Engel-02: Bezeichnungen und Namen

Mysteriöse Engelwesen

 

 

 Einleitung

Engel werden unterschiedlich bezeichnet und haben sogar Namen. Der biblische Text liefert uns etliche Herausforderungen, in denen nicht klar definiert werden kann, ob es sich um Gott, Jesus Christus oder um einen Engel handelt.

 

 Allgemeine Bezeichnungen und Namen

Engel werden bezeichnet als – Engel Gottes (Ex 14,19; Apg 27,33), Söhne Gottes (Gottessöhne, Hiob 1,6; 2,1; 38,7; Ps 89,7), Heilige, Wächter (Dan 4,10.20), dienstbare Geister (Hebr 1,14), Helden, Heerscharen (Ps 103,20-21), himmlische Heere (Gen 2,1; Lk 2,13), etc.

Nur zwei Engel werden in der Bibel mit Namen genannt:

Michael („wer ist wie Gott?“), der Bezwinger des Drachens (Offb 12,7f.),

Gabriel (= Held Gottes), der Ankündiger der Geburt Jesu (Lk 1,26). In den Apokryphen kommt ein Raphael vor (Tobias).

Zweimal ist auch von einem Erzengel die Rede (1Thess 4,16; Jud 9), wovon er einmal Michael genannt wird. Es werden auch zwei besondere Engelarten erwähnt, die wohl die höchsten Wesen in Gottes Reich sind:

- Cherubim, Cherube(n) (= plural), Cherub (singular),

- Seraphim (oder Seraphinen= plural), Seraph (singular).

 

 Der Engel des Herrn

Im AT finden wir die Aussage „der Engel des Herrn“ (Jahwes, siehe Elb.) mehrmals: Hagar sieht den Engel des Herrn (Gen 16,7-14). Dreimal finden wir die Aussage „der Engel des Herrn“ (Jahwes). Am Ende nennt Hagar den Ort (V. 13); El-Roi (Gott des Schauens), weil sie Jahwe gesehen hatte.

Der Herr erscheint dem Abraham (Gen 18,1 - 19,29). In Vers 1 wird gesagt, dass der Herr (Jahwe) dem Abraham erscheint. Hier finden wir keine Aussage wie der Engel des Herrn“ (Jahwes). In Vers 2 wird erwähnt, dass plötzlich drei Männer vor Abraham stehen. Der dritte Besucher gibt sich, als wäre er Gott selbst (V. 10.13.17). Später steht Abraham vor dem Herrn (Jahwe) und verhandelt mit ihm über den Untergang von Sodom (V. 22). In Kapitel 19,1 werden die beiden andern Männer als Engel identifiziert, die Lot und seine Familie aus Sodom retten (Kap. 19).

Der Engel des Herrn verhindert die Schlachtung Isaaks auf Moria (Gen 22,1-19). Er ruft ihm vom Himmel her zu (V. 11). Die Stätte wird „Gottessicht“ genannt (V. 14). Er segnet Abraham mit der Verheissung des Kinderreichtums (V. 15).

Jakobs Träume (Gen 28,10-17; 31,11-13). Er träumt von einer Leiter, auf der die Engel Gottes auf und ab gehen. Plötzlich erscheint ihm der Herr (V. 13) und er nennt die Stätte „Gotteshaus“ (V. 19). Später erklärt er, dass der Engel Gottes ihm erschienen ist (31,11).

Jakob kämpft mit dem Engel des Herrn (Gen 32,24-30). Jakob begegnet vielen Engeln, dem Heerlager Gottes (V. 1-2). Bevor Jakob zu Laban zurückkehrt ist ihm bange (V. 9-12). Jakob kämpft mit einem Mann, den er später als Gott bezeichnet, den er von Angesicht zu Angesicht gesehen hat (V. 30). Er wird „Gottesstreiter“ genannt, weil er mit Gott gekämpft hat (V. 28). Der Prophet Hosea bezeugt, dass Jakob mit Gott gerungen hat (Hos 12,4-5).

