Heiliger Geist-15: Die Geistesgaben in der Korinthergemeinde

Wie wirkt der Heilige Geist?

 


 Die Gnadengaben in der Korinthergemeinde (1. Korinther 12-14)

Die neun Geistesgaben: 1. Korinther 12,8-10.

Weisheitsrede: Weisheit ist die Fähigkeit das Richtige zur rechten Zeit zu sagen (wie Mt 10,19).

Erkenntnisrede: Die Erkenntnis ist das nötige Hintergrundwissen, um von etwas zu reden und sich an wichtige Dinge zu erinnern (wie Joh 14,26).

Glaube (bergeversetzend): Hier ist von einem übernatürlichen Glauben die Rede, wie Paulus in 1. Korinther 13,2 beschreibt.

Heilungen: Es ist die Macht, Menschen von Krankheiten zu heilen (wie Mk 16,18; Jak 5,14-15).

Machttaten (Wunderkraft): Diese Gabe geht über Heilungen hinaus, indem sie zur Bekräftigung des Evangeliums grosse Zeichen und Wunder tut (Röm 15,19; Hebr 2,4).

Rede aus Eingebung (Weissagung, Prophetie): Dies ist eine prophetische Gabe, Dinge vorauszusagen und unter direkter Inspiration Gottes Wille zu verkündigen (wie Joh 16,13; 2Petr 1,20-21).

Unterscheidung der Geister: Es ist die Gabe, wahre und falsche Propheten zu erkennen (1Joh 4,1).

Arten von Zungenreden (= Sprachen): Es ist die Fähigkeit in anderen Sprachen zu reden, die man selbst nie gelernt hat (Apg 2,4-11).

Auslegung der Zungenreden: Es ist die Fähigkeit, Sprachenreden zu verstehen, ohne sie gelernt zu haben und denen zu übersetzen, welche sie nicht verstanden haben (1Kor 14,5).

Der Leib Christi hat viele Glieder: 1. Korinther 12,28-30.
Gott hat in der Gemeinde Apostel, Propheten, Lehrer, Wunderkräfte, Heilungen, Hilfeleistungen, Leitungen und Zungenreden bestimmt. Paulus spricht hier von den verschiedenen Vertretern dieser neun oben erwähnten Geistesgaben. Die verschiedenen Zuteilungen oder Masse des heiligen Geistes kamen alle von derselben Quelle, dem dreieinigen Gott (1Kor 12,4-6).

Wozu waren diese Gnadengaben den Korinthern gegeben? – 1. Korinther 12,7.
Alle diese verschiedenen Gaben waren damals der Gemeinde nützlich. Da es damals noch keine Bibel gab, wurde den Menschen Gottes Wort vorerst durch diese Geistesgaben mündlich überliefert. Durch die wunderwirkenden Gaben wurde das gepredigte Wort Gottes beglaubigt.

Wie empfingen die Korinther diese vielfältigen Gnadengaben?
Wie wir in vorangegangenen Lektionen bereits festgestellt haben, wurden besondere Geistesgaben nur durch die Handauflegung der Apostel vermittelt:

- Die sieben auserwählten Männer (in Apg 6,6).

- Einige auserwählte Gläubige in Samarien (in Apg 8,17-19).

- Die zwölf Johannesjünger (in Apg 19,6-7).

- Der Evangelist Timotheus (in 2Tim 1,6).

Folglich mussten den Korinthern diese Gaben auch durch Handauflegung verliehen worden sein (1Kor 1,4-8).

Wie wurden diese Geistes- oder Gnadengaben ausgeübt?
Paulus schrieb die Kapitel 12,13 und 14, um die falsche Handhabung der Geistesgaben in der Korinthergemeinde zu korrigieren. Offenbar wurden die Geistesgaben von vielen Gliedern falsch verstanden und missbraucht. Während man die einen Gaben vernachlässigte, wurde das Zungenreden überbetont. Wie die einzelnen Gnadengaben in der Gemeinde zu Korinth praktisch angewandt wurden, darüber gibt es keine konkreten Anleitungen in der Schrift. Obschon die Korinther verschiedene Geistesgaben besassen, war der geistliche Zustand der Gemeinde äusserst bedenklich und ungeistlich:

- Es gab Streitigkeiten und Parteisucht: 1. Korinther 10,11.

- Einen Unzuchtsfall, Gerichtshändel, Umgang mit Dirnen: 1. Korinther 5,1.9; 6,5.15.

- Betrunkenheit und Hunger beim Herrnmahl: 1. Korinther 11,17.

- Zweifel an der Auferstehung: 1. Korinther 15,12.

- Missbrauch der Geistesgaben: 1. Korinther 14,33.

Paulus ermahnt die Korinther nach den grösseren Gnadengaben zu eifern (12,31).

