Jesus-19: Jesu Worte am Kreuz

Jesus, der Christus

 

 

 Einleitung

Die grössten Abschiedsworte in der Geschichte, wurden vom Rednerpult des Kreuzes auf Golgatha übermittelt. Es sind die Worte Jesu, die für uns in den vier Evangelien zusammengefasst wurden. Worte, die uns alle berühren. Worte, die uns Lektionen erteilen, wenn wir tiefer über sie nachdenken.

Nur von wenigen Personen werden uns in der Bibel ihre Sterbensworte übermittelt: Z. Bsp. lesen wir von Jakobs Weissagungssprüchen in 1. Mose 49. Auch die Segensworte Mose sind uns erhalten geblieben in 5. Mose 33. Die letzten Worte Davids stehen in 2. Samuel 23. Im NT erfahren wir von den letzten Worten des Stephanus, nachdem er von den Juden gesteinigt wurde (Apg 7).

Jesus stand auf verschiedenen „Bühnen“, von wo aus er seine Botschaften an die Menschen richtete: Von einem Berg. Vom Dach eines Hauses. Vom Boot aus. An einem Brunnen. Vom Kreuz auf Golgatha. Das war sicher der ungewöhnlichste Ort. Vom Kreuz aus machte Jesus sieben Aussagen, über die wir heute nachdenken wollen.

 

 I.   Worte der Vergebung (Lk 23,34): „Vater, vergib ihnen!“

Bevor sie Jesus kreuzigten, rissen die Soldaten ihm seine Kleider vom Leib und verteilten sie untereinander (Joh 19,23-24). Nur fünf Tage vorher zogen die Bewohner Jerusalems ihre Kleider aus, um sie auf die Strasse zu legen, als Jesus in die Stadt einzog (Mt 21,8). Dann streckten sie Jesu Hände an die Balken des Kreuzes. Hände, die keinem Menschen etwas Böses getan hatten. Hände, von denen aus Segen und Heilung für die Welt floss.

Als das Kreuz mit einem Seil aufgezogen wurde, sank es mit einem dumpfen Aufschlag, in dem dafür zubereiteten Loch. Die ersten Worte Jesu am Kreuz, waren Worte der Vergebung: „Vater, vergib ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23,34). Die ersten Worte Jesu am Kreuz waren Gebetsworte. Der Sohn stand in engster Gemeinschaft mit dem Vater. Normalerweise schrien die Gefolterten vom Kreuz oder baten um Gnade, fluchten oder spuckten die Zuschauer an. Doch Jesus betete. Er dachte nicht an seine eigenen Schmerzen, sondern vielmehr an das Leid, das sich die Peiniger antaten, indem sie den Sohn Gottes kreuzigten.

Jesus lehrte oft über die Vergebung. Er lehrte seine Jünger beten (Mt 6,12): „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben haben jenen, die an uns schuldig geworden sind.“ Anschliessend sagte er (Mt 6,14-15): „Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird auch euer Vater eure Verfehlungen nicht vergeben.“ In Matthäus 18 lesen wir (Mt 18,21-22.35): „Dann trat Petrus zu ihm und sagte: Herr, wie oft kann mein Bruder an mir schuldig werden, und ich muss ihm vergeben? Bis zu siebenmal? Jesus sagt zu ihm: Ich sage dir, nicht bis zu siebenmal, sondern bis zu siebenundsiebzigmal … So wird es auch mein himmlischer Vater mit euch machen, wenn ihr nicht vergebt, ein jeder seinem Bruder von Herzen.“ Doch die Botschaft, die die Menschen am meisten überzeugt, als Jesus von der Vergebung sprach, ist die Botschaft am Kreuz. Mit diesen Worten demonstrierte er seine Liebe und seine Bereitschaft zu vergeben.

Im Griechischen steht das Verb „Jesus sprach“ im Imperfekt, und der Imperfekt ist die durative Form; was eine andauernde Aktion zum Ausdruck bringt. Mit andern Worten wünscht Jesus seinen Peinigern dies nicht bloss einmal, sondern immer wieder. Es könnte demnach gut sein, dass Jesus diese Worte mehrmals aussprach. Zum Beispiel, schon als er auf dem Hügel Golgatha ankam: „Vater, vergib ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23,34). Als die Soldaten ihn zu Boden warfen und ans Kreuz nagelten: „Vater, vergib ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23,34). Und als das Kreuz mit ihm aufgerichtet wurde: „Vater, vergib ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23,34). Als die Soldaten seine Kleider verlosten: „Vater, vergib ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23,34). Auch wenn wir die Details nicht kennen, so wissen wir, dass Jesus andauernd betete und sagte: „Vater, vergib ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23,34).

