1. Timotheus-00b: Einführung

Gemeindeordnung

 

 

 I.   Verfasser

Der Apostel Paulus (1,1) nach seiner ersten Gefangenschaft in Rom.

 

 II.   Empfänger

Timotheus (1,2), engster Mitarbeiter des Paulus, der in Ephesus zurückgelassen wurde (1,3).

 

 III. Ort & Zeit

Paulus befand sich in Makedonien, um ca. 63-64 n. Chr.

 

 IV. Thema

Gemeindeordnung, ein Handbuch für Prediger.

 

 V.  Schlüsselvers

Kapitel 3,15

 

 VI. Schlüsselwörter

gut (καλός), oder: gut (ἀγαθός) und einmal: Gutes tun (ἀγαθοεργέω), gesund, rein (ὑγιαίνω)

 

 VII. Besonderheiten

Der Begriff „Pastoralbriefe“ ist irreführend, da Timotheus und Titus keine Pastoren (= Hirten) waren, im biblischen Verständnis. Der Begriff Pastor oder Pfarrer wird heute fälschlicherweise für den Prediger einer Kirche verwendet. In der Bibel ist ein Pastor einer der Hirten oder Ältesten, die eine örtliche Gemeinde leiteten (Tt. 1,5). Gleichzeitig ist ersichtlich, dass Älteste immer in der Mehrzahl eingesetzt wurden (Tt. 1,5). So bestand weniger die Gefahr, dass sich ein Mann über andere erheben konnte. Es ist interessant, dass in der Bibel keine Frauen für die Gemeindeleitung eingesetzt wurden. Diese Männer hatten keine überörtliche, d. h. regionale Vollmacht über andere Gemeinden. Timotheus und Titus waren keine Prediger einer einzigen Ortsgemeinde, sondern Reisende wie Paulus. Trotzdem kann nicht verleugnet werden, dass sowohl Paulus als auch seine beiden Mitarbeiter sich wie ein bewahrender Hirt um die Schafe bemühten. Zeitliche Abfassung der Briefe:

1. Timotheusbrief und Titusbrief aus Makedonien (ca. 63 – 64 n. Chr.)

2. Timotheusbrief aus Rom in zweiter Gefangenschaft (ca. 65 n. Chr.)


Weshalb beschäftigen wir uns mit den „Pastoralbriefen“?
Weil Gott durch sie zu uns spricht (1. Tim. 1,1). Weil sie uns die gesunde Lehre übermitteln (1. Tim. 1,10). Weil sie uns tiefen Einblick in die Gemeindeordnung geben. Wer soll die Gemeinde leiten? Welche Qualifikationen soll ein Leiter der Gemeinde haben? Weil sie von uns ein geheiligtes Leben abverlangen. Weil sie uns von den letzten Jahren des Heidenapostels berichten. Weil sie eine wichtige Quelle sind für die Geschichte der Gemeinde im ersten Jahrhundert.

Timotheus (= Gottes Ehre):
Gebürtig aus Lystra (Apg. 16,1). Seine Mutter war Jüdin und sein Vater Grieche. Mutters Name war Eunike (2. Tim. 1,5). Grossmutters Name Lois (2. Tim. 1,5). Hatte einen guten Ruf bei den Geschwistern in der Gemeinde von Lystra und Ikonium (Apg. 16,2). Liess sich unter der Anweisung der Paulus beschneiden (Apg. 16,3). Zog mit Paulus auf seiner zweiten Missionsreise (49-52 n. Chr., Apg. 16,3). Begleitete Paulus auf der dritten Missionsreise (52-57 n. Chr., Apg. 18,23). Später finden wir Timotheus in Rom (Kol. 1,1; Phil. 1,1; Phm. 1). Als Paulus zum zweiten Mal verhaftet wurde, bat er Timotheus in einem zweiten Brief zu ihm zu kommen (2. Tim. 4,9: ob dieser Wunsch in Erfüllung ging, wissen wir nicht). War der engste Mitarbeiter des Paulus und wurde genannt – „sein rechtmässiges Kind im Glauben“ (1,2), „sein geliebtes Kind“ (2. Tim. 1,2). Nachdem Paulus aus seiner Haft in Rom freigelassen wurde, entsandte er Timotheus nach Ephesus (1,3).

Seine Gnadengaben:

- Empfing prophetische Worte (1,18).

