Das Leben Jesu-09b: Verurteilungsprozess (Teil 2)

Das Leben Jesu


 EINLEITUNG

Die Stadt Jerusalem ist in vier Teile aufgeteilt:

Der nördliche Teil der Stadt mit der Vorstadt. Auf der nördlichen Seite ist der Hügel Golgata, auf dem Jesus gekreuzigt wurde.

Der Tempelhof und der Tempel.

Der Süden ist in einen oberen und unteren Stadtteil aufgeteilt.

Auf der östlichen Seite sehen wir das Kidrontal und den Garten Gethsemane.

 

 I.   Das Abendmahl

Mit dem Abendmahl fing alles an. Es war vermutlich Donnerstagabend, als Jesus sich mit seinen Jüngern zu Tisch setzte. In einem Obergemach feierte er das Passamahl mit ihnen. Jesus benutzte das Passafest dazu, um auf sich dem wahren Passalamm hinzuweisen durch das Herrnmahl, das er nach dem Passamahl einführte.

Im Lukasevangelium (22,19) wird gesagt, dass Jesus befahl: „Dies tut zu meinem Gedächtnis!“ Dann betete er mit ihnen und gemeinsam sangen sie Loblieder (Mt 26,30). Anschliessend verliessen sie spät abends das Haus und gingen über das Kidrontal zum Ölberg.

 

 II.   Im Garten Gethsemane

Unterwegs erklärte Jesus seinen Jüngern, dass er von den Toten auferweckt werde und sie in Galiläa wiedersehen werde (Mt 28,7.10.16).

Im Garten angekommen, entfernte er sich einen Steinwurf von ihnen, um zum himmlischen Vater zu beten (Lk 22,41).

Als die Soldaten mit Judas, dem Verräter, kamen, stellte Jesus sich ihnen und lieferte sich damit selbst aus.

 

 III. Bei Hannas

Nach der Gefangennahme führten sie Jesus zuerst zu Hannas, einem einflussreichen Mann unter den Juden (Joh 18,12-14). Hannas hatte mit Jesus noch eine Rechnung offen, bezüglich der Tempelreinigung, die äusserst blamierend für ihn war. Dort wurde der Sohn Gottes von einem Diener Hannas ins Gesicht geschlagen.

In derselben Nacht führten sie ihn ab zum Hohenpriester Kajafas.

 

IV. Beim Hohenpriester Kajafas


Beim Hohenpriester Kajafas kam der ganze Sanhedrin zusammen, der aus siebzig Mitgliedern (plus Hoherpriester) bestand.

Die Jünger aber flohen, ausser Petrus, der wagte es bis in den Vorhof des Kajafas vorzudringen, wo ein Feuer brannte. Dort wurde Petrus von einer Magd erkannt. Dann verleugnete er den Herrn dreimal, und der Hahn krähte, wie vorausgesagt.

Drinnen im Haus bezeugte Jesus, dass er der verheissene Messias ist, auf den die ganze Menschheit gewartet hat.

 

  V.  Zu Pilatus ins Prätorium

Das Prätorium ist ein heidnischer Stadtteil in Jerusalem, der aus der Burg Antonia besteht. Die Oberen der Juden gingen nicht in die Burg hinein, damit sie nicht unrein würden (Joh 18,28b). Die Burg bestand aus vier hohen Türmen, die über die Tempelmauern hinausragten. Unter der römischen Besatzung diente sie den Prokuratoren zur Überwachung des Tempelplatzes.

Pilatus lebte auch dort, denn er wurde vom römischen Kaiser eingesetzt, um in Jerusalem für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Dazu standen ihm etwa 5'000 römische Soldaten zur Verfügung. Als römischer Stadthalter hatte er eine äusserst schwierige Aufgabe. Denn in dem Land wurden die Juden seit Jahrzehnten von der, zwar nicht sehr beliebten, Herodes Dynastie regiert. Gleichzeitig musste Pilatus auch mit den Oberen der Juden, dem Sanhedrin, zurechtkommen, die sowieso keine Fremdherrschaft im Land duldeten.

Jesus wurde also, am Freitagmorgen, in aller Frühe vor Pontius Pilatus geführt (Mk 15,1-20). Pilatus wollte keinen Ärger. Am liebsten hätte er Jesus wieder freigelassen. Er erkannte, dass die Juden ihn aus Neid überlieferten. Seine Frau hatte einen beunruhigenden Traum, der sie vermutlich warnte, dass an Jesus Hand angelegt werde, weil er ein Gerechter ist (Mt 27,19). Denn in der griechischen und römischen Mythologie gab es viele Legenden über Götter, die Menschengestalt annahmen. Deshalb fürchteten sie sich. Doch die Juden waren eingeschnappt und liessen sich nicht abwimmeln.

