Paulus-02: Seine Missionsreisen

Das Leben des Paulus

 

 

 I.   Erste Missionsreise (Apg 13,1 – 14,28)

Wir befinden uns in der Zeit zwischen 47-48 nach Christus.
Bis zu diesem Zeitpunkt war Petrus die Schlüsselperson der Apostelgeschichte. Ab Kapitel 13 ist Paulus die Schlüsselperson. Hier beginnt also die Phase 3 im Missionsbefehl Jesu: Apg 1,8.

Hier geschieht bereits das erste Wunder, als Gläubige in der Gemeinde zu Antiochia den Herrn anbeteten: Apg. 13,2-3. Gott greift dort ein, wo Menschen ihn anbeten und sich IHM ganz weihen. Paulus und Barnabas waren auserwählte Werkzeuge für den Herrn. Deshalb sprach der Heilige Geist zu den betenden und fastenden Männern!

Paulus und Barnabas gehorchten dieser Aussendung und reisten zuerst auf die Insel Cypern (Abfahrt vom Hafen Seleucia).

Warum ausgerechnet nach Cypern? 

-Weil es die Heimat des Barnabas war (4,36).

- Weil sie sich in den vielen jüdischen Synagogen, die es auf der Insel gab, eine grosse Zuhörerzahl versprachen.

- Weil das Evangelium dort schon mit ziemlichem Erfolg gepredigt wurde: Apg. 11,19-21.

Die Insel war etwa 220 Kilometer lang und an der weitesten Stelle 90 Kilometer breit.

Nachdem sie Salamis, die östlichste Stadt der Insel besuchten, durchwanderten sie die ganze Insel in der Länge und kamen nach Paphos. Dort geschah das zweite Wunder (13,11). Als Paulus dem Statthalter das Evangelium verkündigen wollte, kam ein jüdischer Zauberer, namens Elymas und versuchte den Statthalter vom Glauben abzubringen. Das erzürnte Paulus und es heisst: Apg 13,9-12.

Dann fuhren sie mit einem Schiff nach Perge. Von Perge zogen sie in nördlicher Richtung nach Antiochia (in Pisidien). Am Sabbat besuchten sie die jüdische Synagoge. Dort wurden sie als Gäste aufgefordert, an die Anwesenden ein Wort der Auferbauung zu richten (13,15: das war so üblich). Da begann Paulus seine Predigt mit einem kurzen Überblick der Geschichte Israels, angefangen von der Knechtschaft in Ägypten, bis zur Zeit König Davids. Dann zeigte Paulus auf, dass es Gottes Plan war, aus David den verheissenen Nachkommen hervorgehen zu lassen, nämlich: Jesus, den Erretter der ganzen Menschheit.

Paulus beendigte seine Verkündigung mit revolutionären Gedanken, indem er behauptete: Apg 13,38-39. Die Juden hörten aufmerksam zu. Sie mussten umdenken lernen. Nicht das Gesetz Mose spricht sie gerecht, sondern der Glaube an Jesus Christus. Paulus warnt seine Brüder vor der Ablehnung seiner Verkündigung, dass sie sich schuldig machen und von Christus bestraft werden, wie schon die Propheten dies voraussagten (z. B. Hab 1,5).

Einige wollten diese neue Botschaft noch einmal hören und da man damals noch kein Tonband hatte, hielt Paulus am folgenden Sabbat seine Predigt noch einmal.  Es heisst: Apg 13,44-45. Ab diesem Zeitpunkt wendete sich Paulus erstmals den Heiden zu und so blühte das Evangelium in jener Stadt und erreichte die ganze Gegend.

Dann zogen Paulus und Barnabas nach Ikonium, Lystra und Derbe und sie suchten jeweils am Sabbat die Synagogen auf. In Ikonium liess der Herr durch die Hand des Paulus und Barnabas Zeichen und Wunder (14,3) geschehen. In Lystra heilte Paulus einen Mann, der von Geburt an verkrüppelte Füsse hatte (14,10). Da machten sie Paulus und Barnabas zu ihren Göttern: Paulus nannten sie Hermes. Barnabas war der Zeus. Um diese ungewöhnliche Reaktion der Bewohner Lystras zu verstehen, muss man den Hintergrund dieses abergläubischen Volkes kennen.

