2. Timotheus-02: Das Evangelium treuen Menschen anvertrauen

Gemeindeordnung

 

 

 I.   Verse 1-7: Timotheus soll arbeiten und kämpfen

Welche drei Vergleiche braucht Paulus, um zu erklären, wie Timotheus arbeiten und kämpfen soll:

1. Wie ein Soldat (V. 3-4), der für „grosse Leiden“ steht.

2. Wie ein Sportler (V. 5), der für „unermüdlichen Kampf“ steht.

3. Wie ein Bauer (V. 6-7), der für „harte Arbeit“ steht.

Welche sieben Eigenschaften machen einen Christ aus?

1. Ein Christ wird stark (ἐνδυναμόω) durch die Gnade Gottes.
In der Welt ist es so, dass die Fehler die Menschen immer mehr erdrücken. In Christus ist es so, dass uns die drückenden Steine abgenommen werden, so dass wir wieder Kraft haben weiterzugehen. Manchmal fragen Menschen: Woher nimmst du bloss diese Kraft? Wir Christen können sagen: Wir schöpfen unsere Kraft aus der Gnade Gottes. Weil Gott uns von aller Sündenlast befreit, besitzen wir die Kraft mit unseren Mitmenschen immer barmherziger zu sein (Mt 5,7; Lk 6,36). Gott schenkt uns Christen einen Geist der Kraft (2Tim 1,7; Phil 4,13). Gott spricht Josua zu (Jos 1,7). Paulus spricht den Gläubigen zu (1Kor 16,13; Eph 6,10). Gottes Gnade findet seine Grenzen bei Paulus (2Kor 12,9-10).

2. Ein Christ ist zuverlässig (πιστός).
Weshalb konnte Paulus dem Timotheus das Evangelium anvertrauen? Weil Timotheus ein treuer und zuverlässiger Mensch war (1Tim 1,19). Er bewahrte das anvertraute Evangelium (1Tim 6,14; 2Tim 1,14). Er folgte seinem Vorbild im Glauben nach (2Tim 3,10). Weil Timotheus fähig war, das erhaltene Evangelium zuverlässigen Menschen weiter zu geben (Ps 101,6; 1Tim 5,22a). Paulus vertraute dieses Evangelium vielen Menschen an.

3. Ein Christ erduldet (κακοπαθέω) Mühsal und Plage.
Er ist bereit zu leiden, wenn er abgelehnt oder angegriffen wird (Hebr 10,32-34). Er lässt sich nicht ablenken von seiner Mission (Spr 4,20-27). Er verzichtet auf viel Gemütlichkeit (Essen, Trinken, Schlafen usw.). Die empfangene Mission hat oberste Priorität in seinem Leben (Lk 14,33).

4. Ein Christ kämpft (ἀθλέω) nach den Regeln.
Ein Christ ist grundsätzlich ein Kämpfer (Lk 13,24). Ein Wettkämpfer hält sich an die Regeln (1Kor 9,24-27). Er kämpft aber nicht mit allem, was sich in den Weg stellt, sondern nur mit dem, was ihm nützlich ist zum himmlischen Sieg (2Kor 10,3; Phil 1,27).

5. Ein Christ arbeitet hart (κοπιάω).
Er arbeitet hart für das Reich Gottes, so dass er schon mal hungrig und müde ist (und ev. Muskelkater hat). (1Tim 4,10; Kol 1,29). Auch die Anbetung Gottes am Sonntagmorgen ist harte Arbeit. Dazu kommen noch all die Vorbereitungen und Gedanken. Er arbeitet hart an sich selbst (Phil 2,12). Er züchtigt und diszipliniert seinen Leib (1Thess 4,10; Joh 8,34). Er ist nie zufrieden mit seinem unvollkommenen Zustand, sondern ist auf Wachstum und Verbesserung aus (Phil 3,13; Joh 13,15.17).

6. Ein Christ ist einsichtig (σύνεσις).
Er ist allezeit bereit zuzuhören, um das richtige Verständnis zu gewinnen. Er überlegt, analysiert, wägt ab was zuerst kommt und trifft dann eine Entscheidung. Er ist auch bereit, seine Fehler einzugestehen (1Joh 1,8-10). Sünesis ist die Fähigkeit, Tatsachen sinnvoll zu kombinieren, d. h. Sophia und Phronesis in ausgeglichener Weise zu erkennen und anzuwenden (siehe Kolosser 4,5).

