Markus-06: Der Sohn Gottes

Jesus, der Diener

DER DIENST JESU IN GALILÄA
(Fortsetzung)

 

 I.   Jesus in seiner Vaterstadt Nazaret (Verse 1-6)

Es ist eine Tatsache, dass nirgends die Menschen einem Verkündiger kritischer gesinnt sind als dort, wo er aufgewachsen ist. Im engsten Familienkreis kennt man seine Schwächen. Weil man in vielen Dingen ähnlich und gleich ist, nimmt man an den eigenen Hausgenossen mehr Anstoss, als an anderen Menschen. Mit allen anderen Menschen haben wir oft viel mehr Geduld, weil wir ihre Schwächen noch nicht kennen.

Die Menschen in Nazaret sagten mit anderen Worten: Das ist ja nur Jesus, der Handwerker geworden ist! Er konnte gar nicht jemand Grosses sein, da man ihn und seine Familie seit vielen Jahren kannte. Er ist einer von uns, ein einfacher und ungelehrter Mann aus dem Volk. Was hat denn der uns schon zu sagen?! Damit betrübten sie den Heiligen Geist und hinderten ihn zu wirken!

Wie alt war Jesus, als er seine Eltern in Nazaret verliess und öffentlich auftrat?

Lukas 3,23 (etwa dreissig):
Wir wissen, dass bei den Juden das dreissigste Altersjahr entscheidend war, um öffentlich als religiöser Lehrer auftreten zu dürfen. Nachdem Jesus sich von Johannes taufen liess und der Vater ihn vom Himmel her bestätigte und zu seinem Dienst einsetzte (Lk. 3,22), begann Jesus seine öffentliche Wirksamkeit.

Die Menschen in der Synagoge erstaunten (e)kplh/ssw: ausser sich geraten, staunen, sich entsetzen, erschrecken, bestürzt oder erschüttert sein) über die Fähigkeit Jesu zu lehren:

Markus 7,37; 11,18 (Mt. 7,28; 22,33): Positives erstaunt sein.

Markus 10,26 (Mt. 19,25): Negatives erstaunt sein.

Markus 1,22: in Kapernaum ein Positives erstaunt sein.

Markus 6,2: in Nazareth ein Negatives erstaunt sein.

Sie nahmen Anstoss (skandali/zw: Anstoss geben - nehmen, zu Fall kommen, zur Sünde verleiten, sich ärgern) an Jesus! Interessant ist, dass es heisst: „sie nahmen an Jesus Anstoss.“ Sie ärgerten sich nicht über die Worte die sie traf. Sie ärgerten sich über Jesus. Oft ist es so, dass die Zuhörer die Worte mit dem Verkündiger gleichsetzen. Als geistliche Christen unterscheiden wir jedoch zwischen dem Inhalt der Worte und dem Verkündiger.

Wenn jemand Worte der Wahrheit und des Lebens zu uns spricht, soll nicht die Person verurteilt werden.

Matthäus 11,6:
Selig, wer an Jesus keinen Anstoss nimmt.

1. Petrus 2,6-10:
Warum wird Jesus für viele zum Stein des Anstosses? Weil viele seinen Worten nicht gehorsam sein wollen! Wer jedoch hinter den verurteilenden Worten Jesu auch die Gnade erkannt hat, und demütig seine Schuld eingesteht, dem kommt sein kostbarer Wert zu gut. Jesus wird für die Ungehorsamen zum „Fels des Ärgernisses“. Für die Gehorsamen aber zum „Fels des Heils“!

Johannes 6,60-71:
Auch hier sehen wir, dass der Glaube und Gehorsam in den Menschen nicht erzwungen werden kann. Der Geist ist es, den wir Menschen verstehen lernen müssen. Wir dürfen nicht auf die fleischliche Person sehen, die spricht! Für die fleischlichen Menschen wurde Jesus untragbar, so dass sie ihn schliesslich für seine Gerechtigkeit und Wahrheit ans Kreuz nagelten.

Johannes 8,37.43-47:
Wer aus Gott gezeugt ist, der nimmt die Worte der Wahrheit an. Wer geistlich gesinnt ist, der lässt sich auch belehren.

Weil die Menschen in der Synagoge von Nazaret nicht geistlich gesinnt waren, konnte Jesus sie mit der Wahrheit nicht erreichen und vollbrachte demzufolge auch „kein einziges Wunder“.

