Christliche Familie-08: Verantwortung, Respekt, Bestätigung

Die christliche Familie

 

 Einleitung

Bibeltext: Sprüche 22,6.
Zwingli: „Erzieh den jungen Mann am Anfang seines Wegs, dann weicht er auch im Alter nicht davon ab.“

Es geht nicht darum, dass die Kinder mit irgendeinem Ziel erzogen werden! Es geht um die Erziehung zur Furcht des Herrn (V. 4). Dabei handelt es sich nicht bloss um die männlichen Kinder, sondern um alle.

Als ein Engel des Herrn der unfruchtbaren Frau versprach, dass sie einen Sohn gebären werde, erzählte sie es ihrem Mann. Manoach aber betete zum Herrn und sagte (Ri 13,8): „Bitte, Herr! Der Gottesmann, den du gesandt hast, möge noch einmal zu uns kommen und uns lehren, wie wir umgehen sollen mit dem Knaben, der geboren wird.“ Der Sohn erhielt den Namen Simson. Er durfte kein alkoholisches Getränk zu sich nehmen und nichts Unreines essen. Denn er war ein Gottgeweihter (ein Nasiräer, Num 6,3).

Viele Ehepaare stehen vermutlich an einem ähnlichen Punkt, wenn sie erfahren, dass die Frau schwanger ist. Ob sie es zugeben oder nicht, auch wenn sie kein Nasiräerkind erwarten. Die Meisten wissen nicht was Kindererziehung ist. Leider wird darüber so wenig geredet, als ob das alles so selbstverständlich sei. Tatsache ist, dass Kindererziehung eine grosse Herausforderung für Eltern ist.

Deshalb wollen wir uns heute mit diesem Satz aus den Sprüchen befassen, der drei allgemeine Punkte für die Kindererziehung beinhaltet:

 I.   Verantwortung („Erzieh den jungen Mann ...“)

Zuerst steht das Wort „Erziehen“ (Spr 22,6). Was ist Erziehung? In dem Wort Erziehung steckt das Wort „ziehen“. Das heisst, ein Kind wird in eine bestimmte Richtung gezogen, geleitet, geführt, gelehrt, ausgebildet. Die Eltern verfolgen ein bestimmtes Ziel auf das sie mit ihrem Kind hinarbeiten bis zur Mündigkeit. Diese Richtung oder dieses Ziel kann ganz verschiedene Wege haben. Wir können unsere Tochter zu einem Modepüppchen anleiten. Wir können unseren Sohn zu einem Athleten ausbilden lassen. Oder wir können unsere Kinder zu gottesfürchtigen Menschen erziehen.

Die Frage ist: Was für ein Ziel verfolgen wir in der Erziehung unserer Kinder? Lassen wir es frei aufwachsen ohne lange zu überlegen was die Richtung ist, dann lassen wir es unbewusst von uns und unserer Umgebung beeinflussen. Ein Kleinkind wird das für wichtig und gross erachten im Leben was für Eltern wichtig und gross ist. Wir beeinflussen unser Kind in jedem Fall, bewusst oder unbewusst! Viele Eltern beeinflussen ihr Kind bewusst, indem sie in ihm ihre eigenen unerfüllten Wünsche und Lebensträume zu verwirklichen suchen. Ist das fair für das Kind? Wenn das Kind später in die Schule geht, dann wird es von seinen dominanteren Schulkollegen beeinflusst, was wichtig ist im Leben. Wollen wir das?

Wollen wir die Entwicklung unserer Kinder dem Zufall überlassen ohne ein Ziel zu verfolgen? Oder bemühen wir uns dem Kind das zu geben, was Gott von uns verlangt? Denn die Kinder gehören nicht uns, sondern sie gehören dem Herrn. Gott hat uns als Verwalter über die Kinder eingesetzt, die ER uns geschenkt hat, damit sie verantwortungsvoll erzogen werden. Dazu braucht es viel Zeit und Hingabe. Wer für seine Kinder keine Zeit hat, der handelt grob fahrlässig.

