Das Leben Jesu-11b: Prophezeiungen und Erfüllungen

Das Leben Jesu [1]

 

 EINLEITUNG

Als Paulus als Gefangener vor Agrippa stand, wusste er, dass er es mit einem König zu tun hatte der die Bibel ernst nahm. Die damalige Bibel bestand nur aus dem AT. 16 von 39 Büchern waren von Propheten geschrieben, in einer Zeit zwischen 760-460 vor Christus. Viele Gläubige forschten in den Schriften, wann die Zeit des kommenden Messias in Erfüllung gehen wird (1 Petr 1,10-12). Canon Liddon zählte 332 Prophezeiungen im AT über Jesus Christus. Alfred Edersheim listete 456 Stellen, die sich auf Jesus und sein Reich beziehen. Auch der König Agrippa befasste sich mit den Schriften.

Und so erklärte Paulus zu seiner Verteidigung: Apg 26,22-29. Eine dramatische Szene! Die Propheten sprechen klar und deutlich von Jesus. Auch wenn weniger als 2% aller Prophezeiungen messianisch sind. Die meisten Prophezeiungen betreffen die unmittelbare Zukunft von Israel und Juda. Für uns sind diese 2% heute meistens von grösserer Bedeutung, als der Rest eines prophetischen Buches. Unser Glaube lebt von der, menschlich gesehen, unmöglichen Tatsache, dass Propheten hunderte von Jahren, Jesus als Sohn Gottes voraus verkündigt haben. Deshalb möchten wir uns mit einigen prophetischen Aussagen näher befassen.

 

 I.   Sohn Davids: 2. Samuel 7,12-13

Diese Aussage gehört zu den bekanntesten. Sie stammt nicht aus einem Prophetenbuch, sondern aus dem Mund des Propheten Nathan. Nathan verheisst David ein ewiges Königtum durch seinen Nachkommen.

Prophezeiungen müssen oft in mehreren Dimensionen betrachtet werden. So betrifft diese Aussage einmal den direkten Nachfolger und das ist Salomo. Der König Salomo baute seine Königsherrschaft aus und errichtete einen gewaltigen Tempel (1 Kön 5,1). Sieben Jahre lang wurde an diesem Tempel gebaut und ca. 960 v. Chr. fertiggestellt (1 Kön 6,38). Doch die Prophezeiung und die Verheissung reichten weit über die Tage Salomos hinaus. Gottes Verheissung wurde zu einem Schwur: Psalm 89,35-36 (132,11). Gott, der Herr war entschlossen, seinen Schwur zu erfüllen (Ps 2,6). Der Heilige Geist erlaubte David ganz besondere Voraussagen zu machen über seinen Nachkommen: Psalm 110,1. David nennt hier seinen Nachfolger „Herr“. Das ist ziemlich ungewöhnlich für einen Vater, der sein Königtum und damit seine Autorität seinem Sohn weitergibt. David erkannte durch den Heiligen Geist, dass der Ort und Nachfolger seines Königtums nicht im irdischen Jerusalem sein wird, sondern im Himmel, zur Rechten Gottes. Noch ungewöhnlicher ist die Voraussage Davids im Psalm 110,4 (Sach 6,13): Weder David noch Salomo konnten Priester sein (Stamm Juda). David prophezeite offensichtlich von einem Gott, der zur Rechten Gottes sitzt und sein Herr war, ein Priester, der sein Königsthron aufrichtet für die Ewigkeit (Ps 45,6).

Zweihundert Jahre nach Davids Tod schaute der Prophet Hosea in die Zukunft. Er sagte, dass die Israeliten in den letzten Tagen zu Gott zurückkehren und ihren König David suchen werden (Hos 3,5). Es ist klar, dass nicht der tote König David gemeint sein konnte.

Im 8. Jahrhundert sprach ein anderer Prophet von einem Nachfolger auf dem Thron Davids: Jesaja 9,5-6. Zu diesem Zeitpunkt waren David und Salomo schon längst tot. Der Prophet Jesaja redet, als ob die Geburt dieses Kindes bereits stattgefunden hätte. Gott versprach, dass diesem Kind, oder dem Nachfolger Davids alle Autorität gegeben wird (Jes 16,5; 22,22).

