Kreuz-16: Jesus blickte Petrus an

Tod und Auferstehung

Das Kreuz Jesu

Lukas 22,60-62

 


Am Freitagmorgen in der Früh, als Jesus vom Hohen Rat zum Tod verurteilt wurde, brach Petrus sein überhebliches Versprechen niemals zu Fall zu kommen (Mt 26,33-35). Vor dem Haus des Hohen Priesters verleugnete er Jesus mehrmals vehement. Nachdem er Jesus das dritte Mal verleugnete und der Hahn krähte wurde Jesus abgeführt und ging an ihm vorbei. Jesus blickte Petrus an. Da wurde ihm bewusst, was er schreckliches getan hatte und sein Herz bebte. Petrus floh in die Nacht hinaus und weinte bitterlich über seinen Fehler.

Im Garten Gethsemane erklärte Jesus seinen Aposteln, dass sie alle in derselben Nacht an ihm zu Fall kommen werden, denn es steht geschrieben (Mt 26,31; Joh 16,32; Sach 13,7): „Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden sich zerstreuen.“ Als Jesus gefangen genommen wurde geschah es (Mk 14,50): „Da verliessen ihn alle und flohen.“ Als Jesus Petrus aufforderte sein Schwert wegzustecken (Mt 26,52; Joh 18,11) und die Soldaten ihn gefangen nahmen, ergriffen die Jünger die Gelegenheit und flüchteten in alle Himmelsrichtungen. Nur Petrus und Johannes folgten den Soldaten unbemerkt.

In sicherer Distanz kamen sie zum Haus des Hannas und anschiessend zum Haus des Hohen Priesters Kajafas (Joh 18,15; Mt 26,58; Mk 14,54). Johannes wandte sich an die Türhüterin und bat sie um Einlass in den Vorhof. Die junge Magd an der Türe erkannte sein Gesicht und öffnete ihm ohne zu zögern die Tür, da er dort auch schon ein und aus ging (Joh 18,17). Drinnen im Hof brannte ein Kohlenfeuer an dem sich einige Soldaten und andere erwärmten (Joh 18,18). Sie konnten nichts anderes tun als Warten bis die Verhandlungen im Haus vorbei waren. Johannes ging zurück zur Tür und bat die Magd auch den Petrus einzulassen (Joh 18,16).

Petrus wurde von verschiedenen Leuten erkannt (von einzelnen Männern und Mägden) und verleugnete Jesus mehr als drei Mal (Jesus fasste die einzelnen Situationen zusammen so dass es am Ende drei Verleugnungen waren.):

1.  Die Magd erkannte Petrus als Jünger Jesu und sagte (Joh 18,17a): „Bist denn auch du einer von den Jüngern dieses Menschen?“ Petrus verneinte vermutlich aus lauter Furcht die über ihn kam (Joh 18,17b). Dann ging er näher zum Feuer und wärmte sich (Joh 18,25).

2.  Eine Magd des Hohen Priester trat hinzu und erkannte ihn als Jünger Jesu (Mt 26,69; Mk 14,66). Doch Petrus leugnete es erneut (Mt 26,70).

3.  Andere fragten am Feuer (Joh 18,25a): „Bist denn auch du einer von seinen Jüngern?“ Petrus bestritt immer wieder, dass er ein Jünger Jesu sei (Joh 18,25b).

4.  Kurz darauf erkannte ihn ein Mann und sagte (Lk 22,58): „Auch du bist einer von ihnen!“ Doch Petrus erwiderte: „Mensch ich bin es nicht!“

5.  Eine andere Magd, die in der Nähe stand sagte plötzlich zu den andern (Mk 14,69): „Der ist einer von ihnen.“ Petrus leugnete und schwor (Mt 26,72): „Ich kennen den Menschen nicht.“

6. Eine Stunde später behauptete ein anderer, der dabeistand (Lk 22,59): „Es ist so, auch der war mit ihm; er ist ja auch ein Galiläer.“ Auch die Umstehenden bestätigten (Mt 26,73): „Natürlich, auch du bist einer von ihnen, deine Sprache verrät dich ja.“ Die Galiläer sprachen einen anderen Dialekt als die Judäer. Petrus tat so als habe er keine Ahnung von was der Mann sprach (Lk 22,60a). Dann fing er an zu schwören und zu fluchen (Mt 26,74a; Mk 14,71). Während er noch redete krähte der Hahn in der Morgendämmerung (Lk 22,60b). Der Fischermann, der behauptete, nichts und niemand könne ihn zu Fall bringen scheiterte kläglich mit seinen Verleugnungen. Jesus hatte Recht mit dem was er voraussagte.

Jesus wurde von den Soldaten an einen anderen Ort verlegt und ging in diesem Moment, als der Hahn krähte an Petrus vorbei. Dabei drehte er sich um und blickte Petrus ins Gesicht (Lk 22,61a). Was Petrus durch den Kopf können wir nur ahnen. Es musste der elendste Moment in seinem Leben gewesen sein. Anschliessend verliess Petrus den Ort und weinte bitterlich (Lk 22,62).

Was sah Petrus als er Jesus in die Augen blickte?
Petrus sah in Jesus einen treuen Freund, den er soeben verleugnete. Er hielt zu Jesus und war fest davon überzeugt, dass er seinen Herrn niemals verleugnen würde (Mt 26,33). Er war bereit für Jesus zu kämpfen, sogar mit dem Schwert, wenn es sein musste (Mt 26,51). Doch die Realität des Lebens holte ihn ein und brachte ihn auf den Boden. Jesus verlangte nicht von seinen Jüngern, dass sie für ihn kämpften (Mt 26,52). Jesus verlangte nur Loyalität und die Bereitschaft sich zum Herrn zu bekennen (Mt 10,32): „Jeder nun, der sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich bekennen vor meinem Vater im Himmel.“

Petrus sah die Barmherzigkeit Jesu. Er konnte nicht im Geringsten eine Anklage Jesu sehen in seinen Augen. Zum Beispiel: „Ich habe es dir ja gesagt, dass du mich verleugnen willst!“ Oder: „Ich wusste doch, dass du nicht fähig bist zu deinen Aussagen zu stehen!“ Er sah weder Anklage noch Bitterkeit in Jesu Augen. In den letzten drei Jahren sah er Jesus nie bitter gegen irgendjemand. Er sah Jesus nie nachtragend oder rachsüchtig. Im Gegenteil! Er hörte Jesus predigen (Mt 18,22): „Ich sage dir, nicht bis zu siebenmal, sondern bis zu siebenundsiebzigmal“ sollt ihr einander vergeben. Er erinnerte sich der Worte (Mt 6,15): „Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird auch euer Vater eure Verfehlungen nicht vergeben.“ Er erlebte die Situation, als Jesus zur Ehebrecherin sprach (Joh 8,11): „Ich verurteile dich nicht. Geh, und sündige von jetzt an nicht mehr!“ Jesu Augen drückten aus als wollten sie sagen: „Petrus, du hast einen Fehler gemacht, aber es gibt einen Weg der Vergebung. Gib nicht auf, sondern kehre um und vergiss nicht, ich liebe dich trotzdem!“

Petrus sah seine Sünde, die ihn von Jesus trennte. Er fühlte sich schuldig und erkannte, dass er gerade einen ganz grossen Fehler gemacht hatte. Es schmerzte ihn sehr, weil er seinen Freund und Herrn verraten hatte. Niemand, der ehrlich und feinfühlig ist kann Jesus ins Gesicht sehen und derselbe bleiben. Darum, lasst uns vom Geist Christi verändern und unseren Erlöser bekennen!