Heiliger Geist-04: Ist die Prophezeiung Joels erfüllt?

Der Heilige Geist

 


 EINLEITUNG

In den vorherigen Lektionen haben wir zu den folgenden Fragen Stellung genommen: Wer ist der Heilige Geist? Was lehrt Jesus über den Heiligen Geist? Was ist die Taufe mit dem Heiligen Geist?

Heute suchen wir eine Antwort auf die Frage: Ist die Prophezeiung Joels (in Apg 2) erfüllt?

 

 I.   Prophezeit und erfüllt

Jesaja 44,3b: „Meinen Geist werde ich ausgiessen über deine Nachkommen und über deine Nachfahren meinen Segen.“

Jesaja 2,2-3: „In fernen Tagen wird der Berg des Hauses des Herrn fest gegründet sein, der höchste Gipfel der Berge, und erhoben über die Hügel. Und alle Nationen werden zu ihm strömen und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt und lasst uns hinaufziehen zum Berg des Herrn, zum Haus des Gottes Jakobs, damit er uns in seinen Wegen unterweise und wir auf seinen Pfaden gehen. Denn vom Zion wird Weisung ausgehen und das Wort des Herrn von Jerusalem.“

Hesekiel 36,26-27: „Und ich werde euch ein neues Herz geben und in euer Inneres lege ich einen neuen Geist. Und ich entfernte das steinerne Herz aus eurem Leib und gebe euch ein Herz aus Fleisch. Und meinen Geist werden ich in euer Inneres legen, und ich werde bewirken, dass ihr nach meinen Satzungen lebt und meine Rechtssätze haltet und nach ihnen handelt.“

Joel 3,1-3 (2,28-32): „Und danach werde ich meinen Geist ausgiessen über alles Fleisch, und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, eure Alten werden Träume, eure jungen Männer werden Schauungen haben. Und auch über die Diener und die Dienerinnen giesse ich in jenen Tagen meinen Geist aus. Und ich werde Wunderzeichen wirken am Himmel und auf der Erde: Blut und Feuer und Rauchsäulen. Die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln und der Mond in Blut, bevor der Tag des Herrn kommt, der grosse und furchtbare. Jeder aber, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet, denn auf dem Berg Zion und in Jerusalem wird Rettung sein, wie der Herr es gesagt hat, und bei den Entronnen, die der Herr ruft.“

Alle diese Prophezeiungen entstanden 500-800 Jahre vor ihrer Erfüllung.

In der Apostelgeschichte 2 lesen wir von der Erfüllung dieser Prophezeiungen. Fünfzig Tage, nachdem Jesus auferstanden war, lesen wir von dem grossen Pfingstfest, an dem - die Gemeinde fest gegründet wurde, das Evangelium in seiner Ganzheit zum ersten Mal verkündet wurde, eine neue menschliche Gattung entstand, das heisst Menschen, die zum ersten Mal Christen genannt wurden (Apg 11,26). Dieser Tag geht als der Höhepunkt in die Geschichte ein, in denen sich Gottes jahrtausendalte Pläne erfüllten (Eph 3,10-11).

 

 II.   Der Beginn des Reiches und der Gemeinde

Jesaja sagte, dass in fernen Tagen das Haus des Herrn fest gegründet sein wird und zwar in Zion, d. h. in Jerusalem (Jes 2). Paulus identifizierte das Haus Gottes als die Gemeinde (1 Tim 3,15). Als Jesus vom kommenden Reich sprach, deutete er damit auf die Gemeinde (Mt 16,18-19). Dieses Reich Gottes sollte „mit Macht“ kommen (Mk 9,1). Kurz vor seiner Himmelfahrt erklärte Jesus seinen Aposteln, dass sie „Kraft empfangen“ werden, wenn der Heilige Geist über sie komme (Apg 1,8). Dieser Geist wurde zu Pfingsten mit Macht über sie ausgegossen (Apg 2,1-4). In ähnlicher Weise donnerte und blitzte es, Rauch stieg auf und die Erde erbebte als Mose von Gott die Zehn Gebote empfing (Ex 19,18).

Beim letzten Mahl sprach Jesus von einem neuen Bund, den Gott einweihen werde (Jer 31,31-34). Mit einem „grossen Feuerwerk“ zog Gott die Aufmerksamkeit auf sich durch - ein Brausen von Winden, ein Symbol des Feuers und ein Zeichen der fremden Sprachen.