Gott gebrauchte auch den Prophet Jeremia, 400 Jahre nach Davids Tod, um seine Verheissungen erneut zu beglaubigen und zu bestätigen (Jer 33,20-21). Als die Juden in Babylon waren, 5 Jahrhunderte nach Davids Tod, bestätigte Gott erneut seine Verheissung an David: Hesekiel 34,23-24 (37,24-25).

Fast 1000 Jahre, nachdem Gott dem David einen Nachfolger auf seinem Thron versprach, erfüllte sich endlich die Verheissung durch den Engel Gabriel: Lk 1,31-33. David und Salomo lagen längst im Grab. Da sprach der Engel zu einer erschrockenen Jungfrau namens Maria. Später versuchte Jesus den Juden zu erklären, dass David ihn selbst Herr nannte (Mt 22,41-46). Doch die Juden wollten nicht verstehen. Sie betrachteten Jesus bloss als einen physischen Sohn Davids und nicht als Gott des Universums. Doch Jesus tat, was keiner vor ihm und nach ihm tat, er stand aus seinem Grab auf (Apg 13,34). 50 Tage nach seiner Auferstehung, nahm Jesus Platz zur Rechten auf dem Thron Gottes. Damit erfüllten sich alle Prophezeiungen, die auf den ewigen König auf dem Thron Davids hinwiesen. Dies erklärt Petrus zu Pfingsten dem Volk in Jerusalem: Apg 2,29-31. Die Auferstehung Christi war in Gottes Plan so wichtig, dass er vorausschauend folgendes durch den Mund Davids sagen liess (Ps 2,7): „Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt.“ Diese Aussage bezieht sich nicht etwa auf die Geburt Christi, sondern auf seine Auferstehung! Der Tag der Auferstehung Jesu war der Tag, an dem Jesus Gottes Sohn wurde (Apg 13,33). Gleichzeitig kann gesagt werden, dass der Tag, am dem Jesus zum ewigen König gekrönt wurde, auch der Tag war, an dem er als Hoher Priester, nach der Weise Melchisedeks, eingesetzt wurde (Hebr 5,5).

Wenn wir zurückschauen, dann erkennen wir, dass viele Voraussagen in der Prophezeiung „Sohn Davids“ enthalten sind: Der Verheissene Sohn Gottes ist der Nachkomme Davids (2 Sam 7,12). Er wird als David bezeichnet (Hos 3,5). Er ist Davids Herr (Ps 110,1). Er wird als Hirt dargestellt (Ez 37,24-25). Er ist Priester (Ps 110,4). Er wird als der wunderbare Ratgeber, Heldengott, starker oder ewiger Vater und Friedefürst verehrt (Jes 9,5). Er ist Gott selbst (Ps 45,6). Ihm gehören Davids Thron (Ps 89,35-36), die Schlüssel Davids (Jes 22,22) und die treuen Gnadenerweise Davids (Jes 55,3).

 

 II.   Geburtsort Bethlehem: Micha 5,1-2

Im 8. Jahrhundert v. Chr. geht das Wort des Herrn an den Propheten Micha von Moreschet westlich von Chebron in Juda. Unter anderen Voraussagen deutet der Prophet auf ein unbedeutendes Dörfchen hin, das weltberühmt werden soll: Bethlehem-Efrata.

Mehr als 700 Jahre vergingen und Josef und Maria machten sich auf den Weg von Nazaret nach Bethlehem. Maria war hoch schwanger, aber noch Jungfrau. In Bethlehem angekommen, gebar sie den zukünftigen Fürsten Israels (Mt 2,6).

König Herodes wurde alarmiert durch die Sterndeuter. Sie erkundigten sich bei ihm nach dem Geburtsort des verheissenen Königs der Juden. Die Hohenpriester und Schriftgelehrten wussten anhand der Schriften ganz genau, wo ihr zukünftiger König geboren werden sollte (Joh 7,42). Als Herodes sie fragte, antworteten sie ihm: Matthäus 2,5-6.

Ein wichtiges Beweisstück, dass Jesus Gottes Sohn ist, liegt in der Tatsache begründet, dass er in Bethlehem geboren wurde, wie es geschrieben steht!

 

 III. Gerufen aus Ägypten: Hosea 11,1

Das Volk Israel, das zurzeit Mose etwa drei Millionen Menschen zählte, wurde in Gottes Augen als Sohn betrachtet, den er sehr liebte und aus Ägypten rief (Ex 4,22). 750 Jahre v. Chr. inspirierte Gott den Propheten Hosea. Er prophezeite über Gottes Sohn zurückerinnernd und vorausschauend.

