Jesus-18: Als der Hahn krähte

Jesus, der Christus

 

 

 Einleitung

Als der Hahn krähte für Petrus (Mt 26,31-75). Wir beschränken uns auf die Verleugnung des Petrus: Matthäus 26,69-75.

 

 I.   Jesus macht die Jünger aufmerksam

Nachdem Jesus mit seinen Jüngern das Passamahl feierte, warnte er sie in Bezug auf das, was passieren werde: Mt 26,31.
Das sind harte Worte. Die Jünger können diese Worte nicht verstehen. Jesus zitiert den Propheten Sacharja (Sach. 13,7), der prophezeite, dass der grosse Hirte sterben werde, dass die Schafe, d. h. die Jünger fliehen werden.

Trotzdem erweist Jesus den Jüngern seine Liebe, indem er weiter erklärt: Mt 26,32.
Jesus verurteilt seine Jünger nicht und macht ihnen keinerlei Vorwürfe. Er verachtet sie nicht und ist auch nicht bitter gegen sie. Die Grösse Jesu besteht darin, dass er uns Menschen von der schlechtesten Seite her kennt und uns dennoch liebt.

Doch Petrus konnte diese Aussage so nicht stehen lassen, denn schliesslich hatte er Jesus lieb. Er war fest davon überzeugt, dass er an seinem Herrn nicht zu Fall kommen würde. Er schätzte seine Glaubenskräfte zu hoch ein, indem er antwortete: Mt 26,33.
Er ist ein gutes Beispiel für viele Gläubige in der heutigen Zeit, die sich selbst nicht richtig einschätzen. Viele meinen irrtümlicherweise, sie könnten etliches besser, als andere Christen und hätten einen stärkeren Glauben, als andere. Doch, in schwierigen Situationen offenbaren sie sich sehr schnell. Wo wir im Glauben stehen, ist daran zu erkennen, wie wir uns in Lebensprüfungen verhalten. Der Apostel Johannes sagt zwar, dass Gottes Gebote nicht schwer sind (1 Joh 5,3). Aber, wir alle tun uns oft schwer, das Vorbild Jesu nachzuahmen. Auch wenn Satan noch immer dieselben Methoden anwendet, die er schon im Paradies anwandte, bei Adam und Eva, so fallen auch wir leider immer wieder auf seine Versuchungen herein. Das Leben ist und bleibt eine grosse Herausforderung für uns Christen.

Jesus erklärte dem Petrus detaillierter, was gerade mit ihm geschehen werde: Mt 26,34.
Mit andern Worten sagte Jesus: „In wenigen Stunden wirst du mich dreimal verleugnen!“ „Bevor der Morgen anbricht und der Hahn krähen wird, wirst du mich vor den Menschen verleugnen!“ Petrus konnte sich das überhaupt nicht vorstellen.

Deshalb antwortete er mit kühnen Worten: Mt 26,35.
Er dachte, er sei stark! Seine Theorie hörte sich sehr gut an, aber wie sah es in der Praxis aus, in der realen Welt? Er war von sich selbst zu sehr überzeugt und musste eine bittere Lektion lernen (1 Kor 10,12): „Darum: Wer zu stehen meint, sehe zu, dass er nicht falle!“

 

 II.   Petrus erfährt die Realität des Lebens

Als sie im Garten Gethsemane angekommen waren, setzten sie sich. Jesus aber nahm Petrus, Jakobus und Johannes mit sich. Diese drei Jünger hatten das Privileg, Jesus in seiner Todesstunde noch näher zu sein, als die Übrigen. Doch statt zu wachen, schliefen sie ein, samt Petrus. Schon bei der ersten kleinen Prüfung gelang es Petrus nicht, stark zu sein.

