Gnade-07: Grossmütige Gnade

Gottes Gnade

 

 Einleitung

Knausrige Menschen sind nicht nur geizig, wenn es ums Geld geht. Sie gehen auch geizig mit Komplimenten um. Sie haben oft Mühe freundlich zu sein und anderen zu verzeihen. Sie sind knauserig, wenn es darum geht, einem anderen eine zweite Gelegenheit zu schenken. Und, sie gehen knauserig mit Ermutigungen um.

Interessant ist, dass niemand von anderen als knausrig und hartherzig beurteilt werden will! Jeder möchte als grosszügiger Mensch angesehen werden. Geizig und hartherzig sein sind negative Eigenschaften. Niemand macht sich eine Liste für die kommende Woche, indem er sich vornimmt mit jemandem geizig oder hartherzig umzugehen. Ich habe noch nie von einem Menschen gehört, der schlecht geschlafen hat und sich vornimmt: „Heute möchte ich mit meinen Mitmenschen geizig und hartherzig umgehen, damit ich mich am Ende besser fühle.“

Eins wissen wir alle, nämlich dass Geiz und Hartherzigkeit uns nicht weiter bringt im Leben. Deshalb nicken wir der Aussage aus den Sprüchen bejahend zu, wenn wir lesen: (Sprüche 11,24): „Der eine ist freigiebig und gewinnt noch dazu, der andere ist sparsam, mehr als nötig, und hat doch Mangel.“ Sind wir nicht alle sparsam und möchten nicht verschwenderisch umgehen mit Geld, mit Komplimenten, mit Liebe usw.? Zuviel Lob kann jemand nur hochmütig machen! Zuviel Liebe zu verschenken versetzt uns in eine untertänige Rolle und kann uns nur wehtun, wenn sie nicht im gleichen Mass erwidert wird.

In allen von uns steckt ein Schatten von Geiz und Hartherzigkeit, die uns warnt verschwenderisch zu sein. Geht es um eine Spende für einen guten Zweck, dann hören wir eine Stimme, die uns zuflüstert: „Übertreibe es bloss nicht!“ Geht es darum, jemanden beizustehen, dann werden wir von einer Stimme zurechtgewiesen, die uns mit den Worten versucht zu überzeugen: „Deine Zeit ist begrenzt, da es noch viel anderes zu tun gilt.“ Geht es um Vergebung und Gnade, dann meldet sich die Stimme wieder und sagt: „Du willst sicher nicht die Wahrheit verleumden, indem du zu weit gehst mit der Gnade.“

Vielleicht kennst Du die Geschichte vom alten Geizhals, der sich dazu entschied sein Geld mit in den Himmel zu nehmen und seiner Frau auf dem Sterbebett sagte: „Nimm alles Geld, das du finden kannst, fülle es in Säcke ab und stelle es auf den Dachboden.“ Die Idee war, wenn er im Schlafzimmer seines Hauses sterben und emporgehoben wurde, dass er sich die Säcke mit dem Geld schnappen und in den Himmel mitnehmen könnte. Die Frau dachte, er sei verrückt, aber da er am Sterben lag, wollte sie ihrem Mann seinen letzten Wunsch erfüllen. Sie nahm alles Geld, das sie sich erspart hatten, füllte damit einige Säcke ab und stellte sie auf den Dachboden. Als ihr Mann gestorben war, ging sie auf den Dachboden um nachzusehen, ob das Geld weg war. Doch das Geld lag noch dort abgefüllt in den Säcken. Die Frau sagte: „Ich wusste doch, ich hätte die Säcke nicht auf den Dachboden, sondern in den Keller stellen sollen.“

Die Lehre aus der Geschichte: Habgier und Geiz sind keine himmlischen Eigenschaften. Das Gegenteil ist der Fall! Der himmlische Vater ist ständig grosszügig mit uns.

