Geistesfrucht-01: Liebe

Frucht des Geistes

 

 Einleitung

Der allmächtige Gott schenkt uns Gläubigen seinen Heiligen Geist. Dieser Heilige Geist wird uns deshalb von Gott geschenkt, weil er in uns eine geistliche Frucht hervorbringen will. Im Galater 5 wird sie Frucht des Geistes bezeichnet und weist neun Eigenschaften auf:

1. Liebe

2. Freude

3. Friede

4. Geduld (Langmut)

5. Güte (Freundlichkeit)

6. Rechtschaffenheit (Gütigkeit)

7. Treue

8. Sanftmut

9. Selbstbeherrschung (Enthaltsamkeit)

Diese geistliche Frucht macht uns Gläubige Christus ähnlicher. Es ist interessant, dass Paulus diese Frucht in der Einzahl benutzt und nicht in der Mehrzahl. Denn alle diese Eigenschaften bilden eine Einheit, d. h. eine einzige Geistesfrucht (wie z. B. ein Traubenbund) und nicht viele verschiedene Früchte.

Die Liebe wird nicht ohne Grund zuerst genannt. Sie hält alle andern neun Eigenschaften zusammen. Sie ist die göttliche Tugend.

 

 I.   Gottes Liebe

Im ersten Johannes 4,8 wird gesagt: „Gott ist Liebe.“ Der beste Begriff, um Gottes Charakter mit einem Wort zu beschreiben, ist „Liebe“. Wenn wir manchmal einen Menschen beschreiben, dann kommen uns Worte in den Sinn wie aggressiv, scheu, gescheit, unangenehm, egoistisch usw. Doch für Gott gibt es keine treffendere Beschreibung als: Liebe.

Gott will, dass wir Menschen an seiner Liebe teilnehmen: Deuteronomium 6,4-5. Wie das Vaterunser in der sogenannten Christenheit, so ist das Shema die Grundlage des jüdischen Glaubensbekenntnisses. Shema heisst „Höre“ und ist das erste Wort in der Ansprache an Israel. Mit diesem Satz werden noch heute die jüdischen Gottesdienste eröffnet. Dieser Satz wird von jüdischen Kindern als erster auswendig gelernt. Das ganze Shema besteht aus insgesamt drei Bibelstellen im AT (Dtn 6,4-9; Num 15,37,41; Dtn 11,13-21).

Das grösste Problem für die jüdischen Gelehrten war die Frage: Wie sollen die insgesamt 613 Gebote im Gesetz Mose der Reihe nach in ihrer Wichtigkeit aufgelistet werden? Deshalb gehen sie zu Jesus, der ihnen die zwei wichtigsten Gebote zusammenfasst: Matthäus 22,37-40. Diese beiden Gebote beinhalten die zehn Gebote, das ganze mosaische Gesetz und alles, was die Propheten gelehrt haben. Das erste Gebot stammt aus der Stelle, die wir im Deuteronomium 6 gelesen haben. Das zweite Gebot zitierte Jesus aus Leviticus 19,18. Diese beiden Gebote zählen bei Gott mehr als alle Brandopfer (Mk 12,33). Beide Gebote beziehen auch den gesamten Neuen Bund mit ein.

Wer an Gott glaubt, der will IHN nicht bloss intellektuell erfassen, sondern der will Gott erfahren und mit IHM leben. Um mit Gott leben zu können ist ein wichtiger Schlüssel erforderlich. Dieser Schlüssel ist die Liebe. Gott ist Liebe und wer Gott erfahren will, der muss sich um den Geist der Liebe kümmern. Diese Liebe bestimmt –
in erster Linie unsere Beziehung zu Gott und in zweiter Linie unsere Beziehung zu unseren Mitmenschen.

Die Liebe spielt eine zentrale Rolle im christlichen Leben. Ohne Liebe geht gar nichts. Ohne Liebe nützen die grössten Heldentaten nichts (1Kor 13,1-3).

Paulus bestätigt, dass es drei grosse Dinge gibt: Glaube, Hoffnung, Liebe. Unter diesen drei ist die Liebe die Grösste. Glaube und Hoffnung werden bei der Wiederkunft Christi vergehen. Die Liebe aber bleibt in alle Ewigkeit. Deshalb ermahnt Paulus (1Kor 14,1): „Bleibt auf dem Weg der Liebe!“

In der heutigen Christenheit herrscht die Meinung, dass es genüge, wenn man niemandem Unrecht tue und einigermassen ein anständiges Leben führe. Doch mit solch einer Haltung können keine Beziehungen aufrechterhalten werden. Damit erfüllen wir Gottes Gebote bei weitem nicht! Die Liebe, die Gott uns Menschen schenkt geht viel weiter (Joh 3,16), wie wir noch sehen werden. Auch die Liebe, zu der Jesus seine Nachfolger aufruft, hat ganz andere Dimensionen (Joh 15,12-17).

