Gnade-01: Wie ist die Gnade zu verstehen?

 Gottes Gnade

 

 Einleitung

Was verstehen wir unter dem Begriff „Gnade“, wenn wir z. B. folgende Bibelstelle lesen: Johannes 1,14-17. Der Sohn war „voll Gnade und Wahrheit.“ Wir empfingen „Gnade um Gnade.“ Durch Jesus kam „die Gnade und die Wahrheit“ zu uns Menschen.

Es gibt drei wegweisende Gedanken bezüglich der göttlichen Gnade:

- Sie ist ewig (unaufhörlich)

- Sie ist gratis (unverdient)

- Sie ist uneingeschränkt (unbeschränkt)

 

 I.   Definitionen und Erläuterungen

Das Wort Gnade lautet im Griechischen (χάρις) Charis.
Charis (χάρις) bedeutet auch Gunst, Wohlwollen, Wohltat, Geschenk. Deshalb heisst das bekannte kat. Hilfswerk Caritas, das sich aus Spenden finanziert. Caritas ist in der ganzen Welt als Hilfsorganisation tätig. Im Französischen bedeutet das Wort Charité „Barmherzigkeit“ und ist das Krankenhaus für die Armen.

Charisma (χάρισμα) bedeutet Gnadengabe.
Sie ist eine von Gott stammende Begabung. In 1. Korinther 12-14 lesen wir von verschiedenen Gnadengaben, die damals in der Gemeinde vorkamen (wie z. B. Weisheitsrede, Erkenntnisrede, Heilungen, Rede aus Eingebung, verschiedene Arten von Zungenreden usw.) In den Charismatischen Bewegungen werden diese übernatürlichen Gaben jedoch weiter ausgeübt, um eine Erneuerung „herbeizuzwingen“. Dabei wird den Menschen etwas vorgespielt, als gäbe es diese Gaben (χάρισμα) heute immer noch. Da Gott sich uns Menschen durch die Bibel vollständig offenbart hat und uns der Glaube ein für allemal überliefert worden ist (Jud 3), braucht es diese übernatürlichen Gnadengaben heute nicht mehr. Wir alle besitzen aber nach wie vor viele Gnadengaben, wie z. B. Barmherzigkeit, Dienst, die Fähigkeit zu lehren, die Grosszügigkeit im Geben… (Römer 12). Zudem hat jeder Charisma, der sympathisch ist, eine positive Ausstrahlung hat und begabt ist.

Charis ist auch in der Eucharistie vorhanden.
Das griechische Wort Eucharistia (εὐχαριστία) bedeutet Danksagung. Das Verb findet sich in den beiden Einsetzungsworten des Herrnmahls, wo es von Jesus heisst: „Und er nahm einen Kelch und sprach das Dankgebet….“ (Mt 26,27). Wörtlich müsste es heissen: „… und dankte … (εὐχαριστέω) Im zweiten Jahrhundert begann man die gesamte Abendmahlshandlung als Eucharistie zu bezeichnen.

Vom lat. Wort für „Gnade“, gratia, ist unser Fremdwort „gratis“ abgeleitet.
Die Gnade, von der wir heute morgen abwechslungsweise sprechen - kommt von Gott, ist ein unverdientes Geschenk, eine Wohltat an uns Menschen, drückt Gottes Liebe zu allen seinen Geschöpfen aus. Darum, lasst uns Gottes Gnade lobsingen und seiner Barmherzigkeit gedenken!

 

 II.   Gottes Gnade ist ewig: 2. Timotheus 1,8-11

Paulus schreibt seinem Mitarbeiter Timotheus: „Schäme dich nicht, für das Evangelium Ungerechtigkeiten zu erdulden. Denn Gott hat dich gerettet durch seine Gnade, die dir in Jesus Christus zu Teil wurde. Darum lasse dich nicht entmutigen von den äusseren Umständen des Lebens.“

Dabei enthüllt Paulus, dass der allmächtige Gott seine Gnade schon „vor ewigen Zeiten“ beschlossen hat, d. h. bevor er die Welt erschuf.

