Gnade-09: Habt keine Angst!

Gottes Gnade

 

 Einleitung

Der Seesturm in Matthäus 8,23-27 (Mk 4,35-41; Lk 8,22-25). Jesus fragte seine Jünger: „Warum habt ihr solche Angst, ihr Kleingläubigen?“ (NGÜ). Macht Jesus Spass? Ist diese Frage berechtigt? Ja, denn Jesus sagt das ohne zu spassen! Er wollte wissen, was die Jünger so verängstigte, als sei es ihre letzte Stunde. Nun, die Jünger hatten tatsächlich ein paar gute Gründe Angst zu haben.

Auch wir haben sicher ein paar gute Gründe, um uns Sorgen zu machen oder gar Angst zu haben um die Zukunft. Täglich gibt es tragische Nachrichten über schreckliche Ereignisse. Diktatoren rüsten ihre Nuklearwaffen auf und Kriege bedrohen die Welt. Auf der ganzen Welt terrorisieren fanatische und kranke Menschen Unschuldige. Naturkatastrophen treten immer häufiger auf und löschen ganze Familien aus. Krankheiten und Epidemien bedrohen unser Leben auf dieser Welt. Wirtschaft und Börsen spielen verrückt, so dass wir uns verunsichert fragen: „Was ist unser Geld morgen noch wert?“ Es ist also nicht unbegründet, wenn wir Menschen in dieser Welt Angst haben.

 

 I.  In der Welt habt ihr Angst

Die Jünger waren auf einem Boot mitten auf dem See Genezaret, als plötzlich ein mächtiger Seesturm auftrat und sie in Lebensgefahr brachte. Matthäus beschreibt einen grossen Seesturm. Grosser Seesturm (griech. „ein mega Seismos, siehe Seismograph, diente lange Zeit zur Aufzeichnung von Erdbeben, Erderschütterungen). Dieser Begriff „Seismos“ finden wir nur drei Mal im Matthäusevangelium (Mt 27,51; 28,2). Matthäus vergleicht diesen Seesturm mit dem starken Erdbeben, das auftrat, als Jesus starb und Gräber sich öffneten, als Jesus auferstand und der schwere Grabstein als Tür wegrollte.

Es gab also allen Grund ziemlich besorgt zu sein, als sie plötzlich, wie aus dem Nichts, durch diesen mächtigen Seesturm in grosse Not gerieten. Ein Bauer kann am Himmel manchmal erkennen, wie sich über Stunden ein Sturm zusammenbraut, um sich dann in starken Niederschlägen zu entladen. Doch dieser Sturm kam offensichtlich so überraschend wie ein Löwe, der aus dem hohen Gras herauspresst um sich auf ein Opfer zu stürzen. Von einem Augenblick zum andern veränderte sich die ruhige und entspannende Sternennacht in einen Alptraum. Die Wellen schlugen über das Boot. Keiner von ihnen wäre in der Lage gewesen, bei solch hohem Seegang ans Ufer zu schwimmen. Falls das Boot Segel hatte, mussten sie mit aller Kraft eingezogen werden.

Weshalb wird dieser harmonische Zustand mit dem Sohn Gottes in einer lauwarmen Nacht auf dem See so plötzlich zu Nichte gemacht? Wäre es nicht viel aufbauender, wenn wir in der Bibel lesen könnten, dass es Vollmond war und plötzlich ein Regenbogen am Himmel erschien? Oder wenn stehen würde, dass ein Dutzend weisse Tauben am Himmel erschienen und sich zu einem Herz formierten? Wäre das nicht die perfekte Nacht gewesen, in der Gott den Jüngern seine Gegenwart auf unvergessliche Weise hätte spüren lassen können? Weshalb musste diese wunderbare Idylle zerstört werden durch einen Seesturm? Können sich die Nachfolger Christi nicht auf schöne und harmonische Stunden im Glauben mit Jesus erfreuen? Oder zeigt dieses Ereignis vielleicht, dass wer mit Jesus ins Boot steigt, sich auf eine abenteuerliche Reise einlässt, die bis ans Limit gehen kann und manchmal sogar lebensbedrohlich ist?

Anwendung:
Jesus sagt (Joh 16,33): „In der Welt habt ihr Angst ...“ „In der Welt werdet ihr hart bedrängt ...“ Jesus sagt nicht: „Es könnte sein, dass ihr ab und zu Angst haben werdet und vielleicht ein wenig bedrängt werdet, wenn ihr meinen Fussstapfen folgt“! Nachfolger Christi kriegen auch Krebs, haben Fehlgeburten, müssen qualvoll sterben, kämpfen finanziell ums Überleben usw. Nachfolger Christi bleiben von Lebensstürmen nicht verschont. Nachfolger Christi erhalten keinen Flugschein, der sie in ein Schlaraffenland bringt, wo sie Ferien geniessen und sich ausruhen können. Im Gegenteil! Ich weiss, das hört niemand gerne. Wer den Fussstapfen Jesu folgt bleibt von Niederschlägen und Bedrängnissen nicht verschont. Es geht darum, dass Gläubige mitten im Sturm dem Herrn begegnen und ihm lernen zu vertrauen, der die Macht besitzt, sie aus ihrer Not zu retten! Jesus ist fähig, uns aus allen Stürmen des Lebens zu erretten. Wer Jesus hat, der lebt sicher, selbst wenn es stürmt und tobt im Leben.

