Leiden-04: Falsche Gottesbilder (Teil 1)

Von Gott enttäuscht?

 

 

 Einleitung

Was für Vorstellungen haben wir von unserem Gott? Wie fühle ich mich von Gott behandelt im Leben? Ist Gott fordernd? Empfinde ich Gott anklagend? Habe ich Angst vor Gott, weil ich mir einen strafenden Gott vorstelle? Behandelt er wirklich alle Menschen gleich, oder ist Gott parteiisch? Verspricht er wirklich alles was er hält, oder lügt Gott?

Viele von solchen zerstörerischen Gottesbildern stecken tief in uns Menschen drin, ohne dass wir uns das genügend bewusst sind. Es hängt von unserer Erziehung und unseren Erfahrungen im Leben ab, wie wir über Gott denken. Ein wichtiger Schlüssel liegt bei unseren Eltern und Erziehern.

Unser Gottesbild prägt uns so sehr, dass es unser ganzes Denken und Verhalten bestimmt. Wie wir miteinander umgehen, hängt stark von unserem Gottesbild ab. Lasst uns deshalb gemeinsam über ein paar falsche Gottesbilder nachdenken und uns ehrlich selbst prüfen, wie viel wir von den einzelnen Bildern noch in uns tragen! Wie stellen wir uns Gott vor?

 

Lügend? (Folie D08)

Erleben wir, dass Gott uns Sonnenschein und viel Gutes verspricht, wir aber oft Regenschauer und trübe Tage empfangen? Während ich versuche Gott zu dienen, erfahre ich immer wieder Enttäuschungen. In der Bibel lesen wir doch, dass Gott nicht lügt (Tit 1,2), aber ich fühle mich als Christ nicht glücklich, sondern oft miserabel. Woran kann das liegen? Das christliche Leben soll doch schön sein? – Aber für mich ist es manchmal die Hölle. Was läuft hier falsch, bei solchem Denken?

Es ist tatsächlich wahr, dass wir in der Bibel lesen, dass Gott nicht lügt und dass der Herr alles, was er den Menschen je versprochen hat, auch einhielt. Aber hat Gott uns Menschen nur Sonnenschein und glückliche Tage versprochen? Hat Gott versprochen, dass wer ihm dient, niemals von Menschen enttäuscht sein wird? Muss Gott alle meine Bedürfnisse erfüllen? Ist Gott schuld, wenn ich nicht glücklich bin? Nein! Keinesfalls!

Das Schlüsselwort dieser Denkweise ist: falsche Erwartungen. Die meisten Christen erwarten zu viel von Gott und ihrem Leben in Christus! Sie haben Erwartungen, die Gott ihnen weder versprochen hat, noch erfüllen kann. Vollkommene Erfüllung von all unseren Wünschen und Erwartungen finden wir erst im kommenden Leben, in der Ewigkeit bei Gott.

Aber sagt uns Jahwe-Gott nicht durch sein Wort, dass er uns liebt, dass er gütig ist und für uns sorgt? Ja das stimmt! Wir lesen: Psalm 34,9-23. Wer auf den Herrn vertraut, wird vor Unheil behütet! Doch was ist das grösste Unheil, das uns widerfahren kann? Es ist die Verlorenheit unserer Seelen! Es ist die Verdammung aus dem Paradies! Es ist die hoffnungslose Gottesferne! Dem allmächtigen Gott geht es um unsere Seelen, nicht um die äusseren Umstände! Die Seelen der Menschen haben oberste Priorität beim Herrn. Gott will, dass möglichst viele Menschen das Heil in Christus finden und durch ihn gerettet werden (1Tim 2,4). Deshalb sucht Gott nach Menschenseelen, die nach ihm lechzen wie der Hirsch nach frischem Wasser, die nach ihm suchen, wie Perlenhändler nach der schönsten Perle, die bereit sind alles aufzugeben, alles zu erdulden, ja selbst einen schmerzvollen Tod zu erleiden, um am Ende bei Gott sein zu dürfen.

Menschen, die wie Hiob sagen: „Auch wenn Gott mich töten lässt, so hoffe ich auf ihn“ (Ijob 13,15 übersetzt aus NKJV). Unserem Schöpfer geht es nicht um „Massentourismus“, sondern um die einzelne auserwählte und kostbare Seele, die sich nach IHM sehnt. Im Vers 20 (Ps 34) haben wir gelesen: „Der Gerechte muss viel leiden; aber aus dem allem errettet ihn der Herr.“ Sicher ist es nicht erstrebenswert, Schmach zu tragen. Es ist nicht angenehm, im Regen zu stehen. Auch trübe Tage sind nicht unbedingt eine riesige Freude. Aber das ist es, was die Bibel „Glaube“ nennt! Der Hebräerschreiber sagt (Hebr 11,1): „Der Glaube ist eine Zuversicht auf das, was man hofft, eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht.“ Immer, wenn es ungemütlich wird, fragt uns Satan hinterlistig: „Wo ist nun dein Gott?“ Es ist also Satan, der uns belügt und uns vormachen will, Gott sei nicht in unserer Nähe! Gott hat es aber versprochen, wie wir gelesen haben (Ps 34,18-19). Lasst uns also nicht murren wie die Gottlosen, die den Herrn anklagen für alles, was ihnen schlechtes im Leben widerfährt. Der Herr liebt uns, er sorgt für uns, er ist gütig und führt uns zum Ziel, aber nicht so, wie der fleischliche Mensch es von ihm erwartet!

