Leiden-03: Wenn Gott keinen Sinn macht

Von Gott enttäuscht?

 

 

 Wenn Gott keinen Sinn macht

Immer wieder gibt es Momente im Leben, da scheint es so, als ob Gott keinen Sinn mache. Das Böse auf der Welt nimmt ständig zu, während das Gute immer mehr abnimmt. Schicksalsschläge, Leiden und Lebenskrisen geben uns keine vernünftige Antwort. Es scheint manchmal, als würde das Leben auf dieser Welt immer unerträglicher.

In besonders schwierigen Lebenssituationen seufzte meine Mutter: „Das Leben ist wie eine Hühnerleiter, kurz und verschissen.“ Manchmal ist ein lästernder Urteilsspruch wie dieser wirklich die einzige Aufheiterung. Doch, warum erscheint uns das Leben manchmal so schwierig und sinnlos? Eine Antwort liegt sicher darin begründet: Wir meinen, wir wüssten am besten, was wir in Lebenskrisen brauchen, aber Gott hat oft andere Vorstellungen. Besonders wir Gläubigen sind besonders gefährdet, unser Vertrauen in Lebensprüfungen auf Gott zu vernachlässigen oder gar aufzugeben.

 

Zum Beispiel: Neubekehrte

Immer wieder habe ich es erfahren, dass Neubekehrte im ersten Jahr ihres Glaubens besonders stark geprüft werden. Es kommt mir vor wie die Gefahr vom frühen Kindstod bei neugeborenen Babys im ersten Jahr ihres Erdenlebens. Genauso verhält es sich oft mit Neubekehrten: sie sind im ersten Jahr besonders gefährdet den Glauben an Gott und ihre Zugehörigkeit zur Gemeinde wieder aufzugeben.

Satan versucht mit aller Macht wieder in seine alte Wohnung einzukehren (Mt 12,43-45). Jesus erklärt hier, dass es für den Geheilten von seiner Besessenheit wichtig ist, dass er sich nicht nur wascht und frisch kleidet, sondern, dass er sein Herz vom Heiligen Geist Gottes erfüllen lässt und ein verändertes Leben führt. Er muss sein Haus nun gut bewachen (mit der geistigen Waffenrüstung), damit die unreinen Geister nicht zurückkehren und die Wohnung wieder in ihren Besitz nehmen können. Der unreine Geist ist zwar aus dem Menschen ausgefahren, aber er ist nicht vernichtet; er kann jederzeit wieder kommen.

Dieser Aufruf zur totalen Umkehr gilt auch dem Neubekehrten! Es mag sein, dass er kurz nach der Taufe von einem Schicksalsschlag heimgesucht wird, indem er z. B.: seine Arbeitsstelle verliert, ein Angehöriger im engsten Kreis stirbt: Vater, Mutter, Ehefrau, Kind usw., er krank wird oder in einen fürchterlichen Unfall gerät usw.

Es mag sein, dass ein Neubekehrter eine Ungerechtigkeit erfährt und dann zweifelnd fragt: „Herr, ist das die Methode, wie Du Deine Gläubigen behandelst?!“ „Ich dachte, dass Du nun für mich sorgen wirst, aber ich vertraute Dir wohl vergeblich?!“ „Vor meiner Bekehrung war ich glücklicher als jetzt!“ „So ein Gott kann ich nicht mehr lieben!“

Es hat mir schon ein paar Mal das Herz gebrochen, als ich zusehen musste, wie Neubekehrte die Gemeinde schon nach kurzer Zeit wieder verliessen, weil für sie Gott keinen Sinn mehr machte. Das ist ein tragisches Missverständnis! (Jak 1,2-5.12). Versuchungen und Leiden sind dazu da, um unseren Glauben an Gott zu prüfen und zu stärken! Wer selbst in den schwierigsten Lebenssituationen Gott vertraut, der wird mit göttlicher Weisheit gesegnet. Nachdem eine Welle der Versuchung siegreich überstanden ist, werden wir mit Glück und Freude erfüllt und dürfen getrost in die Zukunft blicken.

 

Siehe zum Beispiel: Joseph

Sein Leben war eine einzige Prüfung: Mit 17 Jahren empfing der junge Mann, von schöner Gestalt (Gen 39,6), vom Herrn Träume, die in prophetischer Weise die Zukunft der Familie Jakobs voraussagte (Gen 37). Als er diese Träume seinem Vater und seinen Brüdern erzählte, empörten sie sich und wurden „neidisch“ auf ihn (Gen 37,11). Sie machten ihm das Leben schwer, bis sie ihn eines Tages auf dem Feld packten und in eine leere Zisterne warfen. Schliesslich verkauften sie ihn an midianitische Kaufleute, die ihn als Gefangener nach Ägypten brachten (Gen 37,28). Es heisst in Genesis 39,2: „Der Herr aber war mit Josef, es gelang ihm alles wohl, und er blieb im Haus seines Gebieters, des Ägypters.“ Trotz den schwierigen Umständen war der Herr mit Joseph. Langsam arbeitete er sich wieder hoch.

