Kreuz-06: Steht auf, lasst uns gehen! (Teil 1)

Tod und Auferstehung

6. Das Kreuz Jesu [1]

Matthäus 26,45-46

 


Nachdem Jesus das dritte Mal niederkniete und gebetet hatte, stand er auf und kehrte zu seinen schlafenden Aposteln zurück. Er sagte zu ihnen (Mt 26,45): „Schlaft nur weiter und ruht euch aus! Seht, die Stunde ist gekommen, da der Menschensohn in die Hände von Sündern ausgeliefert wird.“ Jesus meinte damit: „Die Zeit des Betens ist nun vorbei.“ „Ihr könnt jetzt schlafen.“ Wir haben alles getan, was wir tun konnten, um uns auf diese Stunde vorzubereiten. Die entscheidende Phase hat nun begonnen. Immer wieder machte Jesus darauf aufmerksam, indem er sagte (Joh 2,4): „Die Stunde ist noch nicht gekommen.“ Doch jetzt war sie endlich da, diese Stunde des Todes.

Es ist möglich, dass Jesus, als er das sagte, bereits die flackernden Lichter von ferne sah, die vom Kidrontal hinaufkamen. Mit einer ungeheuren Bestimmtheit und Ruhe sagte er dann (Mt 26,46): „Steht auf, lasst uns gehen! Seht, der mich ausliefert, ist da.“ Jetzt gab es kein Zurück mehr. Jesus war bereit, die Herausforderung seines Lebens anzutreten. Kurz vorher flehte er noch auf den Knien den Vater im Gebet um Hilfe. Doch nun war er entschlossen, mannhaft und stark. Er hatte sich und die Situation völlig unter Kontrolle.

Im Johannesevangelium finden wir detailliertere Informationen über die Gefangennahme Jesu (Joh 18,1-9): Johannes 18,1-3. Obschon Jesus alles genau wusste, was mit ihm geschehen würde, ging er keinen Schritt rückwärts. Im Gegenteil! Er verriet sich selbst. Er lieferte sich den Soldaten aus.

Jesus hätte Legionen von Engeln zur Hilfe rufen können, um ihn vor den Soldaten zu retten (Mt 26,53). Da er ja alles wusste, hätte er schon längst seiner Gefangennahme entfliehen können. Er hätte gar nicht erst in den Garten zu gehen brauchen. Doch er tat dies nicht, weil er wusste, dass er Gottes Heilsplan für die Menschen zu erfüllen hatte.

Aus all den Aussagen Jesu und seinem ganzen Verhalten ist klar ersichtlich, dass es nicht die Menschen waren, die seine Todesstunde wählten. Es war ganz allein Jesus, der die Stunde, den Ort seiner Gefangennahme und seiner Kreuzigung bestimmte. Bei einer andern Gelegenheit erklärte er (Joh 10,17-18): „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben einsetze, um es wieder zu empfangen. Niemand nimmt es mir, sondern ich setze es von mir aus ein. Ich habe Vollmacht, es einzusetzen, und ich habe Vollmacht, es wieder zu empfangen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.“

Jesus allein besass die absolute Vollmacht über sein Leben – nicht seine Feinde. Mutig und entschlossen ging er auf seinen Kreuzestod zu. Er hatte nur ein Lebensziel: Den Auftrag seines Vaters zu vollenden. Dank seiner Treue zum Vater und seiner Liebe zu uns Menschen hat Jesus sein Leben als Opfer am Kreuz hingegeben um uns von allen Sünden zu befreien! IHM schulden wir Lob und Dank!

 


6b. Steht auf, lasst uns gehen!

Matthäus 26,45-50

 

Nachdem Jesus im Garten Gethsemane zum Vater flehte stand er gestärkt von seinem Gebet auf und war bereit die Herausforderung seines Lebens anzutreten. Entschlossen sagte er zu seinen Jüngern (Mt 26,46): „Steht auf, lasst uns gehen! Seht, der mich ausliefert, ist da.“ Im Johannesevangelium finden wir detailliertere Informationen über die Gefangennahme Jesu.

Als Jesus die bewaffneten Männer fragte, wen sie suchten, gaben sie ihm zur Antwort: „Jesus von Nazaret“ (Joh 18,5): Johannes 18,4-9. Jesus konfrontierte sie mutig und erwiderte: „Ich bin es!“ Damit hatte keiner gerechnet. Die Soldaten in der vordersten Reihe wichen einen Schritt zurück. Dabei kollidierten sie mit den Männern hinter ihnen, so dass sie zu Boden fielen. Sie waren eine Lachnummer, fast wie die Römer bei Asterix und Obelix!

Nachdem sie sich wieder aufgestellt hatten, fragte sie Jesus erneut: „Wen sucht ihr?“ Verwirrt gaben sie ihm dieselbe Antwort. Jesus sagte ganz ruhig zu ihnen: „Ich habe euch gesagt, dass ich es bin.“ Die Soldaten waren verwirrt vom ruhigen Verhalten Jesu, der sich ihnen geradezu selbst auslieferte. Sie rechneten mit grossem Widerstand, denn sie kannten nur diese Form von Macht. Deshalb waren sie ja bewaffnet mit Knüppeln, Fackeln und Schwertern. Die göttliche Macht manifestiert sich auf ganz andere Weise: Sie setzt sich gewaltlos durch. Selbst in dieser Situation war Jesus von der tiefen Liebe für die Menschen erfüllt, besonders aber für seine Jünger. Deshalb versuchte er seine Jünger vor den Soldaten zu bewahren, indem er sagte (V. 8b): „Wenn ihr also mich sucht, dann lasst diese gehen.“ Johannes erklärt im folgenden Vers 9, dass Jesus dies tat, weil er dem Vater versprochen hatte, seine Jünger zu beschützen (Joh 6,39; 17,9-12). Jesus dachte immer zuerst an das Wohl der andern (Phil 2,4).

Auch Judas bekam durch diesen ganzen Prozess noch einmal die Gelegenheit, abzulassen von seiner Tat. Denn so offensichtlich, wie sich Jesus den Soldaten stellte und sich offenbarte, machte es den Verrat des Judas unnötig. Jesus sagte mit andern Worten: „Hier bin ich. Tut mit mir, was ihr tun müsst!“ Doch um sicher zu sein, dass sie den Richtigen gefangen nahmen, musste Judas, wie abgemacht, den Herrn Jesus mit einem Kuss verraten. Schliesslich hatte er dafür auch schon eine ansehnliche Summe Geld erhalten. So tat Judas, was er tun musste (Joh 13,27). Er ging auf Jesus zu und sagte (Mt 26,49): „Sei gegrüsst, Rabbi, und küsste ihn.“ Jesus sagte zu ihm (Mt 26,50 NGÜ): „Mein Freund, tu, wozu du gekommen bist!“

Jesus gab sein Leben im Gehorsam gegenüber dem Vater hin. Durch seinen Tod am Kreuz konnte die Menschheit von den Sünden erlöst werden! Halleluja, was für ein Erretter!