7. Ein Christ richtet (μνημονεύω) seine Gedanken ganz auf Jesus (siehe V. 8).
Im Englischen wird das Wort „remember“ gebraucht (erinnere dich allezeit an Christus, gedenke ...). Weshalb sollen wir uns Christus erinnern?

 

 II.   Verse 8-13: Zuverlässig ist Gottes Wort

Jesus Christus ist unser grösstes Vorbild und unsere Motivation im Erdulden von Leiden (Paulus: Mühsal und Plage): Hebräer 12,1-3. Auch die Propheten sind uns im Leiden ein Vorbild (Jak 5,10). Paulus spricht hier in Kapitel 2 von der Nachfolge Christi. In der Nachfolge Christi gibt es viel zu Erdulden und zu Leiden (1Petr 2,21-24). Leiden aller Art gehören zum christlichen Leben! Wer ins Reich Gottes kommen will, der muss viel Leiden ertragen (Apg. 14,21-22). Wenn der Leidensdruck zunimmt, dann verlassen viele zuerst die Gemeinde, dann den Glauben (Eph 3,13). Wer an Christi Leiden teilhat, der wird auch an Christi Herrlichkeit teilhaben (1Petr 4,13; Röm 8,17). Die Leiden bedeuten nichts im Vergleich zu dem, was uns im Himmel erwartet (Röm 8,18). Für Christus zu leiden ist Gnade (Phil 1,29-30).

Wenn wir unsere Gedanken ganz auf Jesus richten, während wir für ihn leiden, dann schenken uns drei wichtige Tatsachen über IHN grosse Glaubenskraft. Welche?

1. Seine Macht (Apg 2,24-36; 3,15; 4,2.10.33)
Bei der Macht denken wir an die Auferstehung Jesu. In der Auferstehung Jesu - kommt Gottes uneingeschränkte Macht (über den Tod, Himmel und Erde) zum Ausdruck (Mt 28,18), wird der Sieg Gottes über den Teufel und die Sünde demonstriert (1Kor 15,55-56). Alle, die sich unter Gottes Macht stellen, können getrost sagen: „Christi Sieg ist unser Sieg“ (Offb 2,10; Röm 8,28).

2. Seine Nachkommenschaft (Apg 13,22-23; 2,25-36)
Jesus ist der verheissene Nachkomme Davids (2Sam 7,12-13; Ps 132,11). Jesus ist der Sohn Davids (Mt 1,1; 9,27; 12,23; 15,22; 20,30-31; 21,9 usw.). Jesus ist unser König und wir sind sein Volk (das geistliche Israel: Röm 1,3-4; 9,25; Eph 1,20-23).

3. Seine Verheissungen (Eph 1,3-23; 2,1-10; 3,8-13; 5,23-27)
Verheissungen = Versprechungen durch das Evangelium! Jesus verspricht, dass er wiederkommt und alle Gläubigen zu sich nimmt (Joh 14,1-4). Jesus verspricht uns Gläubigen durch das Evangelium ewiges Leben (Joh 11,25-26; 1Petr 5,10).

Für den Glauben an Jesus Christus und das Evangelium ist der Apostel Paulus bereit sogar im Gefängnis zu leiden wie ein Verbrecher (κακοῦργος, einer der böses tut und kriminell ist). Paulus ist trotz ungerechter Leiden weder verzweifelt noch verzagt. Somit wird auch Paulus uns zum Vorbild in den Leiden. Er tröstet sich mit den Gedanken, dass Gottes Wort sich nicht gefangen nehmen lässt. Er weiss, dass das, was er durchmacht, eine Hilfe für andere sein wird. Das Blut der Märtyrer ist zu allen Zeiten eine Saat der Kirche gewesen. Die Scheiterhaufen, auf denen Christen verbrannt wurden, sind zu nie erlöschenden Leuchtfeuern der christlichen Botschaft geworden (siehe Bsp. Polykarp). Kein Leiden für Christus ist nutzlos oder sinnlos. Im Gegenteil! William Barclay schreibt: „Wer um seines Glaubens willen leiden muss, sollte nicht vergessen, dass durch sein Leiden anderen, die nach ihm kommen, der Weg erleichtert wird.“

Darum, lasst uns niemals entmutigt sein oder gar an Gottes Gnade zweifeln, wenn Leiden und Verfolgungen über uns kommen (1Kor 10,13)!