Falls die Soldaten und die Juden, die Jesus gekreuzigt hatten, später einsichtig wurden und um Vergebung baten, indem sie sich taufen liessen, dann konnte ihnen tatsächlich sogar diese schändliche Tat vergeben werden. Zu Pfingsten fanden tausende von Juden in Jerusalem das Heil in Jesus Christus und liessen sich bekehren (Apg 2,38). Jesus war nie verbittert gegen seine Feinde. Von ihm lernen wir selbst unsere Feinde zu lieben und für die zu beten, die uns verfolgen (Mt 5,44).

 

 II.   Worte der Hoffnung (Lk 23,43): „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“

Für die drei Gekreuzigten war jede Minute eine Ewigkeit, die sie am Kreuz litten. Die Leute, die vorübergingen schüttelten nur respektlos ihre Köpfe. Einige standen dort und belustigten sich über die Gekreuzigten. (Mk 15,31): „Ebenso spotteten die Hohen Priester untereinander mit den Schriftgelehrten und sagten: Andere hat er gerettet, sich selbst kann er nicht retten. Der Messias, der König Israels, steige jetzt vom Kreuz herab, damit wir sehen und glauben.“ Auch die Soldaten machten sich lustig über ihn (Lk 23,36). Sogar einer, welcher mit Jesus gekreuzigt wurde, höhnte (NGÜ: Lk 23,39; Mk 15,32): „Du bist doch der Messias, oder nicht? Dann hilf dir selbst, und hilf auch uns!“ Eine höchst traurige und demütigende Situation, die alles andere als heilig war, im Leben des Sohnes Gottes.

Selbst als Jesus am Kreuz hing, gab Satan keine Ruhe, um ihn anzugreifen. In der Wüste versprach er ihm alle Königreiche der Welt, ohne am Kreuz sterben zu müssen (Mt 4,8-9). Als das Ende seines Lebens auf Erden immer näher kam, forderte Satan Petrus auf, Jesus den Weg ans Kreuz auszureden (Mt 16,21-23). Nun fordert Satan durch einen Verbrecher Jesus heraus, vom Kreuz herunterzusteigen, um dem Tod zu entkommen. Ähnlich wie bei der Versuchung in der Wüste, sagte er mit andern Worten: „Wenn du als Sohn Gottes keine speziellen Privilegien geniesst, dann nützt es dir nicht, ein gesalbter Gottes zu sein. Mache von deiner göttlichen Macht Gebrauch und beweise uns, wer du bist!“

Doch, wie es so im Leben ist, es gibt kaum eine Situation, in der alle Menschen derselben Meinung sind. Vielleicht hatte gerade diese Verspottung dem andern Verbrecher am Kreuz geholfen, endlich einsichtig zu werden und sich und seine ausweglose Situation zu begreifen. Schliesslich hing er aus reinem Selbstverschulden am Kreuz (Lk 23,41). Jesus hingegen hatte nichts Unrechtes getan. Deshalb sagte er mutig (Lk 23,42): „Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.“ Er versuchte Jesus zu ermutigen und festzuhalten, bis zum bitteren Ende. Mit andern Worten sagte er: „Gib nicht auf und erhalte dafür dein Königreich!“ Damit zeigte er offensichtlich seinen tiefen jüdischen Glauben und sein Respekt gegenüber dem höchsten Gott. Er sah in Jesus keinen Kriminellen, sondern einen König.

Jesus antwortete dem Verbrecher mit einer Botschaft der Hoffnung, als er sagte (Lk 23,43): „Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ Vielleicht muss an dieser Stelle betont werden, dass das kein Musterbeispiel ist, wie die heidnische Welt in Zukunft bekehrt werden sollte. Beim Verbrecher am Kreuz handelte es sich um einen Juden aus dem alten Bund, der beschnitten war und nun durch den Sohn Gottes selbst von seinen Sünden erlöst wurde (Kol 2,14; Hebr 9,16-17). Unter dem neuen Bund werden wir gelehrt, dass wer an Jesus glaubt und sich taufen lässt, gerettet wird (Mk 16,16). Es geht hier nicht um ein „Last-Minute-Ticket“ für den Himmel! Das ist kein typisches Bekehrungsbeispiel, das nun für alle andern Menschen gilt, die in ihrem Leben immer wieder auf Gott hingewiesen wurden und ihn ablehnten.

