Jesus-11: Heilung eines Gelähmten

Jesus, der Christus

 

 

 Einleitung

Markus 2,1-12 (lesen aus NGÜ):

 

 I.   Wunder Jesu in Kafarnaum

Jesus hielt sich schon eine ganze Weile in Galiläa auf. Genauer gesagt war es in der Stadt Kafarnaum. Kafarnaum war sozusagen das Zentrum seines Wirkens in Galiläa. Dort gab es eine Synagoge. In der Synagoge heilte Jesus am Sabbat einen Besessenen (Mk 1,21-28). Abschliessend heisst es (V. 28): „Und die Kunde von ihm drang sogleich hinaus ins ganze Umland von Galiläa.“ (NGÜ): „Bald gab es im gesamten Gebiet von Galiläa keinen Ort mehr, an dem man nicht von Jesus sprach.“

Dann ging Jesus in das Haus von Simon und Andreas, wo er die Schwiegermutter des Simons heilte von ihrem Fieber (Mk 1,29-31). Noch am selben Tag brachte man viele Kranke und Besessene zu ihm und sie wurden alle geheilt (Mk 1,32-34). Jesus heilte und diente den Menschen den ganzen Tag, bis in die Nacht hinein. Im ersten Kapitel vom Markusevangelium bekommen wir Einblick in einen ziemlich anstrengenden Arbeitstag im Leben Jesu.

Am nächsten Tag zog Jesus mit seinen Jüngern weiter verkündigte in weiteren Synagogen von Galiläa das Evangelium vom Reich Gottes und heilte (Mk 1,35-39). Da kam ein Aussätziger zu Jesus, der bat ihn auf den Knien um Heilung (Mk 1,40-45). Jesus berührte ihn und der Mann wurde geheilt. Dann ermahnte er ihn, nicht überall herum zu erzählen was mit ihm geschehen war. Denn wenn dies zu grösseren Aufruhren unter dem Volk führte, dann könnte Jesus zu früh gefangen genommen werden. Doch der Mann erzählte allen Menschen, dass er von Jesus geheilt worden war. Das führte dazu, dass Jesus kaum noch in ein Dorf oder eine Stadt in Galiläa hineingehen gehen konnte, ohne dass er nicht grosses Aufsehen erregte.

Als Jesus nach Kafarnaum zurückkam, ging er ins Haus der Jünger, wo er zuvor gewesen war (Mk 1,29; 2,1). Er wollte bewusst nicht in der Öffentlichkeit lehren. Doch schnell verbreitete sich in der Stadt die Kunde: „Jesus ist zurück!“ In der damaligen Zeit gab es zwei Dinge, die die Kultur stark prägten: Die Menschen hatten Zeit. Gastfreundschaft war ihr Lebensstil. So kamen viele Menschen zum Haus, um Jesus zu hören, der das Wort Gottes verkündete. Die Leute kamen herein und setzten sich. Darunter befanden sich auch etliche Schriftgelehrte. Das Haus war „pumpen“ (gerangelt) voll. Selbst vor dem Haus versammelten sich viele Leute.

 

 II.   Der unnachgiebige Gelähmte

Während Jesus vom Reich Gottes predigte brachten vier Männer einen Gelähmten auf einer Tragbahre. Es wird nichts gesagt, wie schwer dieser Mann behindert war. Auf jeden Fall konnte er nicht mehr gehen und musste getragen werden. Er war in einer schrecklichen physischen Verfassung. Es wird auch nichts gesagt, von woher die vier Männer den Behinderten brachten. Ganz bestimmt hatten sie ihn schon ein ziemliches Stück getragen (schon 50 oder 100 Meter können sehr anstrengend sein). Diese Vier samt dem Gelähmten sind uns ein grosses Vorbild im Glauben an Jesus. Denn die Vier mussten nicht nur eine grosse Dienstbereitschaft und Liebe zum Gelähmten haben, sondern auch einen starken Glauben an Jesus. Sie waren fest davon überzeugt, dass nur Jesus helfen konnte. Kein Hindernis war ihnen zu gross, um ihren gelähmten Freund zu Jesus zu bringen. Wenn wir fest davon überzeugt sind, dass Jesus die Antwort ist, um uns Menschen aus der seelischen Verlorenheit zu retten, dann werden wir nicht eher ruhen, bis wir unsere Liebsten zu ihm gebracht haben!