 

Parteiisch? (Folie D12)

Haben wir auch schon das Gefühl gehabt, dass wir es schwerer haben im Leben als andere Menschen? Fühlen wir uns manchmal benachteiligt oder gar ausgelassen? Sind wir der Meinung, dass Gott alle andern Menschen mehr liebt und sie mehr segnet im Leben als uns? Dann stellen wir uns Gott parteiisch vor?

El-Shaddai ist aber nicht parteiisch! Im Gegenteil! Gott ist gerecht: „Er lässt seine Sonne aufgehen, über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte“ (Mt 5,45). Gott sieht nicht die Person an, sondern jeder ist ihm willkommen, der ihn fürchtet und die göttliche Gerechtigkeit liebt (Apg 10,34). Unser Schöpfer richtet eines jeden Werk, ohne Ansehen der Person (1Petr 1,17).

Nur wir Menschen sind parteiisch. Wir schauen auf Äusserlichkeiten, auf Geld, Ehre usw. und fühlen uns zu denen hingezogen, die uns sympathisch sind. Dieses Denken führt zu Benachteiligungen und Missgunst. Es führt zu Neid und Eifersucht. Es führt zu Parteiungen und Streitigkeiten.

Wer sich als Christ auch nur ein bisschen benachteiligter als andere vorkommt, wird es schwerer haben in der Gemeinde seinen Glaubensgeschwistern zu dienen und sich über ihren Erfolg zu freuen. Nur ein Christ, der sich von Gott völlig bevorteilt vorkommt, kann sich mit andern freuen, wenn es ihnen auch gut geht. Er wird keine Parteiungen schaffen noch auf irgend jemanden eifersüchtig sein, denn er ist so dankbar, dass er Gnade gefunden und Gott auf seiner Seite hat.

Der Psalm Asaphs beschreibt dieses menschliche Problem: Psalm 73,1-9.16-19. Asaph hatte offenbar das Gefühl benachteiligt zu sein. Er hatte eine Vorstellung von einem parteiischen Gott. Den Gottlosen ging es äusserlich gesehen zu gut. Gott strafte sie nicht sofort, als sie hochmütig waren und böse redeten. Doch dann sah er plötzlich, dass das Fundament der Gottlosen schlüpfrig und unsicher war und ihr Ende ein einziger Schrecken sein werde.

Dankbar und zuversichtlich wendet er sich schliesslich an Gott und sagt einsichtig: Psalm 73,21-28. Nur wer Gott gerecht und nicht im Geringsten als parteiisch empfindet, kann mit seinen Mitmenschen Erbarmen empfinden statt Eifersucht. Wer erkannt hat, wie sehr er in seinem neuen Leben mit Gott im Vorteil steht, braucht um nichts mehr zu kämpfen. Denn Gott hat uns das allerbeste in Christus Jesus geschenkt!

 

Fordernd? (Folie D14)

Habe ich das Gefühl als Christ immer zu wenig getan zu haben für Gott und seine Gemeinde? Was geht in meinem Kopf, wenn ich folgende Bibelstellen höre?

Mt 7,21: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr ...“
Mt 12,50: „Denn wer den Willen meines Vaters in den Himmeln tut ...“
Joh 15,14: „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut ...“

Bin ich der Meinung, dass Gott mich nach meinen Leistungen beurteilt und mich erst dann besser annehmen kann, wenn ich mehr für ihn tue? Habe ich das Gefühl, dass Adonai meine Gebete nicht hört, weil ich mich mehr bemühen muss, heiliger zu sein? Empfinde ich, dass ich dem Herrn nicht genüge?

Die meisten Christen stellen sich Jahwe-Gott in irgend einer Form sehr fordernd vor, der einen bestimmten Massstab ansetzt und damit unsere Leistungen misst, wie z. B.: Wie regelmässig wir die Versammlungen besuchen. Ob wir täglich Beten und Bibellesen. Wie hoch unsere Geldbeträge sind, die wir spenden. Und wie gut wir andern Menschen das Evangelium Christi erklären können.

Wir Menschen haben eine extreme Neigung zu solcher Denkweise, denn genau dieses Problem hatten die Juden im AT auch. Nur wenn sie bestimmte Leistungen erbrachten, kamen sie sich heilig und gerecht vor, ja so gerecht, dass sie die andern Menschen verachteten, die diese Leistungen nicht erbringen konnten. Am Gleichnis des Pharisäers und des Zöllner sieht man dies ganz deutlich.

