Jesus-25: Der grösste Diener aller Zeiten

Jesus, der Christus

 

 

 Einleitung

Als Jesus auf Erden wandelte, war er sich des Zeitplans seines Lebens ganz genau bewusst. Seine Mutter bat ihn, an der Hochzeit zu Kana, um ein Wunder und Jesus antwortete (Joh 2,4): „Was hat das mit dir und mir zu tun, Frau? Meine Stunde ist noch nicht da.“

Während seiner Dienstzeit können wir immer wieder lesen, dass es heisst: Joh 7,30: „Da wollten sie ihn festnehmen, und doch unternahm keiner etwas gegen ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen.“ Joh 8,20: „Diese Worte sprach er beim Opferstock, als er im Tempel lehrte. Und niemand nahm ihn fest, denn seine Stunde war noch nicht gekommen.“

Als die Zeit seiner Kreuzigung heranrückte, sagte Jesus schliesslich: Joh 12,23: „Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht werde.“ Joh 13,1: „Es war vor dem Passafest und Jesus wusste, dass für ihn die Stunde gekommen war, aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen, und da er die Seinen in der Welt liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung.“ Joh 17,1: „So redete Jesus, und er erhob seine Augen zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist gekommen, verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche.“

Wir befassen uns heute mit dem letzten Lebensabschnitt Jesu. Es war die Zeit, in der Jesus noch weniger als 15 Stunden zu Leben hatte. Bevor die letzte Stunde für Jesus angebrochen war, hatte er noch einiges seinen Jüngern mitzuteilen. In unseren alten Bibeln werden diese letzten Kapitel (z. Bsp. Joh 14-16), mit „Jesu Abschiedsreden an seine Jünger“ betitelt. Jesus wollte mit seinen Jüngern alleine sein. In einem Obergemach kamen sie zusammen, um das Passamahl zu feiern. Dann nahm Jesus Brot und Wein und setzte das Abendmahl ein, an Stelle des Passamahls, denn er ist das wahre Passalamm, das für die Sünden der Welt geschlachtet werden sollte. An ihn soll sich die ganze zukünftige Christenheit wöchentlich erinnern und seinen Tod und seine Auferstehung feiern; das ist am Tag seiner Auferstehung.

Bevor aber dies alles geschah, gab der Sohn Gottes ihnen noch eine Lektion über das Dienen. Die Jünger brauchten diese Lektion dringend, um ausgerüstet zu werden, für die grossen Herausforderungen, die ihnen bevorstanden. Auch wir brauchen diese Lektion dringend, um ausgerüstet zu werden, für unseren Dienst in der Gemeinde. Es ist die Lektion der Fusswaschung in Johannes 13,1-17 (NGÜ):

 

 I.   Die Lektion der Demut (V. 1-5)

Jesus erwies seinen Jüngern seine Liebe bis zum Ende, heisst es. Was bedeutet das? Jesus liebte seine Brüder im Herrn (auch Schwestern), obschon er ihre Schwächen genau kannte. Jesus war an ihnen interessiert, ja er war um sie besorgt. Jesus war ständig bemüht, anderen Menschen zu helfen und zu dienen. Sein Blick war ganz auf andere ausgerichtet und nicht auf sich selbst. Obwohl er Gottes Sohn war, spielte er sich in keiner Weise auf. Er riss weder das Reich Gottes an sich, noch kämpfte er um weltliche Macht.

Jesus kannte das Vorhaben des Judas und trotzdem liebte er ihn. Jesus kannte auch die Gedanken der übrigen Jünger. Er wusste auch (V. 3), „dass ihm der Vater alles in die Hände gegeben hatte und dass er von Gott ausgegangen war und zu Gott weggehen würde.“ Trotzdem, dass er dies alles wusste und im Bewusstsein seiner Macht, kniete Jesus hin. Es gibt Zeiten, da ist es am Platz, die heiligen Hände zur Anbetung zu falten. Es gibt Zeiten, da ist es am Platz, die Hände für den notwendigen Dienst auszubreiten. Das hat Jesus getan. Jesus diente, weil er liebte und weil seine Liebe nicht abhängig war, von der Reaktion der andern.

