Jesus, der König
Einleitung zu den 7 Gleichnissen
In Kapitel 13 werden wir mit den folgenden 7 Gleichnissen konfrontiert:
1. Vom Sämann (13,1-23).
2. Vom Unkraut (13,24-30.36-43).
3. Vom Senfkorn (13,31-32).
4. Vom Sauerteig (13,33-35).
5. Vom Acker (13,44).
6. Von der Perle (13,45).
7. Vom Fischnetz (13,47-50).
Was verstehen wir unter einem Gleichnis?
Das griechische Wort (παραβολή) bedeutet „daneben legen“ = vergleichen: Para = Parallel, daneben. Ballo = werfen, bringen, stellen. Ein Gegenstand wird neben einen anderen gelegt (geworfen), um beide miteinander vergleichen zu können.
Ein Gleichnis ist eine irdische Erzählung mit einer himmlischen Bedeutung. Das Gleichnis ist also ein Vergleich oder eine Analogie, nicht unbedingt eine Allegorie.
Was verstehen wir unter einer Allegorie?
Eine Allegorie ist eine Darstellung, die in allen Einzelzügen bildlichen Sinn hat: z. B. vom guten Hirten (Joh 10,1-30) oder vom Weinstock und den Reben (Joh 15,1-11). Die meisten Gleichnisse Jesu dürfen nicht in alle Einzelheiten zerlegt und ausgelegt werden (wie das der kat. Mönch Augustin, 354-430 n. Chr. tat)!
Wie sollen wir die Gleichnisse verstehen?
Dafür gibt es keine festen Regeln, denn die Zahl der Vergleiche ist verschieden. Im Gleichnis vom Sämann zum Beispiel sind selbst kleine Einzelheiten, wie die Vögel und die Sonne, von Bedeutung. Während im Gleichnis vom verlorenen Sohn Dinge wie das gemästete Kalb, die Musik und der Tanz für den Sinn der Geschichte keine besondere Bedeutung haben. Man braucht jedenfalls nicht zu fragen, was die Schweine darstellen und was der Ring am Finger bedeuten soll. Wichtig ist, dass wir bei der Auslegung zuerst einmal die zentrale Aussage des betreffenden Gleichnisses finden, indem wir fragen: Was ist der Hauptgedanke?
Zweitens spielt der unmittelbare Zusammenhang, in der Jesus sich befindet, eine grosse Rolle. Manchmal wird das Gleichnis ein paar Verse weiter von Jesus ausgelegt (Mt 13,18.36).
Die meisten Gleichnisse kann man an folgenden Formulierungen erkennen:
- Das Reich der Himmel ist gleich oder zu vergleichen mit ...
- Es ist wie mit einem, einer ...
- Jesus sagte ein Gleichnis ...
Mit was vergleicht Jesus die 7 Gleichnisse?
Das Hauptthema des Matthäusevangeliums: Jesus der König und sein Reich. Es geht um das Reich Gottes den Menschen näher zu bringen! Der Begriff „Reich Gottes“ oder „Reich der Himmel“ kommt bei Matthäus etliche Male vor.
Kapitel 13,1-23: Vom Sämann
Das Reich Gottes wird hier mit einem Sämann verglichen. Auslegung des Gleichnisses:
1. Sämann = Verkündiger des Wortes (Lk 8,11).
2. Same = Wort (Mk 4,14).
3. Boden, Acker = das menschliche Herz (Lk 8,15).
4. Vögel = Der Böse, Satan (Mk 4,15).
5. Sonne = Trübsal und Verfolgungen (Mt 13,21).
6. Dornen = Sorgen der Welt, Trug des Reichtums, Begierden nach weltlichen Dingen (Mt 13,22).
7. Frucht = unterschiedliche Talente (Mt 13,23).
Der festgetretene Weg:
Der Boden ist hart getreten, so dass der Same darauf liegen bleibt. Weil er nicht eindringen kann, wird er von den Vögeln aufgefressen. Wie dieser Boden, so sind manche Herzen der Menschen beschaffen. Sie hören zwar die frohe Botschaft, aber sie vermag nicht in das Herz einzudringen. Die Sünde verhärtet unser Gewissen. Wenn wir die Sünde in unserem Leben akzeptieren und eventuell sogar rechtfertigen, nur weil wir es nicht schaffen, sie ganz auszurotten. Deshalb ist es wichtig, dass wir unsere Sünden immer wieder vor dem Herrn bekennen und anschliessend Gottes Geist an uns arbeiten lassen (1Joh 1,8-10). Viele Menschen betreiben geistliche Empfängnisverhütung! Jedes Ablehnen und jedes Widerstreben gegenüber dem Willen Gottes wirkt auf das Gewissen, wie die Schritte vieler Menschen, die auf dem Ackerboden gehen und den Boden zu einem Weg festtreten.