Später, als die Soldaten aufmarschierten und Judas den Herrn mit einem Kuss verriet, da war Petrus zur Stelle und zuckte sein Schwert. Er war bereit, für Jesus zu kämpfen, als wollte er sagen: „Ich habe dir doch versprochen, dass ich bereit bin, mit dir zu sterben.“ „Komm, stell dich hinter mich, denn ich werde für dich kämpfen.“ Dann hieb er dem Knecht des Hohen Priesters das Ohr ab (V. 51). Doch Jesus tadelte ihn und sagte (V. 52): „Steck dein Schwert an seinen Ort! Denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen.“

Petrus verstand die Welt nicht mehr. Weshalb brauchte Jesus seine Hilfe nicht? Der Sohn Gottes hätte zehntausend Engel um Hilfe rufen können (Mt 26,53). „Zehntausend Engel wärn gekommen auf seinen Ruf, ihn zu befrein ...“ (Lied). Statt gelobt, wurde Petrus vor allen zurückgewiesen. Als er wachen sollte, schlief er ein. Als er kämpfen wollte, sollte er ruhig bleiben. Er machte immer genau das Gegenteil von dem, was von ihm verlangt war. So geht es heute vielen, die Jesus im Glauben kennenlernen. Sie stellen sich am Anfang alles ganz anders vor und müssen dann langsam lernen, was Jesus wirklich von ihnen verlangt. Sie stellen sich vieles leichter vor, bis sie begreifen, dass Jesus mit ganz anderen Waffen kämpft, als wir Menschen es uns in der Welt gewohnt sind. (Spr 16,25): „Da ist ein Weg, der einem gerade erscheint, aber am Ende sind es Wege des Todes.“ Unsere menschlichen Pläne und Ideen sind oft ganz anders, als die des Herrn (Jes 55,8). Deshalb müssen wir Menschen ein Leben lang umdenken lernen, indem wir tausende von Bibelstunden besuchen, unzählige Predigten anhören und immer wieder beten, über seine Worte nachdenken und überlegen, was wohl der Wille des Herrn ist.

Nachdem die Soldaten Jesus gefangen abführten, flohen die Jünger, wie vorausgesagt (V. 56). Zwei der Jünger folgten den Soldaten unbemerkt bis zum Haus des Hohen Priesters Kajafas: Petrus (V. 58). Johannes (Joh 18,15), der mit dem Hohen Priester bekannt war. Während Johannes bis in den Innenhof des Palastes hinein gelassen wurde, musste Petrus draussen vor den Toren warten (Joh 18,16). Erst, nachdem Johannes mit der Pförtnerin gesprochen hatte, liess sie auch Petrus „in die Höhle des Löwen“.

Drinnen im Hof wurde ein Kohlenfeuer angezündet, an dem sich etliche Soldaten und andere wärmten (Joh 18,18). Plötzlich erkannte die Pförtnerin Petrus als einen Jünger Jesu und sagte (V. 69): „Du warst doch auch mit Jesus, aus Galiläa zusammen!“ Petrus bekam plötzlich heiss, aber nicht wegen des Feuers. Darauf leugnete er das erste Mal. Später bezeugte eine andere Magd, dass Petrus ein Jünger gewesen sein musste. Doch er leugnete ein zweites Mal, sogar mit einem Schwur (V. 72): „Ich kenne den Menschen nicht!“ Er befand sich unweigerlich in grosser Gefahr. Nach einer Weile wurde er von einem Verwandten des Knechts erkannt, dem Petrus ein Ohr abgeschlagen hatte (Joh 18,26): „Natürlich bist du auch einer von ihnen; deine Sprache verrät dich“ (V. 73). Es ist interessant, dass Petrus nicht an äusserlichen Merkmalen erkannt wurde, sondern allein an seiner Sprache. Die Sprache der Galiläer war anders, als die der Judäer. Ihr Akzent war so scheusslich für andere Juden, dass sie in judäischen Synagogen nicht einmal zugelassen wurden, das Dankgebet zu sprechen. Viele meinen, man müsste einen Christen schon aus 100 Metern erkennen. Petrus fing an zu fluchen und zu schwören, indem er sagte (V. 74): „Ich kenne den Menschen nicht.“ Damit verleugnete er Jesus das dritte Mal.