Der Pharisäer stellte sich vor Gott und betete so: Lukas 18,11-12. Jesus verurteilt dieses Leistungsdenken und diese falsche Gerechtigkeit. Schon im AT lesen wir, dass der Herr seinem Volk zu verstehen geben wollte (Jes 1,10-17). Es ging dem allmächtigen Gott nie um unsere Leistung. Der Herr braucht all diese Opfer nicht (Ps 50,8-15). Viel lieber ist ihm ein zerbrochener Geist und ein zerschlagenes Herz; das wird der Herr niemals verachten (Ps 51,19). Viel wichtiger ist die Hingabe, die aus Dankbarkeit Gottes Liebe erwidert und sich freiwillig und gerne um seine Mitmenschen bemüht. Das ist der Massstab, den Gott noch heute auch bei uns Christen ansetzt!

Viele Christen sind der Meinung, dass wenn sie erst dann, wenn sie in irgend einer Form gewisse Leistungen für Gott und sein Reich erbracht haben, dem Herrn wohlgefällig sind. Doch der Herr sucht keine Rituale und keine Dienstleistungen, sondern unser liebendes Herz, das sehnsüchtig nach Glaube, Hoffnung und Liebe strebt! Unser Gott beurteilt uns nicht nach Leistungen, sondern nach unserem Herz, wie weit wir mit seiner göttlichen Liebe erfüllt sind!

 

Strafend? (Folie D15)

Stellen wir uns Gott strafend und verurteilend vor? Nein? Wie stellen wir uns denn der Tag der Wiederkunft Christi vor? Als ein Tag des Gerichts, wo der Herr viele Menschen verdammt? Oder als Tag der Erlösung von Versuchungen und Leiden? Ist der Herr etwa ein rachsüchtiger Gott, der auf den grossen Gerichtstag wartet, um dann endlich abrechnen zu können? (wie in Action-Filmen oft dargestellt). Schreibt er alles peinlich genau in ein Buch auf, was die Menschen tun, damit er jeden am Gerichtstag gerecht richten kann? Stellen wir uns Gott so vor, dass er uns für alles strafen wird oder glauben wir an den Gott voller Gnade und Barmherzigkeit? Wie gross ist meine Gewissheit, dass ich gerettet bin?

Gott will uns nicht strafen, deshalb hat er uns ja seinen Sohn gesandt (Eph 1,7-8). Christus hat uns vor dem grossen Gericht erlöst (Kol 1,13-14). Mit seinem eigenen Blut hat Christus den neuen Bund eingeweiht (Mt 26,2). Gott will uns keineswegs strafen, sondern erlösen, weil er ein gnädiger und barmherziger Gott ist (Ps 103,8; 86,15). In Gott dürfen wir uns durch Christi Blut geborgen wissen. Wir sind seine Kinder, die er liebt wie Eltern ihre Kinder lieben. Diese Liebe geht so weit, dass er unsere Fehler übersieht. Er rechnet uns alles Böse, was wir noch tun, nicht zu (1Kor 13,5). Christus ist unser Verteidiger geworden, der uns von allen Anklagen der Menschen und des Teufels freispricht. Gott vertraut uns und sieht unsere eifrigen Bemühungen das Gute zu tun. Denn der Herr ist langmütig gegen uns und seine Gnade hört nie mehr auf, so lange wir den Herrn lieben – von ganzem Herzen, mit unserer ganzen Seele und mit all unserem Denken (Mt 22,37).

Wir dürfen Elohim völlig vertrauen, denn er erfüllt alle unsere seelischen Bedürfnisse! Christen, mit falschen Gottesbildern sagen gerne: „Gott ist zwar Liebe, aber Liebe ist auch Strenge!“ Mit uns Christen verfährt der Herr in keiner Weise streng und strafend, sondern langmütig ohne Ende! Je mehr wir als Christen das Bild eines strengen und strafenden Gottes in uns tragen, desto mehr werden wir auch im Umgang mit unseren Mitmenschen, mit unseren Kindern und vor allem auch mit unseren Glaubensgeschwistern Strenge und Strafe anwenden.

 

Schlussfolgerungen

Wir sehen, wie wichtig es ist, ein gesundes Gottesbild in uns zu tragen. Unser Gottesbild prägt uns und bestimmt unser ganzes Denken und Verhalten, unsere Liebesfähigkeit als Christen im Umgang mit den Menschen.

Lasst uns deshalb verstehen lernen,
dass der allmächtige Gott-Jahwe uns endlos liebt, uns bedingungslos annimmt und nur ein Ziel mit uns hat: das ewige Leben. (nicht lügend!) = Glaube,

dass er uns besonders beschenkt und wir gegenüber allen Menschen mächtig im Vorteil sind. (nicht parteiisch!) = Vorteil,

dass er von uns nichts fordert, als nur einen zerbrochenen Geist und Dankbarkeit für seine Liebe (nicht fordernd!) = Hingabe,

dass wir Gott völlig vertrauen dürfen und keine Angst vor dem jüngsten Gericht haben müssen, denn wir dürfen uns Kinder Gottes nennen, und wir sind es! (nicht strafend!) = Geborgenheit.

Tabelle mit Bildern

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