Die Legende sagt, dass einst die Götter Zeus und Hermes verkleidet auf die Erde kamen und niemand habe ihnen Gastfreundschaft gewährt. Nur zwei Bewohner, die sich dieser Gottheiten nicht bewusst waren, nahmen sie schliesslich auf. Als Folge wurden sie belohnt, während der Rest der Bevölkerung durch eine grosse Flut umkam. Diesen Fehler wollten die Bewohner von Lystra nicht noch einmal machen. Deshalb wollten sie dem Paulus und Barnabas mit viel Prunk und Feierlichkeit opfern, weil sie dachten, sie seien Götter.

Doch Paulus und Barnabas liessen dies nicht zu: Apg 14,14-15. Die Volksmenge wollte sich von ihrem Vorhaben nicht abbringen lassen. Zu allem Elend kamen auch noch die jüdischen Feinde aus den anderen Städten nach Lystra und hetzten die Volksmenge gegen Paulus und Barnabas auf. Nachdem sie Paulus gesteinigt hatten, schleiften sie ihn aus der Stadt und liessen ihn tot liegen.

Paulus aber stand auf und zog mit Barnabas nach Derbe. Als sie Derbe erreichten, kehren sie um und zogen denselben Weg wieder zurück bis ans Mittelmeer, besuchten in jeder Stadt die neuentstandenen Gemeinden und setzten überall Älteste ein (14,23).

Dann reisten sie mit dem Schiff zurück nach Antiochia (in Syrien): Apg 14,26-28. Von der Gemeinde in Antiochia aus schrieb Paulus vermutlich seinen Galaterbrief, der an alle besuchten Gemeinden in Galatien ging. Das war ca. im Jahre 48 n. Chr.

 

 II.   Zweite Missionsreise (Apg 15,35 – 18,22)

Paulus schlägt Barnabas vor, erneut die Städte aufzusuchen, wo sie zuvor das Wort des Herrn verkündigt hatten (15,35-36). Doch Barnabas wollte den Johannes Markus wieder mitnehmen. Paulus aber lehnte das ab, weil dieser sie auf der ersten Reise verlassen hatte. So kam es zwischen Paulus und Barnabas zu einer heftigen Auseinandersetzung, die schliesslich zur völligen Trennung führte. Während Barnabas den Johannes Markus mit sich nahm und nach Cypern ging (15,39), wählte Paulus den Silas als seinen Begleiter für seine zweite Missionsreise aus (15,40).

Paulus durchzog die neugegründeten Gemeinden, angefangen mit Derbe (letzte Stadt auf erster Reise), dann Lystra (wo er gesteinigt wurde). Es ist erstaunlich, was für einen Mut und Evangelisationsdrang Paulus aufbrachte. Später schrieb er den Römern (Röm 1,16): „Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; eine Kraft Gottes ist es zur Rettung für jeden, der glaubt, für die Juden zuerst und auch für die Griechen.”

In Lystra lernte er einen wichtigen Mann kennen, der sein engster Mitarbeiter wurde: Timotheus.

Vom Heiligen Geist (gehindert 16,6) und vom Geist Jesu geführt (16,7) kamen sie nach Troas. Dort hatte Paulus während der Nacht eine Vision (Paulus wurde vom Herrn Tag und Nacht begleitet). Ab diesem Zeitpunkt redet Lukas, der die Apostelgeschichte geschrieben hatte, in der „Wirform“ (16,10), was uns verrät, dass er nun auch dabei war. Die Reisegruppe bestand hier aus mindesten vier Personen:

- Paulus und Silas.

- Timotheus und Lukas.

In Philippi begegnen wir einer weiteren Bezeugung, die Paulus als Gottesmann darstellt: Eine griechische Sklavin, die von einem Wahrsagergeist besessen war, wörtlich „von einem Geist eines Python“ (V. 16).