Was ist mit den grösseren Gnadengaben gemeint? – 1Kor 13,1-13.
Die grösste Gnadengabe ist die Liebe! Dieses Kapitel darf vom vorangehenden und vom folgenden Kapitel nicht getrennt werden. Paulus argumentiert hier weiter über den Missbrauch der Geistesgaben in Korinth. Kapitel 13 kann in folgende drei Abschnitte eingeteilt werden:

- Die Notwendigkeit der Liebe (V. 1-3).

- Die Eigenschaften der Liebe (V. 4-7).

- Die Beständigkeit der Liebe (V. 8-13).

Werden die übernatürlichen Geistesgaben von damals weiter bestehen?
Nein, sie sollen alle abgetan werden (V. 8)! Paulus erwähnt im ersten Abschnitt nicht alle Gaben noch einmal, sondern nur die meist respektierten. Die übernatürlichen Geistesgaben von damals werden alle ersetzt durch die Liebe (V. 9)! Alles wird in Zukunft an der Liebe zu Gott und seinem Wort beurteilt: 1. Johannes 2,24-27.

- Denn Gottes Gebote sind nicht schwer: 1. Johannes 5,1-5.

- Wer in der Liebe Christi bleibt, hält sich an die Gebote: Joh 15,9-13.

- Durch die Liebe wird heute das Wort Gottes bezeugt: Joh 13,34-35.

Weil die übernatürlichen Gaben in Grosstuerei ausarteten, verglich Paulus diese Phase der Gemeinde mit einem unmündigen Kind und stellte die göttliche Liebe als vollkommene Mannesreife dar (V. 10-12). Einen ähnlichen Vergleich legt Paulus den Ephesern vor: Eph 4,11-16. Der Zweck der Gaben war die Einheit des Glaubens (Eph 4,4-6). Um geistig erwachsen zu sein, galt es für die Glieder damals, an der Wahrheit in Liebe festzuhalten (Joh 3,36). Es gab also keinen Grund mit Geistesgaben zu Prahlen. Paulus erklärte, dass diese Gaben bald verschwinden werden, weil sie nur in der bestimmten Anfangsphase der Gemeinde nützlich waren. Vielmehr bleibt nun Glaube, Hoffnung und die Liebe als grösste Geistesgabe.

Prophetisches Reden soll über der Sprachenrede stehen (1Kor 14,1-25)!

Verse 1-3:
Unter den 9 erwähnten Gnadengaben, gab es in der Korinthergemeinde die Rede aus Eingebung (Prophetie) und das Zungenreden (= Sprachenrede). Bei der Rede aus Eingebung (Prophetie) handelte es sich um eine Belehrung in derselben Sprache, die alle Anwesenden verstehen konnten. Anders hingegen war es bei der Zungenrede (Sprachenrede), da konnte oft derjenige der sie ausübte, sich selbst nicht verstehen, ausser er besass auch die Gabe der Auslegung der Zungenrede. Diese zwei Geistesgaben galten bei den Korinthern als etwas Besonderes. Die Zungenrede war für die Gemeinde jedoch die eindrucksvollste Art, um allen zu demonstrieren, vom heiligen Geist erfüllt zu reden. Doch die Zungenrede nützte der Gemeinde oft am wenigsten, weil sie ein Übersetzer brauchte, der aber nicht immer anwesend war, so dass niemand die Botschaft verstehen konnte (14,27-28). Deshalb schlägt Paulus vor, dass man mehr die Gabe der Eingebung (Prophetie) einsetzen sollte, damit alle Anwesenden etwas verstehen und erbaut, ermahnt und getröstet werden können. Noch viel mehr ermahnt Paulus aber die Korinther nach der göttlichen Liebe zu trachten, denn sie ist grösser als alle 9 Geistesgaben zusammen.

Verse 4-9:
Warum gab es überhaupt die Gabe der Zungen- oder Sprachenrede? Weil es damals viele verschiedene Sprachen gab wie heute. Das Evangelium musste allen Menschen auf der ganzen Welt gepredigt werden. Weil das NT noch nicht niedergeschrieben- noch viel weniger in allen Sprachen der Welt übersetzt vorhanden war, brauchte es diese übernatürliche Geistesgabe. Paulus wünscht, dass alle die verschiedenen Sprachen verstehen und reden können, noch mehr aber, dass alle von Gott direkt gelehrt sein würden und die Gabe der Prophetie ausüben können (V. 5). Paulus selbst konnte offenbar in Zungen reden (V. 6.18). Bei weitem hatten nicht alle Glieder diese Gabe(n)! Statt die Geistesgaben zur Belehrung und zum Nutzen der Gemeinde einzusetzen, wurden sie missbraucht, indem sie sich gegenseitig konkurrenzierten und sich über andere stellten (Bsp. Tischbombe).

