Warum-01: Das Problem des Leidens

Warum leiden wir?

 

Einleitung

Das Leben ist einmalig und nur von kurzer Dauer, deshalb soll es möglichst genossen werden. Doch es ist nicht so einfach, das Leben allezeit zu geniessen, wäre da nicht das Problem des Leidens. In den Sprüchen wird gesagt, dass ein Rechtschaffener, d. h. der an Gott gläubige Mensch, jubelt und fröhlich ist (Spr 29,6). Doch wie soll der Gläubige jubeln, wenn er vom Leben manchmal ganz schwer gezeichnet wird?

Diese Lektion wurde für alle Gläubigen geschrieben, die manchmal zweifeln, ob unser Schöpfergott allmächtig und voller Liebe ist, da es so viel zu leiden gibt in dieser Welt.

 

Weshalb Leiden?

Warum stoppt Gott das Böse nicht? Unser Schöpfer gab uns Menschen einen Intellekt, Emotionen und einen freien Willen. Er schuf den Menschen als unschuldiges Wesen und sagte zufrieden: „Das ist sehr gut.“ Doch der Herr wollte keine Marionettenpuppe und keine Maschine herstellen, die automatisch das tat, was er sich wünschte. Der freie Wille, den der Schöpfer uns Menschen gegeben hat, ist fähig zwischen Gut und Böse, richtig und falsch zu unterscheiden. In der Bibel kommt sehr schnell zum Ausdruck, dass jeder Mensch ein Sünder ist (Röm 3,23). Leider trifft der freie Mensch immer wieder falsche Entscheidungen in seinem Leben. Wie sollte Gott mit unserer Sünde umgehen? Sollte er die Sünde zerstören oder gar jeden Sünder? Wenn Gott die Sünder zerstören sollte, dann gäbe es keine Überlebende, da wir Menschen alle gesündigt haben und Gottes Herrlichkeit verspielt haben (Röm 3,23). Wenn Gott die Sünde zerstören würde, dann würde er das Mittel zerstören, um uns Menschen zu erziehen und näher zu sich zu ziehen. Denn alles, was wir Menschen erdulden müssen, das dient unserer Erziehung (Hebr 12,7). Das Böse in dieser Welt ist also dazu da, um uns Menschen zu erziehen, zu schleifen, zu prüfen, vorzubereiten auf das himmlische Reich!

Warum stoppt Gott die Naturkatastrophen nicht? Weil das Leben so konzipiert ist, dass die Natur sich auf diese Weise regeneriert und ausbalanciert. So wie jedes Lebewesen Nahrung zu sich nimmt und sie wieder ausscheidet, verhält es sich mit der Natur auf jeder Stufe. Betrachten wir die mikrobiologische Welt, dann stellen wir fest, welch grosse Erschütterung und Veränderung allein ein Regentropfen auf sie hat. Wären wir den gigantischen Explosionen im Weltall etwas näher, dann hätte unsere Erde keine Überlebenschance. So hat Gott uns im perfekten Abstand zur Natur gestellt, damit wir möglichst wenig abkriegen, aber nicht verschont bleiben von diesen Regenerierungsprozessen. Nichts, was erschaffen wurde, auch kein Lebewesen bleibt von den Veränderungsprozessen des Lebens verschont. Salomo hat das auf seine Weise definiert und ausgedrückt (Koh 9,11-12): „Wiederum sah ich unter der Sonne: Nicht die Schnellen gewinnen den Wettlauf und nicht die Helden den Kampf, auch nicht die Weisen das Brot und nicht die Verständigen Reichtum und die Einsichtigen Gunst, denn Zeit und Zufall treffen sie alle. Auch kennt der Mensch nicht seine Zeit: Wie die Fische, die ins tückische Netz geraten, wie die Vögel, die gefangen werden, so werden die Menschen verstrickt zur Zeit des Unglücks, wenn es sie plötzlich überfällt.“ Das Ende der Naturkatastrophen wird das Ende der Welt sein und allen irdischen Lebens!