Es gibt drei Schritte in der Kindererziehung, die es zu unterscheiden gilt: sagen, lehren und einüben. Was ist der Unterschied dieser drei Schritte? - Sagen ist gut, lehren ist besser, aber einüben ist das Beste. Nehmen wir zum Beispiel unser Grosskind David der jetzt schon gehen kann und sogar auf die Polstergruppe klettert. Doch als er jeweils oben war sah er die Gefahr des Herunterfallens nicht. Deshalb fühlte ich mich bis vor kurzem gezwungen jedes Mal hinzurennen, mich schützend hinter ihn zu stellen und ihm zu erklären, dass das gefährlich sei, was er da tue (Schritt eins verstand er noch nicht). Trotzdem erklärte ich es ihm immer wieder und zeigte ihm, wie er mit den Füssen zuerst von der Polstergruppe herunter rutschen konnte (doch auch für Schritt zwei war er noch zu klein). Weil ich mein Grosskind liebe, ging ich unzählige Male zur Polstergruppe, als er rauf und runter kletterte und drehte seine Beine jeweils sanft, so dass er mit den Füssen zuerst den Boden berührte und nicht mit dem Kopf (seine Eltern haben mich dabei zuerst angeleitet). So haben Eltern und Grosseltern gemeinsam dem Kind mit aller Geduld Schritt drei beigebracht. Heute kann der kleine David meistens selbst heil von der Polstergruppe heruntersteigen, weil er gelernt hat sich mit seinen Beinchen zu drehen, so dass die Füsse vorangehen. Dieses Lernprinzip gilt für alle andern Lebenssituationen. Verantwortungsvolle Eltern oder Grosseltern überlassen das Kind nicht sich selbst.

Nennen wir ein weiteres Beispiel: David ist ein Teenager geworden und wenn er nach Hause kommt dann knallt er die Haustüre zu. Wir reagieren gewaltfrei und sagen: „Bitte knall die Türe nicht hinter dir zu!“ (= das ist sagen.) Das nächste Mal, wenn es wieder geschieht zeigen und erklären wir ihm wie die Türe ruhig zugemacht wird. In einem dritten Schritt üben wir es mit ihm jeweils 10 Mal, wenn es wieder vorkommt. So trainieren wir dem Kind bestimmte Regeln und Handlungen gewaltfrei ein. Das braucht viel Zeit, Geduld und Hingabe. Das ist Liebe und Kindererziehung, wie sie der Herr von uns erwartet. Was aber tun viele Eltern, wenn so etwas geschieht? Sie schreien das Kind verärgert an. Das Kind reagiert eingeschüchtert oder rebellisch (je nach Charakter).

Verantwortung zu übernehmen für unsere Kinder bedeutet, dass wir sie liebevoll anleiten zu einem guten und gesunden Leben. Das gilt auch in geistlichen Angelegenheiten! Ein Kind ist und bleibt immer unser Kind, so lange wir leben. Es braucht aber unterschiedliche Anleitung oder Betreuung in seinen verschiedenen Entwicklungsphasen. Verantwortungsvolle Eltern kennen diese verschiedenen Lebensphasen durch die sie ja selbst gingen und passen sich ihnen flexibel an.

 II.   Respekt („... am Anfang seines Wegs, ...“)

Zum Wort Respekt zählen weitere biblische Begriffe wie z. B.: Ehre, Ehrfurcht, Achtung. Ein gesunder Respekt in der Familie ist unbedingt erforderlich und kann nicht überbetont werden. Das fängt bei den Eltern an: Der Vater soll die Mutter respektieren (wie es heisst in 1 Petr 3,7: Die Männer sollen die Frauen ehren, d. h. respektieren. = gekürzte Form). In 1. Petrus 3 wird am Anfang gesagt, dass gläubige Frauen sich ihren ungläubigen Männern unterordnen sollen. Wie viel mehr gilt dieses Verhalten für eine gläubige Frau zu ihrem gläubigen Mann! Die Frau wird aufgefordert ihren Mann zu respektieren (Eph 5,33b), ob er gläubig sei oder nicht. Ebenso sollen die Kinder ihre Eltern respektieren, oder ehren, indem sie ihnen gehorchen (Eph 6,2).

Wir können von unseren Kindern nicht erwarten, dass sie uns und andern Menschen gegenüber einmal respektvoll begegnen, wenn wir es ihnen nie richtig beigebracht, d. h. vorgelebt haben! Wir Eltern werden aufgerufen unsere Kinder nicht zu reizen (Eph 6,4). Zu oft werden Kinder von Müttern und Vätern als dumm oder faul verurteilt, wenn sie etwas falsch machten. Noch schlimmer ist, wenn alte Fehler den Kindern immer wieder vorgeworfen werden. Auf diese Weise werden die Ehrfurcht und das Vertrauen zerstört.

Römer 12,10: „In geschwisterlicher Liebe sind wir einander zugetan, in gegenseitiger Achtung kommen wir einander zuvor.“ Diese gegenseitige Achtung drücken wir mit unserem ganzen Benehmen aus: Wir pflegen Augen- bzw. Blickkontakt. Wir haben auch körperlichen Kontakt. Wir schenken einander ungeteilte Aufmerksamkeit. Aus Zeitgründen können wir darauf jetzt nicht näher eingehen. Die gegenseitige Achtung wird zu Hause in der Familie gelernt. Ein junger Mensch, der ins Leben entlassen wird und diese Achtung zu Hause nicht lernte hat ein grosses Manko im Umgang mit seinen Mitmenschen (Eph 6,5). Gegenseitige Achtung fängt damit an unterschiedliche Meinungen zu akzeptieren, ohne respektlos zu werden. Die Schlägertypen in unserer Gesellschaft haben von ihren Eltern diese bedingungslose Liebe nie gelernt!