 

 II.   Angst ist geistlicher Alzheimer

Jesus fühlte sich offenbar sicher im Boot, denn er schlief! Bsp. Ich hätte niemals schlafen können, während das Boot schaukelte und der nasse Sturmwind mir ins Gesicht blies. Wie konnte Jesus tief und unbekümmert weiterschlafen, während es blitzte und donnerte? War er so müde? Die Jünger schaufelten das Wasser aus dem Boot und versuchten es unter ihre Kontrolle zu bringen, doch Jesus schlief. Wer kann sich in solch stürmischen Zeiten entspannen? Bsp. Ich habe oft Mühe zu schlafen, auf meiner weichen Matratze, in einem Schlafzimmer, das von Wind und Wetter geschützt ist.

Doch Jesus schlief und Markus enthüllt uns ein Detail, indem er sagt (Mk 4,38): „Er aber lag schlafend hinten im Boot auf dem Kissen.“ Der hintere Teil des Bootes war vermutlich der einzige Ort, an dem es ein bisschen geschützter war. Er fand dort ein „kuscheliges“ Plätzchen mit einem vermutlich von Sand gefüllten Lederkissen. Mediterrane Fischer benutzen solche Kissen heute noch. Sie sind dazu da, um das Schiff zu stabilisieren, besonders in stürmischen Zeiten. Dort erholte sich Jesus von den Strapazen des Tages.

Die Jünger waren aufgebracht. Sie konnten es nicht verstehen, wie Jesus schlafen konnte. Sie weckten ihn und schrien fordernd (Mt 8,25): „Herr, rette uns, wir gehen unter!“ Markus berichtet uns, dass die Jünger vorwurfsvoll schrien (Mk 4,38 NGÜ): „Meister, macht es dir nichts aus, dass wir umkommen?“ Die Jünger zweifelten offensichtlich daran, dass sie diesen Sturm überleben würden. Obschon sie Jesus in ihrer Nähe hatten und allen Grund, ihm zu vertrauen. Sie haben es schon erlebt, welch grosse Macht der Sohn Gottes besass. Sie sahen es mit eigenen Augen, wie Jesus alle Arten von Krankheiten heilte. Er heilte einen Aussätzigen mit einer einzigen Berührung. Er heilte den Knecht des Hauptmanns, ohne ihn gesehen zu haben. Petrus erfuhr, wie seine Schwiegermutter vom Fieber geheilt wurde. Dies alles geschah vor dem Seesturm. Nachdem sie gesehen hatten, zu was Jesus alles im Stande war, hätten sie ihn doch fragen können: „Jesus, hast du Erfahrungen mit Stürmen?“ „Jesus, kannst du diesen Sturm beruhigen?“ Stattdessen stellten sie Jesu göttlichen Charakter in Frage. Sie hatten kein Vertrauen, dass er sie aus dieser Notlage retten könnte.

Anwendung:
Angst kann unser Vertrauen in Gottes Güte zerstören. Angst lässt uns vergessen, was Gott alles Gutes in unserem Leben getan hat. Angst ist eine Art geistlicher Alzheimer, der uns vergessen lässt wie gut Gott ist und wie gut er mit uns war in der Vergangenheit. In schweren Zeiten fragen wir uns, ob sich Gott überhaupt um uns kümmert, ob er mit uns fühlt und mitleidet. Wir zweifeln vielleicht sogar, ob es die Liebe Gottes tatsächlich gibt. Dieses Beispiel bestätigt uns sogar, dass Jesus auch in stürmischen Zeiten schlafen kann. Vielleicht glauben wir schon daran, dass Jesus uns retten kann, aber tut er es auch? Will Jesus uns retten? Oder will er uns strafen und züchtigen? Wie hätten wir uns verhalten, wenn wir mit Jesus im selben Boot gesessen wären?

 

 III. Habt keine Angst!

Es tut vielleicht gut zu wissen, dass nicht jede Angst falsch oder ungesund ist und sich gegen Gott auflehnt! Es gibt Ängste, die von Gott gegeben sind. Es ist z. B. gut, wenn wir in einem brennenden Haus aufwachen, dass wir eine gesunde Dosis Angst bekommen, damit wir aus der Todesgefahr fliehen. Es ist z. B. gut, wenn wir uns vorsichtig einem umzäunten Felsvorsprung nähern, weil wir Angst vor einem Todessturz haben. Angst vor Gefahren und ähnliche Ängste sind uns von Gott gegeben, damit sie unser Leben bewahren.