 

 II.   Menschliche Liebe

Das Grundbedürfnis eines jeden Menschen ist das Bedürfnis nach Liebe. Gott, unser Schöpfer hat es in unsere Seelen gelegt. Deshalb pflegen wir Beziehungen und Freundschaften. Deshalb heiraten wir und wünschen uns Kinder usw.

Die Beziehungen zu andern Menschen suchen wir, weil wir alle auf der Suche sind nach Liebe. Doch diese Liebe, die wir zu andern pflegen beruht auf Gegenseitigkeit. Wenn ich Liebe empfange, gebe ich Liebe zurück. Doch Jesus fragt: „Was ist denn das für eine Liebe?“ Er versucht uns zu erklären (Mt 5,46-47): „Wenn ihr die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr da [beim Herrn] erwarten? Und wenn ihr nur eure Brüder grüsst, was tut ihr da Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden [Gottlosen]?“ „Gott jedoch zeigt seine Liebe zu uns gerade dadurch, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren“, das heisst, als wir noch seine Feinde waren (Röm 5,8.10a), das ist eine ganz andere Dimension von Liebe, als die, die wir Menschen pflegen!

Unsere menschliche Liebe ist sehr beschränkt im Gegensatz zur göttlichen Liebe. Wenn wir Menschen einander lieben, dann erwarten wir voneinander Liebe zurück. Nach dem Motto: „Ich lieb dich nur, wenn du mich liebst.“ Jeder liebt sich selbst am meisten und ist bereit ein bisschen Liebe zurück zu geben, wenn er/sie geliebt wird.

Was für eine armselige Liebesfähigkeit! Wenn zwei Verliebte einander das „Jawort“ geben, dann deshalb, weil jeder vom andern die grosse Erfüllung erwartet. Wird ihre Vorstellung von Liebe nicht erfüllt, dann ist der nächste Schritt die Scheidung. Ihre Liebe fordert so viel vom andern, aber gibt oft nur so wenig von sich.

Deshalb lehrt Gott alle seine Geschöpfe: „Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst.“ Bsp. Vielleicht kann ich ein bisschen Mitgefühl entwickeln für meinen Freund, der von der Polizei geblitzt wurde, weil er zu schnell gefahren ist. Jemand aber so zu lieben wie mich selbst, das ist doch für unseren menschlichen Verstand verantwortungslos und völlig daneben. Das würde ja bedeuten, dass ich mich zurückstellen müsste, weil mir nämlich die Kraft fehlt, mich und meinen Nächsten gleichzeitig zu lieben. In unserer selbstverliebten und ichbezogenen Welt dreht sich doch alles nur um uns, so dass wir gar keine Energie mehr haben für andere.

Mal ganz ehrlich: Was hören wir im Gebot der Nächstenliebe? Hören wir folgendes: „Du sollst deinen Nächsten auch ein bisschen lieben, nicht nur dich selbst“? Ist es das, was wir hören? Das ist aber weit weg von dem, was Gott uns Menschen gebietet! Die meisten Menschen haben keine Ahnung was Liebe wirklich ist, weil sie Gottes Liebe noch nicht kennenlernen durften!

Obschon es viele gibt, die zwar den Glauben an Gott kennengelernt haben, so straucheln sie immer wieder über ihr eigenes beschränktes, menschliches Liebesvermögen, indem sie auch von Gott alles Mögliche und Unmögliche erwarten. Bleiben ihre Erwartungen unerfüllt, oder müssen sie sogar unverständlicher Weise leiden, so kehren sie Gott und den Menschen enttäuscht den Rücken zu. Weil sie nur die unterste Stufe der Liebe kennen, nämlich die Nimm- und Gib-Liebe, brechen ihre Beziehungen immer wieder entzwei. Viele haben für das ständige Scheitern ihrer Beziehungen auch keine vernünftige Erklärung. Doch Gott gibt uns die Erklärung durch Jesus Christus!

 

 III. Agape Liebe

Jesus Christus ist das perfekte Beispiel für wahre Liebe! Er kam vom Himmel auf diese Erde, um „unbekannte“ und noch ungeborene Menschen zu lieben, die seine göttliche Liebe so dringend brauchen. Er hat keine Sünde getan und demzufolge auch keine Strafe verdient. Trotzdem hat er sich als Opfer am Kreuz hingegeben, um uns damit vor der ewigen Todesstrafe, die wir verdient haben, zu bewahren. Dabei hatte er keinen Nutzen, sondern hat sein Leben sogar für seine Feinde geopfert, damit sie alle leben! Was ist das doch bloss für eine unvorstellbar und überwältigende Liebe, die uns Gott durch seinen Sohn vorgelebt hat!

