Gnade-06: Gesetz und Gnade

Gottes Gnade

 

 Einleitung

Joh 3,14-18: „Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben habe. Denn Gott hat den Sohn nicht in die Welt gesandt dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet, wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat.“

Der Auszug lag hinter dem Volk Israel und das verheissene Land vor ihnen (Num 21,1-9). Weil die Israeliten murrten, sandte Gott giftige Schlangen, um sie zu strafen. Als viele im Volk von den Schlangenbissen todkrank wurden, griff Gott ein. Der Herr ordnete Mose an eine bronzene Schlange auf einer Stange zu befestigen und sie mitten im Lager aufzustellen. Jeder, der von einer Schlange gebissen wurde, brauchte bloss an die bronzene Schlange hinaufzuschauen und blieb vom Tod verschont.

Die bronzene Schlange war ein Hinweis auf die Erlösung durch die Gnade. Das Volk hatte gesündigt und verdiente nach dem Gesetz den Tod (Dtn 27,26). Doch Gott schenkte dem Volk Israel seine Gnade durch die bronzene Schlange. Die Heilung wurde jedoch nur denen zuteil, die auf die Schlange hinblickten. Daraus erkennen wir, dass Gottes Gnade schon unter dem Gesetz Mose existierte. Gleichzeitig sehen wir auch, dass der Mensch glauben und gehorchen musste, um durch die Gnade vor dem Tod gerettet zu werden. Keiner konnte sich seiner Werke rühmen. Die Heilung kam ganz allein von Gott, dem die Ehre gebührt. Man müsste meinen, dass jeder Geheilte daraus gelernt hatte. Sie sollten lernen dem Herrn zu vertrauen, ihn für seine Macht zu preisen und ihm über alles dankbar zu sein für seine Gnade. Wie die Geschichte des Volkes zeigt, hatten sie leider daraus nichts gelernt.

Joh 1,14: „Und das Wort, der Logos, wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir schauten seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit, wie sie ein Einziggeborener vom Vater hat, voller Gnade und Wahrheit.“

Die bronzene Schlange kostete Gott nichts und war unpersönlich. Der Mensch im alten Bund verschuldete sich und blieb unmotiviert (Gal 3,10). Doch Jesus ist voller Gnade und gleichzeitig persönlich, denn er kostete Gott alles. Der Preis waren die Todesschmerzen am Kreuz. Jesus wurde ans Kreuz genagelt und auf dem Hügel von Golgota aufgerichtet, damit jeder, der an ihn glaubt, von seiner Sünde und den tödlichen Bissen Satans, gerettet wird (Joh 3,16). Deshalb motiviert uns die Gnade vielmehr, die durch Jesus kam. Der Dienst der Gerechtigkeit des Neuen Bundes enthält viel grössere Herrlichkeit als der alte Bund (2 Kor 3,9).

 

 I.   Gesetz und Gnade

Joh 1,17: „Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.“

Der alte Bund schloss Gott mit Mose auf dem Berg Sinai (Ex 20). Der neue Bund schloss Gott mit Jesus auf Golgota (Mt 26,28; Hebr 9,16). Es gibt einen Unterschied zwischen dem Bund, den Gott mit „den Vätern“ schloss und dem, der allen Nationen angeboten wird (Jer 31,31-34). Der erste Bund ist „veraltet“ und musste dem neuen Platz machen, weil er Mängel aufwies (Hebr 8,7.13). Deshalb heisst es (Röm 10,4): „Ziel und Ende des Gesetzes nämlich ist Christus, zur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt.“

Das Gesetz Mose und die Gnade Christi sind zwei unterschiedliche Systeme.

Das Gesetz Mose:
Das Gesetz Mose definierte was Sünde ist (Röm 7,7; 3,20) und vermochte nicht alle Sünden durch ein Opfer zu vergeben (es galt die Todesstrafe). Durch das Gesetz Mose konnte die Sünde niemals ganz ausgetilgt werden (Hebr 10,1-4.11). Kein Mensch konnte und kann das Gesetz Mose vollkommen einhalten (Röm 8,3). Alle Menschen sind schuldig geworden und benötigen Gottes Gnade (Röm 3,22-24). Wer sich in einem vergeht, der ist in allem schuldig geworden (Jak 2,10). Das Gesetz Mose vermochte kein ewiges Leben zu schenken (Gal 3,21).

Die Gnade Christi:
Christen stehen nicht mehr unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade (Röm 6,14). Durch das vollkommene und einmalige Opfer Jesu Christi wurde die Möglichkeit einer Begnadigung geschaffen (Röm 5,1-2). Wer an Jesus, den gesalbten und ewigen König glaubt, der kann begnadigt werden, ohne alle Anforderungen des Gesetzes erfüllen zu müssen (Gal 3,11-13). Gerechtigkeit kommt also nicht mehr aus Werken, sondern aus Glauben. Wir werden durch den Glauben an Christus gerecht gesprochen. Glaube bedeutet aber auch Gehorsam (Joh 3,36). Die Gnade wird durch den Glaubensgehorsam gegenüber der Lehre Christi angenommen (Röm 6,15-18). Gott macht uns durch den Glauben und die Taufe mit Christus lebendig (Eph 2,4-7; Röm 6,3-7; Mk 16,16). Die Taufe ist kein Werk oder Verdienst, sondern reiner Gehorsam! Begnadigt wird also jeder, der die Gebote Christi hält (Joh 14,15). Es geht jedoch nicht um die vollkommene Einhaltung durch eigene Werke, sondern um das Streben nach Gerechtigkeit und Vollkommenheit (2 Tim 2,22; Mt 5,48). Selbst als Wiedergeborene sündigen wir, aber wir haben Vergebung, ohne dass erneut Blut vergossen werden muss (1 Joh 1,8 - 2,2). Die Gnade lässt uns nicht untätig sein, sondern erzieht uns zu guten Werken (Tit 2,11-14).

