Gnade-08: Wenn Gottes Handeln verwirrt

Gottes Gnade

 

 Einleitung

Die Bibel ist - wie ein Holzzaun, durch den wir zwar hindurchsehen können, aber nur beschränkt sehen, was sich dahinter alles verbirgt, wie ein Blitz in dunkler Nacht, der ganz kurz aufhellen lässt wer Gott ist. wie ein Fotoalbum voller Schnappschüsse, auf denen Begegnungen zwischen Gott und Menschen festgehalten sind.

Wenn wir zum Beispiel die Geburt Christi lesen, dann gibt es viele Fragen, die unbeantwortet bleiben, wie zum Beispiel: Weshalb liess es Gott zu, dass sein Sohn in einem Tierstall geboren wurde? War sich der Gasthausbesitzer bewusst, wen er abwies, oder erfuhr er später, wem er den Eintritt verwehrte? Was geschah mit dem Glauben der Hirten, nachdem sie das Vorrecht der Erscheinung von Engeln gehabt hatten? Was wurde aus den Weisen, die dem Stern folgten? Was ist aus Joseph geworden? Er spielte eine so entscheidende Rolle „im ersten Akt“, dass man erwartet, er würde auch in den folgenden Ereignissen wichtig sein. Wir lesen aber nur noch von der kurzen Szene als Jesus mit zwölf Jahren im Tempel war und seine Eltern ihn überall suchten (Lk 2,41-52). Sonst erfahren wir nichts über Joseph und könnten fast annehmen, dass Maria die Kinder selbst grosszog.

Doch bei all diesen Fragen, gibt es etwas, das mich über Joseph noch mehr interessiert: Was dachte er bei all dem, was ihm in Bethlehem widerfuhr? Lk 2,1-10.

 

 I.   Was dachte Joseph?

Nach einer langen Reise kam er mit seiner hochschwangeren Frau in Bethlehem an. Beide waren hungrig und müde von der langen Reise. Joseph betete sicher intensiv zu Gott: „Herr, du hast mir gesagt, ich solle nach Jerusalem reisen.“ „Jetzt sind wir kurz vor dem Ziel und mögen nicht mehr.“ „Meine Frau steht kurz vor der Geburt, was soll das alles, Herr?!“ „Bitte hilf uns einen Platz zu finden, wo wir uns ausruhen können!“

Schliesslich fand er einen Platz in einer Scheune, wo es auch Tiere gab. Der Geruch musste ziemlich streng gewesen sein. Josef machte es seiner schwangeren Frau so bequem wie möglich. Er bettete sie im weichen Stroh und legte ihr das Kissen an den Rücken auf dem sie auf dem Esel gesessen hatte. Er holte warmes Wasser und bereitete alles auf die Geburt vor. Vermutlich bat sie ihn dann allein sein zu dürfen. Vielleicht erkundigte er sich im Dorf um eine Hebamme. Wie fühlte sich Josef in dieser stressigen Situation? Was dachte er, als er vor den Stall hinaus trat und zu den Sternen des Himmels aufblickte? War er verwirrt über Gottes Handeln? Machte er Gott Vorwürfe? Sagte er vielleicht: „Herr, so habe ich mir die Sache nicht vorgestellt!“ Sein Kind sollte in einem Stall geboren werden? In einem finsteren Loch mit Schafen und Eseln, mit Heu und Stroh? Niemand war da, der seiner Frau bei der Geburt helfen konnte? Dabei fing doch alles so gut an: Maria hatte eine Engelserscheinung. Der Engel sagte ihr voraus, dass sie vom Heiligen Geist schwanger werden würde und den Erlöser der Welt gebären sollte (Lk 1,26-38). „Sohn des Höchsten“ sollte er genannt werden. Er war dazu bestimmt den Thron Davids neu zu besetzen. Er war die Erfüllung vieler Propheten, die vom kommenden Messias sprachen und schrieben (Jes 7,14; Mi 5,1-3). Maria war überglücklich und wurde durch Elisabet, mit der sie verwandt war, zusätzlich bestätigt für ihre ehrenvolle Aufgabe (Lk 1,39-56).