Lukas fügte einen bemerkenswerten Punkt hinzu (Lk 22,61): „Und der Herr wandte sich um und blickte Petrus an. Da erinnerte sich Petrus an das Wort des Herrn, wie er zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn heute kräht, wirst du mich dreimal verleugnet haben.“ Vielleicht schaute Jesus aus dem Fenster oder wurde von den Soldaten an einen anderen Ort verlegt, so dass er Petrus zu Gesicht bekam. In diesem Augenblick krähte der Hahn (zweimal, gem. Mk 14,72) und Petrus erinnerte sich an Jesu Worte. Das muss der elendste Moment im Leben des Petrus gewesen sein. An seiner Reaktion kann man erkennen, dass es ihm bereits Leid tat, was er gesagt hatte. Worte sind sehr schnell ausgesprochen. Die Zunge ist gefährlich wie ein Feuer, das mit einem Funke einen ganzen Wald anzünden kann (Jak 3,5). Es heisst in unserem Text: „Und er ging hinaus und weinte in bitterer Verzweiflung.“ Wie konnte ausgerechnet ihm so etwas passieren?!

 

 III. Wenn der Hahn für uns kräht

Bestimmt haben wir schon ähnliche Erfahrungen mit dem Hahn gemacht, wie Petrus. Die Frage ist, wie haben wir darauf reagiert? Haben wir es überhaupt zugelassen, dass der Hahn krähte? Oder haben wir den nervigen Gockel ignoriert oder gar erwürgt?

Wenn der Hahn in unserem Leben kräht, dann bedeutet das, dass der Herr uns an seine Gegenwart erinnern möchte. Statt sich zu erhängen, wie Judas nach seiner Sünde, können wir umkehren und Busse tun, wie Petrus. Wir können unseren Fehler mindestens einsehen und zugeben, statt uns dafür noch zu rechtfertigen.

Die Bibel erzählt uns von verschiedenen Hähnen, die krähten, um Menschen aufzuwecken: Denken wir an Adam und Eva, die sich versteckten, als die Stimme des Herrn nach ihnen im Garten Eden rief (Gen 3,8). Bei David war es ein Freund, der ihm sagte (2 Sam 12,7): „Du bist der Mann!“ Der Prophet Jona wurde durch ein merkwürdiges Erlebnis mit einem grossen Fisch aufmerksam auf seine Sünde (Jona 2,1). Der verlorene Sohn wurde durch seinen Hunger, den Schmutz und den Gestank der Schweine, von seiner Sünde überzeugt (Lk 15,16-18).

Wenn der Hahn für uns kräht, dann ist es Zeit für drei Reaktionen:

Es ist Zeit sich zu erinnern!
In unserem Text lesen wir (V. 75a): „Da erinnerte sich Petrus daran, wie Jesus zu ihm gesagt hatte ...“ Auch wir sind durch Gottes Wort unterrichtet worden, was wir tun oder unterlassen sollen. Wir wissen ganz genau, ob wir Gottes Wille tun oder nicht. Deshalb ist es wichtig, dass wir den Zeitpunkt zur Umkehr nicht verpassen. Unser Erinnerungsvermögen ist äusserst entscheidend! An was soll ich mich erinnern? Erinnere dich daran, dass Jesus dich liebt, wie er seine Jünger geliebt hat! Jesus kannte die Schwächen seiner Jünger und wusste, dass sie sich seiner Worte erinnern und umkehren würden. Kein Fehler ist so schlimm, dass der Herr uns nicht mehr vergeben kann!

Es ist Zeit, einsichtig zu sein!
Petrus zeigte aufrichtige Reue und Einsicht, deshalb war er anschliessend so verzweifelt. Er verhärtete sich nicht – gegenüber den Personen, die ihn als Jünger identifizierten, gegen Jesus, der mit seiner Voraussage Recht hatte. Er haderte nicht mit der unglücklichen Situation, sondern seine bittere Verzweiflung richtete sich ganz allein gegen sich selbst, weil er sich schwer versündigt hatte. Während Judas an sich selbst verzweifelte und Selbstmord beging, glaubte Petrus an Jesu Liebe und Vergebung. Es ist manchmal ganz gut, wenn wir betrübt werden und verzweifelt sind. Es gibt einen grossen Unterschied, zwischen weltlicher und geistlicher Betrübnis.  Die weltliche Betrübnis endet in Zerstörung. Die geistliche Betrübnis aber führt zum Heil. 2. Korinther 7,10: „Denn die Betrübnis, die nach dem Willen Gottes ist, bewirkt eine Umkehr zum Heil, die niemand bereut (oder: bereuen muss). Die Betrübnis der Welt aber führt zum Tod.“ Bestimmt ist es keine glückliche Zeit, wenn für uns der Hahn kräht. Doch ein aufrichtiges Herz verhärtet sich nicht, sondern bekennt betroffen: „Herr, ich habe gesündigt!“ „Bitte vergib mir, ich werde mich in Zukunft bemühen!“ Wenn der Hahn kräht, ist es Zeit umzukehren!