Die Jünger Jesu kamen zusammen, um gemeinsam das Passa zu feiern (Mk 14,15). In einem Haus mieteten sie ein möbliertes Obergemach und bereiteten alles für das Mahl vor (Mk 14-12-16). Nur an eins hatten sie nicht gedacht: an Sauberkeit (typisch Männer).

Im Orient war es Sitte, dass neben der Eingangstüre grosse Wasserbecken standen. Die Strassen in Palästina waren schmutzig und die Fussgänger trugen Sandalen. So wie wir in unserer Kultur die Schuhe ausziehen, wenn wir in eine fremde Wohnung eintreten, so zog man damals die Sandalen aus, wenn man in ein Haus hineinging und wusch die Füsse. In besseren Häusern standen Diener (oder Sklaven) mit Wasserkrügen und Handtüchern bereit, um die schmutzigen Füsse der Gäste am Eingang zu reinigen. Offenbar stand für Jesus und seine Begleiter kein Diener des Hauses zur Verfügung.

Die Jünger lagen nun alle mit schmutzigen Füssen um den Tisch herum. Wir wissen, dass Jesus mit seinen Jüngern nicht an einem Tisch sass, wie das von Da Vinci auf einem angefertigten Bild dargestellt wurde. Sie sassen auch nicht auf ledernen Stühlen, mit silbernen Messern und Gabeln, sondern auf einer Matte am Boden. Der Tisch hatte nur kurze Beine und war der liegenden Stellung angepasst. Sie stützten sich mit dem linken Ellbogen und assen mit der rechten Hand (nicht mit Messer und Gabel, sondern von Hand). So wird das zum Teil noch heute im Orient gemacht. Damit man mit den Händen das Essen auf dem Tisch erreichen konnte, musste man sich parallel zum Tisch hinlegen. Das heisst, mit den Füssen konnte man seinen Nachbarn berühren, besonders dann, wenn 12 Personen um den Tisch versammelt waren.

Gewaschene Füsse waren damals im sozialen Leben eine Notwendigkeit. Stellen wir uns die staubigen Wege und Strassen in Palästina vor. Auch von Tieren jeglicher Art wurden diese Wege benützt. Pferde und Kühe lassen zum Beispiel überall ihre Haufen nieder. Wenn es regnete, dann wurde der Boden matschig und schlammig. Ohne gewaschene Füsse, setzte man sich nicht an den Tisch. Doch die Jünger Jesu kümmerten sich nicht darum. Weshalb nicht?

Lukas (22,24) berichtet davon, dass die Jünger sich darum stritten, wer wohl der Grösste unter ihnen sei. Andreas sagte: „Ich wurde als erster berufen, Jesus nachzufolgen.“ Johannes sagte: „Ich bin der Liebling.“ Judas sagte: „Ich trage die Verantwortung über das Geld.“ Petrus sagte: „Mir sind die Schlüssel zum Himmelreich gegeben worden.“ Der Raum war gefüllt mit stolzen Herzen und schmutzigen Füssen. Sie waren bereit für die Krone zu kämpfen, aber nicht für das Leinentuch. Jesus kannte die Herzen seiner Jünger und wusste, dass keiner von ihnen zu diesem Dienst bereit war (Joh 2,25).

Da steht Jesus plötzlich auf, bindet sich ein Leinentuch um, giesst Wasser in ein Becken und fängt an, den Jüngern die Füsse zu waschen. Es wurde unangenehm still unter den Jüngern. Nur das Plätschern des Wassers und das Trockenreiben der Füsse ist noch zu hören. Den Jüngern ist es peinlich, dass ihr Meister einen solch erniedrigenden Sklavendienst auf sich nimmt. Mit diesem praktischen Dienst lehrt Jesus seine Jünger, Diener zu sein. Jesus lehrt: „Wer mein Jünger sein will, der muss bereit sein, sich zu demütigen.“

Jesus fordert nichts von seinen Nachfolgern, was er selbst nicht bereit ist zu tun. „Er nahm auf sich das Dasein eines Sklaven, wurde den Menschen ähnlich, in seiner Erscheinung wie ein Mensch. Er erniedrigte sich und wurde gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz“ (Phil 2,7-8). Denn, „wie der Menschensohn nicht gekommen ist, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele“ (Mt 20,28).