Der felsige Boden:
Es gibt Menschen, die sich gefühlsmässig und schnell für die Nachfolge Jesu entschliessen können. Doch leider haben sie die Kosten nicht genügend berechnet, sondern sind Menschen des Augenblicks: Lukas 14,27-33. Genauso ist es in der Nachfolge Jesu! Nebst der Hoffnung auf das ewige Leben, gibt es auch Pflichten und Leiden in der Nachfolge Christi! Ein halber oder oberflächlicher Glaube ist mit einem felsigen Boden zu vergleichen, der nur eine dünne Erdschicht auf felsigem Untergrund besitzt. Was ist die Folge? Die Folge ist, dass der Same zwar in die Erde eindringt und schnell aufgeht, aber leider nicht genügend Wurzeln schlagen kann.
Wurzeln sind das Wichtigste jeder Pflanze, um dem Boden die nötige Nahrung zu entziehen. Wo keine Wurzeln gebildet werden können, stirbt die Pflanze, weil sie beim ersten Ausbleiben des Regens durch die Sonne austrocknet. Es ist nicht so schwer, Menschen für das Wort Gottes und die Gemeinde Jesu Christi zu begeistern. Viel schwerer ist es, sie ein Leben lang im Glauben zu erhalten und zu fördern (Bsp. wie in der Ehe mit dem Verliebtsein!). Die meisten Menschen haben nicht verstanden, dass gerade die Versuchungen die grössten Herausforderungen beinhalten, innerlich zu wachsen und daraus einen persönlichen Gewinn zu erzielen: 1. Petrus 1,6-9.
Unter die Dornen gesät:
Sie repräsentieren den (gottlosen) Menschen, der so beschäftigt ist, dass er für Gott keine Zeit hat. Er sorgt sich zu sehr um die weltlichen Dinge und um das vergängliche Leben (Geld, Wohnung, Essen, Vergnügen usw.).
Matthäus 6,19-21.24.33:
Es ist unmöglich, Gott zu dienen und dem Mammon (= Geld)! Dazu muss der Mensch nicht unbedingt finanziell reich sein! Manche ärmere Menschen machen sich so Sorgen um ihre wenigen Habseligkeiten, dass sie daran zugrunde gehen. Vergessen wir nie: Wir können nichts ins zukünftige Leben mitnehmen! Wenn wir uns nicht immer wieder erneuern lassen durch die Predigt, dann geben wir den Dornen des Lebens die Gelegenheit, in unseren Herzen zu wachsen.
Der gute Boden:
Hier und nur hier kriegt der Bauer den Lohn für all seine Mühe. Der Same kann aufgehen, Wurzeln schlagen und schliesslich viel Frucht tragen. Wir sind nicht aus vergänglichem Samen wiedergeboren worden: 1Petr 1,23-25.
Welcher Herzensboden möchtest Du sein?
Kapitel 13,24-30: Vom Unkraut
Das Reich Gottes wird hier mit einem Acker verglichen (V. 36). Jesus spricht hier nur noch von einem guten Acker, der für den Samen bereit ist. Der Landwirt sät den guten Samen auf seinem gesunden Acker. In der Nacht kommt der Feind und sät Unkraut, eine giftige Grasart genannt; Lolium temulentum (Taumel-Loch), kommt hauptsächlich in Eurasien und Nordafrika vor.
Am Anfang des Wachstums ist dieses Gras kaum vom Weizen zu unterscheiden. Wenn man aber erkennen kann, was da heranwächst, ist es zu spät zum Ausjäten. Die faserigen Wurzeln des Unkrauts sind schon mit dem Wurzelstock des Getreides verwachsen. Das ist der Grund, warum der Landwirt alles miteinander bis zur Ernte aufwachsen liess.
