Matthäus-14: Wundertaten

Jesus, der König

 

 

  Kapitel 14,1-12: Herodes, Jesus und Johannes

Wir befinden uns in der Zeit, nachdem die Römer durch Pompey das ganze Land Israel einnahmen (63 v. Chr.). Doch dies liessen die Juden nicht so ohne weiteres zu.  Es gab viele Aufstände und überall Bürgerkriege bei denen es um die Machtansprüche des Landes ging.

Einer, der sich für den Willen Roms im jüdischen Gebiet immer erfolgreicher durchsetzen konnte, war Herodes der Grosse. Obschon er sich religiös zum Judentum bekannte, war er dennoch nicht angesehen bei den Juden. Seine Herrschaft brachte dem Land Frieden, Ruhe und viel Reichtum. Er unterdrückte die jüdischen Aufstände erfolgreich. Er war ein extrem eifersüchtiger Herrscher und hatte mehrere Frauen. Als zwei seiner Söhne zu einflussreich wurden, liess er sie umbringen, weil er um seine Herrschaft fürchtete. Er war auch verantwortlich für den Kindermord zur Zeit Jesu (Mt 2), aus denselben herrschsüchtigen Motiven. Augustus (röm. Kaiser), soll einmal gesagt haben: „Die Schweine des Herodes sind sicherer als seine Söhne.“

Doch Herodes der Grosse war so erfolgreich, dass sich seine Herrschaft über das ganze Land ausdehnte und er die Grenzen erweiterte. In Jerusalem baute er den Tempel wieder auf. Er errichtete ein grosses Theater und vieles mehr, womit er seine Macht festigte. Bevor er starb, schlug er dem römischen Kaiser Augustus vor, nach seinem Tod das Land aufzuteilen und seinen übriggebliebenen drei Söhnen zu übergeben.

Im Jahr 4 v. Chr. ordnete der röm. Kaiser Augustus an, dass das Reich des verstorbenen Herodes auf die folgenden drei Söhne aufgeteilt werde:

- Archelaus (Samarien und Idumäa),

- Philippus (Norden),

- Antipas (Galiläa und Peräa), wo Jesus predigte und nicht viele Zeichen tat.

Herodes Antipas ist der, mit dem wir es in unserem Text zu tun haben. Er wird als fähigster unter den Söhnen des Herodes dargestellt. Jesus bezeichnete ihn einmal als Fuchs, als die Pharisäer ihn loswerden wollten, indem sie sagten, dass Herodes ihm nach seinem Leben trachte (Lk 13,32). Johanna, die Frau eines Beamten des Herodes glaubte an Jesus (Lk 8,3). Manahen, ein Jugendgefährte des Herodes glaubte ebenfalls (Apg 13,1). Er heiratete die Tochter des nabatäischen Königs Aretas IV, liess sich aber von ihr scheiden, um Herodias, die Frau seines (Halb-) Bruders Philippus zu heiraten (Mk 6,17).

An einem Geburtstag gab er ein grosses Fest und lud Würdenträger, Kriegsoberste und die Vornehmsten aus Galiläa ein (Mk 6,21). Dabei liess er die Tochter der Herodias auftreten, um vor allen zu tanzen und es heisst (V. 6): „... sie gefiel dem Herodes ...“ Schon der König Ahasveros zahlte für ein ähnliches Spektakel einen teuren Preis (Es 1,10-11). In seiner Überschwänglichkeit (Schwärmerei) für das tanzende Mädchen schwur er ihr, alles zu geben, was sie sich wünschte, bis zur Hälfte seines Königreichs: Mk 6,23.

Von ihrer schamlosen Mutter angestiftet, bat sie unverschämt das Haupt Johannes des Täufers (V. 8). Was für eine unverhältnismässige Bitte! Herodes war „sehr betrübt“ (Mk 6,26) und musste seinen Eidschwur einhalten. Einerseits hätte er Johannes am liebsten töten lassen (V. 5), fürchtete aber das Volk, weil er für einen grossen Propheten gehalten wurde. Andererseits heisst es in Mk 6,20: „Er hörte ihn gern“, weil er wusste, dass Johannes die Wahrheit sagte und er hatte Ehrfurcht und Respekt vor ihm. Herodes fürchtete sich jedoch vor Johannes, warum? – Vers 20!

Aus dem vorliegenden Text wissen wir, dass Johannes der Täufer zu Herodes sagte: Vers 4! Diese Ehrlichkeit kostete Johannes den Kopf (V. 10). Johannes konfrontierte Herodes nicht nur bezüglich seiner unrechtmässigen Ehe, sondern auch wegen all dem Bösen, das er getan hatte: Lukas 3,19-20.