Doch dann geschah dieser dumme Zwischenfall mit Potiphars Frau, die ihre Augen auf ihn warf und ihn zwingen wollte, mit ihr ins Bett zu steigen. Joseph blieb nichts anderes übrig, als nackt vor ihr zu fliehen, da sie sein Kleid festhielt. Anschliessend verklagte sie ihn im Königshaus, so dass Joseph zu Unrecht für mehrere Jahre ins Gefängnis kam. Er hätte allen Grund gehabt, sich bei Gott heftig zu beschweren und zu fragen: „Was sind das für Lügenträume, die Du mir gegeben hast?!“ „Bis jetzt traf genau das Gegenteil ein von dem Du mir geweissagt hast!“ Mit keinem Satz lesen wir, dass Joseph klagte, denn Gott war trotz allem mit ihm (Gen 39,21-23). Erst als Joseph etwa 30 Jahre alt war, trafen die göttlichen Träume ein, so dass er zum obersten Regenten in Ägypten eingesetzt wurde. Joseph wurde so zum wichtigsten Vermittler, den der Herr einsetzte, um seinen Verheissungsplan mit dem Volk Israel weiterzuführen. (Detailliertere Ausführungen)

 

Siehe zum Beispiel: Mose

Sein Leben war schon bei seiner Geburt bedroht: Der König von Ägypten liess nämlich alle Knäblein töten. Doch Mose (= aus dem Wasser gezogen, Ex 2,10), überlebte in einem Korb auf dem Nil, im Schilf. Mose wurde schliesslich im Hause des Pharaos aufgezogen.

Als er ca. 30 Jahre alt war, wurde er von Gott zu einer riesigen Herausforderung berufen (Ex 3): Als Mose sich vom Herrn endlich überzeugen liess, fingen die Probleme an. Er ging mit seinem Bruder Aaron zum Pharao in Ägypten und brachte alles vor, wie ihm der Herr aufgetragen hatte, und was war die Folgerung? Der Pharao wurde zornig und bestrafte die Israeliten noch härter. Das ganze Volk, das am Anfang dem Mose und Aaron glaubten (Ex 4,30), kehrte sich gegen sie und die Aufseher sagten (Ex 5,21-23). Der arme Mose war völlig verzweifelt. Er hatte gute Gründe anzunehmen, Gott habe ihn verlassen.

Weil wir die ganze Geschichte kennen, ist es heute für uns sehr leicht zu erkennen, dass Mose den Herrn völlig missverstanden hatte. In diesem Moment war die Situation sicher nicht zum Lachen, aber der Herr war ganz nah bei seinem Knecht, er sollte nur vertrauen und durchhalten! Auch wir neigen dazu, viel zu schnell „die Flinte ins Korn zu werfen“ und aufzugeben, wenn Probleme im Glauben auftauchen. Wie schnell meinen wir, Gott sei nicht da und sehe nicht, was wir gerade durchmachen. Darum lasst uns Gott niemals anklagen, sondern vielmehr dem Herrn vertrauen und mit Ausdauer im Glauben laufen! In der Zukunft werden auch wir erkennen, wie sich die einzelnen Puzzleteile zusammenfügen lassen und ein immer klareres Bild ergeben. Dann werden wir mit Tränen in den Augen bekennen, dass Gott Sinn macht.

Bevor wir die Hürde des Gottvertrauens nicht überwunden haben, kann uns der Herr im Glauben nicht weiterführen. Auch Mose und das Volk mussten lernen, das Vertrauen auf Gott zu setzen. Um dieses Ziel zu erreichen, liess der Herr Mose und Aaron weitere 10 Male vor dem Pharao abblitzen. Wer weiss, wie viele Plagen Gott sonst zugelassen hätte, wenn das Volk von Anfang an vertraut hätte. In der Wüste ging die Erziehung Gottes mit seinem Volk weiter. Weil sie murrten und sich vor den Kanaanitern fürchteten, statt im Vertrauen auf den Herrn das verheissene Land einzunehmen, mussten sie 40 Jahre lang in der Wüste ausharren (Num 14,34).