Auslegung des Gleichnisses (siehe Vers 36-43):
1. Der Landwirt = der Sohn des Menschen (V. 37): Mt 24,14; Offb 14,6.
2. Der Acker = die Welt (V. 38).
3. Der gute Same = die Söhne des Reiches (V. 38) (1Joh 3,10).
4. Das Unkraut = die Söhne des Bösen (V. 38): 1Joh 3,8-10.
5. Der Feind = der Teufel (V. 39).
6. Die Ernte = das Ende der Welt (V. 39).
7. Die Schnitter = die Engel (V. 39): Mt 25,31-34.
8. Der Feuerofen = die ewige Verdammnis (V. 42).
9. Scheune = Das Reich des Vaters: die ewige Seligkeit (V. 43).
Was können wir aus dem Gleichnis lernen?
Das Reich Gottes bezieht sich hier auf die Welt, über die Gott herrscht. Der Acker bedeutet nicht etwa die Gemeinde! Mit der Welt sind nicht etwa nur die Ungläubigen gemeint. Die Welt mit allen Völkern ist ein Teil des Herrschaftsgebietes, über das Gott herrscht. Unter diesem Herrschaftsgebiet wächst Unkraut und Weizen heran. Es herrscht also ein Ausnahmezustand, der unter der Herrschaft Gottes das Gute und das Böse gewähren lässt.
Es ist unmöglich eine genaue Trennungslinie zwischen den Guten und den Bösen ziehen zu können. Denn, das Unkraut wurde listigerweise auch überall angesät. Die Existenz des Bösen ist demnach überall, wo es Menschen gibt. Mit dem Unkraut sind alle Menschen gemeint, die sich für irgendeine Ideologie einsetzen, die nicht von Gott stammt, z. B. die Politik, Philosophien, Religionen usw., die zwar religiös sind, aber nur Lippendienste für den König leisten (Mt 7,21).
Auch die Gemeinde des Herrn bleibt vom Unkraut nicht verschont: Jesus warnt vor falschen Propheten: Mt 7,15; 10,16.
Paulus warnt vor: reissenden Wölfen (Apg 20,29-30), vor falschen Aposteln (2Kor 11,13-15), Eine Gemeinde oder Kirche kann unter den Menschen volle Anerkennung und göttliche Autorität geniessen, aber in Gottes Augen längst tot sein: Offb 3,1-6.
Es gibt aber auch Hoffnung durch das Gute, das gesät wird. Was ist das Gute? = die Gläubigen, die auf dieser Welt leben und Gutes tun. Was muss mit dem guten Samen geschehen, bevor er Frucht tragen kann? = Joh 12,24-25; 1Kor 15,36-36.
Wir können zwar jemand taufen nach den biblischen Anweisungen der Apostel, aber die Wiedergeburt findet innerlich in einem Menschen statt (Joh 3,5). Nur Gott allein sieht in unsere Herzen und kann erkennen, ob jemand abgestorben und von neuem geboren wurde. Welche wichtigen Merkmale lassen uns zum grossen Teil erkennen, ob jemand wiedergeboren ist und zum Weizen gehört?
- Sein Bekenntnis, seine Taufe und sein Gehorsam gegenüber Gottes Wort.
- Verändertes Auftreten und Verhalten gegenüber Glaubensgeschwistern und Mitmenschen (Joh 15,12).
- Treue zu Christus und seiner Gemeinde (Joh 15,4).
Wir dürfen nicht zu schnell sein mit unserem Urteil!
- Solange dieser Ausnahmezustand herrscht, gibt es noch die Gelegenheit zur Umkehr: 1Kor 4,5.
- Wir werden aufgerufen zum geduldigen Ausharren bis zur Wiederkunft: Jak 5,7-9.
- Warum sollen wir nicht widereinander seufzen? Damit wir nicht von Gott deswegen gerichtet werden! Wir könnten einem Glaubensgenossen zu Unrecht Schaden zufügen: Jak 4,11-12.
- Unsere Aufgabe besteht im Einhalten der Gebote Gottes und nicht im Richten (Röm 2,1.16).
