Paulus-01: Sein früheres Leben

Das Leben des Paulus

 

 

 I.   Wer war Paulus? Was hatte er für eine Abstammung und Familie?

Paulus war ein kleiner Mann mit kahlem Kopf und gekrümmten Beinen. Er war kräftig, mit zusammengewachsenen Augenbrauen und etwas hervortretender Nase. Ein Mann voller Freundlichkeit und Tatendrang, so wird er uns in einem apokryphen Schreiben aus dem 2. Jahrhundert geschildert.

Paulus war stolz, ein Jude zu sein. Sein Vater war ein Pharisäer und er selbst war auch einer (Apg 23,6). Er hatte sich die römische Staatsbürgerschaft nicht bloss mit einer hohen Geldsumme erworben, sondern er war römischer Staatsbürger (Apg 22,25-28). In der damaligen Welt zählte man mit dem römischen Bürgerrecht zu den besser gestellten, zu denen die mehr Freiheiten genossen. Dies verhalf Paulus in besonders heiklen Situationen heraus. So verhinderte Paulus im letzten Moment, dass er in seiner Gefangenschaft ausgepeitscht wurde, indem er sich auf sein röm. Bürgerrecht berief. Der Kommandant befreite Paulus sofort von den Fesseln, da er wusste, dass dies seine Entlassung oder gar seine eigene Hinrichtung zur Folge hätte haben können.

Über seine Mutter ist uns nichts bekannt.

Seine Schwester wohnte in Jerusalem, war verheiratet und hatte mindestens einen Sohn, der bereits ein Jüngling war und der Paulus im Gefängnis über eine Verschwörung der Juden berichtete (Apg 23,16).

 

 II.   Wie wurde Paulus zum Apostel Christi berufen?

Es gibt vier wichtige Bibelabschnitte in der Apostelgeschichte, die uns über Paulus und seine Berufung mehr Aufschluss geben:

1. Saulus als Christenverfolger (Apg 8).

2. Saulus wird zum Paulus bekehrt (Apg 9).

3. Paulus als Gefangener in Jerusalem (Apg 22).

4. Paulus als Gefangener in Cäsarea (Apg 26).

SAULUS ALS CHRISTENVERFOLGER:

Als überzeugter Jude glaubte Paulus vorerst nicht an Jesus Christus und das Christentum, deshalb verfolgte er die neu bekehrten Christen: Apg 7,59 – 8,3. Paulus, der hier noch Saulus genannt wurde, nahm alle Christen gefangen und brachte sie nach Jerusalem, damit sie dort vor Gericht gestellt würden. Er liess sich von der Mehrheit seiner Volksgenossen mitreissen und überzeugen, dass die Christen Ketzer seien, die den jüdischen Glauben in Verruf bringen würden.

SAULUS WIRD ZUM PAULUS BEKEHRT:

Ein weiterer wichtiger Abschnitt berichtet uns über die ungewöhnliche Bekehrung des Paulus (Apg 9). Eines Tages, als er auf dem Weg nach Damaskus war, um dort christliche Gruppen aufzuspüren, wurde er von einem so starken Licht geblendet, dass er mit seinen Begleitern zu Boden stürzte und plötzlich nicht mehr sehen konnte. Es war Jesus Christus selbst, der ihm erschien. Wir lesen in Apg 9, dass Paulus von Jesus die Anweisung erhielt, nach Damaskus zu gehen. Dort wurde er von einem gottesfürchtigen Mann, namens Ananias, geheilt, bekehrt und zum Apostel berufen.

PAULUS ALS GEFANGENER IN JERUSALEM:

Schliesslich wurde Paulus vom Verfolger selbst zum Verfolgten, wegen seiner Überzeugung. Als Gefangener wurde ihm die Gelegenheit gegeben, sich vor seinen Anklägern und dem jüdischen Volk, in Jerusalem, mit einer Rede zu verteidigen. Diese Rede gibt uns Aufschluss über die Bekehrung und Berufung des Paulus: Apg 22,1-22. Aus dieser Rede können wir erkennen, dass Paulus tatsächlich von Jesus Christus selbst zum Aposteldienst berufen wurde. Es wäre völlig unmöglich, dass ein solch überzeugter Gegner des Christentums zu seinem eigenen Nachteil das Lager wechselt, wenn er keine göttliche Erscheinung gesehen hätte und alles nur eine Lüge wäre. Paulus war von einem Tag auf den andern bereit, für Christus Schmach und Schande zu ertragen, wie die übrige Christenheit.

PAULUS ALS GEFANGENER IN CÄSAREA:

Bei einer zweiten Verteidigungsrede erklärte Paulus dem König Agrippa folgendes: Apg 26,14-29. Jesus sagte zu Paulus: „Es ist schwer für dich, gegen den Stachel auszuschlagen.“ Mit dem Stachel war damals ein Treibstock gemeint, mit dem man die Ochsen beim Pflügen antrieb. Es gab Ochsen, die ausschlugen und sich zum Pflügen kaum antrieben liessen, doch dafür war eben dieser Treibstock, mit dem er einen zusätzlichen Schlag auf den Hintern kriegte, so dass er schliesslich gehorchte. In diesem Sinn war Paulus wie ein Ochse, der keine Chance hatte, gegen seinen Herrn auszuschlagen.