- Paulus legte ihm die Hände auf (2. Tim. 1,6)

- Die Ältesten in Ephesus legten ihm die Hände auf (4,14)

Siehe die sieben Briefe des Ignatius von Antiochien, der sicher einen grossen Einfluss auf die Gemeinden ausübte.

 

VIII. Wohin ging Paulus nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft?

Kurz vor seiner Freilassung sendet er Timotheus voraus nach Philippi und reist später nach (Phil. 2,19-23). Er reist mit Titus zuerst nach Kreta (Tt. 1,5). Anschliessend besucht er Philemon in Kolossä (Phm. 10-22; Kol. 4,9). Dann zieht er nach Milet, wo er Timotheus trifft, der in Philippi war. Paulus will nicht mehr in Ephesus hineingehen (Apg. 20,25). Paulus bittet Timotheus in Ephesus zu bleiben (1. Tim. 1,3). Er selbst reist weiter nach Makedonien von wo aus er den 1. Timotheusbrief schreibt, in der Hoffnung, bald wieder zurück nach Ephesus zu kommen (1. Tim. 3,14-15; 4,13). Aus Makedonien teilt er auch dem Titus seine geänderten Reisepläne mit. Paulus will den Winter in Nikopolis zubringen. Er bittet Titus zu ihm zu kommen (Tt. 3,12).

Einige Beweisführungen lassen darauf schliessen, dass Paulus später doch noch nach Spanien reisen konnte (Röm. 15,24.28). Paulus muss dann nach Kleinasien zurückgekommen sein. In Korinth lässt er den Erastus zurück. Dann geht es nach Troas weiter, wo er seinen Mantel, Bücher und Papyrusrollen zurücklässt (2. Tim. 4,13.20). In Milet lässt er Trophimus krank zurück (2. Tim. 4,20). Anschliessend reist Paulus ca. 64 nach Rom, wo er erneut inhaftiert wird und nicht mehr heraus kommt (2. Tim. 1,16-17; 2,9; 4,14-18). Er erkennt, dass sein Lebensende nahe gekommen ist (2. Tim. 4,6-8). Einsam im Gefängnis hofft er, dass Timotheus noch vor Wintereinbruch bei ihm eintrifft (2. Tim. 4,9-11).

Trotz den schwierigen Umständen, ist Paulus stets zuversichtlich (2. Tim. 3,18; 2. Kor. 4,16 - 5,1; Phil. 1,21.23). Für den schrecklichen Brand in Rom werden im Juli 64 die Christen verantwortlich gemacht. Kaiser Nero lässt die Christen verfolgen und auf brutalste Weise töten.

 

 IX. Gliederung des ersten Timotheus Briefes

Die gesunde Lehre bewahren (Kapitel 1)

- Grusswort (1,1-2)

- Die Irrlehrer in Ephesus (1,3-11)

- Der erhaltene Dienst des Apostels (1,12-17)

- Der Auftrag an Timotheus (1,18-20)

Gebet und Gottesdienst (Kapitel 2)

- Für alle Menschen beten (2,1-7)

- Verhalten der Männer und Frauen im Gottesdienst (2,8-15)

Dienste und Qualifikationen (Kapitel 3)

- Der Bischof und seine Frau (3,1-7)

- Die Diakone und ihre Frauen (3,8-13)

- Das Geheimnis unseres Glaubens (3,14-16)

Falsche und wahre Frömmigkeit (Kapitel 4)

- Warnung vor Glaubensabfall durch Irrlehren (4,1-5)

- Wie ein guter Diener Christi arbeitet (4,6-11)

- Vorbildlicher Wandel eines Evangelisten (4,12-16)

Umgang mit Gliedern verschiedenen Alters (Kapitel 5)

- Richtiges Verhalten untereinander (5,1-2)

- Umgang mit Witwen (5,3-16)

- Umgang mit Ältesten (5,17-22)

- Persönliche Anleitung (5,23)

- Umgang mit Menschen, die keine Vorbilder sind (5,24-25)

Anweisungen zu guten Werken (Kapitel 6)

- Anweisungen für Sklaven (6,1-2)

- Warnung vor Irrlehrern (6,3-10)

- Der Frömmigkeit nachjagen (6,11-16)

- Mahnung an die Reichen (6,17-19)

- Schlusswort (6,20-21)

 

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