Matthäus-17: Vorbereitung der Jünger

Jesus, der König

 

 

 Kapitel 17,1-13: Die Verklärung Jesu

Vers 1: Auf welchen hohen Berg? Hermon (nördlich von Cäsarea)? Tabor (westlich von Nazareth)? Es wird im Text nichts genaueres gesagt, ausser dass Petrus dieses Ereignis in einem seiner Briefe nochmals bestätigt: 2Petr 1,18.

Wie viele Tage? Matthäus (17,1) erwähnt 6 Tage und meint damit eine ganze Woche. Lukas (9,28) spricht von etwa 8 Tagen und zählt vermutlich den ersten und letzten Tag als voller Tag dazu. Während sich Markus (9,2) offenbar ganz sicher war, dass es 6 Tage waren.

Warum nimmt Jesus nur Petrus, Jakobus und Johannes mit? Es wird uns nirgends gesagt warum! Petrus wird in den Berichten immer zuerst genannt. Jakobus wird oft vor Johannes erwähnt (Mt 4,21; 10,2; ausser nach der Himmelfahrt, Apg 1,13). Bei anderen Gelegenheiten nimmt Jesus auch diese drei Apostel mit sich:

Matthäus 26,37 (Mk 14,33).

Markus 5,37.

Lukas 8,51.

Bei den Juden gilt eine Sache dann als rechtsgültig, wenn sie von 2 oder 3 Zeugen bestätigt wird (2Kor 13,1).

Vers 2: Jesus wird verwandelt während er betet: Lukas 9,29. Auch Mose verwandelte sich, als er mit dem Herrn redete (Ex 34,29-30). Worin liegt der Unterschied zwischen Mose und Jesus? Es war nur das Angesicht Moses, das leuchtete (2Kor 3,13). Jesu Angesicht und Kleider leuchteten!

Die Verwandlung war eine übernatürliche helle Erscheinung (Mk 9,2):

- Wie der Engel beim Grab (Mt 28,3).

- Wie das Erlebnis des Paulus (Apg 26,13-15).

- Wie die Offenbarung des Johannes (Offb 1,13-17).

Vers 3: Warum erscheinen Mose und Elia und nicht Abraham und David oder Jesaja und Jeremia? Mose und Elia repräsentieren die zwei Teile des Alten Testaments: Lk 24,27.44.

- Mose repräsentiert das Gesetz.

- Elia repräsentiert die Propheten.

- Beide zusammen repräsentieren das ganze AT: Mt 7,12; 22,40; Lk 16,16; Joh 1,45; Apg 13,15; 26,22-23.

Die Jünger hatten Mühe mit der Idee eines sterbenden Messias. Die zwei alttestamentlichen Repräsentanten jedoch verstanden, wie entscheidend der Tod Jesu für alle Generationen war (Hebr 9,15). Deshalb redeten sie von seinem Lebensausgang (= Jesu Tod): Lk 9,15. Mose schrieb über Jesus als den kommenden Messias (Joh 5,45-47; Dtn 18,18).

Es ist eine erschreckende Szene: Offenbar erkannten die Jünger sofort, wer die beiden Gestalten waren. Jesus musste ihnen Mose und Elia nicht vorstellen. Könnte es sein, dass auch wir einander wiedererkennen werden?

Vers 4: Was hatte Petrus mit seiner spontanen Reaktion im Sinn? Er wollte drei Gedenkstätten (Kapellen) bauen für die drei Heiligen (Mose, Elia & Jesus). Das Wort, das hier mit Hütten übersetzt wurde, bedeutet eigentlich „Zelt“ (wie in Ex 40,34).

Könnte es sein, dass die Reaktion des Petrus der Grund ist, warum wir heute nicht mehr genau wissen, auf welchem Berg diese Verklärung stattfand? Es geht Gott niemals um weltliche Gedenkstätten: 1Joh 3,2.

Vers 5: Nun muss Gott ein bisschen nachhelfen. Bei der Taufe bestätigte Gott seinen Sohn (Mt 3,17). Eine weitere Bestätigung finden wir in Johannes 12,28-30. Die dritte Bestätigung findet bei der Verklärung statt (Mt 17). Gott liebt seinen Sohn und verherrlicht ihn in der Welt: Joh 3,16.35; 5,20-23; 17,1-5.

