Richter-03: Gideons Leiden

Konsequenzen eines gottlosen Wandels

Kapitel 6,1-13

 

 Einleitung

Nachdem die Israeliten sich in Kanaan nierderliessen, taten sie, was der Herr verabscheute (V. 1-6). So liess der Herr die Midianiter und Amalekiter gegen sie los. Sieben Jahre lang wurden sie von den Midianitern unterdrückt. Wie Heuchschrecken zogen die Feinde über Israel und verwüsteten das Land, so dass nichts übrig blieb. Die Israeliten litten schwer unter der Hand ihrer Feinde und schrien zum Herrn.

Gideon musste auf dreierlei Weise überzeugt werden, dass Israel gerettet wird: Der Herr sandte einen Propheten (V. 7-10). Der Herr sandte einen Engel, d. h. einen Boten (V. 11-21). Der Herr sprach selbst zu Gideon (V. 22-24).

In Zeiten des Leidens und der Probleme fragen auch wir uns gerne, wo denn Gott geblieben ist. Gideons falsche Einstellung gegenüber Gott ist typisch für uns Menschen, wenn nicht immer alles so läuft, wie wir uns das vorstellen. Gideon antwortete dem Boten des Herrn (V. 13): „Wenn der Herr mit uns ist, weshalb ist uns all das widerfahren?“ Dies scheint uns eine berechtigte Frage zu sein, aber ist sie das wirklich? Könnte es sein, dass wir eine falsche Vorstellung von Gott haben, indem wir meinen: „Wenn ich nichts böses getan habe, dann sollte ich doch von Gott gesegnet werden“?

 

 I.   Gideons Philosophie

Gideons Philosophie ist heute weit verbreitet. Wir alle hören lieber gute Nachrichten als schlechte, besonders wenn sie uns betreffen. Wir alle würden am liebsten jeden Morgen Gottes Stimme hören, die zu uns spricht: „Guten Morgen, treuer Diener. Du wirst heute etwas ganz besonders schönes erleben.“ Doch leider ist das Leben (kein Streichelzoo) nicht immer leicht und vom Erfolg gekrönt. Denn unser Schöpfer hat für uns etwas anderes vorgesehen.

Gideons Philosophie mag ein Körnchen Wahrheit enthalten, aber nicht die ganze Wahrheit. Gott verspricht seinem Volk irdische Segnungen, wenn sie ihm vertrauen. Er versprach sie zu segnen, wenn sie seinen Geboten gehorchten (Dtn 28,1-2; 8,7-14; Ec 15,26). Er berief sich sein eigenes Volk, um es zu lieben und zu segnen (Dtn 7,7-13). Auch im NT werden uns irdische Segnungen versprochen, wenn wir uns dem Herrn hingeben (Mt 6,33; Lk 6,38; 2 Kor 9,6-8). Der Herr hört auf unsere Gebete (Mt 24,20; 7,7; Jak. 5,16). Der Herr segnet uns, wenn wir seine Gebote halten (Eph 6,2; Spr 11,25).

Gideons Philosophie schliesst jegliche Leiden und Probleme aus. Im AT lesen wir von gerechten Männern, die stark geprüft wurden (Bsp. Josef oder Hiob). Im NT lesen wir von gerechten Männern, die stark geprüft wurden (Bsp. Lazarus, Paulus, Timotheus, Epaphroditus und Trophimus). Wenn Gott seinen Nachfolgern Segen verspricht, dann bedeutet das nicht, dass es keine Leiden und Probleme in ihrem Leben geben wird. Offensichtlich sind wir so geschaffen worden, dass wir nie in der Lage sein werden, menschliche Leiden und Probleme im vollem Umfang zu begreifen. Wir können Gottes Wege nicht völlig erfassen (Röm 11,23). Wir können Christi Liebe nicht völlig begreifen (Joh 3,16). Wir können Gottes Friede nicht völlig verstehen (Phil 4,7). Ebenso können wir auch die menschlichen Leiden und Probleme nicht ausreichend erklären.

 

 II.   Antworten zu Gideons Leiden

Zuerst muss gesagt werden, dass die Israeliten sich das selbst eingebrockt haben könnten. Sie liessen sich mit anderen Götter ein (V. 10). Wir wissen, dass Gott dem Volk Segen oder Fluch versprach (Lev 26). Segen, wenn sie seine Gebote hielten. Fluch, wenn sie sich von seinen Geboten abwandten. Auch wenn das nicht immer eine Antwort auf unsere Leiden und Probleme ist, so muss sie dennoch in Betracht gezogen werden. Oft bringen wir unnötigerweise Leiden und Probleme über uns selbst. Bsp. Rauchen ist schädlich, Trinken schadet dem körperlichen Abwehrsystem, Scheidungen hinterlassen auf allen Seiten Verlierer, Ehebruch und Gewalt zerstören Beziehungen usw.