Dies kommt auch an andern Stellen zum Ausdruck:

Eph 1,4: „So hat er uns ja in ihm erwählt vor Grundlegung der Welt ...“

Eph 3,11: „... nach der von Ewigkeit her zuvor getroffenen Entscheidung, die er ausgeführt hat in Christus Jesus, unsrem Herrn.“

Tit 1,2: „... auf Grund der Hoffnung des ewigen Lebens, das der Gott, der nicht lügt, vor ewigen Zeiten verheissen hat.“

1Petr 1,20: „... welcher vor Grundlegung der Welt zum voraus ersehen war, am Ende der Zeiten aber geoffenbart wurde um euretwillen.“

Gottes Gnade war immer da, bevor die Welt erschaffen wurde.
Oft wird die Stelle in Johannes 1,17 falsch verstanden, wo es heisst: „Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben worden, die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus gekommen.“ Es gibt Ausleger, die behaupten, dass das mosaische Gesetz ohne Gnade war und dass Gottes Gnade erst mit Jesus Christus begann. Das ist es aber nicht, was Johannes am Anfang seines Evangeliums schreibt! Auch Mose wurde durch Gottes Gnade berufen und ausgesandt. Und durch Gottes Gnade wurde den Israeliten das Gesetz offenbart.

Gnade und Gesetz stehen in engem Zusammenhang.
Gnade kommt nur dort vor, wo es auch ein Gesetz gibt. Um gnädig sein zu können, muss es ein Gesetz geben, denn ohne ein Gesetz kann es keine Gnade geben. Das Gesetz ist nicht Gnade, auch Mose selbst war nicht die Gnade. Genauso wenig war Mose selbst die Wahrheit. Jesus aber ist beides, die Gnade und die Wahrheit. Mose brachte eine Botschaft, während Christus die Botschaft selbst ist. Das ist der Unterschied!

Christentum ist in Christus und das was Jesus für uns getan hat. Wenn wir z. B. Buddha aus dem Buddhismus herausnehmen, dann haben wir immer noch den Buddhismus. Aber wenn wir Christus aus dem Christentum herausnehmen, dann bleibt nichts mehr übrig. Denn das Christentum hängt eng mit der Person Jesu zusammen und mit unserer persönlichen Beziehung zu Ihm.

Christus ist die Gnade selbst, die Gott hatte bevor die Welt erschaffen wurde und die es schon immer gab und auch immer geben wird, denn Gott ist Gnade! Er ist voll Gnade und Wahrheit! Durch Christus haben wir die göttliche Gnade in Überschwänglichkeit erfahren.

 

 III. Gottes Gnade ist gratis: Römer 3,23-24

Die Gnade Gottes kann sich niemand durch Werke verdienen.
Alles was ein Sünder verdient, ist der Tod (Röm 6,23). Das Leben aber, das Gott uns schenken will ist das freie Geschenk seiner Gnade. Paulus erklärt den Römern (11,6): „Wenn aber durch Gnade, dann nicht mehr aus Werken, weil [sonst] die Gnade nicht mehr Gnade ist.“ Gnade ist also das, was jeder Sünder braucht aber keiner verdient hat. Röm 5,8: „Gott beweist aber seine Liebe gegen uns dadurch, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“

Gnade ist die unverdiente und bedingungslose Liebe Gottes.
Gerechtigkeit bedeutet: Wir erhalten was wir verdient haben. Gnade bedeutet: Wir erhalten, was wir nicht verdient haben.

Der allmächtige Gott, der für uns einen perfekten Plan ausarbeitete, vermag seine Gerechtigkeit und seine Gnade gleichzeitig an uns auszuüben, ohne dass Er sich dabei widerspricht. Indem Jesus das gerechte Opfer für unsere Sünde wurde, sind wir nun fähig, die Gnade Gottes zu empfangen. Gottes Gnade steht vielmehr im Widerspruch zur Welt und zur menschlichen Kraft. In der Welt lautet das Motto: „Do it yourself.“ Bei Gott aber gibt es kein „Do it yourself” - Heil, sondern es ist ein Gratisangebot der Versöhnung durch Christus Jesus: 2. Korinther 5,18-21. Alles kommt von Gott und nichts ist von uns Menschen in die Wege geleitet worden. Der Herr, unser Schöpfer knüpft keine Bedingungen an seinen Heilsangebot, ausser, dass er sagt: „Der Preis für Deine Sünden ist bezahlt. So nimm meine Versöhnung an und lass Dich mit mir versöhnen, o Mensch!“

