Überblick-NT08: Hebräer

Überblick Neues Testament

 

 

 I.   Verfasser, Empfänger, Zeit

Da sich der Autor nicht persönlich mit Namen zu erkennen gibt, werden auf theologischer Seite folgende Personen dahinter vermutet: 1. Lukas, Timotheus, Apollos, Barnabas, Silas, Aquila und Priscilla usw. (es gibt keine geschichtlichen Beweise für eine dieser Personen). 2. Die Überlieferung, die am meisten überzeugt ist, dass der Apostel Paulus diesen Brief schrieb (doch dies zu behaupten oder gar zu lehren, wäre zu weit gegriffen). Es gibt ältere Bibeln (die Englische KJV), die den Hebräerbrief Paulus zuordnen. Viel wichtiger ist die Ansicht, dass der primäre Verfasser der Heilige Geist Gottes ist (Eph 3,4).

Hebräer 10,34: Die Schlachterbibel, die sich auf den Textus Receptus stützt übersetzt diesen Vers folgendermassen: „Denn ihr hattet Mitleid mit mir in meinen Ketten bewiesen und den Raub eurer Güter mit Freunden hingenommen ...“ Damit würde die Verfasserschaft auf Paulus fallen. Bibeltexte, die sich auf den Codex Sinaiticus stützen (älteste, aber nicht beste Handschrift) unterstützen mit diesem Vers Paulus als den Autor.

Hebräer 13,18-25: Es ist interessant dass der Autor beim Schlusswort von „uns“ und „wir“ spricht. Daraus können wir folgern: Der Autor war nicht allein auf einer Insel, sondern umgeben von andern Gläubigen. Vielleicht wurden einige sogar miteinbezogen in die Gedankengänge dieses Briefes. Offensichtlich kannten die Empfänger den Autor und die, welche bei ihm waren. Timotheus, der engste Mitarbeiter des Paulus, war bereits abgereist und verliess den Autor. Der Brief wurde in Italien geschrieben, vermutlich von Rom aus. Der Aufruf: „Betet für uns!“ folgt unmittelbar nach der Ermahnung den Gemeindeleitern zu gehorchen (V. 18). Der Verfasser zählt sich auch zu den Leitern. Paulus endete seine Briefe oft mit der Bitte für ihn und sein Team zu beten (1Thess 
5,25; 2Thess 3,1). Aus diesen und vielen anderen Gründen ist es auf jeden Fall keineswegs falsch, Paulus als möglichen Autor für den Hebräerbrief zu sehen.

Wenn der Verfasser tatsächlich Paulus war, dann musste es vor seiner Hinrichtung gewesen sein, d. h. um 63-64 nach Christus. Der Brief wurde in der Lebensspanne der zweiten Generation von Christen geschrieben (2,1-4), ohne Zweifel aber vor der Zerstörung Jerusalems. Wenn es ein anderer Schreiber war, dann konnte es durchaus ein paar Jahre später gewesen sein, jedoch vor der Zerstörung des Tempels im Jahre 70 n. Chr.

Der Hebräerbrief wird nach den Empfängern benannt, die der Autor kannte (13,18-19). Offensichtlich waren die Empfänger jüdische Christen in Palästina, die schon länger im Glauben standen (5,12; 10,32; 13,7). Vermutlich machten sie eine kleinere Gruppe aus in einer Gemeinde (13,17.24). Sie begannen ihr christliches Leben mit Begeisterung (6,10; 10,33-34). Sie erfuhren Verfolgungen und wurden entmutigt (10,31-32). Sie besuchten die Versammlungen nicht mehr regelmässig (10,25). Sie waren in Gefahr ihren Glauben an Christus aufzugeben und wieder zum Judentum zurück zu fallen (2,1ff.; 6,1-6; 10,26-31).

 

 II.   Hintergrund

Es war in der Zeit, in der die Stadt Jerusalem noch stand (Untergang: 70 n. Chr.). Die noch attraktive Stadt Jerusalem wird als keine bleibende Stadt dargestellt (13,14). Der Tempel in Jerusalem musste zuerst vollständig zerstört werden bis einige Juden endlich begriffen, dass der Gottesdienst des alten Bundes endgültig ausser Kraft gesetzt wurde. Es ist für uns heute schwer vorzustellen, was für eine herrliche Macht und Pracht der Tempel und das hohepriesterliche Amt im Judentum darstellte. Obschon die Juden Herodes verachteten, der ihnen den Tempel ausbaute, so
bewunderten sie doch dieses prachtvolle Kunstwerk, seit den Tagen Salomos.