Warum leiden wir? Das ist Gottes Naturgesetz des irdischen Lebens! Anziehungskräfte, Regen, Winde, Feuer und Blitze sind notwendige Lebensprozesse, die uns verletzen, ja sogar töten können. Jesus lehrt, dass der Vater im Himmel seine Sonne aufgehen und regnen lässt über böse und gute, über gerechte und ungerechte Menschen (Mt 5,45). Unfälle können uns alle treffen, besonders wenn wir zu sorglos sind, unwissend, unvorsichtig und Veränderungen immer als etwas Böses ablehnen. Doch gerade in der Natur können wir gut beobachten, wie Veränderungen letztendlich immer etwas Neues und Gutes schaffen (Bsp. Vulkanausbruch). Das Leben kann sehr schmerzhaft und brutal sein, aber es dient Gott dazu unseren Glauben für eine kurze Zeit zu testen (Hiob 1,12). Manchmal bringen uns Leiden näher zu Gott (1Petr 4,19). Leiden machen uns bewusst, wie klein und verletzbar wir Menschen sind und wie sehr wir Gott brauchen (Mt 7,7-11). Der Sinn und Zweck des Lebens mit allen seinen sonnigen und schattigen Seiten ist, dass wir Menschen den allmächtigen und liebenden Gott erkennen (Jes 45,5), hilfsbedürftig unsere Hände nach IHM ausstrecken und demütig uns vor IHM beugen, damit er uns erhöht (Jak 4,10).

 

Welchen Wert hat das Leiden?

Es ist falsch zu meinen, dass der Sinn und Zweck des Lebens darin besteht immer nur Spass zu haben und unaufhörlich glücklich zu sein (Koh 7,2-4). Die Leiden sind nicht etwa ein Beweis, dass es keinen Gott gibt. Die Leiden haben einen tieferen Grund und einen hohen Wert. Die Leiden formen und veredeln unseren Charakter. Durch viele Leiden entsteht neues Leben, indem ein Baby durch den engen Muttermund geboren wird. Nur wer diese Leiden im Vertrauen auf Gott annimmt, dem werden sie schlussendlich zum Guten dienen (Röm 8,28).

Was können Leiden bewirken? (Siehe Tabelle mit Bibelstellen!) Leiden können uns helfen, uns besser zu verstehen, wer wir sind und wo unsere Grenzen sind. Leiden können uns zum Segen machen für andere Menschen. Leiden können uns die wahren Werte des Lebens näher vor Augen führen. Leiden können uns dankbarer machen für die empfangenen Segnungen. Leiden können uns mehr Mitgefühl schenken für die Bedürfnisse anderer. Leiden können uns grosse Gebetserfahrungen geben. Leiden können uns eine vertiefte Beziehung zum allmächtigen Gott geben. Leiden können unserem Leben einen tieferen Sinn geben. Leben können uns sanfter, weicher und einfühlsamer machen in unseren Worten, Gedanken und Taten. Leiden können uns zeigen, dass nach dunklen Stunden auch wieder helle Tage folgen werden, die weit in der Überzahl sind (Ps 30,5). Leiden können uns zurück zu Gott führen. Leiden können unseren Glauben mehren und uns Ausdauer geben (Röm 5,3).

 

Das grosse Beispiel des Leidens

Jesus Christus, der Sohn Gottes weiss, was es heisst auf verschiedene Art zu leiden, sei es durch körperliche Verletzungen, Beleidigungen, Strafen, Vorurteile, Ablehnung, Eifersucht, Hass, Hunger und Schwäche. Jesus hat nicht gesündigt und trotzdem viel gelitten. Niemand kann Jesus anklagen, dass er als Sohn Gottes die Leiden nicht verstehe. Die Leiden Jesu am Kreuz lehren uns, dass Liebe und Leiden durchaus zusammenpassen. Als Jesus litt, stellte er nicht ein einziges Mal seinen Vater in Frage. Gottes Liebe wird durch das Leiden und Sterben seines Sohnes am Kreuz für uns Menschen sichtbar (Röm 8,6-8; 1Joh 4,8). Niemand kann Gott anklagen, dass er um uns Menschen nicht besorgt sei.

Der Tod Jesu lehrt uns, dass Leiden nicht immer als Strafe für unsere Sünden zu verstehen sind, denn Jesus war ja ohne Sünde (1Petr 2,22; Hebr 4,14-16). Jesus starb nicht für seine eigenen Sünden, sondern für die unsrigen. Sein Tod lehrt uns auch, dass Leiden anderen Menschen Vorteil bringen kann. Die Leiden eines einzigen kann vielen Menschen zum Segen verhelfen. Josef zum Beispiel litt, damit Israel vor dem Hungertod verschont blieb. Mose litt, damit Israel aus Ägypten befreit werden konnte. David litt, damit Israel im Land vor seinen Feinden zur Ruhe kam. Jesus litt, dass sein Volk von ihren Sünden gerettet wird (Mt 2,21).

Leiden sind Gottes Absicht, die wunderbare Endresultate im Charakter der involvierten Menschen bringen. Selbst ungerechte Leiden dienen zum Guten. Die Liebe kostet etwas (Joh 15,13). Der Tod Jesu am Kreuz verkündigt uns, dass es etwas gibt das viel grausamer ist als die Leiden: die Sünde. Der heilige und gerechte Gott hasst die Sünde. Gott kann die Sünde nicht in etwas Gutes verwandeln, deshalb muss er sie richten. Unser himmlischer Vater verurteilte die Sünde durch das Kreuz Christi. Als Jesus am Kreuz starb, ertrug er die Sünden der ganzen Welt aller Generationen. Deshalb sollten wir uns durch die Leiden der Welt nicht blind machen lassen, denn die Sünde bedeutet Trennung vom lebendigen Gott. Wer mit Gott leben will, der muss die Sünde loswerden.