In der griech. Mythologie hatte der Gott Apollo eine Pythonschlange erschlagen, dessen Geist dann das delphische Orakel beherrschte, von dem nun diese Sklavin ihre wahrsagerischen Anweisungen empfing. Es besteht kein Zweifel, dass sie vom Teufel besessen war. Tagelang lief sie dem Paulus und seinen Begleitern hinterher und schrie: Apg 16,17-24. Paulus trieb dieser Frau den Dämon aus, sodass sich die Verheissung erfüllte, die Jesus nach seiner Auferstehung seinen Jüngern gab (Mk 16,17): „Denen aber, die zum Glauben kommen, werden diese Zeichen folgen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, in neuen Sprachen werden sie reden.” Also nicht durch die Gläubiggewordenen geschahen Zeichen und Wunder, sondern durch die Hände der Apostel (Apg 5,12)!

Diese ganze Begebenheit führte zur Gefangennahme des Paulus und Silas und zur schrecklichen Auspeitschung. Doch was am Anfang bei Gott als Strafe ausschaut, kann sich schnell in einen gewaltigen Sieg umwandeln! Statt niedergeschlagen zu sein, sangen Paulus und Silas, in ihren Zellen dem Herrn Loblieder (16,25). Um Mitternacht liess der Herr ein grosses Erdbeben geschehen, dass die Fundamente des Gefängnisses erschüttern liess. Die Gefängnistüren öffneten sich durch dieses Wunder und die Ketten fielen den Gefangenen ab (V. 26). Als der Kerkermeister sah, was geschehen war, nahm er an, dass alle Gefangenen entflohen seien und befürchtete schlimme Bestrafung und Folterung. Deshalb nahm er ein Schwert und wollte sich das Leben nehmen. Doch Paulus verhinderte das, indem er dem Kerkermeister zurief: Apg 16,28-34.

Von dort aus reisten sie weiter nach Thessalonich, über Beröa, bis hinunter zum heutigen „Peleponnes“: Athen und Korint. Athen war ganz dem Götzendienst ergeben. Sarkastisch wurde gesagt, dass man in Athen leichter einen Gott als einen Menschen treffen konnte. In der Stadt gab es viele Altäre, die unbekannten Göttern geweiht waren. Sechshundert Jahre zuvor war die Stadt von einer schrecklichen Seuche heimgesucht worden. Vor lauter Angst einen Gott zu vernachlässigen und dafür bestraft zu werden, opferte man deshalb auch unbekannten Göttern.

Dieser Götzendienst ereiferte den Geist des Paulus, so dass er täglich auf dem Markt mit vielen Menschen über den wahren Gott redete. Er traf Epikuräer (sie lehrten, dass der Mensch jedem Verlangen nachgeben und sich jede Lust erfüllen sollte). Er redete mit Stoikern (ihre Philosophie war genau das Gegenteil, nämlich dass der Mensch nur frei sein könne, wenn er naturgemäss lebe und ihn weder Leid noch Freud beherrschen könne). Doch grundsätzlich waren die Athener neugierig auf alles Neue und wollten auch von Paulus mehr hören, als er ihnen vom unbekannten Gott verkündigte: Apg 17,29-34.

Paulus sieht die Auferstehung Christi von den Toten als Beweis dafür, dass Jesus die Welt richten wird (Röm 1,4). Doch, nachdem Paulus seine Zuhörer mahnt, vom Götzendienst abzulassen und sich dem einzig wahren Gott zuzuwenden, wird er von vielen ausgelacht und verspottet. Es gab aber doch einige Menschen, die sich ihm gläubig anschlossen.

Als letzte Station auf seiner Reise ging Paulus nach Korinth. Dort war er gezwungen, für seinen Lebensunterhalt zu arbeiten. Aus Korinth schrieb er die beiden Briefe an die Thessalonicher (ca. 50-51 n. Chr.). Wie gewohnt, ging Paulus am Sabbat in die jüdische Synagoge und predigte, „dass Jesus der Christus sei“ (V. 5). Dort konnte er, trotz heftigem Widerstand einiger Juden, den Synagogenvorsteher überzeugen und es heisst (Apg 18,8): „Crispus aber, der Synagogenvorsteher, kam mit seiner ganzen Familie ebenfalls zum Glauben an den Herrn; und viele Bewohner von Korinth, die davon hörten, kamen zum Glauben und liessen sich taufen.”