- Wir könnten gar gegen Gott vorgehen (Mt 25,45; Apg 5,38-39; Röm 14,4.10-13).
Gott allein steht es zu, am Ende der Zeit die Welt mit Gerechtigkeit zu richten (Apg 17,31).
- Gottes Aufgabe ist es zu richten: 2Kor 5,10.
- Unsere Aufgabe ist es barmherzig zu sein: Lk 6,37.
Dem Weltgericht kann keine Seele entgehen! Die Zeit wird kommen, wo diese Zwischenstufe aufgehoben wird (1Joh 3,2). Christus wird am Ende das Reich Gott übergeben: 1Kor 15,24-27.
Kapitel 13,31-32: Vom Senfkorn
Das Reich Gottes wird hier mit einem Senfkorn verglichen. Eine allgemeine Redensart in Palästina besagte, dass das Senfkorn das kleinste aller Samenkörner sei. Genaugenommen stimmt das nicht. Es gibt viele Samenkörner, die noch kleiner sind. Aber der Senfsame wurde sprichwörtlich für alles Winzige gebraucht.
Das Gleichnis zeigt uns unmissverständlich, dass kleine Dinge sehr wichtig sein können. Dem Senfsamen sieht man seine Bedeutung nicht an, erst die Erfahrung belehrt uns darüber. Offenbar kann aus einem kleinen Samen ein prächtiger Baum heranwachsen, in dem Vögel nisten und unter dem Menschen Schutz finden. Jesus will damit sagen, dass wir die kleinen Anfänge im Leben nicht unterschätzen sollten.
Alles beginnt im Kleinen!
1. Das grösste Ereignis in der Geschichte begann in einem Stall in Bethlehem.
2. Die grosse römische Welt nahm keine Notiz von der Geburt Jesu.
3. Ebenso wenig kümmerte sie sich um seinen Tod.
4. Jesus war ja nur ein Zimmermann aus Nazareth.
5. Er hatte keinen hohen schulischen Abschluss mit Diplom.
6. Er besass keine Ländereien oder Häuser.
7. Er hatte nicht einmal ein Bankkonto.
8. Er war auch nicht verheiratet und zeugte viele einflussreiche Kinder.
9. Er war bloss ein unscheinbarer jüdischer Lehrer mit Krankheiten und Schmerzen vertraut, ohne schöne Gestalt (Jes 53).
10. Gottes Reich nahm in einem unbedeutenden Stall eines kleinen Dorfes seinen Anfang.
Die ersten Christen haben sich sicher nicht träumen lassen, welche Auswirkungen ihr Glaube auf die Welt haben würde. Jesus berief eine Handvoll Fischer, die nach Fisch stanken und deren Hände rau waren. Sie wurden als ungelehrte und unbeholfene Leute betrachtet (Apg 4,13). Diese kleine Schar von 12 Männern, deren Führer als Verbrecher hingerichtet wurde, bildete das Fundament der weltumspannenden Gemeinde Jesu. Jesus setzte diese Unmündigen ein: Mt 11,25-26. Er entliess sie nach seiner Auferstehung mit dem grossen Missionsbefehl: Mt 28,18-20. In der Apg 1,15 lesen wir, dass eine kleine Schar von etwa 120 Personen beisammen waren, nachdem Jesus in den Himmel entrückt wurde. In 1Kor 15,6 erfahren wir, dass Jesus nach seiner Auferstehung etwa 500 Brüdern erschien.
Nachdem der Heilige Geist über die Apostel ausgegossen wurde, wuchs die Gemeinde der Gläubigen auf 3000 Seelen an (Apg 2,41). Später ist von 5000 Männern die Rede: Apg 4,4. Dann werden gar keine Zahlen mehr genannt, sondern nur auf Scharen von Männern und Frauen hingewiesen: Apg 5,14.
