Richter-04: Jeftah und Simson

Konsequenzen eines gottlosen Wandels

Kapitel 10-16

 

 I. Jeftah

Geschichtlicher Ablauf (Ri. 10,6 - 12,7)
Das Volk Israel, jenseits des Jordans (10,8), diente allen andern Göttern, aber dem Herrn dienten sie nicht (Ri. 10,6). Wie der Herr zum Volk redete, wird uns nicht gesagt (Ri. 10,11-14). Das Volk musste zuerst die Götzen entfernen und wieder den Herrn anbeten (10,16).

Jephtha war der Sohn Gileads, der mit einer Hure schlief und sie nie heiratete (11,1). Weil er der Sohn einer Hure war, vertrieben ihn seine Brüder aus dem Land, damit er nicht Anteil an ihrem Erbe hatte (11,2).

Als Israel durch die Ammoniter stark bedrängt wurde, riefen die Ältesten den Jephtha um Hilfe (11,6). Offenbar war Jephtha ein mutiger Krieger. Doch Jephtha fühlte sich zu Recht beleidigt (11,7). Schliesslich liess er sich die Ehre als Herrscher über Gilead nicht entgehen (10,18).

Zuerst versuchte Jephtha mit den Ammonitern zu verhandeln (11,12-28). Er erinnerte sie daran, dass die Israeliten den Amoritern das Land wegnahmen, weil sie das Volk nicht durch das Land ziehen liessen. Zudem war es das Land der Amoriter (Ostjordanland), nicht der Ammoniter (noch östlicher von den Amoritern), das Gott ihnen gab! Doch die diplomatischen Gespräche fruchteten nichts, so dass es zum Krieg kommen musste.

Der Geist des Herrn kam über Jephtha: Richter 11,29. Statt auf den Herrn zu vertrauen, erzwang er den Sieg beim Herrn, durch ein schreckliches Gelübde! Ein Gelübde ist ein Gelöbnis, d. h. ein Versprechen an Gott, das man nicht brechen durfte: 4. Mos. 30,3 (Paulus: Apg. 18,18; 21,24). Jedes Gelübde wird absolut freiwillig gegeben und nirgends wird in der heiligen Schrift dazu aufgefordert oder ermuntert: Sprüche 20,25. Für die Erfüllung des Gelübdes bestanden weitere Gesetzesvorschriften (3. Mos. 27). Die Erstgeburt, sei es Mensch oder Vieh, konnte dem Herrn gar nicht geweiht werden, da sie bereits Eigentum Gottes waren (3. Mos. 27,26.28). Zudem versteht es sich von selbst, dass Jephtha seine Tochter nicht auf dem Altar als Brandopfer darbringen musste, denn das wäre Gott ein Gräuel gewesen: 5. Mos. 12,29-32 (3. Mos. 18,21; 20,2-5).

Der Moloch: Muss sich nicht in jedem Fall auf eine Gottheit beziehen (2. Kön. 23,10; Jer. 32,35). Bezieht sich aber oft auf eine Gottheit (Apg. 7,43). Israel hatte sich mit solchen Opferungen am Herrn versündigt (Ps. 106,38; Jer. 7,31; 19,4; Hes. 16,21; 23,37.39): Salomo baute eine Höhe (1. Kön. 11,7). König Ahas, ca. 730 v. Chr., verbrannte Kinder (2. Kön. 16,3; 2. Chr. 28,3). Manasse opferte Kinder (2. Kön. 21,6). Samaria wurde deswegen von Gott verworfen (2. Kön. 17,17). Josia zerstörte in Juda sie Höhen (2. Kön. 23,10.13). Hesekiel verurteilte diese Praxis in Israel (Hes. 16,20; 20,26.31). So musste die Tochter Jephthas ihr Leben lang Jungfrau bleiben und Jephtha bekam keine Grosskinder (ev. erste Nonne in der Geschichte, Ri. 11,39-40).

Schlussfolgerungen:
Bevor uns Gott helfen kann, müssen wir bereit sein umzukehren und das Weltliche loszulassen: Apg. 2,19-20 (Mt. 6,24).

Wir sollen nicht Schwören und Gott solche Versprechungen machen: Jak. 5,12 (Mt. 5,34-37).

Wir sollen uns nicht irreführen lassen, von der weltlichen Denkweise (Kol. 2,8-10). Für die meisten Menschen ist der Glaube an Gott zu vergleichen - mit einem Wasserhahn, den man dann aufdrehen kann, wenn man ihn braucht, mit einem Bus, den man nur dann nimmt, wenn er in die Richtung fährt, in der man hingelangen möchte. Selbst die eigenen Brüder gehen manchmal wider uns vor (Ri. 12,1-6).