 

 II.   Aussendung der zwölf Apostel (Verse 7-13)

Jesus gab trotz Ablehnung nicht auf. Er sandte seine 12 Apostel aus, zu je zwei. Damit vervielfachte sich sein Missionsdienst. Er gab ihnen auch Macht zu heilen und Dämonen auszutreiben (Vers 13).

Das Prinzip, paarweise auszuziehen, kommt in den Evangelien mehrmals vor. Für den Einzug Jesu in Jerusalem wurden zwei Jünger ausgesandt, um das Eselsfüllen zu finden (Lk. 19,29). Petrus und Johannes wurden zusammen gesandt, um das Passamahl herzurichten (Lk. 22,8).

Auch in der Apostelgeschichte wird berichtet, dass die Apostel und Missionare der Gemeinde zu zweit oder in grösseren Gruppen reisten. Diese Methode ist zweifellos empfehlenswert. Zu zweit oder mehr kann man sich gegenseitig ermutigen und helfen.

Dies war der erste Einsatz evangelistisch Einsatz der zwölf Ausgesandten. Deshalb gab ihnen Jesus weitere Instruktionen für ihre Einsätze. Welche Anweisungen gab Jesus seinen Jüngern? (V. 8-11). Nur ein Kleid, einen Stab und Sandalen an den Füssen zu tragen, kein Brot, keine Tasche, kein Geld, ohne eine Ersatzkleidung! Mit andern Worten schickte er sie los, ohne grosse Vorbereitungen bezüglich Verpflegung usw. Sie sollen auf Gott vertrauen, der für sie sorgen wird. Sie sollen ihren Dienst umsonst tun, weil sie auch alles umsonst von ihrem Herrn empfangen hatten.

Matthäus 10,8-10:
Gott wird für ihre Bedürfnisse sorgen.
Jesus sagte ihnen sogar, wo sie zuerst hingehen sollen: Matthäus 10,5-7. Es schien als wollte Jesus sie zuerst dorthin hinschicken, wo die willigsten Zuhörer waren. Jesu Plan war offensichtlich in seinen Anweisungen noch genauer (Mt. 10,11). Die Jünger sollten in jeder Ortschaft, in die sie kamen, von Gott vorbereitete Menschen finden. Sie sollten bei diesen offenen Türen einkehren und dort bleiben (Mt. 10,40). Dort, wo sie nicht aufgenommen und angehört werden, sollen sie den Staub von ihren Füssen abschütteln und weiterziehen. Sie sollen sich nicht aufhalten lassen von ihrem Auftrag. Sie sollen sich um die Menschen bemühen, die interessiert sind am Wort. Ganz gleich was ihnen auch zustiess, Jesus versicherte in Matthäus 10,32.

Matthäus 10,16:
Diese Ermahnung unterstreicht die Notwendigkeit von Klugheit und Taktgefühl in der Evangelisation.
Trotz allen Vorsichtsmassnahmen bleibt aber die Tatsache, dass die Welt die Jünger Jesu kaum mit offenen Armen aufnehmen würde, wenn das Evangelium in aller Klarheit verkündet wird, denn Gottes Gesandte sind wie Schafe mitten unter den Wölfen. Es ist keine leichte Aufgabe das Evangelium zu verkündigen, denn es ist ein Evangelium das Spaltung schafft (Matthäus 10,34-39).

Auch wir sind Bevollmächtigte von Christus, um für IHN hinauszugehen und das Evangelium zu verkündigen: 1. Korinther 6,19-20. Wenn jeder Christ ein Priester ist (1. Pet. 2,9), dann ist jeder Christ zur Mitarbeit im Reich Gottes berufen. Wir sind Gottes Gesandte im 21. Jahrhundert (Phil. 4,13). Evangelisation ist keine Option in unserem Leben als Christen, die wir frei wählen können, sondern sie ist der Herzschlag unserer Berufung in der Nachfolge. Evangelisation ist der Hauptauftrag jeder örtlichen Gemeinde und gibt allem, was im Namen Jesu geschieht Sinn und Bedeutung.

 

 III. Enthauptung Johannes des Täufers (Verse 14-29)

Zur Geschichte der Herodes Dynastie: Wir befinden uns in der Zeit, nachdem die Römer durch Pompey das ganze Land Israel einnahmen (63 v. Chr.). Doch dies liessen die Juden nicht so ohne weiteres zu. Es gab viele Aufstände und überall Bürgerkriege bei denen es um die Machtansprüche des Landes ging.