Ein weiterer Aspekt ist, dass selbst der Gerechte viel leiden muss (Ps 34,20). Im Fall Gideons waren es böse Völker, die den Israeliten zugesetzt hatten. Die Midianiter waren ein gottloses Volk, das in Sünde stand. Die Sünde der Midianter ging über ihre Landesgrenzen hinaus, so dass andere Völker darunter litten. Die Sünde anderer kann auch bei uns Leiden und Probleme auslösen. Auch Christus hat als Gerechter für Ungerechte gelitten (1 Petr 3,18). Niemandem bleiben Leiden und Probleme erspart (Röm 8,22-25). Es gibt einen Unterschied zwischen eigenem Verschulden (Ez 18,20) und den Konsequenzen der Schulden (Ex 34,7).

Vielleicht gewährte Gott anderen Völkern, den Glauben seines Volkes zu testen. Der Herr prüfte Abraham (Gen 22), Hiob (JIob 23,10), David (Ps 119,71). Der Herr prüft auch uns (1 Petr 1,7; 4,12). Gideon und das Volk gingen am Ende als Sieger hervor. Auch wir können als Sieger hervorgehen (Röm 8,28; Jak 1,2-3).

Vielleicht züchtigte Gott sein Volk bloss. Der Herr züchtig auch uns manchmal (Hebr 12,7). Züchtigungen dienen uns Menschen am Anfang nicht zur Freude (Hebr 12,11).

Manchmal lässt Gott Leiden und Probleme zu, damit er uns durch sie segnen kann. Die frühe Gemeinde wuchs besonders durch die Zeit der Verfolgungen (Apg 8,1-4). Widerwärtigkeiten dienten Paulus „der Förderung des Evangeliums“ (Phil 1,12). Josef antwortete seinen Brüdern (Gen 50,20): „Ihr zwar habt Böses gegen mich geplant, Gott aber hat es zum Guten gewendet, um zu tun, was jetzt zutage liegt: ein so zahlreiches Volk am Leben zu erhalten.“

Leiden sind aber auch Teil des Lebens und der vergänglichen Schöpfung. Naturkatastrophen, Leiden und Tod gehören zum weltlichen Leben. Auch Christen bleiben von den natürlichen Gesetzen des Lebens nicht verschont. Gott hat die Welt der Leiden und Probleme so geschaffen, damit wir lernen, trotz allen Widrigkeiten auf den Herrn zu schauen und zu vertrauen.

 

 III. Fragen an alle „Gideoniten“

Mit den Gideoniten sind alle Gläubigen gemeint, die Gideons Philosophie pflegen. Weshalb zahlte der Herr mit seinem Leben für meine Schuld? Ich war verloren in der Sünde (Röm 3,23). Ich hätte den Tod verdient (Röm 6,23). Jesus starb für meine Sünden (Hebr 2,9; Eph 1,7). Weshalb schenkt mir Gott Gewissheit? Er versprach für mich zu sorgen (Mt 6,33). Welch ein Trost, doch weshalb gerade ich?

Weshalb bin gerade ich zur Familie Gottes berufen worden? Ich bin adoptiert worden und werde nun wie ein Sohn oder eine Tochter in Gottes Palast behandelt (Eph 1,5). Ich bin zum grossen Hochzeitsmahl eingeladen, als Kind des unsterblichen Königs (1 Joh 3,1).

Weshalb habe ausgerechnet ich das Glück, eine Milliarden Erbschaft zu empfangen? Ich zähle zu den Erben des Reiches Gottes (Röm 8,16-18; 1 Petr 1,4-5). Ich erhalte eine himmlische Wohnung (Joh 14,1-3). Warum habe ausgerechnet ich, wie einen Volltreffer im Lotto gelandet?

Genauso wie Gideon sagte, „weshalb ist uns all das widerfahren?“ können wir umgekehrt fragen: „Weshalb werden gerade mir diese grossartigen himmlischen Segnungen zuteil, Herr?“

 

 Schlussfolgerungen

Auch Christen bleiben von Leiden und Problemen nicht verschont. Keinem Menschen bleiben Leiden und Probleme erspart (Röm 8,22-25). Doch Gott segnet seine adoptierten Kinder, mit unvorstellbaren Segnungen.

Beispiel: Ein Junge drang in ein Modegeschäft ein und vertauschte die Preisschilder. Artikel mit einem geringen Wert, bestückte er mit teuren Preisschildern. Auf teure Artikel hingegen, klebte er einen Sticker mit tiefem Preis. Als dies ein Kunde beobachtete, sagte er: „Genau so ist es doch oft im Leben!“ „Viele setzen einen viel zu hohen Preis auf vergängliche Dinge, die es nicht Wert sind.“

 

Link:

- Lektionen zum Thema Leiden