 

 II. Simson

Geschichtlicher Ablauf (Kapitel 13-16)
Der Engel des Herrn erscheint der unfruchtbaren Frau Manoahs zweimal (13,1-21): Vielleicht erschien der Engel der Frau Manoahs, weil sie einen tieferen Glauben hatte (13,22-23). Manoah brauchte ein zweites Zeugnis (13,8-9). Der Engel versprach der Frau einen Sohn, der ein Gottgeweihter sein sollte (13,5). Nachdem sich das Wort des Herrn erfüllt hatte, gebar sie Simson, der vom Geist des Herrn getrieben wurde (13,25).

Was ist ein Nasiräer? – 4. Mose 6,1-8! Er hat auf Alkohol und alles, was vom Weinstock kommt, zu verzichten (Trauben, Rosinen, Rankenspitzen). Er hat sich die Haare wachsen zu lassen. Er hat sich von Leichen fernzuhalten. Er ist dem Herrn sein ganzes Leben lang geweiht (siehe auch Samuel, 1. Sam. 1,11).

Erster Verrat durch eine fremdländische Frau (14,1-20).
Simson brach Gottes Gebot vor seiner Einsetzung, indem er sich bei den Philistern für eine Frau umsah (5. Mos. 7,3). Die Eltern widerstanden ihrem Sohn nicht genug. Die ganze Erziehung ist fragwürdig (14,8-9). Wahrscheinlich verstanden sie nicht, dass gerade ein Gottgeweihter besonders strenge Erziehung brauchte. Lutherübersetzung: „Sie gefällt meinen Augen.“ Simson ging nach der Lust seiner Augen (nach Äusserlichkeiten). Simson hatte keine Disziplin, sondern sein Eigenwille war zu stark. Was für eine Person war Simson? Gross und stark, so dass man sich vor ihm fürchten konnte (14,6; 14,11). Als Nasiräer hatte er lange Haare und lebte in Höhlen (15,8).

Doch Gott ist Herr über der Geschichte und vermag auch mit schlechten Menschen seine Ziele zu erreichen: Richter 14,4. Auch Simsons Hochzeit war nicht nach jüdischer Sitte (14,10).

Was bedeuten die Worte des Rätsels (14,14)? „Speise ging aus von dem Fresser, und Süsses ging aus von dem Starken" bedeutet - dass Gott selbst aus einem Kadaver noch etwas süsses hervorbringen kann. Simson war sich nicht bewusst, dass er von sich selbst zeugte. Das Erlebnis mit dem Löwen beschreibt in bildlicher Weise das Leben Simsons. Simsons Leben war eine Tragödie, aber trotzdem brachte der Herr durch ihn die Befreiung für sein unterdrücktes Volk zustande. Mit dem süssen Honig ist die Rettung gemeint, die aus den Rippen des toten Löwen, d. h. Simson als Richter, hervorgehen wird (14,18). Zum Kadaver des Löwen sagt die Bibel nicht in welchem Stadium der Verwesungsprozess war. Es kann sich nicht um einen stinkenden Kadaver gehandelt haben.

Simson bezahlt teuer für seine Gottlosigkeit, indem seine Braut dem Mann gegeben wird, der ihm noch am nächsten stand; dem Brautführer (14,20).

Simsons Racheakte (15,1-20).
Simson fing 300 Füchse (V. 4). Allein diese Tatsache ist unvorstellbar. Wie er aber die Fackeln mit je zwei Fuchschwänzen verband, ist eine andere Heldentat. Dann jagte er sie noch ins Kornfeld und zündete die ganze Ernte an (V. 5). Die nächste machtvolle Tat war, dass er gegen ein ganzes Volk vorging, sie zusammenschlug und sich in die Höhle verzog (V. 8). Die Philister zogen gegen Juda heran (V. 9). Doch die Judäer wollten mit den Taten Simsons nichts zu tun haben. Sie gingen zu Simson in die Höhle und baten ihn, dass er sich ihnen ausliefere, damit sie von den Philistern nicht mehr bedrängt würden. Doch als „der Geist des Herrn“ über Simson kam, zerrissen die Stricke und mit einem Eselskinnbacken erschlug er 1 000 Mann (V. 15). Anschliessend floh Simson und kam vor Durst fast um’s Leben (V. 18). Simson rief zum Herrn. Er macht Gott fast einen Vorwurf! Schliesslich habe Gott durch Simson einen solchen Sieg errungen! Doch der Herr ist gnädig und erhört sein Gebet, indem Gott ihm Wasser schenkt, so dass Simson wieder zu Kräften kommt (V.19).

Zweiter Verrat durch eine falsche Beziehung mit einer Dirne (16,1-3).
Seine fleischliche Lust trieb ihn zu einer Dirne. Wahrscheinlich meldete die Dirne die Ankunft Simsons gleich weiter an ihre Volksgenossen. Überall wo Simson hinkommt, hinterlässt er Zerstörung und Tod.

Dritter Verrat durch die Beziehung mit der fremdländischen Delila, die sein Untergang war (16,4-31).

Simsons erste Preisgabe: „Wenn man mich mit sieben frischen Saiten bindet ...“ Simson spielt mit dem Feuer. Er kommt noch einmal davon.