Das Heiligtum in Jerusalem wird als Gleichnis für die gegenwärtige Zeit (auf damals im ersten Jahrhundert bezogen) dargestellt (9,9). Mit der gegenwärtigen Zeit wird auf den Gottesdienst einiger Juden hingewiesen,
die noch unter dem alten Bund lebten. Der Hohe Priester und die levitischen Priester führten ihre Tempeldienste noch aus (13,11). Kapitel 5,1-4 wird in der Gegenwart geschrieben. Kapitel 9,6-8 wird erneut in der Gegenwart geschrieben. Es wird betont, dass Jesus der Mittler des Neuen Bundes ist, durch den sich jedes weitere Opfer erübrigt (9,11-22; 10,1-18). Die Zeit des Neuen Bundes ist gekommen, die als bessere Zeit gilt (8,6.13). Der Neue Bund gilt für alle Menschen, die an Christus Jesus glauben (8,7-12).

Die beste Schlussfolgerung ist, dass dieser Brief für die Judäer gedacht war, die den Inhalt der Botschaft dringend brauchten. Sie mussten im Glauben ermutigt werden auf die bevorstehenden tragischen Ereignisse (Zerstörung Jerusalems), auf die schon Jesus prophetisch hinwies (Mt 24; Mk 13; Lk 21). Sie mussten das Judentum hinter sich lassen und endlich verstehen: Im AT hatte das Volk das Zelt und der Tempel als Vorbild für den Himmel. Im NT haben die Gläubigen die Gemeinde als Vorbild für den Himmel (Eph 2,20-21). Schliesslich geht es nicht mehr um irdische Dinge, sondern um das unerschütterliche himmlische Reich Gottes (12,28).

 

 III. Einteilung

Titel: Worte der Ermutigung.

1. Christus ist besser als die Propheten und Engel (Kap. 1).

2. Ermahnung (2,1-4).

3. Christus ist besser als die Engel und als Mose (2,5 - 3,6).

4. Ermahnung (3,7 - 4,16).

5. Christus hält eine bessere Priesterschaft inne, Teil 1 (5,1-10).

6. Ermahnung (5,11 - 6,20).

7. Christus hält eine bessere Priesterschaft inne, Teil 2 (7,1 - 10,18).

8. Ermahnung (10,19 - 13,25).

Schlüsselwort: besser.
Schlüsselvers: „Er dagegen wurde zu einem weit höheren Dienst bestellt, denn er ist der Mittler eines besseren Bundes, der auf bessere Verheissungen gegründet ist“ (Kap. 8,6).

 

 IV. Lektionen

Es handelt sich weniger um einen Brief im literarischen Sinn als vielmehr um eine Predigt mit blockweisen Warnungen:

1.  Missachtung des Heils (2,1-4)

2.  Verhärtung des Herzens (3,7-19)

3.  Ungehorsam (4,11-13)

4.  Unmündigkeit und Trägheit (5,11-6,12)

5.  Vorsätzlich Sündigen (10,19-31)

6.  Zurückweisung der Worte Gottes (12,25-29)

Liste der Gefahren:

1.  Die Gefahr, am Heil vorbeizutreiben (2,1-4) = Gleichgültigkeit

2.  Die Gefahr der Verhärtung (3,7-8.15) = Unglaube

3.  Die Gefahr des Rückfalls (5,11; 6,1-2) = Ignorierung

4.  Die Gefahr des bewussten Sündigens (10,19-39) = Auflehnung

5.  Die Gefahr der Missachtung des Heils (12,14-29) = Undankbarkeit

Liste der Ermahnungen:

1.  Lasst uns mit Furcht darauf achten ... (4,1)

2.  Lasst uns bemühen in jene Ruhe einzugehen ... (4,11)

3.  Lasst uns am Bekenntnis festhalten ... (4,14)

4.  Lasst uns mit Zuversicht hintreten vor den Thron der Gnade ... (4,16)

5.  Lasst uns die Anfangslehre über Christus ablegen ... (6,1)

6.  Lasst uns hinzutreten mit aufrichtigem Herzen ... (10,22)

7.  Lasst uns festhalten am unverrückbaren Bekenntnis... (10,23)

8.  Lasst uns einander anspornen zur Liebe und zu guten Taten ... (10,24)

9.  Lasst uns alle Last ablegen und die Sünde ... (12,1)

10. Lasst uns mit Ausdauer laufen im Wettkampf ... (12,1)

11. Lasst uns dankbar sein und Gott dienen ... (12,28)

12. Lasst uns seine Schmach tragen... (13,13)

13. Lasst uns Gott allezeit als Opfer ein Lob darbringen ... (13,15)

 

 V.   Besonderes

Schatten der zukünftigen Dinge

 

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