Gottes Wort ist zuverlässig (1Tim 1,15; 3,1; 4,9; 2Tim 2,11; Tit 1,9; 3,8; siehe Liste: Die Bibel – Gottes Wort (L. 11: Was bewirkt Gottes Wort?).

- NGÜ: Auf dieses Wort ist Verlass.

- KJV: It is a faithful (πιστός) saying (λόγος).

- Gottes Wort hält, was es verspricht!

- Gottes Wort verdient es, in den Leiden bis zum Äussersten zu gehen, wenn es sein muss.

Die folgenden Worte (V. 11b-12) hören sich an wie Bruchstücke aus einer Hymne.

Sind wir mitgestorben - werden wir mit leben:
Hier geht es um unsere Bekehrung, bei der wir durch die Taufe mit Christus begraben und auferweckt werden zum neuen Leben (Röm 6,4). Wir leben nicht mehr unser eigenes Leben, sondern wir leben mit und für Christus, darum werden wir mit ihm auch weiterleben (Röm 6,11-13). Es könnte allerdings auch sein, dass Paulus hier vom physischen Tod spricht (2Kor 4,10; 1Kor 15,31). Er weiss, dass er wahrscheinlich den Märtyrertod sterben wird. Er bekannte sich zu Christus und wurde deshalb in Haft gesetzt. Deshalb tröstet er alle Märtyrer, dass sie mit Christus leben werden.

Halten wir stand - werden wir mitherrschen:
Wenn wir leiden als Christen für das was vor Gott Recht ist, dann werden wir im Himmel als Sieger mit Christus herrschen (1Petr 4,13). Das bedeutet, dass wir zuerst leiden müssen, wie Christus, bevor wir siegen können, wie Christus, nach dem Motto: Ohne Kreuz keine Krone. Wie leiden wir für Christus? Durch Einsicht und Umkehr von unseren eigenen Sünden. Wir geben unsere Fehler zu und bekennen unsere Sünden. Wir lassen uns umwandeln vom fleischlichen zum geistlichen Leben (Gal 5,19-25). Durch Verzicht auf das weltliche Leben und Hinwendung zu Christus. Wir suchen nicht unsere eigene Verherrlichung, sondern Gottes Verherrlichung. Wir wollen uns nicht selbst verwirklichen, sondern Gott dienen. Wir regieren im Himmelreich mit Jesus auf dem Thron (Offb 3,21).

Verleugnen wir ihn - wird er sich abwenden:
Hier verändert sich die Satzkonstruktion. Die letzten zwei Sätze sind anders aufgebaut, als die folgenden zwei. In den ersten beiden Sätzen ging es um die Konstruktionen „wir“ „wir“. Jetzt geht es um die Konstruktionen „wir“ „er“. Wer für Christus Zeugnis ablegt vor den Menschen, zu dem wird sich auch Jesus am Gerichtstag bekennen (Mt 10,32-33; Röm 10,9-10). Wer sich von Jesus abwendet und ihn verleugnet, von dem wird sich auch der Herr abwenden (Mt 12,36-37; Joh 3,36; 8,21.24; 12,48; Offb 20,11-15).

Werden wir untreu - bleibt er seinen Worten treu:
Paulus sagt nicht, dass wer untreu wird und seinen Glauben an den Nagel hängt, trotzdem das Himmelreich erben werde, weil Jesus ihm treu bleibe. Es könnte bedeuten, dass wenn wir untreu werden und unseren Glauben aufgeben, dann wird Jesus das uns niemals nach machen. Es könnte bedeuten, dass wenn wir auch unser Versprechen brechen, dem Herrn zu dienen, so bricht Jesus sein Versprechen niemals, das er uns gemacht hat: 1Thess 5,24; 2Thess 3,3; 1Kor 1,9; Hebr 10,23. Was hat Jesus uns denn versprochen? - Wer an mich glaubt und mir nachfolgt, wird gerettet werden (Joh 6,40; Lk 9,23). Dieses Versprechen zieht Jesus nicht mehr zurück, auch wenn wir ihm untreu geworden sind und zu ihm zurückkehren, wie der verlorene Sohn (Lk 15).