Es ist Zeit, sich erneuern zu lassen!
Petrus liess sich erneuern, als Jesus ihm die Gelegenheit gab. Wann? Als Jesus den Jüngern voraussagte, dass sie alle an ihm Anstoss nehmen und fliehen werden, tröstete er sie auch mit den Worten (Mt 26,31): „Nach meiner Auferweckung aber werde ich euch nach Galiläa vorausgehen.“ Nachdem Jesus von den Toten auferstanden war, erklärte ein Engel den Frauen am Grab (Mt 28,7), dass Jesus in Galiläa sei, wie er vorausgesagt hatte. Als die Jünger an den See Galiläas gingen, fanden sie Jesus.

In Johannes 21 lesen wir dann von einem Gespräch, das Jesus mit Petrus führte: Johannes 21,15-17. Weil Petrus den Sohn Gottes dreimal verleugnete, forderte Jesus ihn dreimal auf, seine Liebe zu ihm zu erneuern. Petrus hatte sich zwar auf schrecklichste Art versündigt, doch er gab nicht auf, sondern stand Jesus mutig gegenüber, weil er ihn liebte. Deshalb übertrug Jesus ihm auch die verantwortungsvolle Aufgabe, für die Nachfolger Jesu zu sorgen, indem er ihm befahl: „Sorge für meine Schafe!“ Petrus nahm diese Gelegenheit wahr. Zu Pfingsten predigte er in Jerusalem mit grosser Macht das Wort Gottes, wo tausende sich bekehren liessen (Apg 2). Trotzdem hatte der Geist Gottes an ihm noch viel zu tun, wie wir später lesen (Apg 10, die unreinen Tiere; Gal 2, von Heiden sich abgesondert). Gut, dass es den Apostel Petrus gibt! Petrus liess es zu, dass der Hahn in seinem Leben immer wieder krähte und er jedes Mal eine innere Erneuerung erfuhr. Trotzdem und gerade deshalb gebrauchte ihn der allmächtige Gott als Apostel Christi, von dem wir heute zwei inspirierte Briefe besitzen (1. & 2. Petrusbrief).

 

 Schlussfolgerungen

Wenn für uns der Hahn kräht, dann ist das nicht das Ende, sondern die Gelegenheit zur Verbesserung! Der allmächtige Gott erzieht uns, weil er uns liebt! Er hat mit uns allen Grosses vor, wenn wir es zulassen. Darum, lass es niemals zu, dass auch der grösste Fehler dein Leben ruiniert!

Fehler sind da, um aus ihnen zu lernen –

     um sich an die Worte Jesu neu zu erinnern,

     um einsichtig zu werden,

     um sich erneuern zu lassen.

Wenn der Hahn kräht, dann ist es Zeit aufzuwachen! Bedenke: Jeder von uns kann fallen (1 Kor 10,12). Wenn wir fallen, dann ist das der Beginn einer erneuerten Beziehung zum Herrn!

Der Teufel arbeitet mit zwei Lieblingslügen: Erstens versucht er uns einzureden, wenn wir uns entschuldigen wollen: „Es ist zu früh, warte noch damit!“ Zweitens klagt er uns an, nachdem wir gesündigt haben mit der Lüge: „Zu spät, du bist zu weit gegangen!“

Deshalb, lasst uns dem Vater der Lügen nicht glauben, sondern auf Gottes Gnade vertrauen und mit allem sofort zu ihm gehen und unsere Sünden aufrichtig bekennen! Denn: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er so treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit“ (1 Joh 1,9).