Die Hausdächer in Palästina waren flach und dienten oft als Erholungsplätze und Ort der Stille (siehe auch Petrus in Apg 10,9). Meistens gab es auch eine schmale Treppe, die auf das Dach führte. Die Dächer bestanden aus: Flachbalken, die in Abständen von etwa einem Meter quer von Wand zu Wand verlegt wurden. Der Zwischenraum war dicht mit Zweigen belegt, die durch Lehm zusammengehalten wurden. Obendrauf kam eine Schicht Mergel oder auch Erde, so dass sich eine Grasdecke auf dem Dach bilden konnte.

Obwohl diese Vier sich in grosse Schwierigkeiten begaben, war ihnen kein Preis zu hoch. Sie fingen an, einen Teil des Hausdaches abzudecken das ihnen gar nicht gehörte.Noch während Jesus predigte, liessen sie den Gelähmten an vier Seilen auf einer Matte, gerade vor die Füsse Jesu hinunter und unterbrachen so die ganze Versammlung. Stellen wir uns einmal diese Situation vor: Viele Menschen befinden sich in dem Haus und hören aufmerksam der Predigt Jesu zu. Plötzlich hört man Klopfen und Schürfen auf dem Dach. In der Decke entsteht ein Loch. Staub und Mergel fallen herunter. Die ganze Versammlung wird gestört und muss unterbrochen werden. Was sagte wohl der Hausbesitzer dazu? Damals gab es noch keine Versicherungen! Das Dach musste auf jeden Fall repariert werden und zwar vor dem nächsten Regen. Wer kam für die entstandenen Unkosten auf? Wir lesen nirgends, dass Jesus auch materielle Schäden, durch ein Wunder wiederherstellte. Ich hätte vermutlich gerufen: „Hey, warum benützt ihr nicht lieber die Eingangstüre, wie alle andern auch, ihr Egoisten?!“ Nun, ich möchte sagen, dass in so einem Fall der Egoismus angebracht war. Mindestens in Jesu Augen sah das so aus. Wie war Jesu Reaktion?

 

 III. Jesus vergibt Sünden

Ist es nicht gut zu wissen, dass unser Herr jederzeit unterbrochen werden darf, wenn es um das seelische Heil geht? Gott hat immer Zeit für uns! Wir dürfen jederzeit zu IHM kommen! Denn Gott ist um unser Heil besorgt! Jesus erkannte in dieser Handlung einen tiefen Glauben (Mk 2,5). Als er die verkrüppelten Beine und Füsse sah, erkannte er die grosse Verzweiflung des Mannes. Mit dieser Krankheit, die sich weiter entwickelte, hatte der Mann nicht mehr lange zu leben.

Was sagte Jesus zum Gelähmten? „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!“ (V. 5b, NGÜ) Was meinte Jesus damit? Vergab er ihm die Sünde des Hausfriedensbruchs, so dass er keine Anzeige erstatten würde? Oder vergab er ihm die Sünde, die zu dieser tödlichen Krankheit führte? Nein! Dieser Vers lehrt uns in keiner Weise, dass die Ursache der physischen Krankheit von geistlichen Problemen herrührte. An anderen Stellen erklärt Jesus, dass es nicht immer einen Zusammenhang zwischen physischen Leiden und Sünde geben muss (Ijob 4,7; Lk 13,4; Joh 9,2).

Warum vergab Jesus ihm dann seine Sünden? Warum heilte Jesus diesen Menschen nicht zuerst körperlich? Dieses Beispiel zeigt, dass auch körperlich behinderte Menschen Sünder sind und Gottes Gnade brauchen. Weil dieser Mensch fest daran glaubte, dass nur Jesus ihn wieder gesund machen konnte, belohnte ihn der Herr zuerst mit einem viel grösseren Segen. Damit setzte Jesus den Schwerpunkt nicht auf die äussere – sondern auf die innere Heilung. „Denn der Menschensohn ist gekommen zu suchen und zu retten, was verloren ist“ (Lk 19,10).

Es gibt nur vier Anlässe im NT, bei denen Jesus Menschen ihre Sünden vergab: Die Ehebrecherin (Joh 8,11). Die Sünderin mit der Alabasterflasche (Lk 7,48). Der Schächer am Kreuz (Lk 23,43). Der Gelähmte in unserem Beispiel (siehe auch Lk 5,20). Niemals besass ein Mensch die Vollmacht, andern die Sünden zu vergeben. Deshalb konnten die Schriftgelehrten diese Worte auch nicht verstehen (V. 3-4).