Selbst die bittersten Verfolgungen in der Geschichte, konnte das Christentum nicht auslöschen. Im Gegenteil, es wuchs nur noch mehr! Jesus versprach (Mt 24,35): „Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen.“
Dies zeigt deutlich, dass alles, auch eine noch so kleine und unscheinbare Schar, sehr gross und einflussreich werden kann, wenn Gott dahinter steckt und das so haben will! Jesus verspricht, dass wenn unser Glaube stark genug ist, dann lassen sich alle Schwierigkeiten des Lebens bewältigen: Mt 17,20. Die Welt verlangt heute nach grossen Dingen, nach Ruhm und Ehre. Alles, was in den Augen der Menschen wichtig ist, muss mit Feuerwerk und farbigen Lasern die Aufmerksamkeit gewinnen (z. B. der Jahreswechsel). Denn nur das Grosse und Prunkvolle ist bemerkenswert, nicht aber ein Mann, der auf einem Esel daher geritten kommt (Mt 21,5).
Die Menschen suchen die Ehre bei Menschen statt bei Gott (Joh 12,42-43). In den Augen Gottes zählt jedoch das einzelne Herz mehr als der äussere Schein. In Gottes Augen beginnt alles sehr klein. Zum Beispiel: Eine Hausgemeinschaft, wo Gott angebetet wird, ein Gruppenuntericht über das Leben Jesu. Eine Kinderstunde, in der biblische Ereignisse im Alten wie im Neuen Testament erzählt werden.
Kapitel 13,33-35: Vom Sauerteig
Was ist Sauerteig?
Sauerteig ist die Hefe oder wird auch das Backpulver genannt. Jesus hatte vielen Frauen beim Brotbacken zugesehen und jedermann wusste über diesen Vorgang Bescheid. Gemäss Lexikon: Beim Brotbacken gibt man dem frischen Mehl ein Stück alten, gesäuerten Teig hinzu, das man vom letzten Backen her in Wasser aufbewahrt hat. Dadurch wird der ganze Teig durchsäuert.
Diese Wirkung des Sauerteigs wird zum Bild für unauffällige, aber gründliche und durchdringende Einflüsse. Das kann im bösen Sinn (Mt 16,6.11.12; Mk 8,15; Lk 12,1; Gal 5,9; 1Kor 5,6), aber auch im guten Sinn (Mt 13,33; Lk 13,21; Bild für die Ausbreitung des Reiches Gottes) verstanden werden. Für die Opferungen im AT war jegliche Beilage von Sauerteig verboten (Lev 2,11). Da die Juden Gärung mit Fäulnis und Verwesung gleichsetzten, wurde der Sauerteig von ihnen oft als Beispiel für bösen Einfluss gebraucht.
In unserem Gleichnis spricht Jesus im guten Sinn vom Sauerteig, der sich ausbreitet.
Christsein ist wie der Sauerteig.
Er arbeitet von innen heraus, d. h.: Zuerst wird ein einzelner Mensch bekehrt und beginnt sich zu verändern. Seine Veränderung wird gegen aussen sichtbar und färbt auf andere ab. Wir sind uns viel zu wenig bewusst, welche positiven Einflüsse die christlichen Prinzipien in Westeuropa bis heute gehabt haben.
Christen verändern die Denkweise der Masse.
Die Lehre Christi beunruhigt viele Menschen und bringt sie aus dem Gleichgewicht. Siehe die Stadt Philippi (Apg 16,20). In Thessalonich schrie das Volk (Apg 17,6). Wenn Christus das Leben eines Menschen verändert, dann entsteht etwas völlig Neues, das das persönliche Umfeld beeinflusst (2Kor 5,17).
Kapitel 13,44: Vom Schatz
In der damaligen Welt gab es keine Banktresore, in die man seine Wertsachen legen konnte. Es gab nur wenig sichere Plätze, wo man Geld oder Wertgegenstände aufbewahren konnte. Das beste Versteck war oft ein Loch im Boden. Offensichtlich hat jemand in unserem Beispiel vergessen, dass er seinen kostbarsten Schatz in einem Feld verlocht hatte.
Es gibt Leute, die sehen mit dem verborgenen Schatz im Acker ein Problem und fragen: War das ein ehrliches Geschäft? Auch hier, wie in anderen Gleichnissen geht es nicht um alle Einzelheiten. Es geht um die zentrale Botschaft. Wie lautet die? Wer die wirklichen Werte erkennt, indem er den unendlichen Reichtum des Reiches Gottes begriffen hat, wird freiwillig bereit sein, alles andere dafür aufzugeben. Er wird seine weltlichen Ziele mit dem einen himmlischen Ziel eintauschen.