 

 I.   Gott ist grosszügig!

Erinnern wir uns an die Worte im Schöpfungsbericht, die sagen dass Gott allerlei Bäume schuf, die begehrenswert waren anzusehen und gut zu essen (Gen 2,9)? Ein paar wenige Bäume hätten genügt, doch Gott schuf in seiner Grosszügigkeit viele verschiedene Arten von Bäumen. Nicht nur das, Gott schuf viele Apfel- Birnen- Kirschensorten usw. Aber nicht nur Bäume, sondern auch Himbeer- und Heidelbeerstauden, Wassermelonen und viele tausend andere Früchte. Weshalb schuf Gott unser Nahrungsangebot im Überfluss? Ein paar wenige Sorten hätten doch genügt für die kurzen Jahre, die wir auf Erden verbringen? Warum ist der Herr so verschwenderisch? Weil unser Schöpfer es sehr gut meint mit seinen Geschöpfen.

Genauso heisst es, das Wasser wimmelte von den vielen Tieren (Gen 1,20). Gott schuf nicht nur ein paar Fische im Wasser. Es wimmelte von verschiedenen Süsswasser- und Salzwassertieren. Konnte Adam und Eva alle Lebewesen zu Gesicht bekommen? Nein! Weshalb schuf sie Gott dann? Weil der Herr ein grosszügiger, ja überschwänglicher Gott ist!

Hast du gewusst, dass es mehr Sterne am Himmel gibt als Sandkörner am Meer? Die meisten Sterne werden wir niemals sehen in unserem Leben und trotzdem sind sie da. Warum hat sie Gott denn gemacht, wenn wir sie eh nie zu Gesicht bekommen und kennenlernen werden? Hätten ein paar wenige Sterne nicht genügt, um uns Menschen nicht zu neugierig zu machen, was es im Universum noch alles gibt? Wie viel hätten wir als Schöpfer geschaffen? Hätten wir uns mit dem Nötigsten genügen lassen? Hätten wir „effizient“ genug gearbeitet? Wie weit wären wir mit unserer Schöpfungskraft gegangen?

Unser Schöpfergott ist reich an Güte, Nachsicht und Geduld (wie es heisst in Röm 2,4). In der Bibel wird gesagt, dass Gottes Geschenk an uns unbeschreiblich gross ist (2 Kor 9,15). Seine Gnade wird als überwältigend beschrieben (1 Tim 1,14). Mit seiner Güte zeigt er uns „den überwältigenden Reichtum seiner Gnade“ (Eph 2,7-8). Der Herr hat uns mit seiner Gnade förmlich „überschüttet“ (Eph 1,7-8). Er hält seine Weisheit vor uns nicht zurück (Jak 1,5): „Gott gibt allen gern und macht dem, der ihn bittet, keine Vorhaltungen.“

Unser Gott ist ein grosszügiger Gott! Der Herr war grosszügig mit Josef. Er gab ihm Weisheit und Korn „wie Sand am Meer“ (Gen 41,38-39.49). Selbst als die Hungersnot schwer auf dem Land Ägypten drückte, versorgte er Josef und seine Familie mit Nahrung (Gen 41,57). Später führte der Herr sein Volk nicht bloss in ein gewöhnliches Land, sondern „in ein schönes und weites Land, in ein Land, wo Milch und Honig“ flossen (Ex 3,8). Schliesslich verkörperte sich Gottes Grosszügigkeit in Jesus Christus, der viele Menschen heilte und Tausende speiste (Mt 4,24; 14,13; 15,32). Deshalb heisst es zu Recht im Römer 8,28: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten dient ...“

Selbst wenn ich durch ein finsteres Todes Tal gehen muss, brauche ich kein Unglück zu fürchten. Denn „nur Güte und Gnade werden mich umgeben“ und zwar nicht bloss für ein paar Tage, sondern „alle Tage meines Lebens“, bevor ich für alle Zeit im Haus des Herrn wohnen darf (Ps 23,4.6). Was für ein grosszügiger Gott, der uns Menschen überhäuft mit seiner Güte! Der Herr ist so grosszügig, dass er die Sonne aufgehen lässt nicht nur über gute, sondern sogar über böse Menschen. Der Herr schenkt den fruchtbaren Regen nicht nur Gerechten, sondern auch Ungerechten (Mt 5,45b).