Als die Zeit der Geburt da war, hatte sich Joseph alles ganz anders vorgestellt. Er rechnete nicht damit, dass die Geburt sich so abwickeln würde. Er dachte, dass mindestens die Verwandten anwesend sein würden. Er stellte sich vor, dass diese Geburt ein Volksereignis sein würde. Er stellte sich vor, dass ganz Nazaret gefeiert und gejubelt hätte, als sie sahen, dass die Hebamme dem Vater das Kind überbrachte. Wenn sie nun in Jerusalem ankommen, dann erwartete er, dass die Priester und die Oberen der Stadt ihnen entgegen gelaufen kämen, um sie willkommen zu heissen. dass sie in den Tempel geführt würden, wo sich viel Volk versammelte, um Gott für den neugeborenen Erlöser der Welt anzubeten. Doch das Gegenteil von all dem war der Fall. Sie schafften es nicht einmal bis Jerusalem, sondern mussten ihre Reise unterbrechen, da Maria in den Wehen lag. So richteten sie sich notdürftig ein in einem Stall mit Heu und Stroh. Sie waren ganz allein, nur ein paar Tiere waren anwesend. Vielleicht konnte er doch noch eine erfahrene Hebamme finden, die bei der Geburt dabei war und mithalf. Doch es gab keine bekannten Gesichter, keine Verwandten, keine Hilfe. Nazaret war fünf Tagesreisen weit entfernt. Kaum jemand wusste, dass der Sohn Gottes geboren wurde.

Kamen da nicht Zweifel auf, so dass Joseph sagte: „O Gott, habe ich etwas falsch verstanden?“ „So wollte ich nicht, dass dein Sohn zur Welt kommt.“ „Ist das wirklich der Messias, der hier geboren werden sollte?“ War das Gottes Wille, dass Jesus in irgendeinem Stall geboren wurde? Ja, es war Gottes Wille! Dies bestätigten die Hirten, die plötzlich vom Feld in den Stall stürmten und bekräftigten, dass ihnen Engel erschienen waren (Lk 2,8-15). Zudem musste Joseph vom leuchtenden Stern geblendet worden sein, der auf den Stall hindeutete (Mt 2,2.9). Er staunte nicht schlecht, als einige Sterndeuter von weit her kamen, um den Messias zu sehen. Sie brachten kostbare Geschenke mit und die Kunde von der Geburt Jesu verbreitete sich wie ein Lauffeuer (Mt 2,2-4.11). Das alles waren doch die Zeichen Gottes! (Lk 2,12).

 

 II.   Was dachte sich Gott dabei?

Wäre es nicht besser gewesen, das Kind wäre in Nazaret geboren? Dort wäre Jesus im sauberen zu Hause auf die Welt gekommen. Dort hätte Joseph die beste Hebamme aus dem Dorf rufen können. Die Verwandten hätten Geschenke gebracht und ganz Nazaret hätte gefeiert.

Warum liess es Gott zu, dass sein Sohn, der sehnlichst erwartete König Israels, in einem Stall bei den Tieren geboren wurde? Es schien, als ob Gott für kurze Zeit die Übersicht verloren hätte. Alles schien aus dem Ruder zu laufen, die Zeit drängte und deshalb musste schnell einen Plan B her.

Warum schickte Gott Monate zuvor einen Engel, der die Geburt des Gottessohnes ankündigte und am Ende schien sein Plan im Kaos unterzugehen? Alles fing doch so heilig an und hörte sich nach einem perfekten Plan an! Der fleischgewordene Gott, der Retter der Menschen, sollte doch vom ersten Moment an durch eine spektakuläre Geburt selbst die grössten Zweifler überzeugen (Gal 4,4). Aber doch nicht auf diese enttäuschende Art und Weise!

 

 III. Wie denkst Du über Deine Lebenssituation?

Kommst Du Dir manchmal auch so unbedeutend vor wie Josef? Alles hat doch so gut begonnen und Du hast fest daran geglaubt, als Gott Dich am Tag X für Seine Mission einsetzte. Viele Jahre lang hast Du mit Leidenschaft im Namen Christi der Gemeinde gedient und Dich mit all Deinen Fähigkeiten und Kräften bemüht Gutes zu tun und dann das. Die Dinge in Deinem Leben haben sich nicht so entwickelt, wie Du Dir das vorgestellt hast. Fragst Du Dich vielleicht, ob Du immer noch auf dem richtigen Weg bist?