In beiden Fällen rief Gott seinen Sohn aus Ägypten, um nach Palästina zu reisen: Zurückschauend war es damals das Volk Israel, das beim Auszug aus Ägypten vor dem Pharao flüchtete. Vorausschauend waren es Josef und Maria mit Jesus, die sich in Ägypten versteckt hielten, bis der Herrscher Herodes in Judäa gestorben war. So rief der Herr seinen Sohn abermals aus Ägypten, damit die Schrift erfüllt würde: „Aus Ägypten rief ich meinen Sohn“ (Mt 5,15).

Hosea liefert damit ein weiteres wichtiges Beweisstück, das die Gottheit Jesu untermauert!

 

 IV. Verrat um 30 Silberlinge: Sacharja 11,12

500 Jahre später findet das prophetische Wort von Sacharja seine Erfüllung durch den Verräter Judas Iskariot: Matthäus 26,14-15. Selbst diese skrupellose Tat zählt heute als wichtiges Beweisstück, um Gottes Heilsplan durch seinen Sohn, Jesus Christus, zu bestätigen!

 

 V.  Von Gott verlassen: Psalm 22,2

Als David auf der Flucht war vor Saul und gezwungen war in Höhlen zu übernachten, da war es ihm manchmal angst und bang (1 Sam 24). Es schien ihm manchmal, als ob Gott ihn verlassen habe. Es ist menschlich, wenn David in Zeiten grosser Not zum Herrn schrie. Doch Gott hatte ihn nicht verlassen, wie er auch uns niemals verlässt: Hebräer 13,5b-6.

Tausend Jahre später rief der Sohn Davids vom Kreuz (Mt 27,46b): „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Jesus war genauso verfolgt von seinen Feinden wie David seinerzeit. Im Gegensatz zu David, dem es nur so vorkam, als habe ihn Gott verlassen, wurde Jesus vom Vater für die Zeit, als er am Kreuz hing, verlassen. Denn nur so konnte Jesus unsere Sünden auf sich nehmen (2 Kor 5,21). Er musste für uns zum Fluch werden (Dtn 21,33; Gal 3,13b).

 

 VI. Totenreich: Psalm 16,10

In diesem Fall hat David nichts von sich geschrieben. Er wusste, dass er einmal zu seinen Vätern ins Grab gelegt würde (Apg 13,36). Dieser Vers scheint eine hundertprozentige Prophezeiung auf Jesus zu sein. David war vom Heiligen Geist Gottes inspiriert, als er diese Psalm Lieder schrieb (2 Sam 23,2).

Weil David auch ein Prophet war (Apg 2,30), sprach er in prophetischer Weise von der Auferstehung Jesu Christi (Apg 2,31-32). Deshalb sagt auch der Heilige Geist: „Euch werde ich erfüllen die Verheissungen Davids, auf die ist Verlass“ (Apg 13,35). Jesus Christus hat die Verwesung nicht gesehen, sondern wurde von Gott auferweckt und in den Himmel entrückt (Apg 13,37).

 

 Schlussfolgerungen

Obschon David und Salomo längst gestorben waren, sprechen die Propheten immer wieder von ihnen und ihrer Herrschaft. Warum? Weil sie auf den ewigen König und Herrscher, Jesus Christus, hinweisen! Mit ihren Vorhersagen offenbaren sie uns Gottes Plan. Gleichzeitig bestätigen sie auch, dass der, der diese uralten Prophezeiungen einmal erfüllen wird, tatsächlich Gottes Sohn ist.

Viele Menschen wollen Geschichte schreiben in Politik und Wirtschaft usw. Um wirkliche Geschichte zu schreiben mit ewigem Bestand, müssen wir uns in Gottes Plan einfügen lassen. Wir schreiben eine ewige Geschichte, wenn wir lieben, dienen, Menschen das Evangelium verkündigen usw.

Und so haben wir durch all diese Prophezeiungen viele wertvolle Hinweise, die uns im Glauben stärken und aufbauen, weil wir gewiss sein dürfen, dass auf Gottes Wort Verlass ist, wie Jesus uns bestätigt (Mt 24,35): „Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen.“