieben wurde, konnte man den Absender erst am Ende erkennen. Deshalb war es damals üblich, dass der Absender sich bereits in den Anfangsworten zu erkennen gab.

Der Brief geht an die Auserwählten (ἐκλεκτοίς), Gläubigen in ganz Asia und Bithynien. Im AT waren es die fleischlichen Juden, die zu den Auserwählten oder Erwählten Gottes zählten (Dtn 7,6-8). Im NT zählen alle geistlichen Juden, d. h. die Gläubigen an Jesus Christus zu den Erwählten Gottes (2,9; Gal 6,16). Asia lag im Westen der heutigen Türkei. Bithynien war südlich des Schwarzen Meeres. Es handelt sich also um einen Rundbrief, wie der Epheserbrief, der an den westlichen Teil der heutigen Türkei gerichtet ist. Obwohl der erste Petrusbrief geschrieben wurde, um praktische Bedürfnisse zu befriedigen, um Christen im Leiden zu stärken und nicht, um lehrhafte Anweisungen zu geben, wurde er zu Recht als „Lehrbrief” bezeichnet.

Die Christen werden als „Fremdlinge in der Diaspora” bezeichnet. Mit Diaspora wurden ursprünglich die Orte im fremdem Land bezeichnet, wo die Juden im Exil lebten. Es wäre aber falsch anzunehmen, dass der Brief an Judenchristen gerichtet ist. Vielmehr sind es überwiegend Heidenchristen, die sich nun zerstreut hatten und in einer fremden Umgebung wohnten. Vielleicht waren sie auf der Flucht vor ihren Verfolgern, der römischen Behörde.

Der Brief ist jedenfalls an Christen in der Verfolgung gewidmet. Das muss nicht zwingend heissen, dass alle Empfänger bereits unter der damals beginnenden Christenverfolgung litten. Die weltweiten Christenverfolgungen setzten später, nach Nero, ein. Den Erwählten Gottes standen also in Zukunft noch grosse Verfolgungen und Leiden bevor.

Wenn wir wegen unseres Glaubens verfolgt wären, was wäre das Erste, woran wir erinnert werden möchten? An unser Bankkonto? An unseren Einfluss oder unser Ansehen in der Welt? An unser Heil?

Petrus erinnert die Gläubigen daran, dass sie zur Vorsehung Gottes zählen. Alle Gläubigen sind vorherbestimmt zum Heil in Jesus Christus.

In Eph 1,4-6 heisst es: „Denn durch ihn [Jesus] hat er [Gott] uns erwählt vor Grundlegung der Welt … Er hat uns schon seit langem dazu bestimmt, seine Söhne und Töchter zu werden durch Jesus Christus …”

In 1Petr 1,20: „Ausersehen war er [Jesus] vor Grundlegung der Welt, erschienen aber ist er am Ende der Zeiten, um euretwillen …”

Es wäre falsch den Begriff „Vorhersehung Gottes” nicht zu benutzen, weil es viele Irrlehren bezüglich der Vorherbestimmung gibt. Das griechische Wort prognosis (πρόγνωσις), wovon wir heute die Prognose (= vorhererkennen, vorherwissen) abgeleitet haben, bedeutet Vorhersehung oder Vorherbestimmung. Es war Gottes Plan, durch das Kreuz Christi vorherzubestimmen, dass Gläubige durch seinen Geist geheiligt und gerettet werden (2 Thess 2,13): „Euch hat Gott von Anfang an erwählt zur Rettung, die durch die Heiligung im Geist und durch den Glauben an die Wahrheit geschieht.” Auch Paulus verbindet unsere Errettung eindeutig mit der Heiligung im Geist und dem Glauben an die Wahrheit des Evangeliums. Das heisst, Heiligung (ἁγιασμός), die rettet, geschieht immer auf der Grundlage des Glaubens. Glaube bedeutet Gehorsam und ist weit mehr, als ein oberflächliches Vertrauen. Es geht um den Gehorsam des Glaubens gegenüber den Geboten Gottes. Nur durch Glaube und Gehorsam können wir auch bleibend vom Geist geheiligt und gerettet werden.

Gott hat niemand zum Heil vorherbestimmt, der nicht glauben und gehorchen will und der sich nicht heiligen lässt. Denn, Gläubige sind zur Heiligung berufen (siehe auch Vers 16). Sich heiligen lassen bedeutet, sich von der Sünde abzusondern. In dem Sinn heiligt uns Gottes Geist und weckt in uns das Verlangen, uns für den Herrn abzusondern von der Welt und ihrer Sünde.

Gottes Plan war und ist es, uns Menschen zu Gläubigen zu machen, „die sich Jesus Christus im Gehorsam unterstellen und durch sein Blut von aller Schuld gereinigt werden” (NGÜ: 1,2). Weshalb? – Damit wir dem Ruhm seiner Macht und Herrlichkeit dienen (Eph 1,12). So macht Gott alle Gläubigen aus allen Nationen, durch das Wirken seines Geistes, zu einem heiligen Volk.

Die Bibel lehrt zwei Seiten des Heils (Eph 2,8-9):

- Gnade ist Gottes Anteil an unserem Heil.

- Glaube ist unser Anteil am Heil in Jesus Christus.

Schliesslich wünscht Petrus in seiner Anrede, reichlich Gnade und Frieden. Das heisst, die Fülle der Gnade und des Friedens Gottes soll sich im Leben jedes einzelnen reichlich vermehren. Die Gnade (χάρις) Gottes ist entscheidend für alle gläubigen Sünder, weil es um eine unverdiente Gabe geht. Doch nur der Glaube vermag den Frieden (εἰρήνη) Gottes in unseren Herzen zu bewahren. Der Friede Gottes schenkt jedem Gläubigen die Kraft, mitten in grösster Bedrängnis durchzuhalten.

 

 Fortsetzung von Kapitel 1 (Teil 1):  Die lebendige Hoffnung