Gnade-10: Angetrieben von Gnade und Liebe

Gottes Gnade

 

 Einleitung

Wer an Christus glaubt, der möchte Gott verherrlichen mit seinem ganzen Leben. Der Glaube besteht aber nicht aus Zwängen, Heuchelei und Geboten von Menschen. Auffällig ist, dass die Bibel oft von ganzer Hingabe spricht, aber damit niemals genau definiert, was damit konkret gemeint ist. Jesus lehrt alle seine Nachfolger (Lk 13,24): „Setzt alles daran, durch die enge Tür einzutreten! Denn viele, sage ich euch, werden es versuchen, und es wird ihnen nicht gelingen.“

Was bedeutet das, alles daransetzen? Die folgenden drei Beispiele mögen uns dazu inspirieren. Sie zeigen, wie wir die Aufmerksamkeit Jesu gewinnen können.

 

 I.   Die Salbung in Bethanien (Mt 26,6-13; Mk 14,3-9; Joh 12,1-11)

Maria nahm ein Pfund echtes Nardenöl. Damit salbte sie Jesu Füsse und trocknete sie mit ihrem Haar. Dieses Nardenöl war so kostbar, dass man es für dreihundert Denare (= einen Jahresverdienst damals) hätte verkaufen können. Der wohlriechende Geruch erfüllte das Haus und jeder wurde darauf aufmerksam, besonders aber Jesus.

Statt anzuklagen wäre in dieser Situation angebracht zu fragen: „Weshalb hast du das getan, Maria?“ Wie hätte Maria wohl auf diese Frage reagiert? Maria hätte wohl gelächelt und ihre Augen hätten vor Glück gestrahlt. Anschliessend hätte sie vielleicht geantwortet: „Ich wollte etwas Gutes tun für meinen Herrn.“ „Aber, niemand hat es dir befohlen?!“ - „Ich weiss, aber ich liebe meinen Herrn, der so viel Gutes für mich tut!“ „Bist du nicht zu aufdringlich, denn Jesus hat dir das ja gar nicht befohlen?“ - „Liebe auszudrücken ist in diesem Fall nicht aufdringlich, obschon diese Nardensalbe niemals die Tiefe meiner Gefühle für Jesus ausdrücken kann.“ „War dieses kostbare Öl nicht eine Vergeudung?“ - „Und wenn ich meinem Herrn die ganze Welt schenken könnte, dann wäre sie noch zu klein, um ihn zu ehren und ihm zu danken.“

Maria wurde angetrieben von der Gnade und Liebe Christi!

 

 II.   Die Gabe der Witwe (Mk 12,41-44; Lk 21,1-4)

Jesus setzte sich dem Tempelschatz gegenüber und sah den Menschen zu, wie sie Geld in den Opferstock warfen. Viele reiche Leute warfen grosse Summen ein. Einige warfen die Münzen so geschickt ein, dass es laut raschelte. Eine Arme Witwe aber warf zwei Lepta ein, das war alles, was sie noch besass. Jesus rief seine Jünger zu sich und erklärte ihnen, dass diese Witwe mehr in den Opferstock einwarf als alle andern. „Denn alle haben aus ihrem Überfluss etwas eingeworfen, sie aber hat aus ihrem Mangel alles hergegeben, was sie hatte, ihren ganzen Lebensunterhalt.“

Statt den Kopf zu schütteln wäre in dieser Situation angebracht zu fragen: „Frau, warum hast du deine letzten Cents eingeworfen?“ Wie hätte die Witwe wohl auf diese Frage reagiert? Überglücklich gab die Frau zur Antwort: „Ich wollte den Herrn ehren und ihm danken für alles, was er an mir Gutes getan hat.“ „Aber niemand hat dir das befohlen!?“ - „Die Liebe gibt spontan und ohne Zwang.“ „Doch hättest du dieses Geld nicht selbst dringend benötigt?“ - „Doch, aber ich habe nicht lange überlegt und nachgerechnet, sondern ich wollte etwas bedeutendes tun im Glauben an meinen Herrn und Erlöser.“ „Das Gesetz verlangt bloss einen Zehnten. Weshalb mehr geben, wenn nicht mehr verlangt wird?“ - „Ich möchte nicht bloss das Gesetz erfüllen ohne meine Liebe zu erwidern. Dem Herrn gehört mein ganzes Leben und alles was ich besitze.“

Die Witwe wurde angetrieben von der Gnade und Liebe Christi!