Darum ist es keine Sünde, wenn wir manchmal Angst haben! Ängste sind Gefühle wie Trauer, Entmutigung, Schuld und Zorn. Wir können zornig sein, ohne dass wir sündigen (Eph 4,26). Auch Jesus war manchmal zornig, so dass man es ihm ansah (Mk 3,5). Erst, wenn der Zorn in einen Zornausbruch ausartet, indem wir die Kontrolle über uns verlieren, dann ist es Sünde. Genauso können wir auch natürliche Angstgefühle haben, ohne dabei zu sündigen.

Nur falsche Reaktionen gegenüber Angstgefühlen können uns zur Sünde verleiten. Das heisst, wenn wir z. B. mit Jähzorn unsere Ängste verdecken, oder mit Alkohol versuchen sie zu vergessen, dann versündigen wir uns. Wir können unsere Ängste unterdrücken, ignorieren und uns zurückziehen von den Problemen oder von Menschen; auch das ist falsch. In solchen Situationen geben wir Gott keine Gelegenheit unsere Ängste zu kontrollieren und zu besiegen. Wir machen uns vielmehr zu Sklaven unserer eigenen Schwachheit. Wir erlauben unseren Ängsten unser Leben zu dominieren. Genau das ist auch der Punkt, wo Satan uns haben will. Er will unser Leben zerstören. Er will uns verunsichern, erschrecken, in Panik versetzen, lähmen. Er will, dass wir unseren Ängsten falsch begegnen und Gottes Güte dabei vergessen.

Angst ist nicht in der Liebe (1 Joh 4,18): „Wo die Liebe regiert, hat die Angst keinen Platz; Gottes vollkommene Liebe vertreibt jede Angst.“ Das sind alles Reaktionen, die uns zur Sünde verleiten und uns von Gott und andern Menschen isolieren. „Gott hat uns nicht einen Geist der Ängstlichkeit (oder Verzagtheit) gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“ (2 Tim 1,7). Gott will unsere Ängste durch seinen machtvollen Geist besiegen, den er in unsere Herzen gab! Eins, der häufigsten Gebote Gottes lautet: „Fürchtet euch nicht!“ (Lk 12,7.32). „Macht euch keine Sorgen!“ Mt 6,31).

Wenn wir uns jedoch dem Herrn nähern, dann ist eine gesunde Portion Furcht oder Ehrfurcht vor dem heiligen und allmächtigen Gott angebracht (Spr 1,7). Jesus sagt (Mt 10,28 NGÜ): „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten können - die Seele können sie nicht töten. Fürchtet vielmehr den, der Leib und Seele dem Verderben in der Hölle preisgeben kann.“ Wir sollen uns nicht fürchten vor den Herausforderungen des Lebens. Wir sollen vielmehr Gott fürchten lernen, denn „die Furcht des Herrn ist der Anfang der Erkenntnis ...“ (Spr 1,7a). Jesus will nicht, dass wir uns Sorgen machen und Ängste mit uns herumtragen. Warum könnte er das wollen? Gab es je ein Mensch, der ein besseres Leben genoss, weil er Angst hatte? Gab es Menschen, die glücklicher waren als sie sich von der Angst einnehmen liessen? Machte die Angst die Menschen besser? (zu besseren Ehemännern, zu besseren Freunden usw.) - Nein, das Gegenteil ist der Fall! Angst verformt und lähmt uns wie die Jünger im Boot. Angst bewirkt, dass wir Gott in Frage stellen und vergessen. Ist das eine empfehlenswerte Lebensform? Nein, trotzdem entscheiden sich so viele Menschen in der heutigen Zeit mit Ängsten zu leben.

 

 Schlussfolgerungen

Der allmächtige Gott möchte uns von allen Ängsten befreien! Genau wie Jesus, der im Boot aufstand und die Winde und die unruhige See anschrie. Und es heisst (Mt 8,26c): „Da trat eine grosse Windstille ein.“ Die Leute im Boot fragen sich verwundert (Mt 8,27 NGÜ): „Wer ist das, dass ihm sogar Wind und Wellen gehorchen?“

Frage: Könnte es sein, dass Gott unser Seismos im Leben ähnlich betrachtet, wie Jesus auf dem Boot? Ist es möglich, dass Jesus auch uns helfen kann mit unseren Lebensängsten, wie er den Jüngern geholfen hat? Ist es möglich, dass wir aus diesem Ereignis folgern können, dass Gott auch uns heute sagen möchte: „Habt keine Angst!“? Möge Gott uns von allen Ängsten und Sorgen befreien, so dass wir IHM noch mehr vertrauen können und wir seine tröstende Stimme hören, wenn es stürmt, die sagt: „Habe keine Angst, ich bin bei Dir!“