Der Engel des Herrn erscheint Mose im brennenden Dornbusch (Ex 3,2-5). Gott ruft ihm aus dem Dornbusch zu (V. 4). Gott offenbart sich als der Grosse „Ich bin“ (= der Ewigseiende, V. 14). Gott gibt Mose die Anweisung den Israeliten zu bezeugen, dass er Jahwe gesehen habe (V. 15). Stephanus nimmt im NT Bezug auf dieses Ereignis, indem er bezeugt, dass Gott dem Mose durch einen Engel erschienen sei (Apg 7,30-35).

Der Engel Gottes zieht vor Israel her (Ex 14,19). Es wird gesagt, dass Gott vor Israel herzieht (Ex 13,21-22). Der Engel kann offenbar die Übertretungen nicht vergeben (V. 21). Doch Gott selbst wird in ihm sein, d. h. seine Gegenwart (Ex 33,14). Jesaja bezeugt, dass es nicht ein Engel war, sondern Gott selbst, der Israel errettet hat aus ihrer Not (Jes 63,9-14; Ex 14,19-21). Die Wolke wird erneut als Gottes Herrlichkeit und Gegenwart identifiziert (Ex 40,34-38). Später tadelt der Engel des Herrn Israel in Bochim, weil sie Gott nicht gehorchen und die Altäre der Heiden niederreissen (Ri 2,1-5). Der Engel bezeugt, dass er Israel aus Ägypten heraufgeführt hat. Israel bereut und bringt dem Herrn (= Engel?) Opfer dar.

Ein Esel sieht den Engel des Herrn (Num 22,22-35). Später öffnet Gott ihm die Augen, dass auch Bileam den Engel des Herrn sieht (Num 21,31.35). Bileam spricht nur, was Gott ihm in den Mund legt (Num 22,38; 23,16).

Josua begegnet dem obersten Engel über das Heer des Herrn (Jos 5,13-15). Der Mann hält ein blankes Schwert in der Hand. Der Ort, an dem der Mann steht, wird heilig, so dass Josua seine Schuhe ausziehen muss (wie damals Mose in Ex 3,5). Es kann sich hier weder um einen normalen Mann, noch um einen gewöhnlichen Engel handeln. Engel sind keine Gottheiten, sondern dienstbare Geister. Josua nennt den Mann „mein Herr“ und betet ihn an, ohne dass es ihm verweigert wird. An anderen Stellen der Schrift wird deutlich gesagt, dass weder Menschen, Engel, Götzen, Gestirne usw. angebetet werden sollen (Kol 2,18; Apg 10,26; 14,15; Ps 81,9-11; Röm 1,25; Ex 20,1-6; Dtn 4,15-19).

Der Engel des Herrn erscheint dem Gideon (Ri 6,11-23). Der Engel bestätigt, dass der Herr mit Gideon ist (V. 12). Gideon fordert ein Zeichen, damit er weiss, dass Gott mit ihm redet (V. 15). Fürchtend bekennt er, dass er den Engel des Herrn gesehen hat und deshalb sterben muss (V. 22). Gideon baut dem Herrn einen Altar und opfert ihm (V. 23). Den Ort nennt er „der Herr ist Heil“ (V. 24). Wenn Menschen Engelerscheinungen hatten, bekamen sie keine Todesangst. Die Angst sterben zu müssen hatte Gideon, weil er offenbar Gott gesehen hatte (Ex 19,21). Die Erscheinung, die Gideon gesehen hatte offenbart sich auch hier als der Engel des Herrn und als der Herr selbst.

Der Engel des Herrn erscheint der Frau Manoas und verheisst ihr einen Sohn; Simson (Ri 13,2-22). Sie erkennt einen Gottesmann, der aussieht wie ein Engel (V. 6). Auch Manoa erkennt nicht, dass dies der Engel des Herrn ist (V. 16b). Manoa fragt ihn nach seinem Namen - und der Engel sagt: „er ist wunderbar“ (Jes 9,6). Der Engel nimmt kein Opfer an, sondern verweist auf Gott (V. 16a). Manoa opfert ein Ziegenbock und Speiseopfer, das von einer Flamme verzehrt wird (V. 19-20), was bedeutet, dass der Herr das Opfer angenommen hat (1 Kön 18,36-38). Manoa fürchtet sich sterben zu müssen, weil er Gott gesehen hat (V. 21).