In einer Vision empfing Paulus von Gott die Zusicherung seines Beistands. So blieb er 18 Monate in Korinth und lehrte das Wort Gottes (V. 11). Später schrieb er diesen Brüdern die drei Korintherbriefe, wovon uns nur zwei erhalten blieben. Schliesslich reiste Paulus nach Ephesus und von dort zurück nach Jerusalem und Antiochia (in Syrien).

 

 III. Dritte Missionsreise (Apg 18,23 – 21,17)

Paulus hielt es nicht lange in Antiochia Syrien. Noch im selben Jahr begibt er sich auf seine dritte Reise; das ist 52 n. Chr. Diese dritte Reise unterschied sich von den zwei vorangegangen Reisen: Sie war (im engsten Sinn) keine „Missionsreise“. Paulus reiste diesmal als „Seelsorger“, der seine Arbeit hauptsächlich auf zwei Städte konzentrierte: Ephesus und Korinth. Sein Weg führte ihn zunächst über Galatien und Phrygien: Apg 18,23.

Während dieser Zeit trat ein grosser Prediger namens Apollos aus Alexandrien (= Hafenstadt in Ägypten) in Ephesus auf (Apg. 18,24-28). Alexandria war die Hochburg der glänzenden Gelehrten, Intellektuellen und grossen Männern. Die Stadt verfügte über die grösste Bibliothek der damaligen Welt. Auch die Septuaginta (LXX = das AT in Griechisch) wurde dort von über 70 Gelehrten erarbeitet.

Apollos war also ein begabter jüdischer Gelehrter aus Alexandria, der sich in den heiligen Schriften sehr gut auskannte. Er reiste nach Ephesus, um dort den Menschen das Evangelium von Jesus zu verkündigen. Er musste ein von Gott begnadeter Redner gewesen sein, wortgewandt und „feurig im Geist“ wie es heisst (Apg 18,25).

Doch da gab es ein Problem: Obschon Apollos genau über Jesus lehrte, kannte er nur die Taufe des Johannes. Das ist für Bibelkenner eine Warnung, dass nämlich auch ernsthafte Menschen, die sich in den Schriften gut auskennen, irren können! Deshalb ist es wichtig, dass jeder Christ seine Bibel genau liest und in allem guten Gewissen vor Gott wandelt. Mit allem guten Gewissen bedeutet jedoch lernwillig zu sein, bereit zu prüfen und eventuell zu revidieren, was uns gelehrt und gesagt wird.

Weil Apollos diese lernende und geistliche Gesinnung an den Tag legte, nahm er die Belehrung durch Aquila und Priscilla dankbar an. Es heisst, dass sie ihn ohne grosse Vorwürfe und Anklagen beiseite nahmen und ihm „den Weg Gottes genauer“ auslegten (Apg 18,26).

Was musste er denn noch genauer erkennen?
Offensichtlich wusste er noch nicht, dass die Taufe des Johannes durch die Taufe auf Christus ersetzt worden war. Bei der Taufe des Johannes konnte man nicht bleibende Vergebung für die Sünden und den Heiligen Geist empfangen. Erst seit dem Tod Jesu bekam die Taufe auf Christus seine richtige Bedeutung, durch die man sein Gewissen reinigen und den Heiligen Geist empfangen konnte. Wir sehen also: Taufe ist nicht gleich Taufe! Auch heute gibt es viele Menschen, die irgendwann und irgendwo einmal getauft wurden, aber nicht mit der biblischen Taufe!

Schliesslich kam Paulus nach Ephesus, wo er drei Jahre (20,31) seines Lebens verbrachte (das ganze Kapitel 19 berichtet davon). Ephesus war die Hauptstadt der römischen Provinz Asia und galt als eine der drei bedeutendsten Metropole des Altertums. Es gab gepflasterte Strassen, Bäder, Bibliotheken, ein grosses Stadion und den berühmten Tempel, wo Tempeldirnen im Dienst ihrer Götter das Geld einbrachten. Ephesus war auch eine wichtige Hafenstadt. Eine Stadt also, in der es alles gab, auch ideale Räumlichkeiten, wie den Lehrsaal des Tyrannus, den Paulus für seine Vorträge mietete (Apg 19,9). Von Ephesus aus konnten Paulus und seine Begleiter die neuen Gemeinden in Asia gut erreichen. Es wurden aber auch neue Gemeinden gegründet: Kolossä und Laodizea.