Zitat aus Polykarb 5,2: „Sind wir Christen hier wohlgefällig, werden wir die künftige Welt ererben, so wie er auch verheissen hat, uns von den Toten zu erwecken, und gesagt hat, dass wir, wenn wir hier würdig wandeln, auch mit ihm herrschen sollen.“

Zusammenfassung:
Treue zu Christus, selbst wenn es durch Leiden geht, wird belohnt werden, Untreue aber wird bestraft werden. Treue zu Christus bedeutet mit Christus leben. Mit Christus leben heisst, sich ständig bewusst sein, dass der Herr in uns wohnt. Mit Christus leben bedeutet: mit ihm Gemeinschaft zu haben (1Joh 1,9), mit ihm sich zu vergnügen (1Kor 11,23-26), so wie er lebt, zu leben (Gal. 2,20), ihn zu lieben (Mt. 22,37), ihn zu verherrlichen (Joh 17,3; Phil 2,5; Kol 3,1-4; 1Joh 3,2; 5,12; Offb 14,1; 19,11.14; 22,4).

 

 III. Verse 14-26: Richtiges Verhalten gegenüber Irrlehrern und Irregeführten

Timotheus soll ein bewährter Arbeiter Christi sein (V. 14-18). Er soll sich nicht auf Wortgefechte einlassen (V. 16.21-24). Vielmehr soll er die Verantwortlichen der Gemeinde an all die oben genannten Dinge erinnern (V. 8-13). Den Irrlehrern, die falsche Lehren in der Gemeinde verbreiten, soll er verbieten zu lehren (1Tim 1,3-4; 6,4). Es geht um Mythen und Geschlechtsregister. Es geht um Philosophien und fantastische Theorien. Es gibt Menschen, die über Dinge nur sprechen, statt zu handeln. Offenbar hatte sich die Situation in Ephesus, seit dem ersten Brief, nicht verbessert. Er soll ihnen „vor Gott“ einschärfen, sich in keine unnützen Diskussionen einzulassen. Die Gegenwart Gottes soll allen bewusst werden, in der sie reden (Mt 12,37). Worte und Erkenntnis können ein Ersatz für Taten werden (1Kor 13,1-3). Es gibt Menschen, die, statt zu handeln, über die Dinge nur sprechen. Es gibt Menschen, die sich eine Welt der Theorie aufbauen, aber keine Ahnung haben, wie sie in die Praxis umgesetzt wird (1Tim 6,20). Zur Erinnerung: Sophia und Phronesis = Synesis (die Fähigkeit, Theorie mit der Praxis sinnvoll zu kombinieren).

Wenn wir den Vers 14 auch in unserer Zeit anwenden wollen, dann bedeutet das,

- dass wir acht geben, was wir reden (Jak 2,5; Mt 12,36-37).

- dass wir Worte der Auferbauung miteinander reden (Eph 4,29).

- dass wir uns auf die wesentliche Botschaft Gottes konzentrieren und uns nicht in ungewisse Einzelheiten verstricken (Röm 12,16; Jud 10.16; 2Petr 3,16; Gal 2,4-5).

- dass wir uns nicht streiten mit unseren Geschwistern über unwesentliche Themen oder Meinungen (2,24; Eph 4,31).

Es lässt verwirrte Zuhörer zurück und führt sie ins Verderben (καταστροφή).

Wie geht ein Arbeiter (ἐργάτης) oder Mitarbeiter Christi vor, der Gott gefallen will?

Er setzt alles daran:
Wer Gottes Wort studiert, der ist ehrgeizig, fleissig, sorgfältig, und gibt sein Bestes (σπουδάζω), (Mt 5,41; Koh 9,10). Er liest viel, vergleicht, überlegt, wägt ab, hat viele Fragen und möchte es genau wissen, was im Bibeltext steht. Er dient der Gemeinde, indem er sie im Glauben an Gott näher bringt.