Inwiefern sind die Worte Jesus eine Botschaft der Hoffnung? Weil Jesus mit andern Worten am Kreuz sagte: „Ich werde nun sterben, damit die ganze Menschheit die Hoffnung haben darf, ins himmlische Paradies zu kommen.“ Weil Jesus damit allen Menschen die himmlische Hoffnung verspricht, egal wie hoffnungslos ihr Leben gewesen ist. Wenn dieser Verbrecher gerettet wurde, dann kann jeder andere Mensch auch gerettet werden, wenn er einsichtig wird und sein Leben Jesus übergibt. In Christus gibt es keine hoffnungslosen Fälle!

 

 III. Worte der Einsamkeit (Joh 19,26): „Frau, da ist dein Sohn!“

Es gibt offenbar auch Menschen, die am Kreuz standen und Jesus nicht beschimpften. Es war eine Handvoll von Leuten, die Jesus besonders nah standen. Ihre Liebe zu Jesus machte sie völlig furchtlos unter dem Kreuz, eines zu Tode Verurteilten zu stehen. Johannes schreibt, dass die Mutter mit ihrer Schwester zum Kreuz kam, sowie die Frau von Klopas und Maria aus Magdala (Joh 19,25). Auch Johannes selbst war anwesend, wie die folgenden Verse uns offenbaren, Johannes 19,26-27 (NGÜ): „Als Jesus seine Mutter sah und neben ihr den Jünger, den er besonders geliebt hatte, sagte er zu seiner Mutter: »Liebe, Frau, das ist jetzt dein Sohn!« Dann wandte er sich zu dem Jünger und sagte: »Sieh, das ist jetzt deine Mutter!« Da nahm der Jünger die Mutter Jesu zu sich und sorgte von da an für sie.“

Aus diesem Ereignis können viele Lektionen gezogen werden. Jesus dachte immer zuerst an andere. Im vorliegenden Fall dachte er an seine Mutter. Denn wie Simeon prophezeite, dass Maria ein Schwert durch die Seele dringen werde, so ist es geschehen (Lk 2,35). Wir können uns kaum vorstellen, was eine Mutter, wie Maria, unter dem Kreuz ihres lieben Sohnes seelisch durchmacht. Deshalb musste sie in ihrer tiefen Trauer getröstet werden und brauchte einen fürsorglichen Beistand im Glauben. Der Fürsorge seiner Brüder konnte er sie nicht anvertrauen, da sie nicht an ihn glaubten (Joh 7,5). Deshalb übertrug er dem geliebten Johannes die Verantwortung für seine Mutter.

Doch damit blieb Jesus selbst einsam zurück. Seine Worte sind deshalb Worte der Einsamkeit. Auch die Gegenwart seines himmlischen Vaters, verliess ihn bald. Jesus war ganz allein im Kampf gegen die Macht der Sünde.

 

 IV. Worte des Leidens (Mt 27,46): „Warum hast du mich verlassen!“

In der Mitte des Tages, brach plötzlich eine Finsternis über das Land herein (Mt 27,45). Es wurde ganz still. Die Menschen wurden in Angst und Staunen versetzt. Dann schrie Jesus in die Dunkelheit hinein: „Eli, Eli, lema sabachtani!“ Mit andern Worten: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!“ Ausgerechnet Jesus, der die Gegenwart Gottes jede Sekunde seines Lebens wahrgenommen hatte, musste erfahren, wie es ohne sie war. Doch damit erfüllten sich die Worte aus Psalm 22. Der Prophet Jesaja lehrt, dass die Sünde uns von Gottes Gegenwart trennt (Jes 59,1-2). In 2. Korinther 5,21 heisst es: „Den, der von keiner Sünde wusste, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm zur Gerechtigkeit Gottes würden.“

Jesus war bereit für uns bis zum äussersten zu gehen! Er hat unsere Sünden am eigenen Leib ans Holz hinaufgetragen (1 Petr 2,24). Doch damit nicht genug, er liess es zu, dass er vom himmlischen Vater getrennt wurde. Warum tat Jesus all das? Wie konnte er mich und dich so sehr lieben? Wir werden es hier auf Erden nie ganz begreifen. Wir können nur glauben, dass der allmächtige Gott das alles aus Liebe zu uns Menschen zuliess. Wir können nur sagen (2 Kor 9,15): „Dank sei Gott für seine unbeschreiblich grosse Gabe.“

