Kreuz-04: Wacht und betet!

Tod und Auferstehung

Das Kreuz Jesu

Matthäus 26,40-41

 


Nachdem Jesus mit seinen Jüngern zum letzten Mal das Passa genommen und ein Loblied gesungen hatte (Mt 26,30) ging er mit ihnen, nach seiner Gewohnheit (Lk 22,39), an den Ölberg (Joh 18,2), um zu beten. Jesus verbrachte die Nächte mit seinen Jüngern oft im Freien. Die Jahreszeit war ideal dazu und unter den kühlen Olivenbäumen fand jeder ein gemütliches Plätzchen. Vermutlich kam Jesus mit seinen Jüngern gegen Mitternacht im Garten Getsemani an.

Dort angekommen, liess er acht Jünger beim Eingang zurück und sagte zu ihnen: „Bleibt hier sitzen, solange ich bete“ (Mk 14,32). Wenn der Verräter mit den Soldaten am ersten Wachposten ankommen würde, dann könnten sie Jesus warnen, oder er könnte sie hören und gefasster sein. Dann nahm er Petrus, Jakobus und Johannes mit sich und bekannte ihnen (Mk 14,33): „Meine Seele ist zu Tode betrübt, bleibt hier und wacht!“ Der zweite Wachposten war so platziert, dass sie zu den Jüngern am Eingangstor zum Garten hinübersahen. Gleichzeitig hatten sie auch Sichtkontakt zu Jesus, der sich einen Steinwurf von ihnen entfernte und niederkniete, um zu beten. Doch der erste als auch der zweite Wachposten versagte. Vor lauter Kummer wurden die Jünger vom Schlaf überwältigt (Lk 22,44). Der letzte Passaabend mit Jesus war schön und erlebnisreich. Der Herr hatte ihnen die Füsse gewaschen und sie über alles aufgeklärt, was über sie und ihn kommen würde (Joh 14-17). Doch das ausgedehnte Nachtessen und die bevorstehende Nachtruhe überwältigte sie völlig.

Als Jesus vom Gebet aufstand und nach den Jüngern sah, fand er sie schlafend. Seine engsten Mitarbeiter, seine besten Leute, die er zur Verkündigung auserlesen hatte, sie, die vom Heiligen Geist inspiriert werden sollten, um den zukünftigen Generationen das Evangelium von Christus niederzuschreiben, liessen sich von ihrem Fleisch überwinden, so dass sie einschliefen. Doch Jesus macht ihnen keine Vorwürfe, sondern er ermahnt Petrus mit den Worten (Mt 26,40-41): „So vermochtet ihr denn nicht eine Stunde mit mir wach zu bleiben? Wacht und betet, dass ihr nicht in Versuchung kommt! Der Geist ist willig, das Fleisch aber schwach.“

Weshalb sollten sie denn wachen, wenn sie ja eh nichts für Jesus tun konnten? Sie durften ihn und sich nicht mit Waffen verteidigen. Sie waren nicht dazu da, um Jesus zu warnen und somit zur Flucht zu verhelfen. Sie sollten wachen und am Ende tatenlos zusehen, wie Jesus von den Soldaten gefangengenommen und abgeführt würde. So weit haben die Jünger nicht gedacht. Es war ihnen aber schon bewusst, dass sie mit ihrer wachsamen Gegenwart, dem Herrn in seiner Todesstunde ein gewaltiger Beistand und Trost gewesen wären.

Was sollten sie denn beten? Das Gebet, das ihnen schwer auf ihren Herzen lag, war schnell gesprochen und lautete: „Allmächtiger Vater verschone deinen Sohn vor dem Tod am Kreuz!“ Vielleicht hätten sie auch um ihre eigene Bewahrung beten können. Doch soweit dachten die Jünger vermutlich gar nicht. Sie litten mit Jesus und waren ratlos über das, was geschehen sollte. Keiner machte Jesus einen Vorwurf, als er sie das dritte Mal weckte. Es heisst nur: „… sie wussten nicht, was sie ihm antworten sollten“ (Mk 14,40). Sie konnten es sich nicht erklären, dass sie der Versuchung einzuschlafen, schon wieder erlegen sind. Sie erkannten mindestens ihre Schwäche.

Was lernen wir aus dieser Situation? In Krisenzeiten werden von uns besondere Bemühungen und Anstrengungen gefordert, egal wie der Zustand unseres Körpers ist. Um den Versuchungen des Lebens zu widerstehen, gibt es auch für uns nur ein Mittel: Wachsam sein und beten. Der willige Geist kann nur durch das Gebet willig und wachsam bleiben. Wenn wir den Geist Gottes unser Verhalten bestimmen lassen, dann werden wir nicht mehr den Begierden der fleischlichen Natur nachgeben (Gal 5,16; NGÜ). Dem Herrn Jesus Christus sei Lob und Dank, dass er diese Disziplin an den Tag legte und trotz allen Versuchungen seines Fleisches, sich gehorsam ans Kreuz nageln liess, um damit unsere Sünden zu tilgen!