Überblick-NT11b: 2. & 3. Johannes

Überblick Neues Testament

 

 

 I.   Verfasser, Empfänger, Zeit

Verfasser: Der Apostel Johannes, der alle drei Briefe, sowie das vierte Evangelium und die Offenbarung schrieb (Mt 10,2). Wie im Evangelium nennt er sich zwar auch in den Briefen nicht mit Namen. Eine Anzahl Merkmale offenbaren aber seine Identität. Zudem gab es keine einzige Stimme im Altertum, die seine Verfasserschaft anzweifelte. Wir wissen nur, dass er sich in beiden Briefen als Ältester bezeichnet (V. 1).

Empfänger: Vermutlich gehen beide Briefe an die Gemeinde in Ephesus und die umliegenden Gemeinden in Asien. Beide sind persönliche Briefe.

Der zweite Brief wird „an die auserwählte Herrin“ gerichtet (V. 1). Das könnte eine bildliche Sprache für eine Gemeinde sein (Eph 5,23.24.29-32). Doch der warme und persönliche Inhalt bezieht sich vermutlich mehr auf eine christliche Mutter, die vielleicht in der Nähe von Ephesus lebte. Wenn dieser Brief an eine auserwählte Frau gerichtet ist, dann ist dies der einzige Brief im Neuen Testament, der an eine weibliche Person geht.

Der dritte Brief ist an „Gaius“ adressiert (V. 1). Es gibt mindestens drei Gaiuse im Neuen Testament (Apg 19,29; 20,4-5; Röm 16,23). Wir wissen nicht welcher Gaius gemeint war und ob er überhaupt in den neutestamentlichen Schriften vorkommt. Sicher ist, dass dieser Gaius ein wunderbarer christlicher Mann war.

Ort und Zeit: Ephesus, ca. 85-90 nach Christus. Genauer Zeitpunkt und Ort der Abfassung sind uns nicht bekannt. Die am ehesten vertretbare Meinung ist, dass alle Johannesbriefe um die Mitte des letzten Drittels des ersten Jahrhunderts an die Gemeinden in Asien gerichtet wurden.

 

 II.   Hintergrund

Auch im zweiten Johannesbrief geht es um die Warnung vor dem Antichristen, der damals auf den Gnostizimus bezogen war.

Die philosophische Irrlehre, mit der sich der erste und zweite Johannesbrief befasst, ist eine frühe Form des Gnostizismus.

Der Gnostizismus war eher eine Religionsphilosophie als ein Einzelsystem. Er war aufgebaut auf der Voraussetzung, dass der Geist gut, die Materie jedoch böse sei und dass es zwischen beiden keine dauerhafte Verbindung geben könne: Denn, wenn Jesus Gott ist und somit vollkommen, dann kann er niemals Fleischesgestalt angenommen und auf dieser Welt gelebt haben. Fleisch und Materie sind böse und können deshalb unmöglich eine Einheit mit dem Geist bilden. Die Rettung liegt in einer Flucht aus der Welt der Materie in die Welt des Geistes. So entstand die Lehre des Doketismus (dokeo= scheinen), in der behauptet wurde, dass Jesus nicht wirklich Mensch geworden sei, sondern nur erschienen sei in geistiger Gestalt. Deshalb warnt Johannes ganz bewusst vor dieser Irrlehre (1Joh 4,1-3). Für weitere Ausführungen, siehe Hintergrund im 1. Johannesbrief!

Der zweite und dritte Brief sind Fortsetzungen aus dem ersten Brief. Vermutlich wurden alle drei Briefe zusammen versandt. Diese drei Briefe geben uns einen kleinen Einblick in die Gemeinde des ersten Jahrhunderts.

 

 III. Aufbau des zweiten Johannesbriefes

Titel: Halte fest an der Liebe und Wahrheit.

1.  Anschrift und Segensgruss (V. 1-3).

2.  Liebe zu den Geschwistern im Glauben (V. 4-6).

3.  Warnung vor Irrlehrern (V. 7-11).

4.  Ankündigung eines Besuches und Schlussgrüsse (V. 12-13).

Schlüsselwort: Wahrheit.

Schlüsselvers: „Ich habe mich sehr gefreut, unter deinen Kindern solche gefunden zu haben, die ihren Weg in der Wahrheit gehen ...“ (Vers 4).

 

 IV. Aufbau des dritten Johannesbriefes

Titel: Lobenswerte Gastfreundschaft.

1.  Anschrift und Segensgruss (V. 1-4).

2.  Gastfreundschaft für Geschwister im Glauben (V. 5-8).

3.  Zurechtweisung des Diotrephes (V. 9-10).

4.  Empfehlung des Demetrius (V. 11-12).

5.  Wunsch eines Besuches und Schlussgrüsse (V. 13-15).

Stichwort: Gastfreundschaft.

Schlüsselvers: „Geliebter Freund, du handelst treu in dem , was du an den Brüdern tust, und noch dazu an fremden“ (Vers 5).

 

 V.   Lektionen

Zweiter Brief: Die Sensationsfreudigen von heute sprechen von einer geheimnisvollen Person, die sie als „Antichrist“ bezeichnen, der vor Christi Wiederkunft erscheine. Johannes machte es schon in seinem ersten Brief klar. Diese Bezeichnung darf nicht auf eine einzige Person bezogen werden, die tausend Jahre später leben soll. Diese Bezeichnung muss vielmehr auf die Lehre des Gnostizimus in jenen Tagen bezogen werden. Die Gnostiker leugneten, dass Christus im Fleisch auf diese Erde kam (V. 7; 1Joh 2,18-19.22; 4,1-6).

Dritter Brief: Wäre es nicht wunderbar, wenn wir in unseren Tagen einen solchen Brief von einem Apostel oder gar von Jesus selbst empfangen würden? Was würde Jesus dir wohl schreiben? Bin ich ein Gaius, ein Demetrius oder ein Diotrephes?