Er lehrt seine Jünger folgendes: Lukas 22,24-27. Niemand mag es, wenn er gedemütigt und blossgestellt wird, so dass er sich schämen muss. Andern die Füsse zu waschen, war damals eine besonders demütigende Erfahrung. Andern zu dienen kann heute noch sehr demütigend sein, besonders dann, wenn man die hochmütigen Gedanken kennt. In neutestamentlicher Zeit wurden Sklaven gebraucht und missbraucht. Keiner sagte ihnen: „Danke, das hast du toll gemacht! Ich schätze deinen Dienst!“ Demut ist eine der grössten Herausforderungen im christlichen Leben. „Gott widersetzt sich den Hochmütigen, den Demütigen aber schenkt er seine Gnade“ (Jak. 4,6). Sind wir bereit, uns zu demütigen und zu dienen, wie Jesus uns das vorgelebt hat?

 

 II.   Die Lektion der Heiligung (V. 6-11)

Als Petrus dran war, sagte er (V. 6): „Du, Herr, willst mir die Füsse waschen?“ Es ist ihm unverständlich, wie Jesus so eine demütigende Aufgabe ausüben konnte. Jesus antwortet (V. 7): „Was ich tue, begreifst du jetzt nicht, im Nachhinein aber wirst du es verstehen.“ Jesus nimmt hier Bezug auf seinen Tod, seine Auferstehung und Himmelfahrt. Nach diesen Ereignissen wird der Heilige Geist über die 12 Apostel ausgegossen, der sie an alles erinnern und alles lehren soll (Joh 14,26). Doch Petrus braucht jetzt eine Erklärung und sagt (V. 8a): „Nie und nimmer sollst du mir die Füsse waschen!“

Jesus antwortete ihm (V. 8b): „Wenn ich sie dir nicht wasche, hast du keine Gemeinschaft mit mir.“ Petrus tat nichts halbherzig. Als er den Sinn der Gemeinschaft erkannte, da wollte er von Kopf bis Fuss gewaschen werden. Doch auch das war nicht, was Jesus meinte. Denn wer sonst sauber war, brauchte keine weitere Waschung (V. 10a).

Jesus sagte (V. 10b): „Ihr seid rein, aber nicht alle.“ Damit meinte er einerseits, dass sie sich ja gereinigt hätten für diese Zusammenkunft und deshalb keine weitere Waschung nötig hätten. Andererseits spricht Jesus den geistlichen Zustand der Jünger an. Leider waren nicht alle Jünger rein, weil Judas ja im Sinn hatte, Jesus zu verraten (V. 11). Wir sehen daraus, dass es Jesus bei der Fusswaschung nicht so sehr um eine äussere Reinheit ging, sondern um die geistige Reinheit der Jünger.

Geistlich gesehen, bezieht sich dieser Zustand auch auf uns! Wer nicht gewaschen ist – im Blut Jesu – der hat keine Gemeinschaft mit Gott! Jesus liebt auch uns und hat uns durch „sein Blut von unseren Sünden erlöst“ (Offb 1,5). Als fremde Sünder müssen wir auf Jesus Christus getauft sein, um geheiligt zu sein und mit ihm Gemeinschaft haben zu können. Deshalb sagte Ananias zu Saul (Apg 22,16): „Und nun, was zögerst du noch? Steh auf, lass dich taufen, rufe seinen Namen an und lass dir deine Sünden abwaschen.“

Nur wer geistig gewaschen ist, hat Anteil an Christus und seiner Gemeinschaft: 1. Johannes 1,5 – 2,2. Die Botschaft lautet: Gott ist Licht, Gott ist rein. Wer Gemeinschaft mit Gott haben will, der muss sich durch das Blut Jesu reinigen lassen von seinen Sünden. Denn wir alle sind Sünder und durch unsere Sünden unrein geworden. Somit sind wir von der Gemeinschaft mit Gott ausgeschlossen. Wenn wir aber unsere Sünden einsehen, bekennen und abwaschen lassen, dann werden wir geheiligt für den Herrn.