Deshalb lehrt uns der Heilige Geist durch sein Wort, unsere Kinder schon am Anfang ihres Lebens Respekt beizubringen durch einen respektvollen Umgang in der Familie: Es heisst wörtlich in den Sprüchen: „... am Anfang seines Wegs ...“ Ich habe in meiner Bibel zusätzlich hineingeschrieben: „... zur Gottesfurcht.“ Es geht nicht um irgendeinen Weg, den wir Menschen für den Besten halten. Es geht um den besten Weg, d. h. um den Weg, den Gott für uns Menschen vorgesehen hat (siehe Vers 4)!

Ein anderer Gedanke ist, dass von Seinem Weg (d. h. vom Sohn oder Kind) die Rede ist. Damit wird auf die Persönlichkeit des Kindes hingewiesen, seinen Charakter, sein Temperament. Die Herausforderung bei jedem Kind ist, es nicht zu zwingen so zu werden wie wir es wollen, oder wie wir sein sollten, oder wie die andern sind.

Als Eltern sollten wir vier Wahrheiten gut beachten: Jedes Kind ist einzigartig. Es hat von Gott sein ganz persönliches Temperament (= Mischung) bekommen (Ex 4,11; Jes 44,24; Ps 139,13). Selbst in der gleichen Familie ist jedes Kind einzigartig, d. h. anders als das Andere. Dazu gibt es auch in der Bibel verschiedene Beispiele: Kain und Abel, Esau und Jakob, Absalom und Salomon.

Jedes Kind soll respektiert werden in seiner Persönlichkeit. Anders zu sein ist nicht gut oder schlecht, sondern einfach nur anders. Niemand muss sich Mühe geben anders zu sein als andere, denn wir alle sind anders. Weil jedes Kind einzigartig ist, müssen wir uns jedem Kind einzeln annehmen. Es ist falsch Kinder miteinander zu vergleichen. Jedes Kind hat seine Stärken und seine Schwächen. Das unbeugsamere Kind hat dafür die Fähigkeit stärker von etwas überzeugt zu sein. Das gefühlsbetontere Kind hat eine grössere Kreativität. Darum soll jedes Kind als einzigartige Persönlichkeit respektiert werden.

Jedes Kind sollte unterschiedlich erzogen werden. Eltern, die sich diese Unterschiede bewusst geworden sind, erziehen ihre Kinder gemäss ihrer Persönlichkeit. Das ist ganz wichtig bei der Disziplin: Während wir das eine Kind in seiner Persönlichkeit brechen und verletzen können, weil es uns zu hart empfindet, können wir das Andere nicht hart genug dran nehmen, um angemessene Anleitung und Führung zu geben. Wir dürfen niemals alle Kinder in denselben Topf werfen und gleich behandeln, wie das leider heute in vielen Grossschulen der Fall ist.

Jedes Kind verdient unser Verständnis. Jedes Kind muss in seinem Wesen einzeln erfasst und verstanden 
werden, das braucht nur ein bisschen Einfühlungsvermögen, Sensibilität und Liebe zu den Menschen, die von Gott so wunderbar und einzigartig geschaffen wurden. Das ist grundsätzlich wichtig für eine individuelle Erziehung! Deshalb ist es notwendig, dass wir jedes Kind gut beobachten, wie es Dinge anpackt, dass wir mit jedem Kind entsprechend Zeit verbringen. Wie wir Kinder und Menschen generell besser verstehen, kann in vielen guten Büchern auf dem Markt nachgelesen werden, die uns aufklären.

 III. Bestätigung („... dann weicht er auch im Alter nicht davon ab.“)

Unser Text im Psalm 22,6 gibt uns Hoffnung. Wenn wir ein Kind von jung auf nach dem Willen Gottes erzogen haben, dann besteht die Möglichkeit, dass es gläubig wird und nicht von den guten Gewohnheiten abweicht. Wenn vom Alter hier die Rede ist dann ist damit keinesfalls ein alter Mensch gemeint. Es gibt gläubige Eltern die hoffen, dass ihr Kind, wenn es einmal alt geworden ist und genug gesündigt hat im Leben, sich dann doch irgendwann entscheiden wird zum Herrn und seiner Gemeinde zurück zu kehren. Das ist die einzige Hoffnung die den Eltern übrig bleibt, wenn ihre Kinder erwachsen wurden und die Welt liebgewonnen haben. Vielleicht kommen sie eines Tages zurück nach Hause wie der verlorene Sohn (Lk 15).