Elia war einmal in einer viel schlimmeren Situation, nachdem er alle Baalspropheten getötet hatte, trachtete Isebel ihm nach dem Leben (1Kön 19,1). Zu diesem Zeitpunkt (V. 1) war die Enthauptung des Johannes bereits geschehen. Die Jünger des Johannes beerdigten den Leib und gingen zu Jesus, um ihn von der traurigen Hinrichtung zu erzählen (V. 11).

Offensichtlich gingen drei Gerüchte um: Mk 6,14-16.

1. Johannes der Täufer sei auferstanden.
Da viele wussten, dass dem Johannes Unrecht geschehen war, fürchteten sie sich. Dies quälte auch Herodes, da er an seiner Hinrichtung schuld war. Johannes vollbrachte in seinem Leben keine Zeichen: Joh 10,41.

2. Elia sei gekommen.
Mit der jüdischen Messiaserwartung waren die verschiedensten Vorstellungen verknüpft. Die Schriftgelehrten warteten immer noch auf Elia, weil sie das Wort nicht verstanden: Mal 4,5; Mt 11,14; 16;14; 17,10. Dabei handelte es sich um die Vorstellung derer, die in Jesus die Verwirklichung ihrer eigenen ehrgeizigen Pläne sahen. Von einem Land, das endgültig und für immer ihnen gehörte. Für ein gesichertes Leben, ohne viel arbeiten zu müssen usw. Selbst beim Tod Jesu am Kreuz redete man noch von Elia: Mt 27,47-49.

3. Jesus sei ein Prophet.
Seit vierhundert Jahren waren die Stimmen der Propheten verstummt. Viele warteten also auf ein Zeichen Gottes, das ihnen sagte, was weiter mit ihnen geschehen sollte, das ihnen das Kommen des Messias noch einmal voraussagte. Jesus fragte später seine Jünger auch, für wen man ihn halte: Mt 16,13-16.

Was lernen wir aus diesem Abschnitt?
Der Teufel findet immer Menschen, um seine schrecklichen Pläne zu verwirklichen! Paulus ermahnt die Epheser (Eph 4,27; 6,11). Jakobus schreibt (Jak 4,7). Johannes lehrt (1Joh 3,10-14; Offb 2,10-11).

Frauen haben auf Männer den grössten Einfluss: Gen 3,6-7.17; 1Tim 2,14.

 

 Kapitel 14,13-21: Speisung der Fünftausend

Vers 13: Im Matthäusevangelium ist es sehr schwierig, eine geordnete zeitliche Reihenfolge des Lebens Jesu zu erhalten. Offensichtlich fand die Hinrichtung des Johannes schon früher statt. Matthäus berichtet, dass Jesus schon, nach seiner Versuchung in der Wüste, davon hörte: siehe Kapitel 4,12.

Verse 14-21: Wie viele Menschen folgten Jesus, um ihn zu hören?
Es waren 5’000 Männer, mit Frauen und Kindern (V. 21), also vermutlich über 10'000 Menschen. Wenn wir von der Speisung der Fünftausend reden, dann sind damit nur die Männer gemeint, obschon auch Frauen und Kinder anwesend waren! Jesus und seine Jünger waren eigentlich sehr müde und brauchten dringend ein paar Stunden Erholung, doch Jesus fühlte Erbarmen mit dem Volk: Mk 6,31. Markus schreibt, dass einige um den See herum rannten und vor Jesus am Ufer ankamen (Mk 6,33). Wie wir aus anderen Situationen wissen, heilte Jesus nicht nur, sondern er lehrte sie auch vieles über das Reich Gottes (Mk 6,34b; Lk 9,11b). Bevor Jesus das Wunder tat, fragte er Philippus und teste ihn: Joh 6,5b. Die Zahlen 5+2 = 7 (symbolisieren Vollkommenheit, wie auch die Zahl 12).

Was können wir von diesem Wunder lernen?
Jesus will damit deutlich machen, dass er das wahre Brot des Lebens ist: Johannes 6,33-35.29.40.47. Von diesem Brot wird man für immer satt. Wer dieses Brot isst, wird ewig leben. Dieses Brot ist eng mit dem Glauben an Christus verbunden.