Jesus sagte voraus, dass wenn der Heilige Geist ausgegossen werde, dies mit Macht geschehe, sich dabei das Reich den Menschen nahe.

Zu Pfingsten nahm das verheissene Reich Gottes seinen Anfang. Ab diesem Zeitpunkt war das Reich Gottes gekommen und die Gemeinde fest gegründet (Apg 5,11; Kol 1,13).

 

 III. Wie sich die Prophezeiung Joels erfüllte

Nach dem mächtigen Ereignis stand Petrus mit den übrigen elf Apostel auf und erklärte der aufgescheuchten Volksmenge (Apg 2,14-16): „Ihr Juden und all ihr Bewohner Jerusalems, dies sei euch kundgetan, vernehmt meine Worte! Diese Männer [Apostel] sind nicht betrunken, wie ihr meint; es ist doch erst die dritte Stunde [9°°] des Tages. Nein, hier geschieht, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist.“ Petrus spricht von der über achthundertjährigen Prophezeiung Joels (Joel 2). Diese Prophezeiung erfüllte sich vorerst zu Pfingsten an den Juden, denen das Evangelium zuerst verkündet werden sollte (Apg 1,8; Röm 1,16).

Apg 2,17a: Petrus spricht davon, was „in den letzten Tagen“ geschehen wird. Joel sagte jedoch nichts von letzten Tagen, sondern sprach nur von einem „danach“. Damit meinte er die unmittelbar bevorstehenden Gerichtstage durch die Feinde Israels wie Heuschreckenschwärme. Joel sprach über 800 vor Christus und versprach dem Volk Gottes, dass der Herr sich „danach“ ihnen neu zuwenden werde. Die Juden bezogen „die letzten Tage“ auf die Zeit der messianischen Herrschaft.

Hebräer 1,1-2: „Nachdem Gott vor Zeiten vielfach und auf vielerlei Weise zu den Vätern geredet hatte durch die Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet durch den Sohn ...“ (siehe auch Mk 12,6). Die letzten Tage begannen mit der Auferstehung und Himmelfahrt Jesu Christi und enden bei seiner Wiederkunft, am grossen Gerichtstag. Wir leben also jetzt „in den letzten Tagen“ (1 Petr 1,20; 1 Joh 2,18). Das heisst, am Ende der Welt wird es keine letzten Tage mehr geben, durch die Menschen voraussagen können, wann der Herr wiederkommt, „denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht vermutet“ (Mt 24,44). Für Petrus erfüllte sich Joels Prophezeiung an diesem Pfingsttag, den er gleichzeitig auch als Tag eins der letzten Tage deklarierte.

Apg 2,17a: Den Geist „über alles Fleisch“ ausgiessen.
Es gilt zu bedenken, dass der Geist zur Zeit der Patriarchen und Mose nicht „allen“ geschenkt wurde, „vielmehr haben, getrieben vom heiligen Geist, Menschen im Auftrag Gottes gesprochen“ (2 Petr. 1,21). Nun sollten also nicht bloss ein paar dafür ausgewählte Diener Gottes den Geist empfangen, sondern die ganze Menschheit sollte davon betroffen sein. Dabei geht es weder um die Abstammung (Juden oder Heiden), um das Geschlecht (männlich oder weiblich), noch um das Alter oder den sozialen Stand. Es geht aber auch nicht um jeden Menschen, sondern vielmehr um alle Klassen oder Stellungen der Menschen, d. h. Söhne, Töchter, Frauen, junge und alte Männer, Sklaven. Die Ausdrucksweise „alles Fleisch“ bezieht sich auf eine menschliche Gruppe, die repräsentativ ist. Diese Ausdrucksweise wörtlich zu nehmen würde bedeuten, dass sie auch auf Tiere angewandt werden müsste (siehe dazu 1 Kor 15,39). Diese Ausdrucksweise bezieht sich ganz einfach auf Juden und Heiden in jenen Tagen (wie auch 1 Tim 2,1-4).