Paulus gebraucht das Beispiel (einer Flöte und Leier, V. 7) einer Trompete in Vers 8: Die Trompete wurde Jahrhunderte lang im Krieg eingesetzt. Verschiedene Töne enthielten ganz bestimmte Befehle, so dass alle Soldaten auf dem riesigen Gelände sie hören konnten. Angenommen die Trompete würde einen undeutlichen Ton von sich geben, wie wüssten dann die Soldaten, ob sie angreifen oder sich vom Feind zurückziehen sollten? Genauso verhält es sich mit der Zungenrede in der Gemeinde. Wenn keiner da ist, der auslegt, wie können dann die Zuhörer wissen, was Gott ihnen für eine Botschaft mitteilen will (V. 9)?

Verse 10-33:
Um die ganze Thematik deutlicher zu machen, wiederholt sich Paulus in den folgenden Versen mehrmals. Die Geistesgaben waren nicht dazu da, um sich vor anderen aufzuspielen, im Gegenteil! Sie gehörten zur Kindesphase der Gemeinde von damals (V. 20). Sie hatten nur einen Nutzen im Anfangsstadium, nämlich der damaligen Gemeinde und ihren Gästen zur Belehrung und zur Auferbauung zu dienen. Paulus legt grossen Wert auf die Belehrung der Gläubigen und Gäste und nicht auf ein äusserliches Spektakel, das nur falsche Emotionen wecken kann. Der ganze Ablauf in der Anbetung soll in einer bestimmten Ordnung geschehen, ohne dass man sich gegenseitig ins Wort fällt, damit jeder Anwesende auferbaut wird. Gottes Ordnungen sollen Frieden schaffen (V. 33)!

 

 Sind wir heute im Nachteil im Vergleich zur Urgemeinde?

Wenn man den ganzen Missbrauch mit den damaligen Geistesgaben betrachtet, so sind wir heute keinesfalls im Nachteil! Leider neigten die Menschen schon damals dazu, einander herauszufordern wer der Grösste war. Sie beneideten einander: 1Thess 5,12-22 (Gal 5,26). Es kann auf diesem Gebiet keinen Missbrauch mehr geben, weil wir diese Gaben nicht mehr besitzen. Sie werden nicht mehr gebraucht: Epheser 4,11-16. Sie haben alle aufgehört: 1. Korinther 13,8-13.

Da es viele Irrlehrer gab, die auch machtvolle Zeichen und Wunder tun konnten, war es damals viel schwieriger die Echten von den Falschen zu unterscheiden! Es gab Zauberer und falsche Propheten:

- Der Zauberer Simon (Apg 8,9-11).

- Barjesus oder Elymas genannt (Apg 13,6).

- Jesus warnt vor falschen Propheten: Mt 7,15-23; Mk 13,22-23.

- Paulus warnt vor falschen Lehrern (2Kor 11,4-15; Gal 1,6-10).

- Die übrigen Apostel und Schreiber warnen vor Irrlehrern (2Petr 2,1-22; 2Joh 7-11; Jud 3-19).

- Denn damals wurde auch Gottes Wort durch machtvolle Taten bezeugt (Hebr 2,4).

Es ist heute viel einfacher zu unterscheiden, was von Gott und was vom Teufel stammt! Wir können anhand der schriftlichen Überlieferungen alles prüfen (2Thess 2,15). Wer sich nicht an das apostolische Wort hält, hat den Geist nicht (1Joh 4,6; Offb 22,18-19). Es ist offenbar, wer die Liebe zur Wahrheit hat und wer nicht (2Thess 2,1-11).

Wir brauchen keine weiteren übernatürlichen Beglaubigungen, da wir heute mehr wissen, als die Apostel und Propheten, ja sogar mehr als die Engel: 1Petr 1,10-12; Epheser 3,3.

 

 Zusammenfassung

Sollen wir Christen nach den übernatürlichen Geistesgaben trachten?
Nein! Am Beispiel Judas Ischariot sehen wir, dass es uns nichts nützt, die grössten Zeichen und Wunder tun zu können, wenn uns Letzten Endes die Liebe zu Christus fehlt (1Kor 13,1-3)! Wir sollen vielmehr nach der göttlichen Liebe trachten, denn das ist die grösste Gnadengabe!

Wenn es heute noch diese übernatürlichen Gaben gäbe, dann müssten es alle 9 sein! Dann müsste die Gemeinde durch die Rede aus Eingebung (Prophetie) neue Offenbarungen erhalten, wie damals. Dies kann nicht der Fall sein, da der Glaube uns ein für allemal überliefert wurde (Jud 3) und keine weiteren Inspirationen für unser Heil nötig sind (2Tim 3,16-17). Die Apostel wurden in die ganze Wahrheit geleitet (Joh 16,13; Apg 20,20.27). Keiner anderen Generation hat der Geist das Geheimnis Christi offenbart (Eph 3,3).

Wir befinden uns gegenüber der Urgemeinde keinesfalls im Nachteil, im Gegenteil: „Denn im Glauben wandeln wir, nicht im Schauen“ (2Kor 5,7)!