Er erweist sich als bewährt:
Ein Arbeiter Christi will in erster Linie Gott gefallen und deshalb gibt er sich in allem, was er lehrt und tut, Gott hin (Kol 3,22-23; Röm 6,13). Wer die Ehre bei den Menschen sucht, statt bei Gott, wird versucht sein, das zu lehren und zu tun, was Menschen hören oder sehen wollen (Gal 1,10; 1Thess 2,5-6; Joh 5,41; 12,43). Wir Menschen haben uns allein vor dem allmächtigen Gott zu verantworten, oder zu bewähren (δόκιμος), (1Kor 10,31).

Er braucht sich nicht zu schämen:
Es gibt Menschen, die ständig lernen, aber nie zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen (2Tim 3,7). Es gibt Menschen, die studieren, aber sie dienen andern nie mit dem, was sie studiert haben. Paulus spricht hier von einem guten Diener Christi, der das Wort Gottes richtig lehrt, so dass es für die Zuhörer ein Gewinn ist (1Tim 4,6). Ein guter Arbeiter Christi soll so arbeiten, dass er sich nicht zu schämen braucht (1,12; Röm 1,16; 1Kor 15,58).

Er gibt die Botschaft der Wahrheit unverfälscht weiter:
Er lehrt die Wahrheit ohne Umschweife (d. h. ohne nutzlose Diskussionen). Es gibt viele Irrlehrer, die das Wort Gottes verfälscht darlegen: Sie binden den Menschen schwere Bürden auf und halten sich selbst nicht daran (Mt 23,3-4). Sie lehren, dass die Gläubigen im Neuen Bund die zehn Gebote halten sollen (Kol 2,16; 1Kor 9,20-21). Sie tragen lehren vor, die Satzungen von Menschen sind (Mt 15,9; Mk 7,8-13). Sie predigen Freiheit als Vorwand für die Selbstsucht (Gal 5,13).

Paulus warnt vor der Gefahr der vielen falschen religiösen Lehrer (V. 16-18). Falsche Lehrer gab es schon immer (2Petr 2,2), angefangen mit der Schlange im Garten Eden, bis zu den heutigen modernen esoterischen Strömungen unserer Zeit. Wie ein Krebsgeschwür verbreiten sich falsche Theorien in der Welt. Z. Bsp. die ganzen Theorien über die Endzeit. Dazu kommt noch die Respektlosigkeit der Menschen, die alles Heilige in den Schmutz ziehen (2Petr 2,12). Die Frucht des leeren und ehrfurchtslosen Geschwätzes treibt die Menschen zu immer grösserer Gottlosigkeit. Das Gefährliche bei den Irrlehrern ist, dass sie sich den andern immer irgendwie als besonders geistlich präsentieren können (2Petr 2,18-19). Sie haben den Heiligen Geist im besonderen Mass empfangen. Sie können prophetisch Reden und Denken. Sie besitzen besondere geistliche Erkenntnisse und Gaben, die sie von anderen abhebt. Vor solchen Leuten ist grösste Vorsicht geboten! Weil der Geist Gottes nicht mehr in übernatürlicher Weise in den Menschen wirkt, ist das einzige Mittel, wie wir geistliche Erkenntnis gewinnen, das Bibelstudium (2Tim 3,16-17).

Wie können wir nun unsere Reden selbst messen, ob sie gut oder schlecht sind? Wenn wir durch unser Reden und Diskutieren einander und Gott näherkommen, dann ist alles gut. Errichten wir durch unsere Reden neue Schranken zwischen uns Menschen und lassen Gott immer mehr aus dem Spiel, dann ist es schlecht. Sind wir ein Segen Gottes für die Menschen, oder sind wir ein Fluch? (Gal 5,15-16.25-26).