Apg 2,17-18: Was bedeutet diese Prophezeiung?
Zunächst einmal gilt es zu verstehen, was die Aufgabe eines Propheten im AT war. Wenn wir heute den Begriff „Prophet“ hören, dann denken wir an eine Person, die von der Zukunft spricht, was bis zu einem gewissen Punkt auch zutrifft. Ein Prophet im AT war jedoch nichts anderes als ein Verkündiger der Botschaft Gottes, so wie es in der heutigen Zeit Verkündiger des Evangeliums gibt. Der Prophet im AT empfing seine Worte direkt von Gott mit dem Auftrag dies den Menschen damals weiter zu verkündigen. Im Gegensatz zu den Verkündigern heute, war der Prophet also ein inspirierter Prediger Gottes (siehe die Redewendung „so spricht der Herr“, oder „Spruch Gottes des Herrn“ usw.). Seine Botschaft war eng mit dem Gesetz Mose verknüpft, an das Gottes Volk immer wieder neu erinnert werden sollte. Der Prophet verkündete dem Volk damals Segen oder Fluch (Lev 26). Oft liess Gott seinem Volk verkündigen, dass es für seine Untreue in unmittelbarer oder naher Zukunft bestraft werde. Gleichzeitig tröstete und ermutigte der Prophet das Volk aber auch und schenkte neue Hoffnung, das alles einmal besser werden wird in naher als auch in ferner Zukunft, durch das Kommen des Messias. Seine Botschaft enthielt also eine doppelte bis dreifache Dimension (d. h. für die unmittelbare - die nahe - und die ferne Zukunft). Prophetische Worte sind mit Vorsicht auszulegen, da uns oft der detaillierte Hintergrund von damals fehlt. Vieles wird uns erst im Zusammenhang klarer, in dem ein prophetisches Wort im Neuen Testament zitiert und ausgelegt wird. Deshalb geht die sicherste Auslegung immer nur so weit, wie der neutestamentliche Schreiber eine Prophetie erklärt.

Wichtig ist auch, dass das Pfingstwunder nicht überbetont wird, an dem die Apostel in verschiedenen Sprachen das Evangelium von Christus verkündeten. Viel wichtiger ist die göttliche Botschaft, die von ihnen ausging. Petrus erklärte, dass er und die übrigen Apostel inspiriert durch den Heiligen Geist zum Volk redeten. Die Ausgiessung des Heiligen Geistes bedeutet das Heil für die ganze Menschheit.

Als Petrus die prophetischen Worte zitierte, machte er keine detaillierten Angaben zu diesen Versen. Petrus sagte nur, dass nun die Zeit angebrochen war, in der sich diese Prophezeiung Joels erfüllte. In diesen Tagen werden Männer und Frauen weissagen, wie zum Beispiel:

Ananias (Apg 9,10-11)
Kornelius (Apg 10,3)
Agabus (Apg 11,27-28)
Die Töchter des Philippus (Apg 21,9)

Die weiteren Aussagen, wie Gesichte sehen und Träume träumen, beziehen sich auf Wundergaben, die es im ersten Jahrhundert des apostolischen Zeitalters noch gab, um die ersten Gemeinden zu ermutigen und aufzubauen, da sie noch keine neutestamentlichen Schriften besassen (wie wir heute). Die Prophetie könnte sich sehr wohl generell auf die Zeit damals beziehen, d.h. sogar auch auf Jahre vor Pfingsten, in denen uns von Jesus berichtet wird, zum Beispiel:

- Als ein Engel dem Zacharias erschien (Lk 1,13-25).

- Als ein Engel dem Josef im Traum erschien (Mt 1,20; 2,12-13; 2,22).

- Als der Engel Gabriel der Maria erschien (Lk 1,26-38).

- Als Elisabet vom heiligen Geist erfüllt wurde und mit lauter Stimme sprach (Lk 1,41-42).

- Als Simeon das Jesus und Maria segnete (Lk 2,25-35).

- Als die hochbetagte Prophetin Hanna Gott pries und allen von dem neugeborenen Erlöser sprach (Lk 2,36-38).

- Es wird uns auch von der Frau des Pilatus berichtet, die von Jesus träumte und dabei viel litt (Mt 27,19).

Viele andere Zeichen geschahen im ersten Jahrhundert durch die Hand Jesu und durch den Heiligen Geist, die für uns nicht aufgeschrieben wurden (Joh. 20,30-31).

Apg 2,19-21: Die symbolische Prophetensprache.
Es ist nicht nötig ins Detail zu gehen, um die Gesamtaussage des Propheten Joels verstehen zu können. Petrus erklärt uns wohl deshalb nicht mehr, weil es für uns nicht von besonderer Bedeutung ist. Die prophetische Sprache darf oft nicht wortwörtlich verstanden werden, da sie gerne durch Symbole lehrt. Wenn es also um die Sonne geht, die sich verfinstern soll und den Mond, der sich in Blut verwandelt, so wird hier eine bekannte Symbolik eingesetzt, die im AT immer wieder gelehrt wird, wenn Gott Segen oder Fluch ausspricht (siehe Jes 13,6.10-11; 34,4-5; Ez. 32,2.7-8; Am 5,18.20). Solche Worte können auf das Ende der Welt hindeuten. Meistens betreffen sie aber die Zeit damals, in der Gott eingriff.