Die erste Begegnung hatte Paulus mit 12 Johannesjüngern (Apg 19,1-7). Hier begegnen wir demselben Problem noch einmal. Auch die Johannesjünger kannten nur die Taufe des Johannes. Paulus fragt sie deshalb zuerst: Apg 19,2-5.

Die Taufe des Johannes unterschied sich in den folgenden Punkten von der Taufe Jesu:

-Die Taufe des Johannes: Sie war ein Untertauchen ins Wasser.
-Die Taufe auf Jesus: Sie ist ein Untertauchen ins Wasser.

-Die Taufe des Johannes: Sie diente zur Vorbereitung auf die Heilszeit.
-Die Taufe auf Jesus: Sie ist die Erfüllung der Heilszeit.

-Die Taufe des Johannes: Sie war nur zur Busse.
-Die Taufe auf Jesus: Sie geschieht aufgrund des Glaubens.

-Die Taufe des Johannes: Sie sollte auf das Kreuz Christi hinweisen.
-Die Taufe Jesu: Sie schaut auf das Kreuz zurück.

-Die Taufe des Johannes: Durch sie bekannte man seine Sünden (Mk 1,5).
-Die Taufe Jesu: Man bekennt gläubig den Herrn Jesus.

-Die Taufe des Johannes: Sie wurde auf keinen Namen vollzogen.
-Die Taufe Jesu: Sie wird auf den Namen des Vaters,
 des Sohnes und des hlg. Geistes vollzogen (Mt 28,19).

-Die Taufe des Johannes: Sie war zur Vergebung der Sünden,
 konnte jedoch keine Sünden tilgen (Hebr 9,22).
-Die Taufe Jesu: Sie ist zur Vergebung der Sünden
 und tilgt alle Schuld durch das Blut Christi (Hebr 10,4-10).

-Die Taufe des Johannes: Durch sie erhielt man keinen Heiligen Geist.
-Die Taufe Jesu: Durch sie erhält man die Gabe des Heiligen Geistes.

Zudem war die Taufe des Johannes keine Bedingung und nicht heilsentscheidend, im Gegensatz zur Taufe auf Jesus. Die Taufe des Johannes wies auf den kommenden Messias hin, bereitete die Menschen auf die Heilszeit vor. Erst, die Taufe auf Jesus galt als gültige Taufe, durch die unsere gestörte Beziehung zu Gott wieder hergestellt werden kann. Dies erkannten auch die Johannesjünger sofort und liessen sich im Glauben auf den Namen des Herrn Jesu taufen, zur Vergebung ihrer Sünden. Sie erfanden keine Ausreden und Rechtfertigungen, sondern waren bereit, sich genauer belehren zu lassen und gaben ehrlich zu, dass sie nicht einmal von einen Heiligen Geist gehört hatten.

Leider fehlt den meisten Menschen in unserer heutigen Zeit diese geistliche Gesinnung. Nachdem sie getauft worden waren und den Heiligen Geist, als Siegel der Gotteskindschaft, empfangen hatten (Eph 1,13), legte Paulus ihnen die Hände auf und zeigte ihnen damit zusätzlich, wie machtvoll der Heilige Geist wirkt (sie empfingen eine besondere Gabe des heiligen Geistes, die wir heute bei unserer Bekehrung nicht mehr empfangen können, da sie nur die Apostel durch Handauflegung anderen weitergeben konnten). Anschliessend fingen die Jünger an, in fremden Sprachen zu reden und zu weissagen. Hier erkennen wir erneut, die besondere Geistesgabe, die Paulus als Apostel von Christus empfing, die wir in der heutigen Zeit nicht mehr besitzen.