Der hebräische Begriff „Alter“ bedeutet, wenn Haare am Kinn sprossen. Es wird hier von einem jungen Mann gesprochen, der erwachsen wird und sich in unserer Kultur anfängt zu rasieren. Diese Stelle betont, dass es um ein Kind geht, dass das Elternhaus verlässt und von seiner guten Erziehung nicht abweicht. Diese Stelle lehrt nicht, dass es unmöglich sei für ein Kind abzuweichen das im Herrn erzogen wurde. Das würde ja die Schuld auf die elterliche Erziehung legen, wenn Kinder später nicht gläubig werden. Das wäre dann die Konsequenz für eine falsche Erziehung. Dies stünde aber im Widerspruch zum einzigartigen Kind, das von Gott einen eigenen freien Willen bekommen hat sich für den guten oder schlechten Weg zu entscheiden. Es würde auch gleichzeitig bedeuten, dass das Kind nicht verantwortlich gemacht werden könnte für seine Entscheidungen im Leben. Das widerspräche völlig der biblischen Lehre (Röm 14,12).

Die Bibelstelle (Spr 22,6) ist ein Sprichwort. Sprichwörter beinhalten allgemeine Wahrheiten. Sie müssen nicht unbedingt absolut betrachtet werden. Es geht um den Kern der Aussage. Deshalb sollten alle Sprichwörter mit Vorsicht betrachtet werden (Bsp. Spr 8,21). In unserer heutigen Kultur kann dieses Sprichwort sogar auf junge Frauen 
angewandt werden. In der damaligen Zeit verliess eine junge Frau das Elternhaus erst, wenn sie heiratete. Trotzdem galt dieses Prinzip der Kindererziehung schon immer auch für junge Frauen. Man könnte diesen Vers also durchaus auch so übersetzen (Hfa): „Erziehe dein Kind schon in jungen Jahren - es wird die Erziehung nicht vergessen, auch wenn es älter wird.“ Nachdem wir einiges darüber gesagt haben, was in dieser Aussage nicht gelehrt wird, wäre es an der Zeit zu erklären, was gelehrt wird.

Was lehrt diese Stelle? Obschon das Kind viele Einflüsse haben wird in seinem jungen Alter, so ist es umso wichtiger, dass die Eltern einen gesunden Einfluss auf das Kind ausüben. Das bedeutet, dass es wichtig ist, dass wir viel Zeit mit dem Kind verbringen. Die Zeit die wir mit dem Kind verbringen sollte einen positiven und gesunden Einfluss hinterlassen (im Englischen: „Quality time“).

Die allgemeine Wahrheit dieser Stelle besagt, dass wenn wir unser Bestes geben in der Erziehung unserer Kinder, dann werden sie sich später daran erinnern. Die Gewinn Chancen erhören sich wesentlich. Mit meinen Worten: „Erziehe dein Kind nach dem Willen Gottes, so dass es sich daran gewöhnt das Gehörte anzuwenden in seinem Leben, dann wird es auch im Erwachsenenalter nicht von den göttlichen Prinzipien loslassen.“

Die Stelle betont, dass ein Kind das eine gute Erziehung genoss einen Vorteil hat zu dem Kind, das ohne göttliche Prinzipien aufwuchs, wenn es in die feindselige Welt entlassen wird.

Gläubige Eltern können also ihre Kinder mit viel Zuversicht erziehen. Denn sie haben Gott auf ihrer Seite. Wer sich von Gottes Geist (d. h. durch Sein biblisches Wort) leiten lässt, der braucht das Böse nicht zu fürchten, egal in welchem Zeitalter sie auch leben.

 Schlussfolgerungen

Darum, lasst uns verstehen, dass unsere Kinder uns nur für eine kurze Zeit anvertraut werden. Lasst uns dieses Vorrecht, das uns der Herr schenkt, zum Guten nutzen und geniessen. Denn die Zeit vergeht so schnell und bald sind die Kinder erwachsen und verlassen das Elternhaus.

Wir sind es unseren Kindern schuldig, dass wir ihnen unser Bestes geben. Klar, gute Kindererziehung ist eine grosse Herausforderung für alle Eltern. Doch mit Gottes Anweisungen sind wir gut beraten: Darum nehmen wir die Verantwortung gerne auf uns, um unsere Kinder nach dem Willen Gottes zu erziehen. Denn wir haben verstanden, dass Achtung und Respekt in der Familie wie das Öl für einen Motor ist. Möge der Herr allen christlichen Eltern einmal die Bestätigung geben, dass die göttlichen Prinzipien die gesunde Entwicklung ihres Kindes zum Guten beeinflussten.