Petrus fragte Jesus, was für ihn und alle Nachfolger herausschaue, wenn sie ihm nachfolgen (Mt 19,27-30; Mk 10,28-31; Lk 18,28-30). Jesus hätte Petrus mit seiner unverschämt egoistischen Haltung korrigieren können, doch er tat es nicht. Jesus antwortete vielmehr (Lk 18,28-30): „Da ist keiner, der um des Reiches Gottes willen Haus, Frau, Geschwister, Eltern oder Kinder verlassen hat und nicht ein Vielfaches wieder empfängt hier in dieser Zeit und in der kommenden Welt ewiges Leben.“ Markus spricht in der Parallelstelle von einem hundertfachen Lohn. Das ist eine Rendite von 10’000%!

 

 II.   Gott ist unbegreiflich grossmütig

Es ist nicht falsch zu behaupten, dass Gott sogar unbegreiflich grossmütig ist. Seine überschwängliche Güte verunsichert uns Menschen regelrecht. Besonders im Beispiel vom Gutsherrn, der seinen Arbeitern ihren Lohn gab.

Jesus erzählt das Gleichnis von den Weinbergarbeitern (Mt 20,1-16): Der Besitzer des Weinbergs geht am frühen Morgen auf den Marktplatz, um ein paar Arbeiter anzustellen. Er einigt sich mit ihnen um einen Tageslohn von einem Denar (das reichte damals knapp, um eine Familie zu ernähren). Weil es aber so viel zu tun gibt, geht der Gutsherr zurück an den Marktplatz und stellt weitere Arbeiter zu denselben Bedingungen an. Das geschieht um 9°°, um 12°° und um 15°°. Um 17°°, also eine Stunde vor Feierabend, geht er noch einmal hin und findet Arbeiter, die müssig herumstanden. Er spricht zu ihnen: „Was steht ihr den ganzen Tag hier, ohne zu arbeiten?“ Sie antworten ihm: „Es hat uns niemand eingestellt.“ Da befiehlt er ihnen: „Geht auch ihr in den Weinberg!“ Ehrlich gesagt finde ich, dass der Gutsbesitzer hier sehr grosszügig handelte an den Arbeitslosen. Ich hätte geantwortet: „Kommt, hört doch auf!“ Es gibt immer etwas zu tun und keinen Grund herumzustehen, selbst wenn wir schlecht oder gar nicht bezahlt werden. Wir können nach Arbeit suchen, statt müssig herumzustehen und zu warten, bis uns Arbeit angeboten wird.

Ich hätte ihnen eine Lektion erteilt, während der Gutsbesitzer etwas Unglaubliches tat. Er stellte sie kurz vor Feierabend in seinem Weinberg an. Pünktlich um 18°°, eine Stunde später, war der Arbeitstag zu Ende. Zeit um alle Arbeiter am Tisch vorbeiziehen zu lassen und ihnen den Lohn auszuzahlen. Dabei gab der Gutsbesitzer jedem Arbeiter denselben Tageslohn, egal ob jemand zwölf Stunden oder nur eine Stunde gearbeitet hatte. Das ging einigen Arbeitern wider den Strich und sie beschwerten sich. Sie sagten (Vers 12): „Diese hier [mit dem Finger auf sie zeigend], die zuletzt gekommen sind, haben nur eine Stunde gearbeitet, und du gibst ihnen genauso viel wie uns. Dabei haben wir doch den ganzen Tag über schwer gearbeitet und die Hitze ertragen.“ Würde uns das nicht auch beunruhigen und würden wir das nicht auch ungerecht finden? Vielleicht würden wir uns überlegen, am nächsten Tag später auf dem Marktplatz zu erscheinen, um vielleicht später angestellt zu werden und trotzdem den vollen Lohn zu empfangen. Doch das könnte ein zu hohes Risiko darstellen am Ende des Tages gar keinen Lohn nach Hause bringen zu können.

Wenn wir das hören, dann haben wir sicher Verständnis mit den müden und verschwitzten Arbeitern, die gleich viel bekommen haben, wie die, welche erst vor einer Stunde dazukamen. Das ist doch keine Art wie man ein Geschäft führt, denken wir sicher. Doch Jesus erzählt hier nicht von einer merkwürdigen Form der modernen Geschäftsführung. Es geht ihm auch nicht um die Wirtschaft, sondern vielmehr um die grossmütige Rettung.