Genauso geht es auch uns allen, die an den Herrn glauben. Wer sich nicht unter die gewaltige Hand Gottes demütigt, der wird von IHM gezüchtigt. Wer gegen die Auserwählten Gottes vorgeht, der geht gegen Jesus selbst vor und seine Gemeinde. „... und wer einem dieser unbedeutenden Brüder auch nur einen Becher kalten Wassers zu trinken gibt, weil er ein Jünger Jesu ist, ... dem soll sein Lohn nicht mangeln“, sagt Jesus (Mt 10,42).

Deshalb zeigte sich Paulus der himmlischen Erscheinung gehorsam (V. 19). Er war ein Eiferer für Gott und verfolgte die Christen in seinem Unverstand. Doch nun erkannte er seine falschen Gedanken und tat Busse. Paulus bekannte (Apg 24,16): „Darum übe ich mich auch selbst, allezeit ein unverletztes Gewissen zu haben gegenüber Gott und den Menschen.” Paulus übt sich allezeit ein gutes Gewissen zu haben. Das Wort „üben“ steht für Askese (ἀσκέω); sich enthalten, kasteien, verzichten, trainieren.

Wie können wir unser Gewissen trainieren?
Indem wir uns an Gottes Wort halten: Psalm 119,9-11. Gottes Wort schult unser Gewissen! Wenn unsere Herzen vom Heiligen Geist Gottes ganz erfüllt sind, dann gibt unser Gewissen die richtigen Signale, die uns zeigen, wie wir uns im Alltag verhalten sollen.

Indem wir immer mehr unterscheiden können, was vor Gott recht und unrecht ist: Philipper 1,9-10.

Indem wir mit allem guten Gewissen wandeln, im Dienst Christi, wie Paulus: Apg 23,1. Das heisst, dass wir manchmal Gottes Treibstock spüren, wie ein Ochse, der sonst eigenwillig seinen eigenen Weg geht. Doch, das soll uns nicht betrüben, sagt Paulus: 2Kor 7,10. Wenn wir betrübt worden sind durch ein ermahnendes Wort, dann sollen wir nicht darüber nachgrübeln. Gott will, dass wir manchmal durch sein Wort betrübt werden und so zur Busse gelangen. Denn die Betrübnis, wie sie Gott will, ist Busse die zum Heil führt. Weil diese Busse gottgewollt ist, braucht sie niemand zu bereuen, denn sie führt zum ewigen Leben. Deshalb ist es wichtig, dass wir, wie Paulus, uns darin üben, allezeit ein gutes Gewissen zu haben: 1. Petrus 3,16b-17.

Wie bewahren wir ein gutes Gewissen?
Wenn unsere ganze Liebe dem Herrn und unseren Geschwistern gilt! Wenn wir uns nichts zu Schulden kommen lassen, auch dann nicht, wenn man uns zu Unrecht anklagt! Nur mit einem reinen Gewissen können wir uns mit Zuversicht dem Thron Gottes nähern. Deshalb bitten wir Gott bei der Taufe um ein gutes Gewissen (1Petr 3,21). Wer nicht auf sein Gewissen hört, sondern die Warnsignale immer wieder unterdrückt, der wird mit der Zeit völlig unempfindlich für das Böse und die Sünde (wie ein Rind, das von glühenden Eisen gebrandmarkt wurde): 1Tim 1,18-20.

 

 Schlussfolgerungen

Warum hat sich Jesus den Paulus als zusätzlichen Apostel auserwählt?
Weil er in diesem Menschen einen Mann gesehen hat, der es ehrlich meinte. Am Anfang zwar noch mit falschem Eifer und falscher Erkenntnis. Aber Gottes Geist hat ihn auf den rechten Weg gebracht. Weil er in Paulus ein auserwähltes und kostbares Werkzeug für das Reich Gottes sah.

Auch wir sind auf dem richtigen Weg, dem Herrn immer dienstbarer zu werden, wenn wir uns verändern lassen durch Gottes Wort, auch wenn es manchmal weh tut, wenn wir vor Gott und den Menschen versuchen ein reines Gewissen zu bewahren (und zwar nicht, indem wir uns fleischlich rechtfertigen und andere anklagen, sondern bei uns selbst aufräumen).

Gott der Herr kann und wird uns alle auf seine Weise gebrauchen, wie Paulus, auch wenn wir nicht zu den 12 auserwählten Aposteln zählen. Darum, lasst uns für das Gute und Gottwohlgefällige kämpfen! Lasst uns der Heiligung und dem Frieden nachjagen mit jedermann, ohne die niemand den Herrn schauen wird (Hebr 12,14)!