Gottes Gnade ist gratis, aber nicht billig!
Die Versöhnung kostete Gott sein teuerstes und schönstes Juwel - seinen Sohn! Seine göttliche Gnade will nicht ermutigen zur Gleichgültigkeit. Im Gegenteil! Der Heilige Geist lehrt uns durch Paulus: Römer 6,1-2. Die Gnade verlangt nach einer geistlichen Beziehung mit Gott. Der Mensch, der eingesehen hat, dass er hoffnungslos verloren ist, aber mit Gott versöhnt werden möchte, sucht nach der Beziehung mit Gott. Nachdem seine Beziehung zum Schöpfergott wieder hergestellt worden ist, will der dankbare Gläubige sie nie wieder aufs Spiel setzen. Er wird alles daran setzen, seine wiedergewonnene Beziehung zum Herrn aufrecht zu erhalten. Doch der Glaube hat nichts mit Perfektionismus zu tun! Gott befiehlt uns nicht erfolgreich zu sein. Gott erwartet von uns nur eines: Treue! Bsp. Ich bin verheiratet und liebe meine Frau, aber ich bin kein perfekter Ehemann, aber ich bin meiner Frau treu.

Gottes Gnade erzieht uns zu guten Werken, nicht zum Perfektionismus: Titus 2,11-14.
Wer Gottes Gnade verstanden und schätzen gelernt hat, der handelt wie Joseph, als er von der Frau des Pharao verführt wurde: Genesis 39,7-10. Wer an Gottes Gnade glaubt, der fühlt sich wie Joseph und handelt auch wie Joseph! Die Versuchungen des Lebens können ihn nicht schwach machen, denn seine Vertrauensstellung bei Gott ist zu gross, seine Beziehung zu ihm und seine Erbschaft zu kostbar, als dass er dies aufs Spiel setzen würde. In diesem Sinn bewirkt die Gnade auch Werke, die eindeutig sprechen. So ist der Glaube ohne entsprechende Werke tot (Jak 2,26). Werke des Glaubens lassen das Vergängliche los und streben immer mehr nach dem Unvergänglichen und Kostbaren. Werke des Glaubens bringen gute Früchte hervor.

 

 IV. Gottes Gnade ist uneingeschränkt: Römer 5,21

Niemand kann Gottes Gnade einschränken!
Gott herrscht mit seiner Gnade für immer und ewig. Der Herr ist seinem Wesen nach ein gütiger Gott (1Petr 2,3).

Was halten wir von der Gnade Gottes? Glauben wir fest und überzeugt, dass wir im Besitz der Gnade Gottes sind? Oder trauen wir der ganzen Sache nicht so recht? Trauen wir es Gottes Wesen zu, dass er uns trotz unserer Schwächen liebt und uns gnädig ist? Wie viele Prozente vertrauen wir den Versprechungen Gottes? (50%?) Verhalten wir uns Gott gegenüber als solche, die sein Gnadengeschenk angenommen haben und es gegen nichts mehr in der Welt preisgeben möchten? Fühlen wir uns zu Gott so hingezogen, dass er uns nichts befehlen muss, sondern dass uns immer wieder neue Wege und Mittel einfallen, ihm zu dienen? Oder handeln wir mehr wie ein Angestellter, der am Ende jeden Monats auf die Auszahlung für seine geleistete Arbeit wartet?

Gottes Gnade kann nicht abverdient werden!
Sind wir uns bewusst, dass Gott uns vom Todesurteil begnadigt hat und zu höchsten Regenten und Verwaltern seines Reichs eingesetzt hat? Gott hat jedem von uns die Krone aufgesetzt und uns himmlische Ländereien zugeteilt, über die wir herrschen sollen! Jedem von uns sind Scharen von Engeln zugeteilt, die dazu da sind, uns zu dienen! Wie gross ist unsere Freude unsere Dankbarkeit und unsere Liebe zum Herrn und zu allen Mitbürgern des himmlischen Reichs? Ist unsere Freude getrübt wegen unserer Halbherzigkeit? Wird unsere Dankbarkeit unterdrückt durch unsere Zweifel? Sind uns die himmlischen Mitbürger, die Brüder und Schwestern im Herrn mehr eine Belastung als eine Hilfe, weil unsere Bosheit grösser ist als unsere Liebe.

 

 Schlussfolgerungen

Gottes Gnade ist ewig, gratis und uneingeschränkt.

Was immer wir auch von Gottes Gnade halten, es tut gut zu wissen aus der Bibel, dass sie immer da ist wie ein reiner Wasserquell, von dem wir jederzeit trinken können, wenn wir durstig sind: „Wer dürstet, der komme, wer will, der nehme Wasser des Lebens umsonst!“