Jesus erklärt in diesem Gleichnis, dass das Reich Gottes der kostbarste Schatz ist, den ein Mensch je finden kann. Das Reich Gottes übertrifft den Wert aller zuvor gefundenen Schätze zusammen. Es gibt nichts Vergleichbares! Im Reich Gottes finden wir die schönsten Perlen und Edelsteine, die die Welt je gesehen hat. Sie schmücken und erfüllen unsere Seele mit Liebe und Weisheit, mit Gnade und Freude, mit ewiger Geborgenheit und Glückseligkeit.
In den Sprüchen lesen wir: Sprüche 3,3; 13,18.
Wer nach den geistlichen Schätzen sucht wie nach Silber und der göttlichen Weisheit nachspürt wie nach verborgenen Schätzen, der wird Heil finden (Spr 2,4). Denn in Christus Jesus ist das Heil und nur in IHM allein, liegen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen (Kol 2,3): 1Kor 2,7-9.
Paulus verkündigt das Geheimnis des Evangeliums „das in andern Generationen den Menschenkindern nicht kundgetan worden ist“ (Eph 3,5). Niemand hat so etwas zuvor gehört, dass nämlich auch die Heiden Miterben und Miteinverleibte und Mitgenossen der Verheissung sein sollen (Eph 3,6). Jesaja hat dies vorausgesagt, dass Gott sagen wird (Röm 10,20): „Ich bin von denen gefunden worden, die mich nicht suchten, ich bin denen offenbar geworden, die nicht nach mir fragten.“
Deshalb stellt Paulus fest: Römer 9,30.
Genauso verhält es sich mit dem Menschen im Gleichnis, der eigentlich gar nicht nach einem Schatz suchte, aber „zufällig“ auf ihn stiess. Sind wir Heiden denn plötzlich gegenüber den Juden im Vorteil? Nein, keineswegs! Denn auch wir müssen den kostbaren Wert des Reiches zuerst erkennen und bereit sein, ihn gegen alles was wir besitzen, einzutauschen. Wir können Gott nicht ein bisschen dienen und gleichzeitig allen weltlichen Dingen (Karriere, Geld, Wohlstand, div. Genüsse des Lebens usw.) nachjagen. Niemand kann zwei Herren dienen (Mt 6,24)! Jesus macht das klar, indem er sagt (Lk 14,33): „So kann keiner von euch, der sich nicht von allem lossagt, was er hat, mein Jünger sein.“
Die grosse Frage stellt sich also: Wo ist unser Herz? – Mt 6,19-21.
Der Apostel Paulus erzählt uns aus seiner Erfahrung: Philipper 3,7-8.
Auch der Mensch in unserem Gleichnis bedauerte keinen Moment, dass er alles andere verkaufen und auf vieles verzichten musste, um diesen einen Acker mit dem verborgenen Schatz zu erwerben. Er war bereit, den Preis zu zahlen, wie hoch er auch immer sein mochte. Der Glückliche, der den Schatz fand, wusste, dass grosse Dinge nicht umsonst zu haben sind. Es geht hier nicht um erzwungenes Christentum, sondern um ein völlig anderes Denken in neuen Wertmassstäben. Empfinden wir unser christliches Leben wie dieser Mensch mit dem verborgenen Schatz? Sind wir glücklich und zufrieden, weil wir Christus gefunden haben? Fühlen wir uns im Vorteil gegenüber den andern Menschen, die diesen Schatz nicht besitzen, weil sie ihn noch nicht gefunden haben? Erfüllt es uns mit Freude und Genugtuung zu wissen, dass wir zur himmlischen Erbschaft berufen worden sind? Was sind wir bereit, für diesen herrlichen Schatz von unserem Leben loszulassen?
Kapitel 13,45: Von der Perle
Im Altertum waren Perlen sehr beliebt; einerseits wegen ihres Werts, andererseits weil sie sehr schön waren und schön kleideten.
Manche Menschen waren bereit, für besonders schöne Perlen ein Vermögen zu zahlen. Es gab Perlenhändler, die zogen auf ihrer unermüdlichen Suche bis an die Küste Britanniens, weil man dort die schönsten Perlen fand. Die berühmtesten zwei Perlen waren die, der Kleopatra, die einen Wert hatten, der die Millionengrenze überstieg.