Jesus spricht hier von Gnade und Vergebung! Der Gutsbesitzer sagte zu seinen Angestellten (Vers 15): „Darf ich denn mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder bist du neidisch, weil ich so gütig bin?“ Mit andern Worten: „Ich kann tun und lassen wie ich will.“ Gott erklärt durch dieses Beispiel: „Wenn es um Rettung geht, dann steht mir alleine zu, wen ich wann und wie retten will!“ Gott braucht keine Ratgeber, denn er entscheidet alles selbst. Es steht uns nicht zu, dem allmächtigen Gott rein zu reden. Gott ist unbegreiflich grossmütig, wie der Gutsbesitzer in unserem Beispiel.

Durch den Mund des Jeremia 32,40-41 lässt Gott sagen: „Einen ewigen Bund, werde ich mit ihnen schliessen, dass ich mich nicht von ihnen abwende und nicht aufhöre, ihnen Gutes zu tun; und die Furcht vor mir werde ich ihnen ins Herz legen, damit sie nicht abtrünnig werden von mir. Dann werde ich meine Freude an ihnen haben und ihnen Gutes tun ...“ Gott will nicht aufhören, uns Gläubigen Gutes zu tun. Noch mehr! Der Herr hat seine Freude daran, uns Gutes zu tun. Es bereitet dem Herrn Vergnügen, uns Gutes zu tun! Schreibe dir das fest in dein Herz oder auf deine Stirn, damit alle Menschen erkennen können, wie grossmütig Gott, der Herr, unser Schöpfer ist!

Ein weiteres Beispiel, das von der einzigartigen Grossmütigkeit Gottes spricht, befindet sich in Matthäus 18,21-35 (Gleichnis 8). Es trägt den Titel: Vom unbarmherzigen Knecht. Ein viel besserer Titel ist: Der grossmütige König. Es geht um einen Knecht, der mittlerweile bei seinem König so viel Schulden angehäuft hat, dass es menschlich gesehen unmöglich war, sie jemals wieder zurück bezahlen zu können. Als der König dies erkannte, befahl er dem Gläubiger, seine Frau und sein Kind samt sein gesamtes Hab und Gut zu verkaufen, um seinen Schulden nachzukommen. Da fiel der Knecht vor dem König auf die Knie und flehte ihn an sich zu gedulden, da er alles bald zurückzahlen werde. Und es heisst (Mt 18,27): „Da hatte der Herr Mitleid mit seinem Diener; er liess ihn frei, und auch die Schuld erliess er ihm.“ Hier wird einmal mehr von der Grossmütigkeit Gottes gesprochen. Der Knecht brauchte mehr Zeit und bat den König um Geduld. Gab ihm der König mehr Zeit? Nein!

Der König erliess seinem Diener die ganze Schuld. Für menschliches Denken unfassbar, unbegreiflich, viel zu grossmütig. Der König hätte ihm doch einfach mehr Zeit geben können, dabei brauchte er ihm doch nicht die ganze Schuld zu erlassen! Wäre es nicht verständlich gewesen, wenn der Geldverwalter des Königs aufgestanden wäre und gesagt hätte: „Halt, halt, was machst du da, o König?!“ „Du kannst doch so kein Reich führen, wenn du so leichtsinnig mit deinem Geld umgehst und es jedem Dahergelaufenen verschenkst!“ Doch es geht hier nicht wirklich um Geld, sondern um grossmütige Gnade! Dem reichsten Mensch der Welt würde das Geld ausgehen, wenn er täglich so verschwenderisch damit umgehen würde.

Mit der Gnade verhält es sich ganz anders. Wir verlieren nichts, wenn wir mit andern Menschen grossmütig sind und ihnen unsere Gnade verschenken. Denn die Gnade geht niemals aus! Im Gegenteil! Je mehr wir mit anderen Menschen grossmütig und gnädig sind, desto mehr wächst die Liebe in unseren Herzen. Dieses Gleichnis fordert unser Denken und unsere Haltung heraus. Wer sind wir, dass wir nicht bereit sind zu vergeben, während Gott dazu bereit ist? Wer sind wir, dass wir nicht bereit sind andern zu vergeben, während Gott uns unsere Millionenschuld vergeben hat? In diesem Beispiel geht es um einen Diener, dem sein König eine unzählbare Summe erlassen hatte, während der Diener selbst nicht bereit war, seinem Mitmenschen ein paar tausend Franken zu erlassen.