Gott will auch uns durch Lebensprüfungen zum Glauben und Vertrauen an ihn erziehen. Darum lasst uns nicht murren und im Zweifel sagen: Gott mache keinen Sinn! Sonst müssen auch wir im Glauben Umwege gehen wie die Israeliten. Lasst uns vielmehr aus der Geschichte lernen und ganz auf den Herrn zu vertrauen! Denn wenn wir sagen: „Vater, ich vertraue Dir, ganz gleich was auch die Zukunft bringt!“ desto schneller haben wir die Glaubensprüfung bestanden und können vom Herrn gesegnet werden. Gott ist nicht ungerecht und Er lässt uns nicht allein, auch wenn es manchmal so aussieht für uns!

Es ist falsch in Lebensprüfungen Gott anzuklagen und murrend zu fragen: „Warum gerade ich, Herr?!“ Die Antwort bleibt immer dieselbe: Weil Gott Dich zum Vertrauen erziehen will! Um dieses Ziel mit Dir zu erreichen, ist dem Herrn jedes Mittel recht. Aus den Sprüchen 3,5 lernen wir: „Vertraue auf den Herrn von ganzem Herzen, auf deine Klugheit aber verlass dich nicht.“

 

Siehe zum Beispiel: Elia

Das Wort des Herrn ging an den Propheten (1Kön 17,3-6). Dieser Auftrag war dem Elia recht, da es in diesem Jahr keinen Regen gab. Doch dann lesen wir weiter in Vers 7, dass der Bach später austrocknete. Merkwürdig?! War es nicht Gott, der dem Elia Wasser aus dem Fluss versprach? Warum liess Gott dann diesen Fluss austrocknen? Hätte Elia nicht enttäuscht Gott fragen können: „Herr, du hast mich extra hierher gesandt! Du hast mir Wasser und Speise versprochen! Warum lässt Du jetzt den Fluss austrocknen?“ Aus der Geschichte erfahren wir, dass Gott den Elia zu einer Witwe weitersenden wollte, um ihr Glaube zu testen und einen Jungen von den Toten zu auferwecken.

Ist es nicht einfach zu glauben, wenn man die ganze Lebensgeschichte eines Menschen kennt?! Aber, ist das Glaube, wenn der Herr uns den Ausgang unserer Lebensprüfungen vorausschauen lässt? Der Glaube an Gott ist nicht eine Garantie für ein unbeschwerliches und glückliches Leben! Befinden wir uns vielleicht in einer Phase, wo unser Fluss ausgetrocknet ist? Wenn das der Fall ist, dann lasst uns nicht zweifeln noch murren, wenn Gott im Moment für uns keinen Sinn macht! Der Herr ist nahe (Phil 4,6-7). Ist das nicht ein wunderbares Verheissungswort? Der allmächtige Gott, der jeden menschlichen Verstand überragt, verspricht uns unsere Herzen und Gedanken zu bewahren. Unser Herr will uns nicht vernichten, sondern bewahren! Darum lasst uns IHM vertrauen, denn er ist ganz nahe. Wir wollen keine Emmausjünger sein, die nicht erkannt haben, dass Jesus ihnen ganz nah war und mit ihnen auf demselben Weg ging (Lk 24,16).

 

Zusammenfassung

Gott vermag aus der grössten Niederlage einen Sieg zu machen! Als Jesus am Kreuze hing, spotteten die Ältesten und Schriftgelehrten (Mt 27,43): „Er hat auf Gott vertraut, der helfe ihm jetzt heraus, wenn er ihn liebhat.“ Für Gott war die Zeit noch nicht gekommen, seinen Sohn aus der Todesstunde zu befreien, denn Jesus musste gehorsam werden bis zum Tod (Phil 2,8). Kein Mensch hätte damals geglaubt, was Gott dann geschehen liess: Am dritten Tag wurde Jesus von den Toten auferweckt und erschien vielen. Gibt es eine grössere Glaubensprüfung für einen sterblichen Menschen als der physische Tod?

Gott hat damit der Menschheit bewiesen, dass er niemanden allein lässt, sondern selbst aus der grössten Niederlage einen Sieg machen kann! Darum lasst uns dem Herrn ganz vertrauen, denn Gott ist treu und ER liebt uns zu sehr, als dass er uns hängen liesse (1Kor 10,13). Auch wenn Gott im Moment für uns keinen Sinn macht, dann lasst uns IHM erst Recht vertrauen! Je mehr wir vertrauen, desto schneller kann der allmächtige Gott uns aus der momentanen Glaubensprüfung befreien und segnen. Je mehr wir murren und Gott anklagen, desto länger muss er uns prüfen lassen, damit wir lernen, IHM allein ganz zu vertrauen. Darum, vertraut auf den Herrn von ganzem Herzen, denn er ist uns allen ganz nahe!