Was Jesaja prophezeite, bestätigt nun Gottes Stimme: Mt 12,18 (Jes 42,1). Jesus ist der einzige und erhabene König des Himmelreichs, dem Ehre und Ruhm von Gott übergeben worden ist: 2Petr 1,16-17. Ihn allein soll die Welt lieben und ihm gehorchen (Joh 14,23-24; 15,9-10): Hebr 5,9-10 (Hebr 1,5-13). Gleichzeitig deutet dies auch auf das Ende des Gesetzes hin (Röm 10,4).

Verse 6-8: Die Jünger waren überwältigt. Sie schauten sich um und sahen plötzlich niemanden mehr (Mk 9,8). Sie fielen zu Boden vor Ehrfurcht, wie Paulus später (Apg 26,14). Jesus berührte sie, damit sie spürten, dass sie sich immer noch auf der Erde befanden und sagte, dass sie sich nicht fürchten sollen (10,31; 14,27; 28,5.10).

Vers 9: Jesus befiehlt ihnen noch nichts weiterzuerzählen. In Kapitel 16,20 sollten die Jünger noch nicht weitersagen, dass Jesus der Gesalbte ist. Hier spricht Jesus bereits von seiner Auferstehung, was die Jünger zu diesem Zeitpunkt noch nicht verstehen konnten.

Verse 10-13: Warum muss zuerst Elia kommen? Durch die Erscheinung Elias waren die Jünger verwirrt. Jesus bestätigt, dass die Schriften von Elia sprechen, der zuerst kommen soll. Doch dann enthüllt er ihnen, dass Elia als Johannes schon gekommen sei (Mt 11,14; Lk 1,17).

 

 Kapitel 17,14-21: Jesus heilt einen epileptischen Knaben

Die Parallelstelle in Markus 9,14-29 gibt mehr Auskunft. Lukas (9,37) berichtet, dass dies am folgenden Tag stattfand. Jesus und die drei Jünger kamen vom Berg herunter. Die neun zurückgebliebenen Jünger hatten ziemlich grossen Ärger am Hals. Sie versuchten einen Knaben zu heilen und vermochten es nicht. Da stand ein hoffnungsloser Vater, der um seinen Sohn bangte. Zu allem Elend waren auch die Schriftgelehrten bei dieser erfolglosen Heilung dabei und klagten die Jünger heftig an. Während um sie herum sich immer mehr Menschen ansammelten. Weil Jesus mit seinen Jüngern plötzlich in ihre Mitte kam, erstaunten (erschraken) die Leute.

Sofort kam der Vater des Sohnes zu Jesus und erzählte ihm alles. Obschon alle Symptome für eine Epilepsie sprechen, war es doch kein gewöhnlicher Fall von Epilepsie (Mk 9,17.25; Lk 11,14). Der Knabe war offensichtlich von einem Dämon besessen. Die Heilung hing nicht am Glauben des Vaters (Mk 9,21-24)!

Jesus tadelt seine Jünger, weil sie Gott nicht nah genug standen. Schon an anderen Stellen sagte Jesus: Mt 8,26; 16,8. Jesus tadelte die Jünger mit den Worten Mose: Dtn 32,5.

Schliesslich heilt er den Knaben und die Jünger fragten Jesus, warum sie dies nicht auch vermochten. Hier liegt eine grosse Lektion für uns drin:

Der Fehler der Jünger lag in ihrem Kleinglauben: Mt 21,21.

Sie erhielten von Jesus die Macht über alle Krankheiten: Mt 10,1.

Doch sie zweifelten noch immer, obschon sie so viele Machttaten sahen. Jesus gab ihnen damit keinen Auftrag wortwörtlich Berge zu versetzen und mit Machttaten herumzuspielen! Vielmehr möchte er ihnen sagen, dass Unmögliches möglich wird, wenn sie glauben (Phil 4,13; Mk 9,23).

Im Gegensatz zu den Jüngern, haben wir von Jesus keine Macht empfangen, übernatürliche Wunder zu bewirken, trotzdem gilt auch für uns:

Wenn wir glauben und dabei fest überzeugt sind, dass das was wir tun des Herrn Wille ist, dann kann die ganze Welt gegen uns sein: Röm 8,31.