Wenn also Petrus rein werden wollte, dann musste er sich dem Willen Jesu beugen. Auch wenn es ihm nicht passte. Auch wenn er es nicht mochte. Auch wenn er damit nicht einverstanden war. Auch wenn er es nicht vollständig begriff. Petrus musste seinen Stolz überwinden und sich dem Willen Gottes unterwerfen, genau so wie wir das auch tun müssen, wenn wir uns heiligen lassen wollen für Gott. Petrus sah das ein und deshalb schrieb er auch später (1 Petr 5,6): „Beugt euch also demütig unter die starke Hand Gottes, damit er euch zu seiner Zeit erhöhe.“ Wenn wir geheiligt worden sind, dann gilt es für uns im Licht mit Jesus zu wandeln damit unsere Gemeinschaft erhalten bleibt und nicht wieder zerstört wird.

 

 III. Die Lektion der Zufriedenheit (V. 12-17)

Als der letzte Fuss gewaschen war, erklärte Jesus, was er getan hatte. Zuerst fragt er die Jünger (V. 12): „Versteht ihr, was ich an euch getan habe?“ Dann erklärt er die Anwendung und sagt mit anderen Worten (V. 13): „Ihr nennt mich zu Recht Meister und Herr. Als Meister habe ich euch nun die Füsse gewaschen, obschon das ein Meister nicht tut.”

Ein Meister in der Welt lässt sich von seinen Knechten die Füsse waschen, aber nicht umgekehrt (V. 16). Jesus sagt nicht: „Wenn ich also als Meister euch die Füsse gewaschen habe, dann solltet auch ihr mir die Füsse waschen.” Nein! Jesus sagt vielmehr (V. 14-15): „Wenn nun ich als Herr und Meister euch die Füsse gewaschen habe, dann seid auch ihr verpflichtet, einander die Füsse zu waschen. Denn ein Beispiel habe ich euch gegeben: Wie ich euch getan habe, so tut auch ihr.“

Will Jesus nun, dass wir einander die Füsse waschen? Das wäre zu einfach! Durch Fusswaschungen während des Gottesdienstes, geht der ursprüngliche Sinn und Zweck verloren, den Jesus uns in diesem Kapitel lehren will. Wir könnten uns in der Gemeinde nur unsere besten und liebsten Freunde aussuchen. Doch Jesus wusch auch die Füsse seines Feindes, Judas! Mit diesem Beispiel macht Jesus klar, dass es unsere Aufgaben ist als Christen, Freunden und Feinden zu dienen, und zwar so, dass wir uns erniedrigen. Denn Christi Prinzip lautet: „Erniedrigt euch vor dem Herrn, und er wird euch erhöhen“ (Jak 4,10). „Deshalb hat Gott [seinen Sohn] auch über alles erhöht und ihm den Namen verliehen, der über allen Namen ist, …“ (Phil 4,9), weil Jesus sich selbst erniedrigte, mehr als alle anderen Menschen auf dieser Welt.

Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden“ (Lk 18,14). Wer erhöht ist, der ist glücklich und zufrieden. Er hat das Ziel erreicht. In Gottes Augen ist der Mensch erfolgreich, der sich erniedrigt wie Jesus. Dienen macht glücklich und zufrieden!

 

 Schlussfolgerungen

Sind wir dienende Christen? Sind wir bereit, dort zu dienen, wo andere murren und aufbegehren? Sind wir überzeugt von Jesu Prinzip? Dann bekennen wir: Füsse waschen ist der Schlüssel zum Glück!

Wer so liebt wie Jesus uns gelehrt hat zu lieben, der wird dienen, ohne zurück zu erwarten, der wird gute Dienste tun, ohne dafür gebeten zu werden, der wird überzeugt sein, von seinem Dienst und dies gerne und mit Liebe tun.

Denn Jesus hat gesagt (V. 17): „Wenn ihr das wisst – selig seid ihr, wenn ihr es tut.“