Was sollte er bloss tun, um es möglichst allen recht zu machen, damit in der Stadt wieder Ruhe einkehrte? Er ging in seinen Palast und liess Jesus zu sich rufen. Dann fragte er ihn (Joh 18,33): „Bist du der König der Juden?“ Die Antwort, die Jesus ihm gab, war entscheidend für Pilatus. Jesus erklärte ihm, dass sein Reich nicht von dieser Welt sei und er auch keine weltliche Herrschaft an sich reisse. Pilatus sah in Jesus keine Gefahr für die römische Herrschaft. Er ging zu den Juden hinaus und sagte (Lk 23,4): „Ich finde keine Schuld an diesem Menschen.“ Die Juden bestanden darauf, dass Pilatus ihn verurteilte und sie sagten, dass Jesus das ganze Land aufwiegelte, von Galiläa bis Judäa (Lk 23,5). Es steht in Lukas 23,6-7.

Pilatus witterte die Gelegenheit, sich aus der Affäre zu ziehen, und so brachten sie Jesus zu Herodes Antipas (Lk 23,7-12).

 

 VI. Herodes Antipas

Herodes Antipas war einer der drei Söhne des Herodes des Grossen, der das ganze jüdische Land regierte. Obwohl Herodes der Grosse sich religiös zum Judentum bekannte, war er dennoch nicht angesehen bei den Juden, weil er zu sehr dem römischen Kaiser gefallen wollte. Er war verantwortlich für den grausamen Kindermord in Bethlehem (Mt 2). Nach seinem Tod wurde das Herrschaftsgebiet auf seine drei Söhne aufgeteilt. Herodes Antipas zählte zu den fähigsten unter den Söhnen. Er war für die Gebiete Galiläa und Peräa zuständig.

Herodes freute sich, als er Jesus sah, weil er hoffte, dass Jesus ein Zeichen tun würde. Er hörte verschiedene Gerüchte über Jesus, hatte aber noch nie die Gelegenheit mit ihm zu reden (Mt 14,1). Deshalb war Herodes neugierig. Als er aber sah, dass Jesus nicht gesprächsfreudig war, belustigte er sich mit den Soldaten über ihn und sandte ihn zurück zu Pilatus (Lk 23,11). So erwiesen sich die Regierenden gegenseitig Ehre, indem sie Jesus hin und her schickten und damit noch zu Freunden wurden (Lk 23,12; Apg 4,27). Tatsache aber ist, dass niemand die Verantwortung für ein Todesurteil über Jesus tragen wollte, weil keiner eine Schuld an ihm fand (Lk 23,13-17).

 

VII. Zurück bei Pilatus im Prätorium

Pilatus war ratlos und wusste nicht, was er tun sollte. Eins war er sich bewusst: ein Todesurteil gegen Jesus lag nicht vor: Lk 23,13-17. Erneut beteuerte Pilatus, dass er keinen Grund für eine Todesstrafe habe. Er war aber bereit, Jesus zur Züchtigung freizugeben, d. h. er sollte ausgepeitscht und gedemütigt werden. Danach sollte er freigelassen werden (Lk 23,20). Doch die Juden gaben sich damit nicht zufrieden. Sie wiegelten das Volk dermassen auf, dass alle unter Gruppendruck riefen (Lk 23,21): „Kreuzige ihn, kreuzige ihn!“

Bei den Römern war es Brauch, dass zur Passazeit ein jüdischer Gefangener freigelassen wurde (Joh 18,39; 19,14). Pilatus hoffte, sich damit aus der Sackgasse befreien zu können (Joh 19,12). Er schlug dem Volk vor, dass sie wählen konnten, zwischen dem Verbrecher Barabbas und Jesus. Doch das Volk schrie einmütig (Lk 23,18): „Schaff diesen hinweg! Gib uns Barabbas frei!“

Zum dritten Mal beteuerte Pilatus, dass er keine Schuld an Jesus gefunden habe. Doch das Volk bedrängte ihn und die Juden bedrohten ihn mit den Worten (Joh 19,12): „Wenn du den da freigibst, bist du kein Freund des Kaisers. Jeder, der sich zum König macht, widersetzt sich dem Kaiser.“ Pilatus fragte noch einmal: „Euren König soll ich kreuzigen?“ Doch die Hohenpriester antworteten (Joh 19,15-16): „Wir haben keinen König ausser dem Kaiser!“ Ausgerechnet diese Obersten sagten so etwas, um dem römischen Statthalter die Ohren zu kitzeln!