Paulus nimmt kein Blatt vor den Mund, sondern nennt zwei führende Irrlehrer wie Hymenäus und Philetus sogar beim Namen. In der heutigen Zeit kommt das leider oft schlecht an, wenn Irrlehrer beim Namen genannt werden, zum Schutz vor Glaubensabfall. Wir wissen nichts genaueres, wer diese Männer waren. Von Hymenäus haben wir schon im ersten Brief gelesen (1Tim 1,19-20). Sie behaupteten, dass die Auferstehung von den Toten schon geschehen sei. Woher sie diese verrückte Idee hatten, wissen wir leider nicht. Vielleicht sind sie einem ehemals Verstorbenen begegnet, der von Jesus oder einem Apostel auferweckt wurde (z. B. Lk 15,24). Vielleicht wollten sie den Lehren der Auferstehung eine weitere Komponente geben. Denn die Pharisäer glaubten an eine Auferstehung des Leibes. Die Sadduzäer hingegen glaubten an keine Auferstehung (Apg 23,8). Die Griechen waren der Meinung, dass der Leib durch und durch böse sei und sehnten sich daher nicht nach einer leiblichen Auferstehung. Sicher ist, dass sie mit ihrer Häresie (Ketzerei) in Ephesus Verwirrung stifteten und bei einigen den Glauben an Jesus Christus zerstörten. Das Tragische beim Ganzen ist, dass die Häretiker sich als Christen ausgaben (Mt 24,11.24). Sie sind abgewichen von der Wahrheit und rissen alle, die auf sie hörten, in den Abgrund (1Tim 1,6-7; 6,20-21).

Paulus lehrte die Auferstehung zum neuen Leben;

- die Auferstehung durch die Taufe (Röm 6,3-4; Eph 2,6; Kol 2,12-13; 3,1; 1Petr 3,20-21).

- die Auferstehung am jüngsten Tag (Phil 3,21; 1Kor 15,12-19; 1Thess 4,14).

Jesus lehrte die Auferstehung zum ewigen Leben (Mt 22,30-33; Joh 5,28; 11,25).

Es gibt Gefässe zur Ehre und zur Unehre (V. 19-21). Was ist mit dem sicheren Fundament (θεμέλιος) gemeint? Jesus Christus? Auch wenn in 1Kor 3,11 Jesus Christus als Fundament bezeichnet wird, so ist nicht jede Metapher gleich zu verstehen. In Epheser 2,20 wird Jesus z. B. auch mit einem Eckstein verglichen. Die Vorherbestimmten? (Eine Irrlehre des Calvinismus lehrt, dass wer zum Heil bestimmt ist, niemals vom Glauben abfallen kann.) Die Gemeinde?! Die Wahrheit Gottes, durch die die Menschen geheiligt werden? (Mt 7,24).

Das feste Fundament Gottes ist die Gemeinde: Lk 1,33; 1Tim 3,14-15; Eph 5,25-26. Gott baut sein Haus, Stein auf Stein. Gott baut als guter Baumeister so, dass sein Bau nicht einstürzt. Egal, was auch passieren mag, die Gemeinde Gottes bleibt unzerstörbar. Selbst, wenn es falsche Lehrer gibt, wie Hymenäus und Philetus, so kann Gottes Werk niemals untergehen (wie bei der Geburt Mose & Jesus usw.). Auch wenn Gläubige verführt werden und vom Glauben abfallen, dann kann das die Gemeinde Gottes nicht von ihrem Wachstum aufhalten. Örtliche Gemeinden können zerfallen, aber Gottes Gesamtbau leidet keinen Schaden. Gottes Gemeinde ist fest und unerschütterlich (Hebr 11,10; Jes 28,16)! Das ist ein grosser Trost, nicht nur für Timotheus, sondern auch für uns.