Wenn wir alles, was wir Gutes tun, in der Vollmacht Gottes tun, dann können wir Gottes Unterstützung erwarten: Kol 3,17.

Wenn wir glauben, dass der Herr selbst aus der grössten Niederlage einen Sieg machen kann, dann gibt es für jedes Problem eine Lösung: 1Joh 5,4-5.

Die Kunst der Gebetszuversicht liegt im Glauben und völligen Vertrauen auf Gott: 1Joh 5,13-15; Jak 1,6-8.

Ich bin fest davon überzeugt, dass Gottes Stimme oft durch Menschen zu uns spricht und uns, durch die immer wiederkehrenden Lebenssituationen, auf etwas aufmerksam machen will. Statt Gottes Hinweise im Leben zu beachten, treffen viele lieber eigene Entscheidungen und meinen, dass sie alles im Griff hätten. Leider fängt der Mensch erst durch Krankheiten und Leiden an, mehr nach Gottes Willen zu fragen. Es gehört zu den besonderen Privilegien eines Christen, einer Gemeinde anzugehören, wo wir mit unseren Problemen und Entscheidungen nicht alleine sind. Wer bei den Glaubensgeschwistern Rat für seine Ideen und Pläne einholt, wird Erfolg haben im Leben: Spr 20,18; 15,22. Wer alles selbst entscheidet, ohne Rat einzuholen, vertraut zu sehr auf seine eigene Kraft und seinen eigenen Verstand: Spr 16,25; 3,5. Gideons Sieg mit 300 Mann (Ri 7) zeigt deutlich, dass Gott will, dass wir in allen Aufgaben des Lebens ihm still vertrauen.

 

 Kapitel 17,22-23: Jesu zweite Ankündigung seines Leidens

Warum verstanden die Jünger Jesu Ankündigung nicht? Weil sie voreingenommen waren und auf eine weltliche Königsherrschaft hofften (siehe Rangstreit in Kap. 18). Sie konnten Gottes Plan nicht verstehen, weil sie menschlich dachten, bis zur Himmelfahrt Christi: Apg 1,6-8. Später wurden ihnen durch die besondere Gabe des Heiligen Geistes die Augen geöffnet: Lk 18,34; Joh 2,22; 16,12-13.

Warum verstehen wir oft Gottes Wirken nicht?

- Weil Gottes Wege ganz anders sind als unsere menschlichen Wege (Jes 55,8).

- Weil Worten zuhören und Worte verstehen und begreifen zwei unterschiedliche Dinge sind!

 

 Kapitel 17,24-27: Von der Tempelsteuer

Das Gesetz Mose forderte eine Tempelsteuer von jedem Juden, der älter als 20 Jahre war (Ex 30,11-16; 2Kön 12,12; 2Chr 24,5-9; Neh 10,32).

War die Antwort, die Petrus den Tempeleinnehmern gab, richtig? Nein, sie war falsch! Jesus erklärt ihm warum: Weil auch er der Sohn Gottes war und deshalb von der Tempelsteuer frei war.

Obschon Jesus im Recht war, keine Tempelsteuer zu bezahlen, wollte er keinen „Skandal“ (= Anstoss) auslösen. Warum bewirkte Jesus ein solch ungewöhnliches Wunder?

- Weil er kein Geld bei sich hatte.

- Weil er damit Petrus seine Macht als Sohn Gottes noch einmal unter Beweis stellen wollte.

Es ist natürlich und wir sind es gewohnt, dass wir auf unsere Rechte pochen. Jesus hätte das Recht gehabt, sich vor der Taufe des Johannes zu drücken, denn er war ohne Sünde, doch er gab seine Rechte auf, um alle Gerechtigkeit zu erfüllen (Mt 3,14; Hebr 4,15).

Jesus hätte das Recht gehabt, sich vom Tod am Kreuz zu drücken, denn er tat nichts, womit er den Tod verdiente, doch er gab seine Rechte auf, damit wir gerettet würden (Lk 23,4; 1Kor 15,3).

Ein wahrer Jünger bemüht sich nicht so sehr um seine Rechte, als um die Verherrlichung Gottes in jeder Lebenslage (Röm 14,13; 1Kor 8,13).