Es war bereits Freitagmorgen, der Prozess in vollem Gange und die Massenhysterie war nicht mehr aufzuhalten (Joh 19,14; Mk 15,25). Nachdem sich Pilatus die Hände in Unschuld wusch, gab er Jesus frei zur Kreuzigung, Barabbas aber liess er gehen (Mt 27,24c). Doch zuerst musste er noch „gezüchtigt“ werden: Mt 27,27-31. Es ist kaum zu glauben, was sich da abspielte, wie Jahrhunderte lang vorausgesagt. Der allwissende Gott schreibt Seine Menschheitsgeschichte und macht uns damit klar, wie grausam die Sünde ist und ihre Folgen. Kein Mensch auf dieser Welt kann dieses Ereignis ungeschehen machen oder verleugnen. Es steht in allen Büchern der Welt geschrieben. Mit unserer Jahreszahl 2010 n. Chr. bekunden auch wir heute, dass Jesus gelebt hat. Niemand kann sich Jesus entziehen!

Pilatus fragte (Mt 27,22): „Was soll ich mit Jesus machen, dem sogenannten Messias?“

Judas sagte: „Ich verkaufe ihn für dreissig Silberlinge.“

Petrus muss reumütig bekennen: „Ich habe ihn drei Mal verleugnet.“

Der Sanhedrin sagte: „Wir verurteilen Jesus zum Tod.“

Herodes: „Ich bin neugierig auf Jesus, weil ich seine Zeichen sehen möchte.“

Die Menschenmenge rief Pilatus zu: „Kreuzige ihn, kreuzige ihn!“

Pilatus: „Ich wasche meine Hand in Unschuld und bin neutral.“

Was sagen wir zu Jesus?

Was fangen wir an mit Jesus?

Ist er bloss in unseren Köpfen der Sohn Gottes oder lebt er in unseren Herzen und bestimmt unser Leben?

 

VIII. Zum Hügel auf Golgata

Der Hügel „Golgota“ lag vermutlich nördlich von Jerusalem, ausserhalb der Stadt. Es war ein Ort, an dem die Juden von Norden kommend vorbeigehen mussten, wenn sie nach Jerusalem hineinwollten. Mit ihm wurden noch zwei Verbrecher gekreuzigt. Schliesslich führten die Soldaten Jesus ab zur Kreuzigung.

Pilatus liess einen Schuldspruch in drei Sprachen am Kreuz Jesu anbringen (Joh 19,19-22). Die meisten konnten mindestens eine der drei Sprachen verstehen:

Hebräisch war die Sprache der Juden.

Lateinisch war die Sprache des römischen Gesetzes.

Griechisch war die damalige Weltsprache.

Der Schuldspruch lautete: „Dies ist Jesus, der König der Juden“.

 

 Schlussfolgerungen

Wir sehen aus dieser ganzen Verurteilung Jesu, wie schnell wir Menschen uns von der Mehrheit beeinflussen lassen. Die Geschichte zeigt, dass die Mehrheitsmeinung der Menschen oft falsch lag. Viele haben oft nicht den Mut für die Wahrheit gerade zu stehen und so lassen sie sich durch ihre Gefühle der Mehrheit beeinflussen. Jeder muss selbst darüber entscheiden, wie er über Jesus denkt und welche Beziehung er zu Gott haben will. Am Ende stehen wir alle einzeln vor Gottes Thorn und können niemanden dafür verantwortlich machen. Die Mehrheit der Menschen wird verloren gehen und nur eine kleine Minderheit wird den Sohn Gottes als ewigen König in seinem Himmelreich erleben. Wollen wir zu dieser Minderheit gehören? Halten wir an Jesus und seiner Gemeinde fest? Was ist uns Jesus Wert? Wie viel sind wir bereit auf uns zu nehmen, um dem Herrn zu dienen?

An der Grausamkeit der Kreuzigung Christi wird deutlich, wie ernst es Gott mit unseren Sünden nimmt und wie sehr es ihm daran liegt, dass wir gerettet werden. Gott ist heilig und kann keine Gemeinschaft haben mit Sünder. Es dringend nötig, dass Jesus sich als Opfer für unsere Sünden hingab am Kreuz. Nun sind wir von aller Sünde gereinigt durch die Taufe und dürfen in Gottes heiliger Gemeinschaft stehen. Lasst uns diese heilige Beziehung mit unserem Gott geniessen und dankbar sein! Denn ihm gebührt alle Ehre und Anbetung im Himmel und auf Erden!