Genauso verhält es sich auch mit der Erfüllung dieser zitierten Prophetenworte: „Wunder oben am Himmel werde ich wirken und Zeichen unten auf Erden: Blut und Feuer und qualmenden Rauch. Die Sonne wird Finsternis werden und der Mond Blut, ehe der grosse und herrliche Tag des Herrn kommt. Und so wird es sein: Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.“

Auf wann bezieht sich der grosse Tag des Herrn?
Viele nehmen an, dass dies mit dem Ende der letzten Tage zu tun hat, bevor Jesus wiederkommt und die Welt richtet. Es ist gefährlich, die Schriften von unserer eigenen Perspektive aus zu betrachten, statt mit der Perspektive der Menschen von damals. Wenn Jesus wiederkommt, dann wird es zu spät sein den Namen des Herrn anzurufen, um gerettet zu werden (Mt 24,35.42-45; 25,1-13). Das Schlüsselwort ist „ehe“ der Geist ausgegossen wird und der grosse und herrliche Tag des Herrn kommt (Vers 20b). Es geht hier nicht um den Tag des Gerichts (d. h. das Ende der Welt). Es geht hier vielmehr um den Tag der Erlösung, deshalb ist es auch ein herrlicher Tag, der Tag zu Pfingsten. Deshalb kann sich dieses Wort „ehe“ nur auf die Tage vor Pfingsten beziehen. In der Bibel erfahren wir, dass grosse Zeichen am Himmel und auf Erden geschahen, als Jesus starb (Mt 27,51-54; Lk 23,44-45). Später lesen wir von einem grossen Erdbeben, als beide Marias am Grab erschienen (Mt 28,2). Schliesslich sehen wir zu Pfingsten, wie Gott Himmel und Erde erschüttern liess, um den grossen und herrlichen Tag des Herrn zu signalisieren, an dem das Evangelium zum ersten Mal in seiner Ganzheit verkündigt werden sollte. Am Ende seiner Predigt erklärt Petrus, wie der Name des Herrn angerufen wird, um Rettung für unsere Seelen zu finden (Apg 2,21.38.40; 22,16).

 

 Schlussfolgerungen

Petrus machte also der Menge in Jerusalem klar, dass die Prophezeiung Joels sich am grossen Pfingsttag erfüllte. Deshalb rief er die Menschen zur Einsicht, zur Umkehr und zur Taufe auf (Apg 2,38). Leider fehlen uns die weiteren Predigtworte, mit denen Petrus seine Zuhörer eindringlich ermahnte, sich retten zu lassen aus der gottlosen Menschheit (Apg 2,40). Die Mehrheit wird sich nicht retten lassen, sondern verloren gehen (Mt 7,13-14; Lk 13,24). Denn es braucht drei Dinge, um gerettet zu werden: Glaube, Busse, Taufe. Durch die ganze Apostelgeschichte hindurch finden wir einige gute Beispiele, die von diesen drei Schritten sprechen (siehe Tabelle unten). Es ist interessant zu sehen, dass Jesus nichts lehrte wie Zeichen und Sprachenreden eingesetzt werden, um die Gläubigen in ihrem Heil zu bestätigen, um sie geistlicher zu machen, um ihre Leidenschaft für den christlichen Glauben zu fördern, um sie reif und anderen überlegen zu machen. (Das sind alles nur typisch menschliche Machtkämpfe, die nichts mit Gottes Plan zu tun haben.)

Die Zeichen und Wunder damals hatten zum Zweck, die göttliche Wahrheit der Verkündigung zu bestätigen (Apg 2,43). Durch Zeichen, Wunder und machtvolle Taten bestätigte Gott die Worte der Apostel, da es damals noch kein Neues Testament gab, durch das die Menschen die Wahrheit lesen und erkennen konnten (2 Kor 12,12; Hebr 2,3-4; Mk 16,20). Heute vertrauen wir allein den inspirierten Schreibern des Neuen Testaments, die uns lehren, zurechtweisen und zum Guten erziehen, damit wir hinwachsen zu unserem Herrn Jesus Christus, der uns in allem ein vollkommenes Vorbild ist (2 Tim 3,16-17; Eph 4,15; 2 Petr 3,14).