Davids Volkszählung und ihre Folgen (1Chron 21,14-27). Satan versucht David, indem es ihn gelüstet das Volk zu zählen, um damit über seine Macht stolz zu sein (V. 1). Durch eine Pest sterben zur Strafe 70 000 Mann (V. 14). David sieht den Engel des Herrn mit gezücktem Schwert (V. 16) und bittet Gott um Gnade, damit nicht auch Jerusalem zerstört würde (V. 17). Der Engel des Herrn ordnet an, dass David einen Altar errichten soll, um Brandopfer darzubringen (V. 18). Während er opfert und den Herrn anruft, verzehrt das Feuer vom Himmel das Brandopfer auf dem Altar (V. 26). Der Herr gebietet dem Engel, sein Schwert wieder einzustecken (V. 27).

Wer ist dieser mysteriöse Engel des Herrn?
Tatsache ist, dass der Engel des Herrn göttliche Vollmacht besitzt. Ist er ein höher gestellter Engel Gottes? Im Hebräischen hat der Artikel „der“ eine besondere Bedeutung. Wenn es bloss „ein“ Engel gewesen wäre, dann würde dies auf ein gewöhnliches Engelwesen hinweisen. Es kann sich nicht um einen gewöhnlichen Engel handeln, weil er die Anbetung nicht verweigerte und somit Teil der Gottheit sein muss.

Ist er Gott selbst?
Der Begriff Engel des Herrn wird mit dem Herrn selbst austauschbar verwendet. Oft wird die Erscheinung von Menschen bezeugt, dass sie Gott gesehen haben und nun sterben müssen.

Ist er das vor-fleischgewordene Wort, Jesus Christus?
Jesus gab es vor Abraham (Joh 8,56-58). Paulus bezeichnet den Fels Jesus, auf den Mose schlug (1Kor 10,1-4). Wenn der Begriff „wunderbar“ ein Name wäre, könnte er auf Jesus schliessen (Jes 9,6; „Wunderrat“).

Schwierigkeiten, die sich bei allen Behauptungen ergeben: Nur offenbarte Dinge sind uns Menschen gegeben, was noch verborgen ist, das steht allein Gott zu (Dtn 29,29; 2Petr 3,16). Kein Mensch kann Gott sehen, sonst muss er sterben, gemäss der heiligen Schrift (Ex 33,20). Die Schrift sagt auch, dass Gott auf verschiedene Weise zu den Vätern sprach, aber heute durch den Sohn (Hebr 1,1; Mt 21,33-42). Durch den Heiligen Geist haben viele Menschen von Gott aus geredet (2Petr 1,21). In der Verteidigungsrede des Stephanus wird von Engelserscheinungen geredet (Apg 7,30-38).

 

 Schlussfolgerungen

Es kann leider nicht mit eindeutiger Klarheit gesagt werden, wer dieser mysteriöse Bote oder „Engel des Herrn“ ist. Aus verschiedenen Kommentaren geht hervor, dass es sich um Jesus handeln könnte. Diese Unwissenheit schmälert in keiner Weise den überaus grossen Wert des Studiums über Engel. Auch Mannoa erhielt damals keine andere Antwort als: „Warum fragst du nach meinem Namen? - er ist wunderbar!“ (Ri 13,18). Nur die offenbarten Dinge aus der Bibel dürfen und sollen gelehrt werden (Dtn 29,29)!

Folgende Einwände müssen beachtet werden:

1. Niemand kann Gott schauen (Ex 33,18-23).

2. Engel bilden mit Gott eine vollkommene Einheit, wie der Sohn und der Heilige Geist. Eine Einheit, die wir Menschen im Zeitalter des Individualismus nicht verstehen können. Engel treten mit göttlicher Autorität auf und erfüllen alles im Sinne Gottes, als ob es Gott selbst vollbracht hätte. Weil sie Teil des Reiches sind und Gott und Jesus dienen, sind sie völlig eins mit der Dreieinigkeit und können manchmal zur Annahme führen, als ob Gott oder Jesus selbst in Erscheinung tritt.

3. Stephanus bezeichnet in seiner Verteidigungsrede die Erscheinungen als Engel (Apg 7,30-38).

Wir werden ermahnt gastfreundlich zu sein, weil wir nie wissen können, wann wir Engel beherbergt haben (Hebr 13,2).