Wir erwarten, dass der eine Diener, dem eine Millionenschuld erlassen wurde, zu seinem Mitknecht hingeht und sagt: „Ich habe heute das Unglaublichste erlebt. Der König war so gut zu mir und hat mir soeben meine Millionenschuld erlassen. Deshalb möchte ich mit dir auch gut sein und erlasse dir die paar tausend Franken, die du mir schuldest.“ Das ist es, was wir erwarten, oder? Wir erwarten, dass der Grossmut des Königs zu einer Kettenreaktion führt. Aber genau diese Reaktion finden wir in diesem Gleichnis leider nicht. Vielmehr lesen wir von einem zornigen Mann, der seinen Mitknecht an der Kehle packte, ihn würgte und sagte (V. 28): „Bezahle, was du mir schuldig bist!“ Obschon sein Mitknecht ihn auch auf den Knien um Geduld anflehte, blieb sein Herz hart, so dass er ihn ins Gefängnis werfen liess. Wir kratzen uns am Kopf und fragen: „Wie kann so etwas passieren?“ „Wie kann der Diener, dem gerade eine Millionenschuld erlassen wurde, so hartherzig mit seinem Mitknecht umgehen?“ Es gibt eine einfache Antwort dafür: Arroganz kennt keine Gnade!

Deshalb entschied der König folgendermassen (V. 32-33): Er liess den Diener zu sich rufen, dem er die unzählbare Schuld erlassen hatte und sagte zu ihm: „Du böser Mensch! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich angefleht hast. Hättest du da mit jenem anderen Diener nicht auch Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte?“ Ohne auf eine Antwort zu warten übergab er den hartherzigen Diener den Folterknechten, „bis er ihm alles zurückgezahlt hätte, was er ihm schuldig war“ (Vers 34). Vermutlich ist er heute noch am abzahlen! Der König war bereit dem Diener eine riesengrosse Schuldensumme zu erlassen, doch er war nicht bereit, ihm seine Undankbarkeit und Arroganz zu verzeihen. Jesus zieht aus diesem Gleichnis die folgende Schlussfolgerung (V. 35): „So wird auch mein Vater im Himmel jeden von euch behandeln, der seinem Bruder nicht von Herzen vergibt.“

 

 Schlussfolgerungen

Wer Gottes Gnade wirklich empfangen hat, der ist gerne bereit, sie weiter zu geben. Wir sind der Diener, dem der König eine riesen Summe erlassen hat. Glauben wir, dass wir in der Taufe unsere Sünden abwaschen liessen und zum neuen Leben in Christus auferstanden? Glauben wir, dass Christus uns begnadigt hat? Wenn wir fest davon überzeugt sind, dann verändert diese Tatsache unser Leben und wir sind bereit auch unseren Mitmenschen zu vergeben.

Gottes Ziel mit seiner Gnade war und ist es immer noch, dass sie sich auf Erden ausbreitet und vermehrt. Damit das geschieht, sagte der Sohn Gottes am Kreuz (Lk 23,34): „Vater, vergib ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Gottes Gnade möchte eine Kettenreaktion unter uns Menschen auslösen. Gottes Gnade möchte uns Menschen anstecken und begeistern. Gottes Gnade möchte die Beziehungen unter uns Menschen erneuern. Wie die Jünger die besonderen Gaben zur Heilung empfingen, haben wir die Gnade Gottes umsonst empfangen und werden aufgerufen (Mt 10,8): „Was ihr umsonst bekommen habt, das gebt umsonst weiter.“

Der allmächtige Gott hat seine Gnade nicht bloss über uns sprenkeln lassen, sondern er hat sie reichlich über uns ausgegossen. Kein Mensch wäre im Stande, seine Schuld dem himmlischen König zurück zu zahlen. Trotzdem sind wir nun frei von aller Schuld, Dank der grossmütigen Gnade Gottes. Das ist sehr schwer zu verstehen, denn zum Vergleich: Unser Herz ist wie ein kleiner Becher voll Wasser. Gottes Herz ist wie die Niagara Fälle.