Jesus ist zu allem fähig; er ist der wahre König, den Gott gesandt hat und ihm Macht über Himmel und Erde gab. Ein „Snack“ eines Jungen (Joh 6,9) wurde zu einem „Buffet à Discrétion“ für tausende. Aus wenig, kann Jesus Überfluss schaffen. Mit dem Gebet macht Jesus dem Volk klar, dass er eng mit Gott, dem Vater und Herrscher des Universums verbunden ist und von IHM auch gesandt wurde. Es ging Jesus nicht um eine weltliche Herrschaft, wie das die irdisch fokussierten Juden dachten und ihn gewaltsam zu ihrem König machen wollten (Joh 6,15).

Jesus macht mit diesem Wunder deutlich, dass er der wahre Hirt ist und auch um unser leibliches Wohlergehen besorgt ist: Psalm 23,1-3. Dem Herrn ist es wohl bewusst, dass der Mensch physische und geistliche Bedürfnisse hat. Deshalb dürfen auch wir nicht einseitig denken, sondern bei Hilfeleistungen immer beides berücksichtigen: Jak 2,14-17; 1,27; 1Joh 3,17. Jesus nimmt sich immer Zeit für uns, keiner geht bei ihm leer aus!

 

 Kapitel 14,22-33: Jesus wandelt auf dem See

Vers 22: Jesus nötigte (erzwingen, treiben) seine Jünger. Warum? Entweder brauchten die Jünger dringend Ruhe. Die einzige Ruhemöglichkeit war offensichtlich auf dem See zu finden. Dort konnte die Volksmenge nicht hinkommen.

Johannes berichtet uns diese Situation so: Joh 6,15-21. Vielleicht schickte Jesus die Jünger voraus, weil er sie vor dem Volk bewahren wollte, das hinter Jesus und seinen Jüngern her war. Nach diesem gewaltigen Wunder wollten sie Jesus zum König machen. Wenn sie Jesus nicht kriegten, dann vielleicht einen seiner Jünger. In Vers 17 wird gesagt, dass die Jünger vorausgingen und im Boot auf Jesus warteten. Weil er aber nicht kam, fuhren sie los. Im Bericht des Johannes wird nichts von Petrus gesagt.

Vers 23: Jesus zog sich müde auf einen nahegelegenen Berg zurück, um zu beten. Jesus verstand es, im Gebet neue Energie und Kraft zu schöpfen. Es wäre interessant zu sehen, wie Jesus meditierte. Er verbrachte oft ganze Nächte im Gebet: Lk 6,12.

Wie empfinden wir das Beten?
Ist es für uns nicht eher anstrengend? Jesus nahm sich Zeit, um im Gebet mit dem Vater verschiedene Eindrücke des Tages zu verarbeiten und sich so in Gottes Gegenwart zu entspannen.

Vers 24: Grosse Seenot.
Der See war an der Nordseite knapp 7 Kilometer breit. Das heisst, sie befanden sich mitten auf dem See, vielleicht schon weiter und hatten das andere Ufer fast erreicht. In der Zürcherbibel wird gesagt, dass sie „schon viele Stadien vom Land entfernt“ waren, dass sie etwa 25 oder 30 Stadien weit gefahren waren (Joh 6,19). Ein Stadium = 607 engl. feet, d. h. ca. 185 Meter x 30 = 5.500 km.

Sie gerieten in grosse Seenot. Die Jünger konnten nicht schwimmen. Das Boot drohte vom Wasser voll zu werden.

Vers 25: Die vierte Nachtwache.
Die Juden teilten die Nacht in vier Wachen ein (Mk 13,35):

Von 18-21 Uhr.

Von 21-24 Uhr.

Von 24-03 Uhr.

Von 03-06 Uhr.

Jesus begegnete ihnen früh am Morgen, zwischen 3-6 Uhr.

Vers 26: Jesus wandelt auf dem See.
Die Jünger erschraken vor Angst, denn sie konnten Jesus im Dunkeln nicht erkennen. Sie hatten keine Taschenlampe an Bord, um Jesus zu beleuchten. Vielleicht schien der Mond, aber das machte die Situation nur noch gespenstischer. Matthäus berichtet, dass sie vor Angst schrien.

Vers 27: Jesus offenbart sich und tröstet die Jünger.

Was lernen wir daraus?
Auch im Leben geraten wir oft in heftige Stürme. Viele versuchen gegen Versuchungen, Schmerz und Leid anzukämpfen und müssen feststellen, dass die Not eher zunimmt, statt abnimmt. Andere rufen zum Herrn in ihrer Not und erschrecken, wenn plötzlich Hilfe naht. Wichtig ist, dass wir uns folgendes immer wieder bewusst werden: Jedes Problem hat einen tieferen Sinn und ist von Gott bewusst kalkuliert. Probleme sind völlig normal und haben nur ein Ziel: Sie wollen uns Jesus näher bringen und unser Vertrauen zum Herrn stärken! Probleme im Leben lassen uns im Glauben wachsen, wenn wir sie annehmen, als vom Herrn gegeben.

