Überblick-NT05d: Philemon

Überblick Neues Testament

 

 I. Verfasser, Empfänger, Zeit

Der Apostel Paulus schrieb diesen Brief an den angesehenen Geschäftsmann und einflussreichen Bruder Philemon (1,1). Philemon war ein Bürger der Stadt Kolossä und ein Leiter in der Gemeinde (Kol 4,9). Vielleicht wurde er sogar von Paulus bekehrt (V. 19b). Auf jeden Fall sah ihn Paulus als enger Freund (V. 17).  Seine Frau hiess Apphia (1,2), sein Sohn vermutlich Archipp (1,2), oder Archippus (Kol 4,17).

Philemon wird zu den Pastoralbriefen gezählt, obschon er von der Zeit her ein Brief in Gefangenschaft war (60-62 n. Chr.). Während dieser Zeit schrieb Paulus auch einen Brief an die Epheser, Kolosser und an die Philipper (Eph 6,20; Kol 4,18; Phil 1,7.13.17). Im Kolosserbrief wie im Philemon erfahren wir, dass Paulus eine Botschaft an Archippus übermittelte (Phm 2; Kol 4,17). Offensichtlich war sein treuer Mitarbeiter Timotheus noch bei ihm (V. 1; Kol 1,1). Bei ihm waren auch Epaphras, Markus, Aristarchus, Demas und Lukas (V. 24). Dieselben fünf Mitarbeiter senden ihre Grüsse auch an die Kolossergemeinde (Kol 4,10-14).

 

 II.   Hintergrund

Paulus befand sich in seiner ersten Gefangenschaft in Rom, ca. 60-62 n. Chr., in seiner eigenen Mietwohnung (Apg 28,16-31). Um bei Philemon keinen Zweifel über seine Person zu erwecken, diktierte Paulus diesen Brief nicht, sondern schrieb ihn gleich selbst mit eigener Hand (V. 19). Vermutlich überlieferte Tychikus den Kolosser- zusammen mit dem Philemonbrief (Kol 4,7).

Offenbar gab es in Kolossä eine Hausgemeinde bei Philemon (V. 2). Der Gründer war vermutlich Epaphras (Kol 1,5-7). Philemon hatte einen Sklaven mit dem Namen Onesimus, der ihn vermutlich bestohlen hatte und sich davon machte. In seiner Angst lief er bis nach Rom zu Paulus, wo er aufgenommen und liebevoll betreut wurde, so dass er sich zum Herrn bekehrte. Onesimus bedeutet nützlich. Paulus macht ein Wortspiel und erklärt, dass Onesimus, „einst keinen Nutzen brachte“ (V. 11). Doch jetzt sei Onesimus für Paulus und für Philemon zum grossen Nutzen geworden (V. 11). Deshalb würde er ihn am liebsten in Rom behalten, schickte ihn aber mit einem Empfehlungsbrief nach Kolossä zurück zu seinem Herrn (V. 12-13).

Im ersten Jahrhundert gab es die Sklavschaft noch. Dieser Brief muss in diesem Licht verstanden werden. Onesimus war ein Sklave, d. h. das Eigentum Philemons. Philemon wäre berechtigt gewesen, das Todesurteil über seinen Sklaven zu verhängen. Christen können eine Sklavschaft vom Glauben her heute nicht mehr rechtfertigen. Doch das Neue Testament gibt für die Beziehungen zwischen Herren und Sklaven klare Instruktionen (Eph 6,5-9; Kol 3,22 - 4,1). Sklavschaft wird in der Bibel nicht verurteilt, nicht einmal im Philemonbrief.

Paulus verschönte das Unrecht nicht, das Onesimus begangen hatte, sondern setzte sich für den neugewonnenen Bruder ein. Er bat Philemon, ihn wieder aufzunehmen, denn er sei nun ein Bruder. Er bat ihn auch ihm zu vergeben.

 

 III. Einteilung

Titel: Fürsprache für einen entronnenen Sklaven.

1.  Einleitung: Absender und Empfänger des Briefs (V. 1-3).

2.  Danksagung: Philemons vorbildlicher Glaube (V. 4-7).

3.  Fürsprache: Paulus setzt sich für den Sklaven Onesimus ein (V. 8-20).

4.  Schlussworte: Abschliessende Grüsse (V. 21-25).

Stichwort: Vergebung.

Schlüsselvers: „Wenn du mich für deinen Gefährten hältst, so nimm ihn auf, wie du mich aufnehmen würdest“ (V. 17).

 

 IV. Lektionen

In diesem Brief geht es um Kränkung (V. 11.18), Mitleid (V. 10), Fürsprache (V. 10.18.19), Ersatzleistung (V. 18.19), Wiederaufnahme (V. 15) und um eine neue Beziehung (V. 16). Paulus versucht mit grosser Fürsorge und Liebe die beiden Parteien wieder zusammen zu führen. Das Erkennungsmerkmal unserer Gotteskindschaft ist Versöhnung, Vergebung, Frieden und Agape-Liebe.

Dieser Brief lehrt uns den Umgang mit Konflikten in der Gemeinde. Konflikte können das Beste sein, was einer Gemeinde zustossen kann! Der Brief lehrt uns, wie Konflikte erfolgreich im Glauben gelöst werden.

Dieser Brief ist eine grosse Ermutigung, niemals einen Menschen abzuschreiben, sondern an die Veränderung zum Guten zu glauben, die durch den Heiligen Geist Gottes bewirkt werden kann.

Dieser Brief ist eine praktische Lektion des Gebets Jesu in seiner Bergpredigt (Mt 6,12-15): „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben haben jenen, die an uns schuldig geworden sind.“