Wie denkst Du über Gott? Fragst Du Dich, ob Gott tatsächlich mit Dir einen zu Ende gedachten Plan hat? Warum handelt Gott so an mir? Liebt ER mich immer noch? Bin ich IHM wichtig? Warum schweigt ER, wenn ich zu IHM schreie? (Ijob 33,13). Zweifelst Du an Seiner Gnade und Führung? Bist Du immer noch überzeugt, dass Gott keine Fehler macht und alles zum Besten für Dich geschehen lässt? (Röm 8,28).

 

 IV. Wie denkt Gott über Deine Lebenssituation?

Bin ich Dir Rechenschaft schuldig über meine Pläne und Entscheidungen? (Ijob 34,28-29). Denkst Du etwa, ich habe Unrecht getan oder frevle gegen Dich? (Ijob 38,1-4). Hiob 34,10: „Darum, ihr Verständigen, hört mir zu! Niemals wird Gott freveln und Schaddai Unrecht tun.“

Muss ich Dich etwa fragen, wie ich Dich führen soll? (Hiob 40,1-10). Genügen Dir meine Zusagen nicht? Wer bist Du Mensch, dass Du mir sagen willst, was ich tun oder unterlassen soll?  Ich bin der Schöpfer und weiss ganz genau was ich tue! (Ijob 39,13-17). Ich habe nur einen Plan A mit Dir, den ich genau durchdacht habe. Besitzt Du die Macht, die ich besitze? (Ijob 40,9-32). Schau Dir die mächtigsten Urtiere an; sie sind meine Haustiere. Ich binde diese gefährlichen Tiere an die Leine und sie folgen mir wie Hündchen (Ijob 41,26). So gross ist meine Macht, darum vertraue mir doch! Bin ich Dir etwas schuldig? (Ijob 41,3). Glaube mir, ich weiss, was für Dich das Beste ist. Verstehe doch, wie wunderbar und unbegreiflich meine Wege sind (Ijob 42,3). Denn meine Wege und Gedanken sind viel höher als eure (Jes 55,8-9).

Gehorche mir und Du wirst über die Massen belohnt werden! Es ist Dir Mensch geboten (Ijob 28,28): „Fürchte Gott und meide das Böse!“ Gott sorgt für Dich und lässt Dich nicht im Stich! „Denn Gott selbst hat gesagt: Ich werde dich niemals preisgeben und dich niemals verlassen. So können wir getrost sagen: Der Herr ist mein Helfer, ich werde mich nicht fürchten; was kann ein Mensch mir antun!“ (Hebr 13,5b-6).

 

 Schlussfolgerungen

Wie Joseph können auch wir nicht das ganze Bild sehen. Beschränkt wie wir Menschen sind, sehen wir nur die Leiden und Probleme in unserem Leben. Doch Gott ist grösser als unsere Leiden und Probleme (Ijob 36,26). Bei Gott ist nichts unmöglich (Ijob 42,2; Lk 1,37). Auch wenn es für uns aussieht, als ob bei Gott alles aus dem Ruder gelaufen sei, stimmt das nicht, denn Gott ist vollkommen und weiss ganz genau was er tut.

Lasst uns geduldig sein und dem Herrn vertrauen, denn ER wird uns bessere Tage schenken! Sein Walten ist nicht finster und ER hat sich nicht gegen uns entschieden, im Gegenteil. Seine barmherzige und gnädige Hand führt uns treu seit dem ersten Tag unserer Bekehrung. Der Herr motiviert uns im Glaubenswettlauf und ruft uns von der Tribüne zu (Offb 2,10): „Fürchte dich nicht vor dem, was dir an Leiden noch bevorsteht ... Sei treu bis in den Tod, und ich werde dir die Krone des Lebens geben.“ Er schenkt uns Ruhm und Ehre zur rechten Zeit. Er möchte uns sagen (was er damals Zefanja 3,17 sagte): „Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein rettender Held, voller Freude frohlockt er über dich, in seiner Liebe schweigt er, mit Begeisterung jubelt er über dich.“