Satans Ziel ist es, wenn wir in Lebensstürme geraten, uns einzutrichtern, dass wir hoffnungslos verloren seien und es keinen Ausweg mehr gebe. Gottes Ziel ist es, dass wir uns ihm nähern, damit Satan von uns flieht: Jak 4,8. Der Herr will, dass wir uns vertrauensvoll an ihn wenden in unserer Not und ihm unser Leben neu übergeben:

- David Dankgebet: 2Sam 22,7 (Psalm 18,7).

- Jonas Dankgebet: Jona 2,2.

So wie Jesus sofort zur Stelle war, als die Jünger in Not gerieten, so ist der Herr auch allen nahe, die ihn anrufen. Niemand braucht im Lebenskampf alleine zu sein, denn der Herr ist da mit helfender Hand.

Vers 28: Petrus fasst Mut.
Er war überzeugt, dass er wie Jesus auf dem Wasser wandeln konnte, wenn Jesus es zuliesse. Christus verlangt von keinem von uns, dass er auf dem Wasser wandeln soll. Jeder, der sich zumutet, mehr als andere zu können und besser als andere zu sein, ist wie Petrus, der sich als einziger von den Zwölfen aufs Wasser traute. Petrus musste noch eine wichtige Lektion lernen: Mt 26,33-35.

Vers 29: Jesus erlaubte es Petrus aufs Wasser zu kommen.
In seinem Eifer wandelte Petrus tatsächlich auf dem Wasser. Das muss Petrus angerechnet werden, denn er glaubte dem Herrn. In einer andern Situation verspricht Jesus: Mk 9,23. Und wiederum lehrt Jesus seine Apostel: Lk 17,5-6.

Vers 30: Petrus sieht den Wind und fürchtet sich.

Warum drohte Petrus plötzlich unterzugehen?
Weil er durch die Gefahr sich verunsichern liess. Weil er nicht auf Jesus schaute: Hebr 12,2.

Genauso verhält es sich mit vielen Christen, die sich spontan und eifrig für Jesus entschieden haben. Sobald sie Gefahren und Probleme um sie herumsehen, fangen sie an zu zweifeln. Viele beginnen gut im Glauben wie Petrus, aber bald werden sie vom Zweifel wieder eingeholt.

Trotz allem muss gesagt werden, dass Petrus nicht vollständig gescheitert ist. Er schrie nach Jesus. Er klammerte sich an Jesus. Das ist es, was mich an Petrus immer wieder fasziniert, dass er zwar Fehler machte, aber immer wieder sich an den Herrn wandte.

Vers 31: Jesus rettet den sinkenden Petrus.
Schon einmal sagte Jesus (Mt 8,26): „Ihr Kleingläubigen!“ Jesus verspricht, dass wer ihm vertraut, keine Angst zu haben braucht (1Joh 5,4-5).

Vers 32: Der Wind legte sich.
Es ist doch interessant, dass sich erst dann der Wind legte, als das Problem überwunden war. Daran erkennen wir, dass Gott ganz bewusst Probleme in unserem Leben einkalkuliert, damit wir durch sie näher zu IHM heranwachsen.

Vers 33: Die Jünger beten Jesus an.
Geht es uns nicht oft gleich? Erst wenn das Problem überwunden ist, erkennen wir Gottes Führung und Allmacht.

 

 Kapitel 14,34-36: Krankenheilungen in Genezaret

Das Boot legt in Genezaret an, an der Nordwestküste des galiläischen Sees. Kaum dort angekommen, erkannten ihn viele Menschen wieder und wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Kunde von Jesus, dem grossen Arzt. Die Ärzte in der Gegend konnten Ferien machen. Jesus heilte viele Menschen und es wäre interessant zu sehen, wie viele von ihnen Jesus nachfolgten und ihr Leben ändern wollten. Leider ist es oft so, dass die Menschen Gott erst in grosser Not aufsuchen, wenn es ihnen aber wieder besser geht, dann wenden sie sich wieder den weltlichen Dingen zu (siehe Richter).

Jesus ist der Arzt unserer Seelen. Wer zu ihm kommt, wird seelische Genesung finden. Siehe: Matthäus 9,12-13; 11,28.