Selbst der Sohn Gottes musste damit leben, dass sich unter seinen Zuhörern oft auch die grössten Ankläger befanden. Es macht den Anschein, als wollten diese Schriftgelehrten Jesus kontrollieren, was er predigte, um anschliessend dem Hohen Rat alles mitzuteilen. Und prompt fanden sie etwas, woran sie heftig Anstoss nahmen an Jesus. Wer sucht der findet – sogar beim Sohn Gottes! Der Grund war Gotteslästerung. Nur Gott allein konnte Sünden vergeben. Wer andere von Sünden freisprach, der machte sich der Lästerung (Blasphemie) schuldig. Ein Gotteslästerer aber musste nach dem Gesetz gesteinigt werden (Lev 24,16). Insofern waren sie teilweise im Recht. Der Schlüssel, der alle blockierten Türen hätte öffnen können, war der Gedanke, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Als Sohn Gottes war Jesus bevollmächtigt, Sünden zu vergeben. Doch diese Tatsache wollten die Schriftgelehrten nicht wahrhaben, weil ihre Herzen verstockt waren. Sie glaubten nicht, dass Jesus die fleischgewordene Gottheit war (Joh 1,1.14.18; 8,58-59; Kol 1,15-18). Deshalb lehnten sie Jesus als verheissenen Messias ab.

Jesus riss seine göttliche Macht nicht gewaltsam an sich (Phil 2,6-7). Doch Jesus erkannte sofort, was in ihnen vorging (12,25; Joh 2,25; 4,17). Spätestens, als Jesus ihre Gedanken erkannte, hätten sie erkennen müssen, dass er göttliche Eigenschaften besass. Denn wer kennt schon die Gedanken der Menschen, ausser Gott? Wir sehen, nichts in der Welt kann ein falsches und ungläubiges Herz überzeugen. In einer gewissen Weise ist es verständlich. Jeder Scharlatan hätte sagen können: „Deine Sünden sind dir vergeben.“ Niemand auf Erden könnte das prüfen, ob die Sünden tatsächlich vergeben sind.

 

 IV. Jesus heilt den Gelähmten

Doch dann forderte Jesus die Schriftgelehrten heraus, indem er zum Gelähmten sagte (V. 9): „Steh auf, nimm deine Matte und geh umher!“ Der Gelähmte stand auf und war von jener Stunde an geheilt. Damit bezeugte Jesus seine Vollmacht Sünden zu vergeben. Denn eine solche sofortige und komplette Heilung konnte nur jemand bewirken, der vom höchsten Gott gesandt wurde. Diese Heilung war das endgültige Zeugnis seiner göttlichen Macht.

Alle Anwesenden waren ausser sich vor Staunen. Die Schriftgelehrten erschraken und hatten keine Erklärungen mehr dafür. Die übrigen Menschen waren voll Freude und priesen Gott. Jesus hätte dem Mann noch befehlen müssen, dass er am nächsten Tag das Hausdach reparieren solle. Eine überwältigende Situation!

 

 Schlussfolgerungen

Was lernen wir von diesem Zeichen, das Jesus tat und extra für uns aufgeschrieben wurde, damit auch wir glauben (Joh 20,30-31)? Ich weiss nicht alles über jeden einzelnen, aber ich weiss eins: Wir alle haben unsere Probleme. Vielleicht sind es geistliche oder gesundheitliche Probleme. Vielleicht sind es finanzielle, familiäre oder Eheprobleme usw. Das Leben ist nicht so leicht wie es manchmal aussieht. Wir alle kämpfen mit irgendetwas in unserem Leben. Was immer auch unsere Probleme sind, Jesus kann uns helfen! Er wird unsere Probleme nicht mit einem Wunder lösen, wie er das mit dem Gelähmten getan hat. Jesus muss sich heute nicht länger als Sohn Gottes bestätigen vor den Menschen. Wir können seine Zeichen und Wunder nachlesen in der Bibel und dadurch den Glauben an Jesus, dem Sohn Gottes, finden.

Jesus lebt und hat Zeit für uns! Er will uns nach wie vor dienen und helfen. Darum, lasst uns an die Macht des Sohnes Gottes glauben! Lasst uns zu ihm gehen und seine Hilfe erbitten! Kein Preis darf uns zu hoch sein. Gott schenkt uns die Probleme des Lebens, damit wir IHN suchen und um Hilfe bitten! Nur wer seine Krankheit einsieht und den Arzt der Seelen aufsucht, kann geheilt werden: „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken“ (Lk 5,31). Jesus ist nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Umkehr zu bewegen (Lk 5,32).