 

 V.  Worte der Erschöpfung (Joh 19,28): „Mich dürstet!“

Drei Stunden lang war es völlig dunkel. Die Erde bebte, die Felsen spalteten sich und die Gräber von vielen Verstorbenen öffneten sich (Mt 27,52). Der Hauptmann und seine Soldaten erschraken und bekannten (Mt 27,54): „Dieser Mann war wirklich Gottes Sohn.“ Für die Menschen um Jesus herum, kam es vor wie eine Ewigkeit.

Doch dann erhellte das Sonnenlicht den Tag. Die schwere Prüfungsstunde war vorbei. Jesus, der wusste, dass nun alles vollbracht war, sagte erschöpft (Joh 19,28): „Mich dürstet!“ Dies macht deutlich, dass Jesus Mensch war, wie wir und als Mensch am Kreuz starb für uns. Er ging durch die Hölle für uns, damit wir durch sein Opfer, die Vergebung von unseren Sünden empfangen.

 

 VI. Worte des Sieges (Joh 19,30): „Es ist vollbracht.“

Nachdem man ihm auf einem Ysop Rohr, Essig zum Mund führte und er davon trank, sprach Jesus: „Es ist vollbracht.“ Damit hatte er seine Mission auf Erden erfolgreich zu Ende gebracht. Jesus kam, um das Gesetz und die Propheten zu erfüllen (Mt 5,17). „Das Ziel und Ende des Gesetzes nämlich ist Christus, zur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt“ (Röm 10,4). Jesus hat unsere Schuldurkunde ans Kreuz geheftet (Kol 2,14). Das Alte Testament und die zehn Gebote sind erfüllt. Der Heilsplan Gottes ist vollendet. Jesus hat sich selbst für die ganze Menschheit als Lösegeld hingegeben (1 Tim 2,6). Deshalb sind seine Worte, Worte des Sieges! (1 Kor 15,54c).

In der Offenbarung 5,9 lesen wir: „Und sie singen ein neues Lied: Würdig bist du, das Buch zu empfangen und seine Siegel zu öffnen, denn du bist geschlachtet worden und hast erkauft mit deinem Blut für Gott Menschen aus jedem Stamm und jeder Sprache, aus jedem Volk und jeder Nation.“ Ganz wichtig ist nun, dass wir uns bewusst sind, dass Jesus seinen Teil zur Errettung der Menschen beigetragen hat. Nun liegt es an uns Menschen, dass wir dem Wort Gottes gehorsam werden und das tun, was Paulus den Philippern sagt (Phil 2,12): „Wirkt nun weiterhin mit Furcht und Zittern auf eure eigene Rettung hin!“ Wir wandeln nun im Glauben an unseren Heiland und Erlöser, Jesus Christus, der auch uns siegreich zur himmlischen Vollendung führen wird!

 

 VII. Worte der Hingabe (Lk 23,46): „In deine Hände lege ich meinen Geist.“

Nun war Jesus bereit, das irdische Leben zu verlassen. Mit lauter Stimme rief er: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“ Nach diesen Worten verstarb er. Die Tragödie war damit vorbei.

Als Pilatus erfuhr, dass Jesus schon gestorben war, verwunderte er sich (Mk 15,44). Doch Jesu Tod war kein Unfall, sondern Jesus übergab sein Leben freiwillig. Jesus war bereit, seinen Geist ganz in Gottes Hände zu legen. Deshalb erklärte er (Joh 10,17-18): „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben einsetze, um es wieder zu empfangen. Niemand nimmt es mir, sondern ich setze es von mir aus ein. Ich habe Vollmacht, es einzusetzen, und ich habe Vollmacht, es wieder zu empfangen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.“

 

 Schlussfolgerungen

Welche Beziehung haben wir zu Jesus Christus und seinem Tod am Kreuz? Jesus sagt (Lk 9,23): „Wenn einer mir auf meinem Weg folgen will, verleugne er sich und nehme sein Kreuz auf sich, Tag für Tag, und so folge er mir!“ Sind wir bereit, unser Kreuz zu tragen und Jesus nachzufolgen?

Nur, wer sein Leben dem Herrn Jesus übergibt, wird dafür das wahre Leben ererben (Lk 9,24)!