Einer, der sich im jüdischen Gebiet für den Willen Roms immer erfolgreicher durchsetzen konnte, war Herodes der Grosse. Obwohl er sich religiös zum Judentum bekannte, war er nicht angesehen bei ihnen. Seine Herrschaft brachte zwar dem Land Frieden, Ruhe und viel Reichtum. Mit Erfolg unterdrückte er die jüdischen Aufstände. Er war ein extrem eifersüchtiger Herrscher und hatte mehrere Frauen. Als zwei seiner Söhne zu einflussreich wurden, liess er sie umbringen, weil er um seine Herrschaft fürchtete. Er war auch verantwortlich für den Kindermord zur Zeit Jesu (Mt. 2), aus denselben herrschsüchtigen Motiven. Augustus (röm. Kaiser), soll einmal gesagt haben: „Die Schweine des Herodes sind sicherer als seine Söhne.“

Herodes der Grosse war so erfolgreich, dass sich seine Herrschaft über das ganze Land ausdehnte und die Grenzen erweiterten. In Jerusalem baute er den Tempel wieder auf. Er errichtete ein grosses Theater und vieles mehr und festigte sich so seine Macht. Bevor er starb, schlug er dem römischen Kaiser Augustus vor, nach seinem Tode das Land aufzuteilen und seinen übriggebliebenen drei Söhnen zu geben. So wurde nach seinem Tode, im Jahre 4 v. Chr. das Land verteilt an: Archelaus, Philippus, Antipas.

Herodes Antipas ist der, mit dem wir es in unserem Text zu tun haben. Er wird als fähigster unter den Söhnen des Herodes hingestellt. Jesus bezeichnete ihn einmal als Fuchs, als die Pharisäer ihn loswerden wollten, indem sie sagten, dass Herodes nach seinem Leben trachte (Lk. 13,32). Er heiratete die Tochter des nabatäischen Königs Aretas IV und liess sich dann aber wieder von ihr scheiden, um Herodias, die Frau seines (Halb-) Bruders Philippus zu heiraten (V. 17). Aus dem vorliegenden Text wissen wir, dass Johannes der Täufer zu Herodes etwas Folgenschweres gesagt hatte: Vers 18. Diese Ehrlichkeit kostete Johannes später seinen Kopf (V. 27). Dieses Beispiel erinnert mich an die oft gestellte Kritik der Frauen ihren Männern gegenüber, indem sie ihnen vorwerfen: „Warum musstest du ihm die Wahrheit sagen, da dich doch niemand um deine Meinung gefragt hat!?“ Manchmal hat die Wahrheit auch heute noch ihren Platz. Was würden diese Frauen wohl dem Gottesmann, Johannes dem Täufer, vorwerfen?

Zu diesem Zeitpunkt (V. 14) war die Enthauptung des Johannes bereits geschehen. Johannes wies Herodes nicht nur bezüglich seiner ungültigen Heirat zurecht, sondern auch wegen all dem Bösen, das er getan hatte (Lk. 3,19-20). Deshalb liess Herodes Antipas ihn ins Gefängnis setzen. Herodes fürchtete sich jedoch vor Johannes, warum? (siehe Vers 20!). „Er hörte ihn gern“, weil er wusste, dass Johannes die Wahrheit sagte. Aber eigentlich hätte er ihn am liebsten gleich umbringen lassen (Mt. 14,5). In Markus 6,19 lesen wir zwar, dass Herodias Pläne hatte ihn umzubringen. Trotzdem war Antipas „sehr betrübt“, als er seinen Eidschwur einhalten musste (V. 26). Offensichtlich hatte sich die Nachricht von Jesus und seinem Wirken (auch das Wirken der ausgesandten Apostel, Vers 7) im ganzen Lande herumgesprochen. Auch Herodes Antipas erfuhr von den Gerüchten über Jesus (V. 14).

Drei Gerüchte gingen um:
1. Johannes der Täufer sei auferstanden.
Da viele wussten, dass dem Johannes Unrecht geschehen war, fürchteten sich. Sicher quälte es auch Herodes, der an seiner Hinrichtung schuld war.