Darum, lasst uns begreifen wie reichlich wir gesegnet worden sind durch die Gnade Gottes! Wir befinden uns im Vorteil gegenüber allen übrigen Menschen. Wir sind die Gesegneten des Herrn. Denn wir besitzen das Kostbarste, das es auf Erden gibt und das den meisten Menschen fehlt. Deshalb, lasst uns grossmütig umgehen mit unseren Mitmenschen, denn wir alle machen viele Fehler! Die Liebe trägt keinem etwas nach (1 Kor 13,5b).

Gibt es jemanden in Deinem Leben, dem Du nicht vergeben kannst? Die Frage ist nicht, was dieser Mensch Dir angetan hat, sondern was Gott für Dich getan hat! Jesus sagt (Lk 7,47): „Wem wenig vergeben wird, der liebt auch wenig.“ Wie viel wurde Dir vergeben? Erkennst Du, was der Herr Grosses an Dir getan hat? Möge die Gnade in uns so grossmütig werden, wie die Gnade die wir empfingen!

Psalm 103: Barmherzig und gnädig ist der Herr.

Von David. Preise den Herrn, meine Seele, ja, alles in mir ´lobe` seinen heiligen Namen! Preise den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat! Er vergibt dir all deine Schuld und heilt alle deine Krankheiten. Er rettet dich mitten aus Todesgefahr, krönt dich mit Güte und Erbarmen. Er gibt dir in deinem Leben viel Gutes – überreich bist du beschenkt! Wie sich bei einem Adler das Gefieder erneuert, so bekommst du immer wieder jugendliche Kraft. Der Herr vollbringt große Rettungstaten, allen Unterdrückten verhilft er zu ihrem Recht. Er gab Mose zu erkennen, wie er handelt, und den Israeliten zeigte er seine mächtigen Taten. Barmherzig und gnädig ist der Herr, er gerät nicht schnell in Zorn, sondern ist reich an Gnade. Nicht für immer wird er uns anklagen, noch wird er ewig zornig auf uns sein. Er handelt an uns nicht so, wie wir es wegen unserer Sünden verdient hätten, er vergilt uns nicht nach unseren Vergehen. Denn so hoch, wie der Himmel über der Erde ist, so überragend groß ist seine Gnade gegenüber denen, die ihm in Ehrfurcht begegnen. So fern, wie der Osten vom Westen ist, so weit schafft er unsere Vergehen von uns fort. Wie ein Vater seinen Kindern voller Güte begegnet, so begegnet der Herr denen, die ihm in Ehrfurcht dienen. Denn er weiß ja, was für Geschöpfe wir sind, er denkt daran, dass wir nur aus Staub gebildet wurden. Der Mensch – seine Lebenstage sind so vergänglich wie das Gras. Er gleicht einer Blume auf dem Feld, die aufblüht, wenn aber ein starker Wind über sie hinwegfegt, dann ist sie nicht mehr da. Dort, wo sie einmal blühte, gibt es keine Spur mehr von ihr. Doch die Gnade des Herrn ist immer und ewig über denen, die ihm in Ehrfurcht dienen. Und noch an ihren Kindern und Enkeln erweist er seine Treue. So handelt er an denen, die sich an seinen Bund halten, die an seine Weisungen denken und danach leben. Der Herr hat im Himmel seinen Thron errichtet, und seine Königsherrschaft umschließt das All. Preist den Herrn, ihr seine starken und gewaltigen Engel, die ihr sein Wort ausführt und seiner Stimme gehorcht, sobald er spricht. Preist den Herrn, ihr alle, die ihr zu seinem himmlischen Heer gehört, ihr seine Diener, die ihr ausführt, woran er Freude hat. Preist den Herrn, ihr alle seine Werke, an allen Orten, über die sich seine Herrschaft erstreckt! Ja, preise den Herrn, meine Seele!“