Der Tod Jesu versichert uns, dass Leiden nach dem Willen Gottes immer zur Herrlichkeit führen wird. Die Leiden selbst machen uns noch keine Freude, doch die Leiden „nach dem Willen Gottes“, die uns von seiner Gnade abhängig machen lassen werden uns zur Herrlichkeit führen. Jesu Tod zeigt uns wie die Leiden in Liebe und Herrlichkeit verwandelt werden können. Das raue Kreuz symbolisiert Schande, aber Jesus verwandelte die Schande des Todes in eine Botschaft der Liebe. Jesu Tod lehrt uns auch, dass die Leiden nicht für immer andauern und dass der Tod nicht das Ende sein wird. Wenn die Gläubigen Gottes leiden, dann ist der Herr ihnen ganz nahe, teilt ihre Schmerzen und umarmt sie. Gottes Gläubige leben und sterben für den Herrn (Röm 14,8; 8,37-39). Weil Jesus sich der gewaltigen Hand Gottes unterwarf, wurde er durch den Heiligen Geist auferweckt und zum ewigen König erhöht. Auch wir haben die Gewissheit, dass wir die Krone des Lebens empfangen werden, nachdem wir die Prüfungen bestanden haben (Jak 1,12). Denn wie Jesus von den Toten auferweckt wurde, werden auch wir in seine Herrlichkeit eingehen, wenn wir festhalten am Glauben und an der Liebe zu unserem Herrn (1Petr 2,21-24).

 

Schlussfolgerungen

Wir dürfen in das Lied Habakuks einstimmen, der Gott vertraute in Zeiten der Not (Hab 3,17-19). Auch wir dürfen unserem Gott vertrauen, dass er uns mit Jesus auferwecken wird zur richtigen Zeit und uns in seine Herrlichkeit aufnehmen wird (2Kor 4,7-15). Gott liebt uns und bereitet uns vor auf den ganz grossen Tag, an dem er sich allen Seelen offenbaren wird.

Wer zum Herrn betet, der beweist, dass er an ihn glaubt. Wer zum Herrn betet, wird seine liebende Hand und Fürsorge erfahren (Mt 7,7-11; Mk 11,22-24; Eph 3,20; Jak 1,5-8). Der Herr beantwortet unsere Gebete auf verschiedene Art und Weise:

1.  Manchmal sagt er „ja“ (Jak 5,13-18).
2.  Manchmal sagt er „nein“ (2Kor 12,7-10).
3.  Manchmal sagt er „warte“ (Ex 1; 3,7; Ps 27,14; Lk 11,5-8).
4.  Manchmal gibt er uns etwas anderes, als das was wir erbeten haben (1Kön 3,5-14; Eph 3,20-21).

Der Herr sieht alles (1Petr 3,12). Weil er barmherzig, gütig und allwissend ist, weiss er ganz genau was das Beste ist für seine Kinder. Er schenkt uns seine Gnade und Barmherzigkeit zur rechten Zeit (Hebr 4,16).

Es gibt allerdings Zeiten, in denen der Herr Gebete nicht erhört:

- wenn wir uneinsichtig sind über unsere Sünden und Verschuldungen (Jes 59,1-2; Ps 66,18; Spr 1,24-28; 15,29; Jer 11,10-11; 14,10-12),
- wenn wir zweifeln (Jak 1,5-8; Mk 11,24),
- wenn wir unsere Ohren verschliessen gegenüber den Armen (Spr 21,13),
- wenn wir anderen nicht vergeben (Mt 6,14-15; 18,21-35),
- wenn wir egoistische Bitten vortragen (Jak 4,3),
- wenn Männer nicht verständnisvoll mit ihren Frauen umgehen (1Petr 3,7),
- wenn wir weltliche Dinge vor Gott stellen (Mt 6,33).

Darum, lasst uns selbst für die Leiden dankbar sein, damit der Herr uns formen und zubereiten kann auf die himmlische Erbschaft, die er bereit ist mit uns zu teilen (2Kor 12,7-10; 1Petr 1,3-4): „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns in seiner grossen Barmherzigkeit neu geboren hat, so dass wir nun durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten eine lebendige Hoffnung und Aussicht auf ein unzerstörbares, unbeflecktes und unverderbliches Erbe haben, das im Himmel aufbewahrt ist für euch.“