2. Elia sei gekommen.
Mit der jüdischen Messias Erwartung waren verschiedene Vorstellungen verknüpft. Die Schriftgelehrten warteten immer noch auf Elia, weil sie das Wort nicht verstanden: Mal. 4,5; Mt. 11,14; 16,14; 17,10. Hier handelte es sich um die Vorstellung derer, die in Jesus die Verwirklichung ihrer eigenen ehrgeizigen Pläne sahen. Von einem Land, das endgültig und für immer ihnen gehörte. Für ein gesichertes Leben, ohne viel arbeiten zu müssen usw. Selbst beim Tode Jesu am Kreuz redete man noch von Elia: Mt. 27,47-49.

3. Jesus sei ein Prophet.
Seit dreihundert Jahren waren die Stimmen der Propheten verstummt. Viele warteten also auf ein Zeichen von Gott, was weiter mit ihnen geschehen sollte und ob Jesus ihnen vielleicht das Kommen des Messias noch einmal vorausverkündigt. Jesus fragte seine Jünger auch, für wen ihn die Leute halten: Markus 7,27-30.

Schlussfolgerungen: Was können wir aus dem Abschnitt lernen?
Sind wir bereit zu sterben für die Wahrheit? Vorsicht mit einem zu schnellen „Ja“. Petrus war auch bereit für Christus alles zu tun und musste am Ende doch bitterlich bekennen, dass er versagt hatte. Viele sind in kleineren Angelegenheiten schon zu Kompromissen bereit, jedoch oft nur um Konflikte und Schmerzen zu vermeiden.

- Paulus sagt in Römer 1,16.

- Petrus sagt in 1. Petrus 4,15-16.

Der Teufel findet immer Menschen, um seine schrecklichen Pläne zu verwirklichen!

- Paulus ermahnt in Epheser 4,27; 6,11.

- Jakobus sagt in Jakobus 4,7.

- Johannes sagt in 1. Johannes 3,10-14; Offenbarung 2,10-11.

Frauen haben einen grossen Einfluss auf Männer: Genesis 3,6-7.17; 1. Timotheus 2,14.

 

 IV. Erneute Beglaubigungen Jesu als Sohn Gottes (Verse 30-56)

An einem öden Ort, Speisung der Fünftausend (V. 30-31 und 35-44). Nachdem die Apostel sich mit Jesus und den anderen Jüngern irgendwo in der Nähe des Sees trafen, tauschten sie ihre Erfahrungen miteinander aus. Sie waren hungrig und müde. Doch viel Volk folgte ihnen, als sie Jesus auf dem Schiff sahen, wie er mit seinen Jüngern an einen ruhigen Ort fahren wollte. Dieses Volk wurde durch die Jünger auf Jesus aufmerksam. Da der See Gennesaret ziemlich gut überschaubar ist, konnte die Volksmenge genau erkennen, wo Jesus und seine Jünger strandeten und sogar zu Fuss vor ihnen da sein. Statt sich auszuruhen, fing nun ihr Dienst an und dauerte bis abends spät. Jesus vollbrachte ein Wunder, indem er mit zwei Fischen und fünf Broten über 5000 Menschen speiste.

Auf dem Schiff nach Betsaida, Wandel auf dem See (V. 32-34 und 45-52). Jesus „nötigte“ oder „drängte“ seine Jünger ins Boot zu steigen (= er-zwingen, nötigen, treiben, drängen). Warum tat Jesus das? Vielleicht sah er, wie müde die Jünger waren? Vielleicht wollte er sie so schnell wie möglich vom Volk befreien, während er dafür sorgte, dass das Volk sie in Ruhe liess? Offensichtlich war die einzige Ruhemöglichkeit auf dem See, wo das Volk die Jünger nicht bedrängen konnte.

Was tat Jesus anschliessend, während seine Jünger auf dem See dahintrieben? Jesus stand in engem Kontakt mit Gott dem Vater. Offensichtlich schöpfte er viel Kraft aus dem Gebet.

Wie sollen wir beten? Matthäus 6,5-14. Das Gebet soll vorwiegend im Stillen geschehen und nicht um von den Menschen gesehen zu werden (heute würden sich viele so wieso schämen). Der Vater sieht ins Verborgene. Was müssen wir am Anfang eines Gebets tun, wenn wir vor Gott treten? Um Sündenvergebung bitten und um Gnade: Johannes 9,31; Psalm 145,18-20; 1. Petrus 3,12; Psalm 86,1-7 (vorbildliches Gebet Davids).