Der Kaufmann in unserem Gleichnis verfolgt auch ein bestimmtes Ziel. Er sucht nach der schönsten Perle und will sich mit weniger nicht zufrieden geben. Viele Menschen haben kein Ziel im Leben und suchen nach gar nichts. Andere jagen verschiedenen Zielen nach, die im irdischen Leben als etwas Wichtiges gelten.
- Was betrachten wir als das höchste Ziel im Leben?
- Was ist für uns die schönste Perle, die es zu erwerben gilt?
- Es gibt viele Perlen im Leben, doch welche ist in unseren Augen die Schönste?
- Wofür sind wir bereit, alles andere aufzugeben? Jesus lehrt: Mt 16,24-27.
Der Kaufmann sucht im übertragenen Sinn zielstrebig nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit (Mt 6,33). Er war bereit, nach Grossbritannien zu reisen, um auf seiner unermüdlichen Suche, die schönste Perle zu finden. Er war bereit dafür zu leiden und zu sterben.
Es gibt Menschen, die jagen vielen vergänglichen Zielen nach und vergessen dabei das Wesentliche. Viele Flutkatastrophen enden tragisch, weil die Menschen dabei oft alles verlieren, was sie besitzen. Sie sitzen im Schlamm und Dreck und trauern um ihre paar Habseligkeiten. Doch noch viel tragischer ist, dass die Mehrheit der Menschen auf dieser Welt Christus noch nicht gefunden hat und keine Hoffnung auf das ewige Leben im Reich Gottes besitzt!
Gott lässt uns durch sein Wort verkünden: Sprüche 8,11.17-21.
- Gottes Weisheit ist kostbarer als die schönsten Perlen auf der Welt.
- Durch die Weisheit Gottes gelangen wir zu himmlischem und damit zu unvergänglichem Reichtum.
- Darum, lasst uns nach dem himmlischen Schatz streben, denn dort erwartet uns eine unermessliche Herrlichkeit: Offb 21,10-27.
Kapitel 13,47-52: Vom Fischnetz
Schliesslich lehrt Jesus das Gleichnis vom Fischnetz: Mt 13,47-52. Das Netz, von dem in unserem Gleichnis die Rede ist, ist ein riesiges Schleppnetz, wie sie meistens von den Fischern auf dem See Genezaret benutzt wurden. Es wird durch das Wasser gezogen, so dass sich alle Arten von Fische darin finden. Nachdem das Netz an Land gezogen wurde, sortierten die Fischer ihren Fang. Die guten Fische kamen in Behälter, in denen man sie zum Markt brachte. Die schlechten und minderwertigen wurden zurück ins Meer geworfen.
Dieses Gleichnis stellt unmissverständlich das Endgericht am Ende der Zeit dar: Mt 24,31; 25,31-34. Hier gebraucht Jesus ein Bild von Schafen und Böcken, die voneinander getrennt werden am jüngsten Tag. Woran werden wir gemessen, ob wir geniessbare oder ungeniessbare Fische sind? An der Liebe zueinander (Joh 13,34-35). Die Liebe zueinander zeigt die Liebe, die wir zu Christus und seiner Gemeinde haben (1Joh 4,19-21)!
Wie kann dieses Gleichnis mit der Lehre, dass alle Menschen gerettet sein werden, in Einklang gebracht werden? Die Fischer stellen die Engel am jüngsten Tag dar, die alle Gläubigen einsammeln werden (V. 49). Die Jünger fragten Jesus, wie viele denn gerettet sein würden: Lk 13,23-24. Gerettet werden alle, die Glauben an die Worte Jesu (Joh 3,15)!
Verse 51-52: Am Ende seiner Erzählungen, will Jesus wissen, ob sie auch alles verstanden haben. Wenn nicht, dann wäre er gerne bereit gewesen, ihnen weitere Erklärungen zu geben. Es ist offensichtlich, dass der Mensch sich vieles anhören und vielleicht noch auswendig lernen kann, ob er aber das Gehörte wirklich verstanden hat, wird erst ersichtlich, wie er es im täglichen Leben anwendet. Jesus erklärt den Jüngern, dass jeder, der vom Reich Gottes unterrichtet worden ist und wirklich verstanden hat worum es geht, wie ein reicher Hausherr ist, der anderen zum Segen werden kann, weil er viel Vorrat angesammelt hat. Deshalb sollen die Jünger hingehen und allen Menschen vom Reich Gottes erzählen, damit sie hören und verstehen, wer der Wahrhaftige ist (1Joh 5,20).