Das sichere Fundament Gottes trägt ein Siegel (σφραγίς) mit der Aufschrift: „Der Herr kennt die, die zu ihm gehören“ (= Gott gehören). Dieser Gedanke stammt aus: Num 16,5. Mose sprach ähnliche Worte zur Rotte Korah. Nicht die Menschen bestimmen, wer zu Gottes Gemeinde gehört, sondern allein Gott. Auch Jesus machte eine ähnliche Aussage: Mt 7,22-23. Menschen können andern Menschen etwas vormachen, aber nicht Gott. Gott lässt sich nicht an der Nase herumführen. Da nützen auch die besten Taten und alle guten Werke nichts, wenn sie nicht vom obersten Auftraggeber angeordnet wurden. Gott kennt unsere Herzen und er weiss ganz genau, wer zu ihm gehört und wer nicht (Joh 10,14.27). „Wer sich zum Herrn bekennt, trenne sich von allem, was unrecht ist“ (= Ungerechtigkeit ertragen). Auch dieser Gedanke stammt aus der Rotte Korah (Num 16,26). Nur wer sich von aller Ungerechtigkeit absondert und sich zu Gott bekennt, zu dem wird sich auch Gott bekennen (2Kor 7,1; 6,17). Ungerechtigkeit ist alles was unter den Werken des Fleisches aufgelistet ist (Gal. 5). Wer nicht mit festlicher Kleidung am grossen Hochzeitsfest erscheint, der wird in die Finsternis hinausgeworfen (Mt 22,11-14; Lk 13,27). Die Gemeinde trägt ein Siegel: Ein Siegel bedeutet Autorität, Schutz und Bestätigung. Gott erkaufte uns durch das teure Blut seines Sohnes (Apg 20,28). Wir gehören Gott; wir sind Gottes Eigentum (Tit 2,14; Mal 3,17).

Der Zustand der Christenheit ist mit einem grossen Haus zu vergleichen, indem es verschiedene Gefässe gibt. Es geht bei diesem Vergleich nicht darum, herauszufinden, wer aus Gold, Silber (ehrenvoll) oder Holz und Ton (unehrenvoll) ist. Jesus starb für alle Menschen (2Kor 5,14-15). Es gibt aber unterschiedliche Talente und Aufgaben im Reich Gottes (Mt 25,14-30; 1Kor 12,12-27). Obschon es stärkere und schwächere Glieder gibt, so haben alle ihre Berechtigung und ihren Platz. Gott will, dass dem schwächeren und unscheinbareren Glied umso mehr Ehre entgegengebracht wird. Eins steht jedoch fest: Gott lässt gutes und schlechtes miteinander aufwachsen bis zur Ernte (Mt. 13,24-30; 13,47-50). Gott wählt nicht willkürlich die einen zu ehrenvollen Gefässen aus und andere zu weniger ehrenvolle Gefässe. Es liegt an uns, was für ein Gefäss wir für den Herrn sein wollen (Gen 3,17; Jos 24,15; 1Kön 18,21; Offb 22,17). Viele fragen:

Wo ist Gott, wenn es so viel Leid, Ungerechtigkeit, Irrlehren, falsche Kirchen usw. gibt auf dieser Welt?

- Gott hat alles im Griff und kennt uns Menschen alle ganz genau.

- Gott baut sein Reich so lange aus, bis es fertig gestellt ist.

- Gott allein entscheidet einmal, wer drinnen und wer draussen ist.

Darum gebt acht, wie ihr hört und lasst euch nicht von Geschwistern täuschen, denn wer weiss schon, wer am Ende in den Himmel einziehen wird?! (1Joh 2,19; Hebr 6,18-19).

Gläubige fragen:

Wie kann ich noch mehr ein Gefäss zur Ehre Gottes werden?

- Wenn ich mich heiligen (ἁγιάζω) lasse: 1Thess 5,23.

- Wenn ich mich brauchbar (εὐχρηστος) machen lasse: 2Tim 4,11 (Phlm 11).

- Wenn ich vorbereitet bin (ἑτοιμάζω), zu jedem guten Werk: Lk 12,47; Mt 25,34 (Mt 25,1-13).

- Ein billiges Gefäss bleibt immer billig, aber es kann sich trotzdem reinhalten vom Schmutz der Welt (2Kor 6,17).

Schlussfolgerung:
Die Gemeinde - das sind Menschen, die Gott gehören und die darauf aus sind, den Kampf der Gerechtigkeit zu kämpfen. Gehören wir Gott und haben wir eine feste Beziehung zu unserem Schöpfer? (Röm 8,14-18). Kämpfen wir im Glauben so, dass wir allem Weltlichen und Ungerechten entsagen? (1Petr 1,15-16; Gal 5,24).

Wie sich ein Knecht des Herrn verhält (V. 22-26).