Die machtvollen Taten des Paulus in Ephesus (Apg 19,8-40).
Nachdem Paulus drei Monate lang in der Synagoge von Ephesus vom Reich Gottes predigte und die Juden immer mehr anfingen zu schmähen, trennte er sich von ihnen. Er nahm seine Jünger mit sich und fing an, im bekannten Lehrsaal des Tyrannus, seine Verkündigung fortzusetzen. Wechselten sich Paulus, Silas, Timotheus, Lukas und Titus usw. in der Wortverkündigung ab? = Nein, nur Paulus predigte!

Zwei Jahre lang tat er das und es kamen Juden und Griechen von überall her, hörten ihm zu und Paulus bekräftigte das Wort durch machtvolle Taten. Wer vollbrachte diese Wundertaten? Alle Jünger und Gläubig gewordenen? Nein! Gott wirkte durch die Hand des Paulus, heisst es (V. 11)! Zeichen und Wunder wurden nicht von allen Gläubig gewordenen ausgeübt, wie das heute oft behauptet wird, sondern nur durch die auserwählten Apostel Christi (Apg 2,43; 5,12). Die folgenden Verse im Abschnitt zeugen davon, dass Paulus allein diese besondere Gnadengabe vom Herrn empfangen hatte.

Es gab nämlich sieben jüdische Beschwörer, die Paulus beobachteten und dann auch versuchten, im Namen Jesu, böse Geister auszutreiben (Apg 19,13-17). Doch dies misslang ihnen gründlich. Als sie im Namen Jesu einen Besessenen heilen wollten, kam der böse Geist über sie, sodass sie am Ende nackt und verwundet aus dem Hause flohen. Durch diesen Vorfall wurde der Name Jesu verherrlicht und die Verkündigung durch Paulus war noch erfolgreicher. Viele Quacksalber erkannten selbst, welchen Irrweg sie gegangen waren und trugen ihre Lehrbücher zusammen, um sie zu verbrennen, sodass schliesslich Bücher im Wert von 50'000 Drachmen (ca. 75'000 Sfr.) verbrannt wurden: Apg 19,20.

Nach dieser Begebenheit wollte Paulus die Brüder in Mazedonien und Achaja aufsuchen, die er auf seiner letzten Reise belehrt hatte, und dann noch Rom sehen, doch die Zeit dafür war noch nicht reif (Apg 19,21-22): Es war ca. 55 nach Christus. Paulus schrieb vermutlich in dieser Zeit seinen ersten Brief an die Gemeinde zu Korinth.

In Ephesus gab es den weltberühmten Götzentempel der Artemis, einer jungfräulichen Fruchtbarkeitsgöttin (= Statue mit vielen Brüsten). Artemis wurde als Tochter des Zeus, als Göttin des Mondes und der Jagd verehrt. Die Kunsthandwerker stellten sie deshalb, als Jägerin mit begleitenden Hunden oder Löwen, dar. Sie fertigten auch kleine Nachbildungen des Artemistempels an. Durch den Verkauf dieser weltberühmten Souvenirs machten die Silberschmiede in Ephesus ein grosses Geschäft (V. 25). Paulus aber ging gegen diesen Götzendienst vor und stiess auf grossen Widerstand, bei einem gewissen Demetrius, ein Silberschmied.  Dieser versammelte sich mit den anderen Silberschmieden und sagte zu ihnen: Apg 19,25b-34. Offenbar war eine Massenhysterie ausgebrochen. Die Silberschmiede konnten die Massen mit Erfolg aufstacheln. Schliesslich konnte ein hoher Stadtbeamter das Volk zum Schweigen bringen und die Menge auflösen (V. 40). Er erklärte der Menge, dass sie für ihr Verhalten bestraft werden könnten, denn die Römer nahmen einen Aufstand nicht leicht. Paulus aber kam in Ephesus gar nicht zu Wort.

So zog der Apostel mit seinen Reisegefährten hinweg, um die Brüder in Mazedonien3 und Griechenland4 zu besuchen: Apg 20,1. Es wird vermutet, dass er in Mazedonien den 2. Korintherbrief schrieb. Dann ging er weiter nach Griechenland, von wo er während seines drei monatigen Aufenthalts den Brief an die Römer verfasste.

Als Pauls nach Syrien abreisen wollte, planten fanatische Juden einen Anschlag wider ihn, sodass er sich kurzerhand entschloss, mit einer kleinere Gruppe auf dem Landweg über Mazedonien nach Troas7 zu gelangen. Die anderen Begleiter segelten mit dem Schiff voraus und warteten in Troas auf ihn.