Wir können mit dem heiligen Gott nicht Gemeinschaft haben, ohne uns vorher zu reinigen. Sowie die Priester sich wuschen, bevor sie ins heilige Zelt hineingingen, so ist es wichtig, dass auch wir uns innerlich heiligen, wenn wir vor Gottes Thron erscheinen im Gebet. Wichtig ist auch, dass wir uns genügend Zeit nehmen zum Gebet, aber das heisst nicht, dass wir viele unnütze Worte machen sollen. Kurz und bündig. Klar und überlegt: Judas 20.

Wir sollen mit Danksagung vor Gott treten: Kolosser 4,2. Gleichzeitig werden wir Menschen aufgerufen einander die Sünden zu bekennen und füreinander zu beten: Jakobus 5,13-16.

Was Jesus alles gebetet hat, wissen wir leider nicht, aber es war ganz bestimmt sehr intim und von Herzen offen und ehrlich. Unsere Gebete offenbaren wie tief unsere Beziehung zu Gott ist. Unsere Beziehung zu Gott wird daran offenbar wie oft wir den Herrn aufsuchen im Gebet.

Die Juden teilten die Nacht (18.00- 6.00 früh) in vier Wachen ein:

Erste Nachtwache, 18.00 - 21.00.

Zweite Nachtwache, 21.00 - 24.00.

Dritte Nachtwache, 24.00 - 3.00.

Vierte Nachtwache, 3.00 - 6.00.

Jesus kam also erst in der vierten Nachtwache zu den Jüngern auf den See. Dies lässt vermuten, dass die Jünger im Boot auf dem See einschliefen. Denn solange dauerte ja die Überfahrt nicht. Als Jesus den Jüngern entgegenging, „wollte er an ihnen vorbeigehen“ (V. 48). Warum? Vielleicht wollte Jesus, dass die Jünger ihn riefen? Vielleicht wollte er nur sehen, ob sie zu Recht kommen? Vielleicht wollte er ihren Glauben testen? Doch die Reaktion der Jünger war voller Unglaube! Sie meinten ein Gespenst zu sehen und schrien. Sie rechneten nicht mit Jesus. Obschon sie bereits erlebt hatten, dass Jesus den Wind auf dem See bedrohte: Kapitel 4,39. Sie haben viele Wunder und Zeichen erlebt durch Jesus. Sie haben erlebt, dass Jesus auch ihnen Macht gab, Wunder und Zeichen zu bewirken. Aber sie vertrauten immer noch nicht. Trotzdem tröstete Jesus sie mit den Worten: „Seid getrost, ich bin’s; fürchtet euch nicht!“ (V. 50).

Jesus wollte seinen Jüngern endlich zu verstehen geben, dass er der Sohn Gottes ist und ihm nichts unmöglich war, doch die Jünger verstanden leider immer noch nicht.

Schlussfolgerung: Wie hätten wir wohl in so einer Situation reagiert?
Wie reagieren wir heute, wenn stürmische Zeiten über uns kommen, die uns prüfen und versuchen? Rechnen wir dann auch mit Gottes Hilfe, oder meinen wir, wir müssten alles alleine erledigen? Erschrecken wir sogar und zweifeln, wenn plötzlich Gottes Hilfe naht? Wenn Jesus samt seinen vielen Wundern es so schwer hatte selbst die eigenen Jünger zu überzeugen, wie viel schwieriger wird es dann für uns sein? Unser Glaube zeigt sich erst in Versuchungen: Römer 5,3-5; 1. Korinther 10,12-13; Jakobus 1,2.12.

Im Parallelbericht des Matthäus gibt es hier eine Fortsetzung: Mt. 14,28-33. Petrus wollte mehr können als alle andern. Er musste eine deutliche Lektion lernen. Dies war jedoch nicht die letzte Lektion, die Petrus lernen musste (Lk. 22,31-34).

In Gennesaret, Heilung vieler Kranken (V. 53-56).
Warum heilte Jesus diese vielen Kranken? Um seine Gottessohnschaft zu beglaubigen vor den Menschen! Die Menschen brauchten bloss seine Kleider zu berühren (3,10; 5,25-34). Bei Petrus war es bloss der Schatten (Apg. 5,15). Bei Paulus brachten die Menschen Schweisstücher und Arbeitsschürzen (Apg. 19,12).