Gott fragt nicht danach, wie sehr du im Stande bist, seine Liebe zu erwidern! Er schenkt dir seine Liebe, unabhängig davon, ob du ihn liebst oder nicht. Er gibt sein Leben hin, unabhängig davon, ob du dich einmal zu ihm bekehren wirst oder nicht. Gott fragt nicht nach seinem Nutzen, wenn er liebt! Es ist auch nicht so, dass Gott nur eine beschränkte Anzahl Liebespackete besitzt, die er zu verschenken hat. Gott hat keine Liebe, sondern Gott ist Liebe! Gott kann gar nicht anders als lieben! Trotzdem werden Menschen auch durch seine Liebe verurteilt. Denn irgendwann wird diese Liebe Gottes untauglich und unglaubwürdig, wenn sie sich endlos hingibt und aufopfert.

Die Liebe Gottes wird in der Bibel Agape-Liebe genannt! (1Kor 13). Agape Liebe ist nicht bloss ein menschliches Gefühl, sondern eine Entscheidung. Agape Liebe ist nicht abhängig von den äusseren Umständen wie Schönheit, Liebenswürdigkeit, Güte, gute Stimmung usw. Agape Liebe macht keine Vorbehalte gegenüber ihrem Empfänger. Agape Liebe dient nicht sich selbst. Das ist die Erklärung für uns Menschen, weshalb alle unsere Beziehungen zum Scheitern verurteilt sind. Wir lieben nur dann, wenn wir geliebt werden! Gottes Liebe fängt dort an, wo unsere menschlich beschränkte Liebe aufhört, indem sie sagt: „Ich liebe dich, auch wenn du mich nicht liebst!“

Gott will, dass wir Menschen seine Liebe kennenlernen und in allen unseren Beziehungen anwenden. Besonders wir Gläubigen werden dazu aufgerufen! Deshalb lehrt Jesus (Joh 13,34-35): „Ein neues Gebot gebe ich euch: dass ihr einander liebt. Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: Wenn ihr bei euch der Liebe Raum gebt.“

Der Apostel Johannes ruft uns Gläubigen auf: 1. Johannes 4,7-8. Woran erkennen wir, ob wir wiedergeboren sind - aus Gott gezeugt? Das Zeichen ist unsere Liebeswilligkeit! Gott schenkt uns bei der Bekehrung seinen Geist der Liebe, der uns fähig macht andere zu lieben. Diese empfangene Agape-Liebe ist keine übernatürliche Gabe, die uns in den Schoss fällt! Diese Agape-Liebe ist eine Entscheidung! Diese Agape-Liebe ist harte Arbeit! Sie ist entschlossen und willig zu lieben, wie Gott uns Menschen liebt. Sie liebt, ohne etwas zurück zu erwarten. Das ist es, was der Geist Gottes in uns neues bewirkt. Er bewirkt, dass wir uns freiwillig entscheiden, diese Liebe zu leben, egal ob sie uns den fleischlichen Tod kostet. „Wir wissen, dass wir aus dem Tod ins Leben hinübergeschritten sind, denn wir lieben einander“ (1Joh 3,14). Wer mit der göttlichen Liebe liebt, der gibt sein Leben hin für seinen Bruder oder für seine Schwester, wie Jesus das getan hat für uns.

Für Gezeugte aus Gott ist die Liebe keine Option, sondern eine Verpflichtung: 1. Johannes 3,16; 4,11. Die Frage ist bloss: Woher nehmen wir denn die Kraft und Energie für diese Agape-Liebe? Wir nehmen sie aus dem Geist Gottes, der in uns wohnt! Weil Gott uns bedingungslos und uneingeschränkt liebt, werden wir im Glauben mit seiner Liebe erfüllt. Ohne den Geist Gottes und Seine Kraft ist das alles nicht möglich! Bevor wir Gottes Geist nicht empfangen haben, können wir in der Agape-Liebe auch nicht verpflichtet werden. Deshalb ist die Liebe eine Frucht des Geistes!

Wer diese Liebe entdeckt hat, weiss aus Erfahrung, dass wenn sie trainiert und gelebt wird, sich wie Muskeln weiter entwickelt und immer grösser wird. Agape-Liebe vermehrt sich dort wo sie gepflegt und ausgeübt wird. Agape-Liebe macht in erster Linie uns selbst glücklich. Deshalb lautet das Prinzip Christi (Apg 20,35): „Geben macht glücklicher als Nehmen.“

 

 Schlussfolgerungen

Darum, „dient einander durch die Liebe!“ (Gal 5,13). „Wer seinen Bruder [oder seine Schwester] liebt, bleibt im Licht“ (1Joh 2,10). „Wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollendet“ (1Joh 4,12). „Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm“ (1Joh 4,16).

Die Agape-Liebe ist der Schlüssel zu allen unseren Beziehungen. Ob unsere Ehen bestehen, hängt davon ab, wie sehr wir diese Geistesfrucht in uns wachsen lassen. Ob wir in der Gemeinde der Gläubigen bestehen, hängt davon ab, wie sehr wir den Geist Gottes an uns arbeiten lassen und bereit sind Seine Liebe nicht nur intellektuell zu erfassen, sondern auch in unserem Leben anzuwenden. Darum lasst diese Liebe in unseren Herzen wachsen, um Gott zu verherrlichen mit unserem Leben und allen Menschen ein Segen zu sein!