Simsons zweite Preisgabe: „Wenn man mich mit neuen Stricken bindet ...“ Simson ging erneut zur Philisterin Delila hin und versündigte sich so gegenüber dem Herrn. Doch Gott schenkt ihm noch einmal seine Gnade.

Simsons dritte Preisgabe: „Wenn du die sieben Locken meines Kopfes ... zusammenwebst ...“ Spätestens nach dieser Preisgabe müsste Simson begriffen haben, dass nicht er sich bei Delila schuldig macht, wenn er ihr sein Geheimnis vorenthält. Delila ist es, die ihn verraten hatte und ihn gar nicht liebte. Sie lässt nicht locker, bis sie ihn zu Fall gebracht hat. Gott wartet lange zu und ist gnädig, bis der Tag kommt, an dem es genug ist.

Simsons vierte Preisgabe: „Wenn ich geschoren werde ...“ Die Uneinsichtigkeit Simsons bringt ihn zu Fall. Er dachte, dass er sich selbst wieder befreien könnte, doch der Geist Gottes war es, der ihm immer wieder half, doch diesmal von ihm gewichen war (V. 20). Durch seine fleischliche Lust, brach Simson die Heiligkeit seines Nasiräertums. Schliesslich fand er da sein Gericht, wo die Schuld seines Lebens lag. Die Verblendung seiner Augen führte eines Tages zur Blendung durch die Philister (V. 21). Die Strafe war Fesseln, Gefangenschaft und Sklavendienst.

Die Philister machten einen grossen Fehler, indem sie Simson am Leben liessen und ihn aus dem Gefängnis holten, um sich seiner zu belustigen (16,23-31). Die gottlosen Philister hielten dem Götzen Dagon eine Opferfeier. Sie sangen gemeinsam ein Lied zu Ehren Dagons. Dann liessen sie Simson holen, um sich an ihm zu vergnügen. Doch das grosse Fest, an dem alle Fürsten der Philister anwesend waren, endete in einer riesengrossen Katastrophe. Simson erbat sich beim Herrn noch ein ein letztes Mal Kraft. Endlich erkannte er wieder, dass es der Herr war, der ihm diese übermenschliche Kraft verliehen hat. Noch einmal schenkte ihm Gott die Kraft und noch ein letztes Mal richtete Simson ein unglaubliches Mass von Zerstörung an. Simson tötete an jenem Tag mehr Philister, als er in seinem ganzen Leben getötet hatte (V. 30). Doch diese Tat kostete ihn sein eigenes Leben!

Schlussfolgerungen:
Vielleicht befinden wir uns in einem ähnlich sündhaften Zustand wie Simson und konnten schon mehrere Male erfahren, dass uns der Herr geholfen hat. Darum, lasst uns mit unserer Sünde aufhören, bevor es zu spät ist. Gott schaut lange zu, aber nicht endlos: Römer 6,1-6.

Wir sind Gottgeweihte und sollen die Welt nicht mehr liebhaben mit all ihrer Lust, die uns nur zu Tode bringen will: 1. Johannes 2,15-17.

Frauen haben viel Macht über uns Männer: Sie können unseren schwachen Glauben stärken wie Deborah oder sie können uns durch Unzucht zur Sünde verführen wie Delilah: Sprüche 5,1-23; 6,20-35.

 

 Schlussfolgerungen

     Wichtige Lehren des Buches:

1.  Die Gottlosigkeit ist die Wurzel aller sozialen und politischen Unordnung (Tit. 3,1-3).

2.  Vorrechte sind keine Garantie gegen die Ansteckung durch das Böse (Röm. 3,1.9.23).

3.  Schlechte Gesellschaft verdirbt gute Sitten (1. Kor. 15,33).

4.  Wer nicht Sieger ist über die Sünde, wird ihr Sklave (Röm. 6,15-18).

5.  Der Ungehorsam gegen die Gebote Gottes hat unvermeidliche Folgen.

6.  Wer Gott anruft, wird erhört werden und empfängt Hilfe (Apg. 2,21).

7.  Gottes Geduld ist nie erschöpft (Kla. 3,23-26).

8.  Wenn Gott Befreiung schenkt, ist jeglicher Menschenruhm ausgeschlossen; alles ist reine Gottesgnade (Eph. 2,8-9).

9.  Unserer wahrer Richter und Erretter ist Jesus Christus: Matthäus 1,21 (Apg. 4,12). Er steht in starkem Kontrast zu allen menschlichen Richtern. Wieviel mehr haben wir nun allen Grund, nach unserer Befreiung aus dem Tod, unsere Leiber als ein gottwohlgefälliges und lebendiges Opfer hinzugeben (Röm. 12,1-2)! Wir waren nicht nur krank oder am Sterben sondern  tot! Wir waren nicht nur ein bisschen schlecht drauf sondern; wir waren tot!