 

 II.   Gnade bedeutet nicht Gesetzlosigkeit

Die Gnade darf nicht gegen das neue Gesetz Christi ausgespielt werden. Begnadigt werden kann jemand nur auf Grund eines Gesetzes (Röm 5,13). Gnade bedeutet also keines Falls einen Freipass für die Sünde (Röm 6,1-2).

„Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird ins Himmelreich hineinkommen, sondern wer den Willen meines Vaters in den Himmel tut“ (Mt 7,21).

Gott verlangt nicht bloss Lippenbekenntnisse, sondern auch Taten des Gehorsams (Mt 15,8). Denn ein Glaube ohne Werke ist tot (Jak 2,26).

„Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Geht hin und macht alle Völker zu Jüngern ... und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe“ (Mt 28,18-20).

Jesus ist der höchste König und Herr (Offb 19,16). Als König besitzt Jesus die Vollmacht über sein Volk und hat Gesetze aufgerichtet, an die sich alle Begnadigten im neuen Bund halten sollen (z. B. 1 Kor 11,24). Gläubige werden aufgerufen die Menschheit zu lehren, sich an das zu halten was Christus geboten hat.

„Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben“ (Joh 15,10).

Begnadigt werden alle, die sich an seine Gebote halten. Jesus ist allen, die ihm gehorsam sind, zum Urheber ewigen Heils geworden (Hebr 5,9). Gehorsam ist eine Antwort zu einem Gesetz. Ohne Gesetz gäbe es auch keine Gnade (Tit 2,11-12). Für Paulus war das Gesetz Christi massgebend (1 Kor 9,21). Das Gesetz Christi wird auch „Gesetz der Freiheit“ genannt (Jak 1,25).

„Wer sagt: Ich habe ihn erkannt, und hält seine Gebote nicht, ist ein Lügner - in dem ist die Wahrheit nicht“ (1 Joh 2,4).

„Tragt einer des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“ (Gal 6,2).

Nächstenliebe ist Teil des Gesetzes Christi (Gal 5,14). Auch wenn wir unter der Gnade stehen, so bedeutet das nicht, dass es in der Nachfolge Christi keine klaren Richtlinien und Gesetze gibt.

Jesus ist nicht gekommen um das Gesetz Mose aufzulösen, sondern zu erfüllen (Mt 5,17).

Alles was Jesus in der Bergpredigt geboten hat, geht viel weiter als das Gesetz Mose (siehe Auslegung der Zehn Gebote im Exodus 20), somit erfüllt jeder, der sich an Jesu Worte hält auch die Zehn Gebote. Wir werden aufgerufen zur Keuschheit, zur Treue in der Ehe, die Wahrheit zu reden, keine Vergeltung auszuüben, unsere Feinde zu lieben, Almosen zu geben, von Herzen zu beten, bescheiden zu leben, Gott zu dienen und nicht dem Geld, sich nicht unnötige Sorgen um das irdische Leben zu machen und andere nicht abzurichten usw. (Bergpredigt Mt 5-7).

Wir werden aufgerufen -

unsere Zunge im Zaum zu halten (Jak 1,26),

Witwen und Waisen beizustehen (Jak 1,27),

die Versammlungen der Heiligen nicht zu verlassen (Hebr 10,24),

dem Frieden mit allen und der Heiligung nachzujagen (Hebr 12,14-15) usw.

 

 Schlussfolgerung

Die Gnade Gottes gab es schon im ersten Bund.
Bsp. Die bronzene Schlange (Num 21,1-9). Siehe auch Kain (Gen 4,12; 9,6), Noah (Gen 6,8), David (2 Sam 12,13; Lev 20,10).

Gnade bedeutet nicht Gesetzlosigkeit!
Das Gesetz Mose fand mit dem Gesetz Christi ein Ende (Röm 10,4). Im neuen Bund ist nun das Gesetz Christi in Kraft (Gal 6,2).

Die Beseitigung aller Gesetze bedeutet Gesetzlosigkeit (1 Joh 3,4).

Es muss unterschieden werden zwischen dem Gesetz Mose und dem Gesetz der Gnade und Wahrheit (d. h. dem Gesetz Christi). Wo es kein Gesetz gibt, da gibt es auch keine Sünde (Röm 5,13). Wir sind entweder Sklaven der Sünde oder der Gerechtigkeit (Röm 6,16). Wenn wir Christi Gebote gehorchen, dann bleiben wir in seiner Liebe und somit in seiner Gnade (Joh 14,15; 15,10).