Ein Knecht des Herrn flieht die jugendlichen Leidenschaften.
Was kann unter jugendlichen Leidenschaften verstanden werden? Sexuelle Triebe (Hormone spielen verrückt), statt den inneren Menschen sehen. Ungeduld (nicht warten können, unbesonnen und zu schnell zum Handeln), statt sanftmütig und geduldig. Wenig Selbstbeherrschung (da niedriges Selbstwertgefühl), statt barmherzig und genügsam. Wetteifer (Lust zu kämpfen und zu gewinnen), statt dienstbar und hilfreich. Wortgezänk (Machtkämpfe, Streitlust), statt friedvoll und nachgiebig. Neuerungssucht (alles Bewährte als altmodisch über Bord werfen, um anders und neu zu sein), statt lernwillig und sich unterordnend. Diese jugendlichen Lüste stellen besonders für junge Menschen eine grosse Gefahr dar. Christen in leitender Stellung, sollen allen diesen Lüsten entfliehen. Wer sich nicht bemüht ein geheiligtes Leben zu führen, wirkt bei andern Gläubigen unglaubwürdig (Röm 12,9) und wird niemals den Herrn sehen: Hebr 12,14.

Ein Knecht des Herrn ist ein Jäger nach:

-Gerechtigkeit (δικαιοσύνη): Mt 5,6.10; 6,33.

- Glaube (πίστις): Hebr 11,1; Phil 4,13; Mt 17,20.

- Liebe (ἀγάπη): 2Tim 1,7; 1Joh 4,7-8.

- Friede (εἰρήνη): Röm 14,17; 1Petr 3,11; 2Petr 3,14.

- Ein Knecht des Herrn jagt nicht alleine. Er verfolgt dieses Ziel zusammen mit anderen Gläubigen. Er fühlt sich zur Gemeinschaft der Heiligen hingezogen. Er übt seinen Glauben zusammen mit allen aus, die den Herrn aus reinem Herzen (ohne Heuchelei) anrufen.

Ein Knecht des Herrn streitet nicht (μάχομαι), (1Tim 1,4; 6,4; 2Tim 2,23).
Es gibt Wortgefechte um Rechthaberei, die es nicht Wert sind. Ein Diener des Herrn analysiert jeden Disput und überlegt gut, ob er sich mehr darauf einlassen soll oder nicht. Wenn es darum geht, dass Gottes Wort richtig verstanden wird und Menschenseelen gerettet werden, dann kann eine gesunde Auseinandersetzung sehr hilfreich sein (Röm 14,1; 1Kor 3,3).

Ein Knecht des Herrn ist freundlich (ἤπιος).
Die Weisheit, die von oben kommt ist freundlich (Jak 3,17). Die Frucht des Geistes ist Güte (oder Freundlichkeit: Gal 5,22).

Ein Knecht des Herrn ist geschickt im Lehren.
Er gibt Acht auf sich und auf die Lehre (1Tim 4,16). Er kann komplizierte Dinge einfach erklären und verständlich machen.

Ein Knecht des Herrn kann Unrecht ertragen (ἀνεξίκακος).
Er kann persönliche Angriffe und Kränkungen erdulden (1Petr 2,19). Auch Jesus wurde von Sündern angefeindet (Hebr 12,3). Er kann Ungerechtigkeiten auf Jesus werfen (1Petr 5,7).

Ein Knecht des Herrn weist zurecht.
Er weist geduldig und sanftmütig die zurecht, welche sich dem Evangelium widersetzen. Wenn es um die Rettung einer Seele geht, haben Rechtfertigungen, Besserwisserei und grober Umgang keinen Platz. Es geht darum, dass wir ohne Gewalt, sondern in aller Weisheit und Sanftmut für die Wahrheit Gottes einstehen (Jak 1,19-22). Auch wenn wir verleumdet werden, wollen wir ein vorbildliches Leben führen, um sie vielleicht doch noch vom Guten zu überzeugen (1Petr 1,12). Wir sollen feurige Kohlen auf das Haupt unserer Widersacher legen (uns so verhalten, dass er zutiefst beschämt wird), (Röm 12,20-21).

In Kapitel 2 werden Christen verglichen mit einem –

1. Soldat (V. 3)

2. Sportler (V. 5)

3. Bauer (V. 6)

4. Arbeiter (V. 15)

5. Gefäss (V. 20)

6. Knecht, Diener (V. 24)