Kapitel 13,53-58: Jesus in Nazaret
Markus, der von diesem Ereignis auch berichtet (Mk 6,1-6), sagt, dass dies an einem Sabbat stattfand, wie das meistens der Fall war (Mt 4,23).
Was meinten die Menschen mit ihrer Fragerei? Ist das nicht Jesus, der den Handwerkerberuf gelernt hat? Wie kann ein Handwerker sich anmassen in der Synagoge zu lehren? Wir kannten ihn als kleinen und unscheinbaren Knaben. Was hat denn der uns schon zu sagen?
Die Menschen in der Synagoge erstaunten (ekplesso = ausser sich geraten, staunen, sich entsetzen, erschrecken, bestürzt oder erschüttert sein) über die Fähigkeit Jesu zu lehren:
Markus 7,37; 11,18: positiv erstaunt sein (Mt 7,28; 22,33).
Markus 10,26: negativ erstaunt sein (Mt 19,25).
Markus 1,22: in Kapernaum ein positives Erstaunenn.
Markus 6,2: in Nazaret ein negatives Erstaunen.
Sie nahmen Anstoss (skandalizo = Anstoss geben - nehmen, zu Fall kommen, zur Sünde verleiten, sich ärgern) an Jesus! Interessant ist, dass es heisst (13,57): „Und sie nahmen an Jesus Anstoss.“ Sie ärgerten sich nicht über die Worte die sie berührten. Oft ist es so, dass Zuhörer Gottes Worte mit der Person gleichsetzen.
Als geistliche Christen unterscheiden wir zwischen:
- dem Inhalt der Worte und der Bedeutung für uns,
- der betreffenden Person und ihrem Lebenswandel.
Wenn jemand Worte der Wahrheit und des Lebens zu uns spricht, soll der Inhalt und die Bedeutung für uns betrachtet werden.
Matthäus 11,6: Selig, wer an Jesus keinen Anstoss nimmt.
1. Petrus 2,6-10:
Warum wird Jesus für viele zum Stein des Anstosses? Weil viele dem Wort Gottes nicht gehorsam sein wollen! Wer jedoch hinter den warnenden Worten auch die Gnade Gottes erblickt, dem kommt sein kostbarer Wert zugute. So wird Jesus für die Ungehorsamen zum „Fels des Ärgernisses“, für die Gehorsamen aber zum „Fels des Heils“!
Johannes 6,60-71:
Auch hier sehen wir, dass der Glaube und Gehorsam in den Menschen nicht erzwungen werden kann. Der Geist ist es, den wir Menschen verstehen lernen müssen. Wir dürfen nicht auf die fleischliche Person sehen! Für die fleischlichen Menschen wurde Jesus untragbar, so dass sie ihn schliesslich für seine Gerechtigkeit und Wahrheit ans Kreuz nagelten.
Johannes 8,37.43-47:
Wer aus Gott gezeugt ist, der nimmt die Worte der Wahrheit an. Wer geistlich gesinnt ist, der lässt sich auch belehren.
Weil die Menschen in der Synagoge von Nazaret nicht geistlich gesinnt waren, konnte Jesus sie mit der Wahrheit nicht erreichen, vollbrachte demzufolge auch nicht viele Machttaten.
Es ist eine Tatsache, dass nirgendwo die Menschen uns kritischer begegnen als dort, wo wir aufgewachsen sind. Im engsten Familienkreis kennt man unsere Schwächen. Weil man in vielen Dingen ähnlich und gleich ist, nimmt man an den eigenen Hausgenossen mehr Anstoss, als an anderen Menschen. Mit allen anderen Menschen haben wir oft viel mehr Geduld, weil wir ihre Schwächen noch nicht kennen. Jesus war offenbar etwa dreissig Jahre alt, als er seine Eltern in Nazaret verliess und öffentlich auftrat: Lukas 3,23.