 

 III. Die Salbung durch eine Sünderin (Lk 7,36-50)

Jesus wurde in Simons Haus zum Essen eingeladen. Während der Mahlzeit kam eine Frau, die für ihren unmoralischen Lebenswandel bekannt war. Sie setzte sich zu Jesu Füssen und fing an zu weinen. Mit ihrem Haar trocknete sie seine Füsse. Dann nahm sie ihre Alabasterflasche voll mit Salböl und fing an, Jesu Füsse zu salben und zu küssen. Auch diese Frau wurde, trotz ihres unmoralischen Lebenswandels, angetrieben von der Gnade und Liebe Christi!

Statt sie und Jesus zu verurteilen (V. 39) wäre in dieser Situation angebracht gewesen zu fragen: „Warum lässt du Jesus das zu, dass diese unmoralische Frau dich verunreinigt, indem sie dich berührt?“ Jesus erzählte dem Pharisäer Simon (V. 41-42): „Ein Geldverleiher hatte zwei Schuldner; der eine schuldete ihm fünf hundert Denar, der andere fünfzig. Da beide es nicht zurückzahlen konnten, schenkte er es beiden. Welcher von ihnen wird ihn nun mehr lieben?“ Simon gab die richtige Antwort, indem er sagte (V. 43): „Ich nehme an, der, dem er mehr geschenkt hat.“ Dann wandte er sich zur Sünderin und erklärte Simon (V. 47): „Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel geliebt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.“

Wir können die ablehnende Haltung des Pharisäers gegenüber der Sünderin bis in die heutige Zeit spüren. Jesus fragte nicht, ob er ihm die Füsse wasche. Er bat ihn auch nicht ihn zu küssen. Zudem forderte das Gesetz von Simon nicht, dass er Jesus die Füsse samt dem Kopf einsalbte. Hätte das Gesetz das von ihm gefordert, dann hätte er es bestimmt getan.

Was hatte dann Simon für ein Problem? Als guter Pharisäer dachte er bei sich selbst, dass er wenig sündigte, wenn überhaupt. Er war der Meinung, dass er wenig Vergebung nötig hatte. Es gab kaum einen Grund für Simon einsichtig zu sein, Busse zu tun, Tränen zu vergiessen über seine Sünden, noch dankbar zu sein für die Gnade, die er von Gott empfing. Er war zu wenig motiviert, um andern viel Liebe zu erweisen. Er tat zwar alles, was im Gesetz geboten war, aber es gab nichts, das sein Herz zum Überfliessen brachte: kein wohlriechender Geruch, der das Haus erfüllte, keine Herzlichkeit und Dankbarkeit gegenüber dem Herrn.

Simon wurde nicht angetrieben von der Gnade und Liebe Christi.

 

 Schlussfolgerungen

Diese drei Beispiele zeigen uns, wie Menschen reagieren, die entweder von Gesetzen oder von der Liebe beherrscht werden! Wer von Gesetzen beherrscht wird, hat den Geist Christi nicht! Wer von der Gnade und Liebe Gottes erfüllt wird, der ist erneuert und verhält sich ganz anders als die übrigen Menschen, der fragt nicht, wie viel „alles“ bedeutet, das Jesus von ihm fordert.

Titus 2,11-14: „Denn erschienen ist die Gnade Gottes, allen Menschen zum Heil. Sie erzieht uns dazu, der Gottlosigkeit und den Begierden der Welt abzuschwören und besonnen, gerecht und fromm zu leben in dieser Weltzeit. Wir warten aber auf das, was unsere wunderbare Hoffnung ist: auf das Erscheinen der Herrlichkeit des grossen Gottes und unseres Retters Jesus Christus, der sich selbst für uns hingegeben hat, um uns zu erlösen von aller Ungerechtigkeit und sich als sein Eigentum ein reines Volk zu erschaffen, das nach guten Werken strebt.“