In Troas hielten sie sich einige Tage auf, weil sie sich mit den dort lebenden Christen zur Anbetung versammeln wollten: Apg 20,7. Dieses Brotbrechen war der Mittelpunkt der wöchentlichen Anbetung und bezieht sich auf das Abendmahl. Der Sabbat war ein Teil des alttestamentlichen Gesetzes und hatte durch den Tod Christi seine Gültigkeit verloren (Röm 10,4). Von Anfang an versammelten sich die Christen regelmässig am Sonntag, denn an diesem Tag auferstand ihr Erlöser vom Grab. Deshalb pflegen wir diese Überlieferung heute noch, indem wir den Tod und die Auferstehung Christi feiern und verkündigen, bis er wiederkommt (1Kor 11,26). Auch die Ausgiessung des Heiligen Geistes fand zu Pfingsten statt (wörtlich; „der 50. Tag = Sonntag), sowie die Gründung der Gemeinde. Paulus predigte zur versammelten Gemeinde und zog die Rede bis Mitternacht hin. Er wollte am folgenden Tag abreisen, die Zeit ausnützen und den Jüngern so viel wie möglich beibringen, da er nicht wusste, wann er sie jemals wieder sehen würde. Doch während er noch redete, wurde er auf eine ungewöhnliche Weise unterbrochen. Unter seinen Zuhörern befand sich ein junger Mann, der ohne es zu merken einnickte und vom dritten Stock auf die Strasse fiel. Dort blieb er tot liegen, wie uns von Doktor Lukas berichtet wird. Paulus aber ging hinab, warf sich über den Jüngling und erweckte ihn zum Leben. Dieses Zeichen bestätigt den Paulus in hohem Masse als Apostel! Nach einer Essenspause ging es dann gleich weiter und Paulus lehrte die Gläubigen noch bis in den Morgen hinein, danach zog er weiter. Es ist interessant zu sehen, wie die ersten Christen gierig waren, nach der Botschaft des Evangeliums.

 

 II.   Rückreise von Troas nach Antiochia in Syrien (Apg 20,13 – 21,17)

Bevor es nach Hause ging, machte Paulus in Milet Halt und liess die Ältesten der Gemeinde aus Ephesus zu sich rufen (Apg 20,17). Vermutlich zog er es vor, nicht in die Stadt zurück zu gehen, damit nicht noch ein Aufruhr entsteht.

Die Bibel macht keinen Unterschied zwischen Bischöfen und Ältesten.

Vers 17: Persbyteros (πρεσβύτερος).

Vers 28: Episkopos (ἐπίσκοπος).

Beide Begriffe beziehen sich auf dieselbe Gruppe von Leuten, die aus Ephesus zu Paulus kamen. Diese Begriffe werden auswechselnd für die Vorsteher, Leiter und Hirten der Gemeinde gebraucht.

Eng verknüpft ist damit auch die Bezeichnung Hirte (griech. Poimén - ποιμήν, lat. Pastor). Ein Pastor war also auch ein Ältester, Bischof oder Hirte, der verheiratet war und Kinder hatte (1Tim 3,1-7). Es war kein Prediger oder Pfarrer im heutigen Sinn der Landeskirche.

Paulus ermahnt die Ältesten auf die Herde aufzupassen, denn es werden reissende Wölfe (das sind Irrlehrer und Gruppenspalter) kommen: Apg 20,28-32. Schliesslich kniete die ganze Gruppe nieder und betete zum Herrn. Sie erhoben ein lautes Wehklagen, umarmten und küssten Paulus. Sie waren sich bewusst, dass sie ihn vermutlich nie wieder sehen würden. Und so war es auch.

Von Milet aus reiste Paulus mit dem Schiff weiter bis nach Cäsarea. Als er im Haus des Evangelisten Philippus war, kam ein Prophet, namens Agabus von Judäa und prophezeite folgendes: Apg 21,10-14. Paulus war zu allem bereit für den Herrn und sein Reich. Deshalb ging er trotzdem nach Jerusalem.